Das eher unbekannte Portugal - 2017

Reisezeit: April - Juni 2017  |  von Uschi Agboka

Kunsthandwerk im Alentejo: Donnerstag 20. April 2017 20. Tag

Donnerstag 20. April 2017 20. Tag

Donnerstag 20. April 2017 20. Tag
Camping Alentejo, Platz 12 – Evoramonte, Alentejo
Portalegre / Parque Natural da Serra de Sao Mamede
Castelo de Vide: Fonte do Martinho – Praca Dom Pedro V. - Igreja Santa Maria de Devesa - Casa da Torre - RathausKrankenhaus Santo Amaro - Standbild Dom Pedros V. – Skulptur Touristeninformation – Juderia – Synagoge – Castelo de Vide mit Bergfried - Igreja Nossa Senhora da Alegria – Fonte Fonte do Montorinho
Alpalhao /
Flor da Rosa: Mosteiro do Flor da Rosa
Crato: Rathausplatz mit Rathaus – Pelourinho - Palacio do Grao-Prior da Ordem de Malta
Alter do Chao / Fronteira / Soussel / Estremoz

Fahrzeit 6 Stunden 119 Meilen = 192 km

Heute Morgen ist es sehr windig, aber schon 25 Grad. Nach dem Frühstück starten wir gegen 9.30 Uhr.

Unsere heutige Route: IP 2 / E 802 Portalegre, N 246 Castelo de Vide, N 246 Alpalhao, N 245 Flor da Rosa, Crato, Pampa / Feldweg. N 245 Alter do Chao, Fronteira, Soussel, Estremoz.

Unsere Tour führt uns wieder durch den Parque Natural da Serra de Sao Mamede. Dies ist eine landschaftlich herrliche Stecke.

Die Serra de São Mamede ist ein Mittelgebirge, an der Grenze zu Spanien. Die bis zu 1.025 m hohen Berge sind überwiegend mit Wald bedeckt. Zum Schutz der reichen Flora und Fauna entstand der 31.750 ha große Naturpark Parque Natural da Serra de São Mamede. Die wichtigsten Städte in bzw. am Rande der Serra de São Mamede sind: Portalegre, Castelo de Vide, Marvao und Arronches.

Im Gebirge von Sao Mamede sehen wir einen Alentejo, der nicht dem üblichen Bild entspricht. Statt weiter, trockener Ebenen gibt es hier eine üppig grüne Berglandschaft, in der Spuren menschlicher Besiedlung aus verschiedenen geschichtlichen Epochen zu finden sind. Das Gebirge funktioniert als natürliche Kondensationsbarriere und hat so ein feuchtes Mikroklima entstehen lassen, in dem größere Niederschlagsmengen als in den umliegenden Gebieten zu verzeichnen sind, so dass sich eine dichte, artenreiche Pflanzendecke entwickeln konnte. Die Vegetation wird bestimmt von Eichen- und Kastanienbäumen im Norden, während im Süden Kork- und Steineichenwälder vorherrschen. Hier leben seltene Raumvögel wie Gänsegeier, die Hühnerweihe und der Bonelli Adler. Auch Wildschweine und Hirsche haben hier ein Zuhause.

Vorbei an dem schönen Fonte do Martinho erreichen wir Castelo de Vide.

Auf einem Hügel mit einer Burg liegt der kleine Ort, in der Nähe der spanischen Grenze, mit blumengeschmückten Gassen, die von weißen Häusern mit stufenförmigen Stockwerken gesäumt sind. Castelo de Vide hat sein mittelalterliches Stadtbild unverfälscht erhalten können. Pittoreske Gässchen, stimmungsvolle Plätzchen und Winkel machen die Schönheit des Ortes aus. Zudem gibt es kaum ein Haus im alten Ortskern, an dem sich nicht eine Blütenpracht emporrankt bzw. vor dem nicht einige Blumentöpfe stehen.

Natürlich sind wir mal wieder begeistert. Hierher verirren sich nicht viele Touristen. Die Bevölkerung lebt immer noch von der Landwirtschaft und vom Handwerk.

Es gibt ein kleines berühmtes Thermalbad. Mit seinen kalten Glaubersalz-Quellen werden Diabetes, Bluthochdruck und verschiedene Hepatitisformen behandelt.

Wir fahren zum Praca Dom Pedro V. In der Nähe finden wir schnell einen guten Parkplatz. Schön hier ein Brunnen aus dem Jahr 1889. Einige alte Männer bestaunen unser Motorrad.

Der Platz wird dominiert von der Barockkirche Igreja Santa Maria de Devesa mit doppeltürmiger Fassade und einem gedrungenen pyramidenförmigen Vierungsturm. Die Kirche hat geöffnet und so schauen wir sie uns an. Da kein Eintritt verlangt wird, machen wir eine kleine Spende. Oft zünden wir in den Kirchen auch Kerzen an, für Menschen, die uns am Herzen liegen und denen es nicht so gut geht.

Sehenswert auf dem Praca da Dom Pedro V. das Casa da Torre (Barockbau 17. Jh.), welches an seinen kleinen Ecktürmchen erkennbar ist.

