Jakobsweg 2012 - Caminho Portuges

Reisezeit: März 2012  |  von Uschi Agboka

4. Tag Arcos – Barcelos

Arcos - Barcelos

Samstag, 10. März 2012 - 4. Tag Arcos - Barcelos - 19,3 km

Nach einer ruhigen Nacht stand ich um 7.30 Uhr auf. Beim Frühstück klärt sich dann auch der niedrige Preis des Zimmers auf. Der Besitzer hatte bei der Eingabe im Internet beim Einzelzimmer einen Fehler gemacht. Trotzdem waren er und das gesamte Personal des Hotels sehr freundlich. Das Frühstück war vom Feinsten, Wurst, Ei, Speck, Kaffee, Früchte etc. Ich war mehr als zufrieden mit allem und kann dieses Turismo Rural nur empfehlen. Gegen 9.30 Uhr machte ich mich auf den Weg. Nach einem kurzen Halt in Rates mit seiner schönen romanischen Kirche de Sao Pedro, vergewisserte ich mich, ob die Herberge in Rates auch wirklich offen ist. Es wurde mir in einem Laden bestätigt. Auf schönen Feldwegen ging es weiter bis Pedra Furada, dort genehmigte ich mir in einer Bar ein alkoholfreies Bier. Der Wirt war sehr nett und zum Abschied machten wir ein gemeinsames Foto. Bei herrlichem Wetter ging es weiter. Im Gegensatz zu meinem Camino vor 2 Jahren, musste ich dieses Mal nicht frieren. Gegen 15 Uhr erreichte ich Barcelos. Wenn man sich der Stadt nähert, hat man einen herrlichen Blick auf die mittelalterliche Brücke, die Kirche Matriz (14.-18. Jh.), die erst kürzlich renoviert wurde und die Palastruinen "Paco dos Condes" der Grafen von Barcelos aus dem 15. Jh. Ich besichtigte natürlich die Kirche Bom Jesus, eine untypische runde Kirche vom Anfang des 18. Jh. Anlass für den Bau war das wundersame Auftauchen eines Kreuzes aus dem dunklen Grund des benachbarten Marktplatzes im Jahre 1504. Ob man die Geschichte glaubt oder nicht, die wunderschönen weiß-blauen Kachelbilder an den Wänden der Kirche sollte man sich anschauen.

Barcelos ist ein Bezirk nördlich von Porto, wo der traditionelle "Galo de Barcelos" (Hahn von Barcelos) aus Keramik hergestellt wird, über den eine kuriose Legende erzählt wird:

Die Legende vom "Galo de Barcelos"
Der Legende nach waren die Einwohner des Marktfleckens besorgt, weil ein Verbrechen verübt worden war, aber kein Schuldiger gefunden werden konnte. Eines Tages erschien ein Galicier. Da man ihn nicht kannte, wurde er zum Verdächtigen. Die Ortsverantwortlichen beschlossen, ihn einzusperren und obwohl er schwor, dass er es nicht gewesen sei, glaubte man ihm nicht. Niemand konnte sich vorstellen, dass ein Fremder nach São Tiago de Compostela kommen würde, um ein Versprechen zu erfüllen und dass er den Schutzpatron von Compostela so innig verehren würde. So wurde er also dazu verdammt, am Galgen zu sterben. Vor der Exekution verlangte aber der Galicier noch einmal den Richter zu sehen, der ihn schuldig gesprochen hatte. Als sie am Haus des Richters ankamen, veranstaltete dieser gerade ein Bankett mit seinen Freunden. Der Fremde beteuerte nochmals, das er unschuldig war und deutete vor allen ungläubigen Anwesenden auf den gebratenen Hahn auf dem Tisch und sagte: "Der Beweis für meine Unschuld wird sein, dass dieser Hahn kräht, wenn ich gehängt werde." Wie erwartet, lachten alle und verspotteten ihn, aber um alle Zweifel zu beseitigen, rührte niemand diesen Hahn an. Und was als unmöglich erschien, wurde wahr! Als der Mann an den Galgen gehängt wurde, erhob sich der Hahn vom Tisch und begann zu krähen. Von diesem Augenblick an gab es keinen Grund mehr für Zweifel, so rannte der Richter zum Galgen, um die Tragödie doch noch zu verhindern. Als er ankam, sah er den armen Mann mit dem Seil um seinen Hals am Galgen hängen, aber glücklicherweise war der Knoten locker gewesen, sodass das Leben des Mannes gerettet werden konnte. Man ließ ihn friedlich ziehen. Einige Jahre später kam der Galicier zurück und errichtete der Jungfrau Maria und dem Heiligen Tiago ein Denkmal zu ihrer Verehrung.

Diese Legende wird natürlich nicht wörtlich genommen, aber sie ist ein wichtiger Teil der portugiesischen Kultur aufgrund der moralischen Werte, die sie enthält. Die Legende berührt Aspekte des täglichen Lebens, wie Stolz, Schicksal, Gerechtigkeit und Wunderglaube, die in Portugal hohes Ansehen genießen.

Da die Herberge in Barcelos noch geschlossen war, entschloss ich mich, ein Zimmer in der Residencial Arantes zu nehmen (15 €). Nach ausgiebigem Duschen machte ich mich auf, einen Supermarkt zu suchen. Dort sprach mich ein Bettelpilger an, ob ich ihm etwas zu essen kaufen könnte. Natürlich habe ich das zugesagt und so gingen wir gemeinsam in den Laden und haben eingekauft. Anschließend setzten wir uns in den Park, wo der Bettelpilger mir seine Lebensgeschichte erzählte. Er kam aus Halle und lebt seit 15 Jahren auf der Straße. Zurück im Hotel habe ich zu Abend gegessen und dann bin ich früh schlafen gegangen. Eigentlich wollte ich noch das Treiben auf der Straße anschauen, denn es war Samstag und viel los. Doch ein Telefonat mit Uschi hat mich so aufgeregt, dass ich keine Lust mehr dazu hatte.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf, von Porto nach Santiago de Com-postela, 7. bis 27. März 2012. Wer Interesse hat, der schaue sich die Diashow auf Rolfs Seite an - www.harley-rolf.de - das macht Spaß und bietet viele Infos!
Details:
Aufbruch: 07.03.2012
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 27.03.2012
Reiseziele: Portugal
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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