L'autentica Sardegna - Tour durch das eher unbekannte Sardinien

Reisezeit: August - Oktober 2017  |  von Uschi Agboka

Teil 2 - Streckenverlauf - 7.-15.09.2017: Freitag, 08.09.2017 - 9. Tag

Freitag, 08.09.2017 9. Tag

Freitag, 08.09.2017 9. Tag
Sorgono – B & B Vesta affittacamere
Tonara / Desulo / Fonni / Gennargentu-Massiv / Lago Govossai / Pratobello / Foresta di Montes (Monte Novo San Giovanni) / Orgosolo / Supramonte / Santuario San Cosimo e Damiano / Mamoiada / Barbagia Ollolai / Lodine (Murales) / Lago di Gusana / Ovodda / Tiana / Sorgona
6 Std. 86 Meilen = 139 km

Auch heute wieder ein super Frühstück: Schinken div. Sorten, Käse, Mortadella, Brot, Butter, Cappuccino und div. Säfte.

Gegen 9.5 Uhr starten wir. Route: Tonara, Desulo, Fonni - unterwegs über den Passo Arco de Tascusi, 1.245 m. Überall gibt es interessante Dinge zu sehen.

In Tonara entdecken wir schöne Murales im Vorbeifahren. Der Ort auf 960 m Höhe schaut aus wie an den Berg geklebt. Tonara, 2.600 Einwohner, von dicken Kastanien-, Mandel-, Haselnuss- und Eichenwäldern umgeben, ist berühmt für seinen Torrone, den leckeren „türkischen“ Honig Sardiniens, der angenehm weich ist.

Drei Handwerksbetriebe fertigen „is sonaggiargios“, den „Klang Sardiniens“ = Glöckchen, mit denen fast alle Ziegen, Schafe und Rinder der Insel ausgestattet sind. Es gibt sie in allen Größen, so dass ich mir auch eines als Souvenir mit nach Hause nehmen kann. Und weiter geht es durch die fast unberührte Bergwelt.

Vor Desulo halten wir an einem schönen kleinen Park mit einer Frauenskluptur in Tracht, einem Brunnen und schattigen Picknickplätzen. Wir haben von hier einen atemberaubenden Blick über die Berge der Barbagia.

Desulo selbst (ca. 3.000 Einwohner) ist ein abgeschiedener Hirten-Ort, auf 888 m Höhe, der wie ein Schwalbennest an den Steilhängen eines bewaldeten, tiefen Tals hängt. Hier werden die alten Traditionen, u. a. die Teppichweberei, noch sehr gepflegt. Auch im normalen Alltag sind Frauen in ihren wunderschönen Trachten in den Gassen zu sehen.

Auf der Weiterfahrt begegnen wir zunächst einigen Rindern auf der Straße und dann für mich das Highlight des Tages, frei lebende Schweine, u. a. eine Mutter mit ihren Jungen. Rolf fährt ganz langsam, so dass ich einige Bilder machen kann.

Wieder kommen wir zu einem schattigen Platz mit einem Brunnen, der herrlich frisches Bergquellwasser spendet. Natürlich halten wir und Rolf füllt seine Wasserflasche, die wir immer am Motorrad dabei haben.

Gegen 11 Uhr erreichen wir Fonni, ca. 3.900 Einwohner.

In Fonni machen wir kurze Trinkpause, an der Piazza Italia in der Bar Centrale, ein Wasser, ein Wein 1,80 Euro. Hier sitzen viele ältere Männer, die die Probleme der Welt erörtern und unser Motorrad bewundern. Es gibt einige schöne Murales, die wir fotografieren. Interessant ist ein Mülleimer, der vier verschiedene Müllarten aufnehmen kann. Erst sah es so aus, als würde alles durcheinander hinein fallen, dann haben wir entdeckt, dass es eine wirkliche Trennung gab. Genial und vorbildlich. Schön wäre nur, wenn die Menschen das auch benutzen würden, statt den Müll in der Gegend zu verteilen.