In der Mitte des Platzes, rechts von der Kirche, steht das alte Rathaus aus dem 17. Jh. Gegenüber der Kirche befindet sich das ehemalige Krankenhaus Santo Amaro (17. Jh.).

Mir gefällt in der Mitte des Platzes das Standbild Dom Pedros V. (1873). Dom Pedro V. (1837-1861) war König von Portugal aus dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha. Er regierte von 1853 bis 1861.

Auch eine moderne Skulptur vor der Touristen-Information auf dem Platz sticht mir ins Auge.

Nach der Besichtigung der Kirche machen wir uns auf zur Besichtigung.

Hinter der Kirche führt eine Gasse und zum Judenviertel – Judaria.
Durch die gewundenen Gässchen des Judenviertels (fast immer nur den Fußgängern vorbehalten) – geweißte Häuschen mit gotischen Türen – steil hinauf gelangt man zur Burg. Wir laufen, hier zu fahren ist uns zu gefährlich – Sturzgefahr auf dem rutschigen Pflaster. Hin und wieder sieht man Auto eng an den Häusern stehen, total zerkratzt.

An einer Kreuzung der Burgstraße steht die mittelalterliche Synagoge (14. Jh.). Damals flüchteten in Spanien verfolgte Juden hierher. Heute ist der Synagoge ein Museum unterbracht, welches wir uns anschauen. Leider darf man keine Fotos machen. Da kein Eintritt verlangt wird, machen wir auch hier eine kleine Spende.

Über die Befestigungsanlagen gelangen wir zum Castelo, das Anfang des 14. Jh. über den Resten einer Maurenburg errichtet wurde. Von dem maurischen Vorgängerbau ist noch ein raffiniert durchdachtes Lüftungssytem erhalten.

Am Fuße eines runden Turmes (12. Jh.) führt eine Treppe zum Bergfried. Er wurde im Jahr 1705 durch eine Explosion stark beschädigt, kann aber heute noch bestiegen werden. Rolf kann da natürlich nicht widerstehen. Von einem Saal aus mit gotischer Kuppel und Zisterne hat man einen schönen Blick auf den Ort.

Innerhalb des Castelo-Komplexes steht die vollständig mit Azujelos des 17. Jh. ausgekleidete Igreja Nossa Senhora da Alegria. Leider geschlossen und nur von Außen zu bestaunen.

Eine hübsche Katze genießt die warmen Sonnenstrahlen. Auf unserem Rundgang durch den historischen Ortskern kommen wir an vielen prächtigen Häusern vorbei, geschmückt mit herrlichen schmiedeeisernen Balkonen und Türen.

Wir kommen zum Marktplatz vor dem Rathaus, machen eine kleine Pause in einer Bar und trinken etwas. Was mir auffällt,
alle Bars und Restaurants hier im Ortskern haben die gleichen Stühle und Tisch. Sieht eigentlich sehr gut aus.

Und vor den Bars, Geschäften und Häusern liegen kleine violette Teppiche. Wie ich später von einer Freundin, Helga, erfahre, ist das aufgrund der Karwoche. Interessant zu wissen.

In der Nähe eines kleines schattigen Parkes mit Springbrunnen, Largo Martires da Republica, entdecken wir den Fonte do Montorinho, der mir ganz besonders gut gefällt. Er ist ganz aus Marmor gefertigt und stammt aus dem Jahr 1889.

Wir verlassen den schönen Ort, der uns sehr gut gefallen hat, keine ausländischen Touristen zu sehen, nur Portugiesen und Spanier.

Über N 246 fahren wir über Apalhao, N 245 bis Flor da Rosa. Hier wollen wir uns das ehemalige Maltesterkloster (von 1356) ansehen. Die mächtige Klosterfestung ist schon von weitem zu sehen. Sie sieht sehr beeindruckend aus.

Der Festungsbau, dessen Mauern mit Zinnen gekrönt sind, wurde restauriert. Heute befindet sich hier eine Pousada = Hotel. Die Kirche beeindruckt durch die Schlichtheit und die imposante Höhe des Kirchenschiffs. In der Mitte fällt die robuste, aber elegante Architektur des kleinen blumengeschmückten Kreuzgangs auf.

Heute ist hier kein Mensch zu sehen. Das Hotel scheint noch geschlossen zu sein. Aber die Türen sind offen, wir können uns alles in Ruhe ansehen.

Flor da Rosa ist eine kleine Gemeinde mit ca. 245 Einwohnern im Kreis Crato.

Die Ortschaft entstand im Zuge der Besiedlungspolitik unter König D. Sancho II. nach Abschluss der portugiesischen Reconquista im 13. Jh. D. Sancho II. gab das Gebiet im Jahr 1232 dem Hospitaliter-Orden.

Der Souveräne Malteserorden ist eine katholische Ordensgemeinschaft, die im 11. Jh. in Jerusalem gegründet und nach dem
Ersten Kreuzzug zu einem geistlichen Ritterorden wurde. Neben der ursprünglichen Bezeichnung Johanniter trat seit der Ansiedlung auf der Insel Malta um 1530 der heute gebräuchliche Name auf.

