Jakobsweg 2015 - Teil 4 - Via Lusitana

Reisezeit: März / April 2015  |  von Uschi Agboka

Kurzinfos (Entfernung / Übernachtung / Hotels): 7. April 2015 - Bilho – Mondim de Basto 15 km

7. April 2015 Bilho – Mondim de Basto 15 km

7. April 2015 35. Tag Bilho – Mondim de Basto 15 km
Übernachtung: Residencial Carvalho 20,00 Euro (mit Frühstück)

Der Frühstückstisch wurde von Senora Lopez wunderschön gedeckt. Dann kam sie mit ihren Töchtern, die in die Schule mussten. Ich bezahlte deshalb gleich. Dabei hatte ich den Eindruck, dass es ihr peinlich war, das Geld anzunehmen. Ich kann mich nur wiederholen, hier sollte man unbedingt übernachten, denn hier passt alles.

Gut gestärkt machte ich mich auf den Camino. Zum Glück bewahrheitete sich meine Vorahnung, was das Wetter betraf, nicht. Es wurde hier ein herrlicher Tag mit sommerlichen Temperaturen. Ich folgte den gelben Pfeilen durch eine wunderschöne Landschaft mit viel Wald und Bergen. Diese Gegend hat mir am besten gefallen. Natürlich waren die Flussabschnitte auch sehr schön.

Die Pfeile führten mich zur Levada de Piscaredo, wo ich dann dem PR2 folgte. Er führt 8,8 km entlang der offenen Wasserleitung nach Mondim de Basto. Ein herrlicher Waldweg, auf dem man allerdings aufpassen muss, denn links ist ein Wildbach und rechts die Wasserleitung. Der Weg ist dort teilweise sehr schmal. Doch mir machte es großen Spass, hier zu wandern – auf der einen Seite das Plätschern der Wasserleitung und auf der anderen Seite das Tosen des Wildbaches.

Da die Strecke heute nur kurz war, erreichte ich schon um 12 Uhr Mondim de Basto. Dort trank ich zuerst ein Bier mit Zitrone, denn auf der ganzen Stecke gab es natürlich keine Bar. Dann folgte noch ein Milchkaffee und ein großes Stück Blätterteig-Gepäck, Kosten zusammen 2,20 Euro.

Es war kurz vor 13 Uhr und ich sah, dass der Posto de Turismo noch offen hatte. Ich bat die freundliche Dame, mir wieder Zimmer bis zur spanischen Grenze vorzubuchen, sagte aber gleich, dass es nicht sofort sein müsse, ich käme um 16 Uhr wieder vorbei. Sie hat sich sehr über meine Rücksichtnahme wegen ihrer Mittagspause gefreut. Nun machte ich mich auf zur Pension Carvalho, wo ich schon erwartet wurde. Wäsche waschen und Duschen war angesagt.

Anschließend ging es auf eine Stadtbesichtigung. Viel gibt es nicht zu sehen, doch Mondim ist ein sauberes kleines Städtchen. Was mir immer wieder während der gesamten Via auffiel, waren die schönen alten Herrenhäuser, die leider oft dem Verfall preisgegeben sind. Das tut richtig weh – oft sind es wunderschöne Jugendstilvillen.

Gegen 16 Uhr holte ich bei der freundlichen Touristik-Mitarbeiterin meine Zimmerreservierungen bis zur spanischen Grenze ab. Es hat alles geklappt mit Preisen von 20 Euro/Nacht.

Danach wurde ich von einer Pastelaria verführt, wo ich mich eine ganze Weile auf die Terrasse setzte bei Temperat-ren wie bei uns im Hochsommer.
Nach einem kleinen Schläfchen in der Pension war Dinner angesagt. Es gab ein Steak von einem Barrosa-Rind, welches sehr gut geschmeckt hat. Ich kann das nur empfehlen.

Barrosa-Rinder sind eine der kleinsten Rinderrassen der Welt. Besonders kennzeichnend sind die gewaltigen, ausladenden, lyraförmig-geschwungenen Hörner von bis zu 75 cm Länge, die sie größer erscheinen lassen. Der Ursprung der Barrosa ist unbekannt. Ursprünglich handelte es sich bei den Rindern als typische Landrasse um Dreinutzungsrinder: Milch, Fleisch und Arbeit. Heute werden sie eher zur Fleischerzeugung verwendet. Es ist bekannt für seine gute Qualität.

Die Kuh produziert eine kleine Menge Milch, die jedoch von ausgesprochen gutem Geschmack ist, gleichsam parfümiert durch die wilde Umgebung und veredelt durch die Herstellung des Käses „Brandas da cachena“. Das Fleisch ist ein portugiesisches DOC-Produkt und wird unter dem Namen „Carne Cachena da Peneda“ vermarktet.

Es handelt sich um eine sehr rustikale Rasse, die hervorragend an ihre Umwelt angepasst ist. Die Rinder werden ganzjährig im Freien gehalten. Sie suchen mit ihrem ausgesprochen feinen Geruchssinn im Geäst nach seltenen Kräutern. Die Kühe sind sehr gute Mütter und betreuen ihre Kälber vorbildlich. In ihrer Umgebung verteidigen sich und ihre Kälber vor den Iberischen Wölfen, indem sie mit ihren Köpfen und Hörnern einen Schutzwall bilden. Die geringe Größe scheint eine Anpassung an die feindliche Umwelt zu sein. Eine kleine Kuh benötigt weniger Energie und übersteht Hungerperioden dadurch besser.

Mondim de Basto ist ein Kreis (Concelho) und eine Vila (Kleinstadt) in Portugal mit 3.276 Einwohnern. Funde von Wallburgen (Castros) belegen eine Besiedlung durch Keltiberer, bis zur Einnahme des Gebietes durch die Römer unter Decimus Iunius Brutus Callaicus im 2. Jahrhundert v. Chr.

Nach einer ersten Verleihung von Stadtrechten (Foral) durch König Sancho I. erhielt der Ort 1514 erneuerte Stadtrechte durch Manuel I.

Im 18. Jahrhundert wurde Mondim de Basto Sitz eines neuformierten Kreises, auf Grund seines regional bekannten Marktes, seiner relativ großen Gebäudezahl, und seiner überregionalen Bekanntheit als Lieferant von Leder, Schuhen und Gerbstoffen. Der Kreis gilt als strukturschwach.

So war Mondim de Basto 2009 mit 616,70 Euro pro Kopf der Kreis mit dem niedrigsten Durchschnittslohn in Portugal. Schuh- und Textilindustrie, Holzverarbeitung und Steinbrüche stellen die wichtigsten Industriezweige des Kreises dar, zudem haben Handel, Verwaltung und soziale Einrichtungen in der Vila als Mittel- bis Oberzentrum Bedeutung. Landwirtschaft, Binnenfischerei und Forstwirtschaft sind weiterhin wichtig im Kreis.

Sehenswert sind die Wallfahrtskirche Igreja de Nossa Senhora da Graça und alle Herrenhäuser im Zentrum.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de
oder auf meinen Facebook Seiten.

© Uschi Agboka, 2016
Du bist hier : Startseite Europa Portugal 7. April 2015 - Bilho – Mondim de Basto 15 km
Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf Kummer Faro – Vila Real de Santo Antonio bis Santiago de Compostela 4. März bis 22. April 2015
Details:
Aufbruch: 04.03.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 27.04.2015
Reiseziele: Portugal
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors