L'autentica Sardegna - Tour durch das eher unbekannte Sardinien

Reisezeit: August - Oktober 2017  |  von Uschi Agboka

Teil 4 - Streckenverlauf 22.09.-02.10.2017: Mittwoch, 27.09.2017 - 28. Tag

Mittwoch, 27.09.2017 28. Tag

Mittwoch, 27.09.2017 28. Tag
Villamassargia, B & B Il Castello di Gioiosa Guardia di Betty Mascia
Terraseo / Narcao: Rathaus – Piazza Guglielmo Marconi – Chiesa San Nicola di Bari – Murales
Nuxis: Pozzo Sacro di Tattinu – Chiesa S. Elia di Tattinu
5 Stunden 62 Meilen = 100 km

Heute Morgen bittet mich Betty, für sie einem deutschen Paar zu antworten. Betty zeigt mir ihre privaten Räume und ihr Büro. Alles mit viel Liebe zum Detail im sardischen Stil eingerichtet.
Schnell habe ich die Email versandt und dann starten wir gegen 9.45 Uhr.

SP 2, SP 85 nach Narcao. Auch heute wieder teilweise grauslige dunkle Wolken am Himmel. Die Sonne kann sich nicht durchsetzen.

In Narcao vorbei am Rathaus. Wir halten an der Piazza Guglielmo Marconi. Rolf parkt vor dem Haushaltswarengeschäft Linea Casa di Moira Secchi.

Narcao – dieser kleine Ort (3.000 Einwohner) liegt ca. 13 km östlich von Carbonia, Provinz Sud Sardegna, am Parco Geominerario Storico ed Ambientale della Sardegna. Auch in der Zeit vor der Besiedlung der Nuragher war das Gebiet bereits besiedelt. Funde aus der nuraghischen Zeit sind ebenfalls dortzu finden.

Die Geschichte des Dorfes illustrieren teilweise ausgesprochen schöne Murales im Dorf, die überwiegend die harte Arbeit der Minenarbeiter thematisieren.

Die Einwohner Narcaos drückten ihren Protest bzw. ihre Sicht auf die kritisch zu beleuchtenden Dinge des Alltags mittels großer, oft farbenprächtiger Wandbilder, den Murales, aus, die sich in Narcao einer Region des traditionellen Bergbaus vornehmlich mit der Arbeit in den Minen befassen. Rolf hat darüber gelesen und wir wollen uns das nun anschauen.

Als wir in dem Geschäft Linea Casa die Inhaberin Moira nach den Murales fragen, meint sie, sie kenne nur ein einziges, direkt hier am Platz, ansonsten sei ihr nichts bekannt. Na ja, wie man weiß, gibt mein Rolf nicht so schnell auf und so machen wir uns auf den Weg.

Doch vorher haben wir einige sardische Teppiche bei Moira erstanden. Sie wird sich erkundigen, was der Versand nach Deutschland kostet und mir via whatsapp Bescheid geben. Morgen kommen wir dann zurück und zahlen alles, die Teppich und den Versand. Moira wird aber alles erst los schicken, wenn wir zurück in Deutschland sind. Super freundlich und entgegenkommend von ihr.

Vorbei an wunderschönen Villen in gepflegten Gärten, halbfertigen Häusern, Ruinen, verfallenen Gebäuden, der Chiesa San Nicolo di Bari entdecken wir einige sehr schöne Murales. Manche sind arg verblasst, die Gemeinde hat kein Geld, das alles zu erhalten. Sehr schade ist das.

Die ursprüngliche Chiesa San Nicolo di Bari wurde durch Benediktinermönche im 13. Jh. errichtet. Im Laufe der Zeit verfiel die Kirche und wurde im Jahr 1854 teilweise wieder aufgebaut. Im Jahr 1971 wurde das alte Gebäude abgerissen, so dass eine neue, moderne Kirche gebaut werden konnte, ganz anders als die alte. Der Glockenturm ist in seiner ursprünglichen Struktur erhalten.

Nach der Besichtigung des historischen Zentrums von Narcao werden noch einige Einkäufe getätigt. Erst einmal in der Bottega del Pane, wo es auch Vini Sfusi gibt. Ich kaufe dort Brot und losen Wein, den die nette Besitzerin mir abfüllt. Außerdem schenkt sie mir einige Backwaren, die wir probieren sollen.

Dann geht es zum Obst- und Gemüsehändler, die Auswahl ist groß und die Preise günstig.