Völkerrechtlich wird der Orden auch heute noch als ein souveränes, nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt betrachtet. In dieser Eigenschaft verfügt der Orden z. B. auch über eine eigene Ordensregierung, entsendet Botschafter und hat eine eigene Gerichtsbarkeit. Ziel des Ordens, der heute international ca. 13.500 Mitglieder hat, ist es, Alte, Behinderte, Flüchtlinge, an tödlichen Krankheiten Erkrankte und Leprakranke - unabhängig von Religion oder Herkunft – weltweit karitativ zu unterstützen.

Immer noch stammen viele Mitglieder des Ordens in Europa aus ehemaligen Ritterfamilien, längst aber hat sich der Orden, in Anbetracht seiner Aufgaben und seiner Internationalität, für andere, nach den Ordensstatuten geeignete, Kandidaten geöffnet.

1356 wurde Flor da Rosa Sitz eines Klosters, gegründet von Álvaro Gonçalves Pereira, dem Vater des heiliggesprochenen Ritters Nuno Alvares Pereira. Mit dem Denkmal für Nuno Álvares Pereira erinnert der Ort an den Ritter, der möglicherweise im hiesigen Kloster geboren wurde.

Eine Reihe historischer öffentlicher Gebäude und Wohnhäuser, ein Brunnen aus dem 14. Jh., die Gemeindekirche und das seit 1356 bestehende Kloster (heute Pousada = Hotel) zählen zu den Baudenkmälern der Gemeinde. Der historische Ortskern steht als Ganzes unter Denkmalschutz.

Wir fahren nach der Besichtigung und vielen Bildern weiter. In Crato halten wir auf dem Rathausplatz. Hier gefällt uns besonders der Palacio do Grao-Prior da Ordem de Malta aus dem 16. Jh. Und natürlich sind uns auch der Pelourinho und das Rathaus einige Bilder wert. Einige Mitarbeiterinnen der Gemeinde haben es sich auf den Stufen des Pelourinho gemütlich gemacht. Sie genießen die Sonne. Mir ist echt gesagt, mal wieder viel zu warm.

Crato ist eine Kleinstadt mit ca. 3.800 Einwohnern. Funde zeigen, dass der Ort schon in der Jungsteinstein besiedelt war. Der Ort war im 3. Jh. v. Chr. eine Stadt Karthagos. Ab dem 2. Jh. eroberten die Römer die Iberische Halbinsel und der Ort wurde Teil der Provinz Lusitanien. Brücken und Ausgrabungen von Villen sind die bedeutendsten römischen Funde im Kreis.

Über die Zeit seit dem Einfall von Barbarenstämmen ab dem 5. Jh. ist nicht viel bekannt, und auch unter arabischer Herrschaft ab 711 wurde der Ort nicht besondes erwähnt. Im Verlauf der Reconquista eroberte Portugals erster König Alfonso Henriques den Ort 1160 von den Mauren.

Im Zuge der Konsolidierung des seit 1140 unabhängigen Königreichs Portugal und dessen Besiedlungspolitik wurde Crato dann dem Hospitaliter-Orden (Malteser-Orden) übergeben. Erste Stadtrechte 1270. Ab 1340 wurde Crato der portugiesische Sitz der Maltester, die ab 1356 im Kloster Convento Flor da Rosa Quartier nahmen. König Manuel I. heiratete 1519 hier Eleonore von Kastilien, seine dritte Frau.

Während der Kriegshandlungen des Restaurationskrieges zerstörten spanisch-habsburgerische Truppen 1662 den Ort. Die Festung und Stadtmauern wurden danach nicht wieder errichtet. 1790 kam Crato wieder in den Besitz des portugiesischen Königs.

Wir verlassen den kleinen Ort und fahren über Alter do Chao, Fronteira und Soussel – schrecklich hier die holprige Straße – zurück nach Estremoz. Unterwegs sehen wir sehr viele Storchennester mit Störchen auf den Strommasten Einige Störche sind auf den feuchten Wiesen wohl auf Nahrungssuche unterwegs.

In Estremoz kurzer Einkauf von Papiertüchern für die Küche und natürlich Wein. Dann geht es in flotter Fahrt zurück auf den Campingplatz. Ankunft gegen 15.30 Uhr, nach 6 Stunden und 119 Meilen = 192 km.

Es ist weiterhin sehr windig und warm. Einige neue Camper sind eingetroffen. Ältere Paare, alle sehr freundlich. Die chaotischen Schwaben sind verschwunden. Gott sei Dank. Sie waren spätabends bis in die Nacht sehr laut.

Zum Abendessen gibt es Lachs, Kartoffeln, Ananas, Brot, Salat und Wein. Es war wieder ein sehr schöner Tag.

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© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kultur- und Naturreise durch das eher unbekannte Portugal, abseits der großen Touristenströme.
Details:
Aufbruch: 01.04.2017
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 20.06.2017
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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