Wir fahren weiter, vorbei am Lago Govossai, 2 km lang und 800 m breit, einem Stausee des Rio Govossai, über Pratobello und Foresta di Montes, ein riesiges unberührtes Berggebiet um den markanten Monte Novo San Giovanni. So kommen wir nach Orgosolo, ca. 4.000 Einwohner. Der Ort liegt im Zentrum des zerklüfteten Supramonte-Gebirges im Herzen der Barbagia. Über dem Ort erhebt sich der Monte Lisorgoni, 978 m.

Stolz, misstrauisch und eigensinnig, mit einem völlig unverständlichen Dialekt, so charakterisieren die anderen Menschen der Barbagia die Orgolesi. Der an einem Hang liegende Ort zeigt sich in vielerlei Hinsicht düster und unzugänglich. Holprige, schmale Gassen durchziehen den historischen Ortskern. An der Hauptstraße reiht sich eine Bar an die andere, davor sitzen Männer, von jung bis uralt, deshalb empfiehlt es sich für uns Frauen, etwas Bedeckendes zu tragen, wenn man die Murales, die berühmten Wandbilder, in Orgosolo anschauen will.

Wir sehen in Orgosolo viele deutsche Touristen, zum Teil unmöglich gekleidet, oft belächelt oder ärgerlich angeschaut von den Einheimischen. In einem abseits gelegenen kleinen Laden kaufe ich einige Mitbringsel für Zuhause und unsere Freundin Sandra, die unser Haus hütet.

Aus Neugier besuche ich auch einige Geschäfte auf der Hauptstraße, wo junge Frauen wie Hunde hinter einem her gehen und schauen, was man macht. Ich spreche sie darauf an und man erzählt mir, dass viele der Touristen klauen wie die Raben. Ich bin entsetzt. Viele der Waren sind echte Handarbeiten und mit Sicherheit ihr Geld wert.

In Orgosolo kann man sich an der Touristeninformation einen Audio-Guide leihen, der in der jeweiligen Sprache alle Murales erklärt.

Besichtigen macht müde. In einer kleinen Bar, kein Tourist dort zu finden, machen wir Pause. Zwei Wasser, ein Wein 2 Euro.

Eine Gruppe von italienischen Harley-Fahrern verärgert die Dorfbewohner. Sie knattern in der Mittagszeit mit einem Höllenlärm mitten durch den Ort. Manchmal kann man sich wirklich nur noch an den Kopf packen. Kein Wunder, dass manche Menschen auf Motorradfahrer nicht gut zu sprechen sind.

Wir verlassen Orgosolo. Unterwegs begegnet uns eine Kuh, mitten im Ort auf einem Gehweg, die sich an einem Baum satt frisst. Leider kann ich kein Bild machen, da ich es zu spät gesehen habe.

Route: Mamoiada, Lodine – auch dort schöne Murales zu sehen, Lago di Gusana, Ovodda, Tiana bis Sorgono.

Unterwegs machen wir noch einen Foto Stopp an dem Santuario San Cosimo e Damiano bei Mamoiada. Es handelt sich wohl um die älteste Kirche in der Barbagia – aus dem 7. Jh. Am 18. September beginnt hier alljährlich ein religiöses Fest. Die kleinen Häuschen – cumbessias - um die Kirche herum - sind schon jetzt bewohnt und teilweise mit Blumen geschmückt. Alles schaut sehr gepflegt aus. Ein älterer Herr erzählt mir über das bevorstehende Fest und die Bewohner der Häuschen. Sie stammen überwiegend aus Mamoiada und kommen oft hierher, nicht nur zu dem alljährlichen Fest. Die meisten haben dem Heiligen ein Gelübde abgelegt. Sie pflegen und halten die kleine Siedlung mit der Kapelle instand.

Der ganze Komplex wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut, erweitert und wieder aufgebaut. Dies gilt auch für die Wallfahrtskirche, die geöffnet ist und die wir somit anschauen können.

Neben den großen religiösen Umzügen finden das ganze Jahr über auch Prozessionen zu den zahlreichen kleinen Wallfahrtskirchen statt. Diese liegen meist in landschaftlich wunderschönen einsamen Lagen über ganz Sardinien verteilt. Viele dieser idyllischen Pilgerstätten sind von cumbessias, winzigen Puppenstuben ähnlichen Pilgerhütten umgeben. Hier verweilen die Gläubigen vor den ansonsten ausgelassenen Feierlichkeiten in innerer Einkehr mit Andachten und Messen.