Rolf verstaut die Einkäufe im Motorrad und dann geht es weiter. Östlich von Narcao liegt an der SS 293, die von Giba quer den den Sulcis nach Siliqua führt, das kleine Dort Nuxis. Hierher verirrt sich selten ein Tourist.

Wir fahren von Narcao aus quer durch die Pampa nach Nuxis und weiter an der Ortskirche und dem Friedhof vorbei, über ein abenteuerliches Sträßlein, hinauf zu dem idyllisch auf einem einsamen Hügel liegenden Landkirchlein Chiesa S. Elia aus dem 10. Jh.

Doch an einer Gabelung sehen wir ein Schild, Pozzo Sacro di Tattinu, also fahren wir zunächst dorthin. Hier verbirgt sich in der Macchia, 20 m neben dem Feldweg, ein schönes, sich selbst überlassenes unterirdisches Brunnenheiligtum aus der Nuraghenzeit (11. Jh. v. Chr.). Der Zugang ist verriegelt, wohl wegen der vielen Viecher hier. Aber Rolf verschafft uns einen Zugang und so können wir zu dem Brunnenheiligtum laufen und dort Fotos machen. Stufen führen steil in die Tiefe. Allerdings ist dort eine Absperrung, wahrscheinlich weil der Zugang nicht sicher ist. Ausnahmsweise verzichtet sogar Rolf darauf, da herum zu kraxeln.

Der Heilige Brunnen aus dem 11. Jh. v. Chr. ist mit einer Nuraghensiedlung aus verschiedenartigen Hüttenresten verbunden.

Der Pozzo Sacro di Tattinu unterscheidet sich von anderen Brunnenheiligtümern der Insel durch das Fehlen von oberirdisch sichtbaren Strukturen. Eine Besonderheit ist die über acht Meter tiefe und 1,25 bis 1,10 breite Treppe mit 28/29 Stufen über der zwei Traversen den Abgang stützen. Der über 5 Meter tiefe Schacht des Brunnens ist zum Unterschied von den übrigen Brunnenheiligtümern auf Sardinien elliptisch (1,82 x 1,25 m). Das Mauerwerk besteht aus kleinen und großen Blöcken. Unter den gefundenen Votivgaben aus Keramik waren auch einige Gläser mit flachem Rand, sowie Hängegefäße, Schüssel und Schalen aus der späten Bronzezeit.

In Europa und darüber hinaus gibt es eine große Zahl von als Heilige Quellen bezeichnete Quellen, die ihre Bedeutung bereits in der Urgeschichte erlangten: In Portugal (Pedra Formosa), auf den Britischen Inseln seit der Keltenzeit (allein mehr als 50 in Irland) und auf Sardinien – Brunnenheiligtümer. Hieraus entstand ein Wasserkult, der bis in das frühe Neolithikum belegt ist. Mancherorts ist es heute noch üblich dort Gaben niederzulegen und Gebete zu sprechen. Das Wasser vieler dieser Quellen soll eine heilende Wirkung haben.
Die seit der Vorzeit verehrten Quellen sind teilweise christianisiert worden und deshalb dort noch in Nutzung. Viele wurden mit Steinen gefasst, über einigen wurden Brunnenhäuschen errichtet.

Die Brunnenheiligtümer Sardiniens – Pozzo sacro / Pozzi sacri – sind gefasste und zum Teil überdachte Heilige Quellen oder Brunnen. Sie wurden von den Trägern der Nuraghenkultur während der Bronzezeit errichtet.

Die Nuraghenkultur auf Sardinien entwickelte sich etwa um 1.600 v. Chr. während der Bronzezeit aus der Bonnanaro-Kultur. Sie wurde nach den vor ihr errichteten Steintürmen, den Nuraghen, benannt.

Den Übergang von der Kupfer zur frühen Bronzezeit markiert auf Sardinien die Bonnanaro-Kultur (2.200 – 1.600 v. Chr.). Am Ende der kurzen Phase von Bonnanaro steht die Nuraghenkultur, die sich bis zum 4. J. v. Chr. entwickelt und in einigen Regionen bis zur römischen Herrschaft andauert.

Die Bronzezeit ist die Periode in der Geschichte der Menschheit, in der Metallgegenstände vorwiegend aus Bronze hergestellt wurden. Diese Epoche umfasst in Mitteleuropa etwa den Zeitraum von 2.200 bis 800 v. Chr.

Auf Sardinien sind ca. 50 Pozzi Sacri bekannt. Die Einstufung als Heiligtümer ergibt sich aus gefundenen Votivgaben. Dies sind Gegenstände, die als symbolische Opfer einer überirdischen Macht, an kultischen Stätten niedergelegt wurden.

Die bauliche Gestaltung der Brunnenheiligtümer ist relativ einheitlich: Von einem für kultischen Handlungen genutzten Vorraum führen bis zu 40 Stufen zum Wasser oder zu einer tiefer liegenden (bzw. völlig unterirdischen) Tholos (sakraler Rundbau, mit oder ohne Säulengang), von der aus man Wasser aus den bis zu 22 m tiefer reichenden Brunnenschächten schöpfen konnte.

Wir machen an dem mystischen Ort viele Fotos, ehe wir zurück zur Gabelung und hoch hinauf zur byzantinischen Chiesa S. Elia fahren. Die Kirche befindet sich im Tal des Rio Tattinu, am Fuße des Berges Tamara, in einem Gebiet, das seit prähistorischer Zeit bewohnt ist.

Die Chiesa San Elia stammt aus byzantinischer Zeit. Es ist eines der ältesten und wichtigsten frühchristlichen Kultgebäude Sardiniens. Mit nicht quadratischen und kleinen Steinen gebaut, hat San Elia den typischen griechischen Kreuzplan, mit Tonnengewölben und einer zentralen kegelstumpfförmigen Kuppel. Charakteristisch sind die sehr kleinen Dimensionen (zehn Meter lang und neun in der Breite), typisch für die Kirchen in Sardinien in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends n. Chr., in der frühen christlichen Ära.

Hier hat wohl eine Hochzeit stattgefunden. In den Bäumen hängt noch der bunte Schmuck. Leider ist die Kirche geschlossen, aber von Außen ist sie zu bewundern. Sie liegt hier oben auf dem Berg, einsam, umgeben von alten Olivenbäumen, eine Oase der Ruhe und des Friedens. Wir genießen diese Ruhe sehr.

Es dauert, bis wir uns von diesem Ort trennen und zurück in den Ort Nuxis fahren. An der Bar / Restaurant Letizia di Manuelo F. Fanutza machen wir Halt.

Nuxis ist bekannt für das Centro di Ecoturismo Culturale Letizia von Elia Fanutza, das sich ganz der Entwicklung des ökologischen Tourismus und der Pflege alter Traditionen verschrieben hat. Letizia bietet eine hervorragende traditionelle Küche, die der Idee Slow Food alle Ehre macht. Hier wird in rustikalem Ambiete alles, was die Natur der Umgebung hervor bringt, frisch und bestens zubereitet, u. a. herrliche Pilze aus der großen urwaldartigen Foresta Is Cannoneris, in der noch der seltene Sardische Hirsch beheimatet ist.

Ein älterer Herr, mit dem wir draußen vor dem Restaurant ins Gespräch kommen, sagt uns, dass wir unbedingt etwas essen sollen. Es gibt Fettucine con funghi porcini (Steinpilze), die mag Rolf besonders gern. Also bestellen wir eine Portion für uns zwei (10 Euro), dazu 1 Liter Wasser 2 Euro und 1 Glas Wein 1,50 Euro. Da wir draußen essen, wird keine Coperta berechnet. Das Pilzgericht ist ein Gedicht und Rolf bedauert mal wieder, dass wir so gut gefrühstückt haben. Dieses Restaurant ist unbedingt zu empfehlen.

Wir machen uns nun durch die schöne Berglandschaft auf den Heimweg. Gegen 14.45 Uhr sind wir zurück in Villamassargia, nach 62 Meilen = 100 km.

Relaxen, duschen, bisschen mit Betty schwatzen.

Heute bleibt die Küche kalt. Es gibt Mortadella, Schinken, Käse, Trauben, Brot, Wasser und eigenen Wein von Betty. Köstlich.

Heute verziehen wir uns schon früh – 19 Uhr - in unsere kleine Wohnung. Es ist kühl.

Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de oder auf meinen Facebook Seiten

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© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
2017 - Italien - Tour durch das eher unbekannte Sardinien - L'autentica Sardegna Teil 1 - Anreise 31.08. bis 06.09.2017 Teil 2 - Sorgono 7. 15.09.2017 Teil 3 - Arbus 16. bis 21.09.2017 Teil 4 - Villamassargia - 22.09. bis 2.10.2017 Teil 5 - Heimreise 3. bis 5.10.2017
Details:
Aufbruch: 31.08.2017
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 05.10.2017
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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