Viele dieser ländlichen Wallfahrten dauern mehrere Tage und verwandeln sich nach dem offiziellen, von kirchlichen Riten bestimmten Teil, in heitere Massenpicknicks, bei denen sich die andere Seite der sardischen Mentalität Bahn bricht.

Was sind das doch für interessante Bräuche und Geschichten. Faszinierend für mich. Und weiter geht es.

Nördlich des Gennargentu dehnt sich die Granithochfläche der Barbagia Ollolai mit Mamoiada aus. Das abgeschiedene Hirtendorf, ca. 2.500 Einwohner, liegt auf 650 m Höhe an den bewaldeten Kuppen der Barbagia Ollolai.

Etwas ganz Besonderes ist der Karneval von Mamoiada. Hier beherrschen die Mamuthones die wilden Tage – unheimliche Wesen, mit gewaltigen Glocken (ca. 50 kg) behangen, in zottelige Felle gehüllt und hinter schwarzen, verzerrten Masken verborgen. Die schaurigen Figuren gehen wohl auf den phönizischen Wasserkult zurück. Die schwarzen Masken sollen den Regendämon Maimone darstellen..

Die 12 schwerfälligen grimmigen Mamuthones werden von 10 flinken, in rot-weiße Trachten gekleideten Issohadores gejagt, mit Stricken eingefangen und durch die Gassen gehetzt. Die ungleiche Jagd der leichtfüßigen Issohadores auf die plumpen Mamuthones ist für die Sarden Symbol ihres historischen Schicksals als Volk. Die flinken Häscher stellen die fremden Eroberer dar, die Mamuthones stehen für die Sarden, die gefangen, verlacht und zum Vergnügen wie wilde Tiere vorgeführt wurden.

Hier in der Barbagia hat jeder Ort, mag er auch noch so klein sein, seine Geschichte. Da habe ich immer viel aufzuschreiben.

Kurzer Halt am Lago Gusana. Der Stausee mit einem Umfang von 14 km weist wenig Wasser auf. Der Gusana-Stausee wurde zwischen 1959 und 1961 auf dem Gemeindegebiet von Gavoi in der Barbagia di Ollolai angelegt, dazu staute man den Rio Gusana zwischen dem Monte Littederone und dem Nodu Nos Arcos auf. Der See liegt zu Füßen des Granitplateaus von Fonni. Die schöne Landschaft ist eingetaucht in Wälder aus Kork, Eichen, Pappeln, Kirschen sowie Weißdorn. Sie ist inzwischen zum Zuhause verschiedener Vogelarten wie dem Graureiher, der Stockente oder dem Kormoran geworden.

Gegen 15 Uhr sind wir Zuhause, nach 6 Std., 86 Meilen = 139 km. Wir haben viel gesehen, das muss erst einmal verarbeitet werden. Wir sitzen im Garten und relaxen. Carola beschenkt uns mit einer guter Flasche Weißwein – Granito Bianco. Der passt gut zu unserem Picknick: Geräucherter Lachs, Schinken, Tomaten, Brot. Alles sehr lecker.

Das warme Wasser funktioniert heute nicht richtig. Carolas Vater, ein Mechaniker und Rolf schauen. Der Experte findet den Fehler und bald läuft das heiße Wasser.

Wir sitzen bei dem herrlichen Wetter lange draußen in dem schönen Garten. Es war ein schöner Tag.

Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de oder auf meinen Facebook Seiten

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© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
2017 - Italien - Tour durch das eher unbekannte Sardinien - L'autentica Sardegna Teil 1 - Anreise 31.08. bis 06.09.2017 Teil 2 - Sorgono 7. 15.09.2017 Teil 3 - Arbus 16. bis 21.09.2017 Teil 4 - Villamassargia - 22.09. bis 2.10.2017 Teil 5 - Heimreise 3. bis 5.10.2017
Details:
Aufbruch: 31.08.2017
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 05.10.2017
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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