Gran Canaria ? - Das hat uns gerade noch gefehlt!

Reisezeit: Januar 2007  |  von Ilse Brandt

Regen – und dann Las Palomas!

Donnerstag, 25.1.2007
Heute wollen wir um die ganze Insel fahren!
Was ist denn das? Es fängt an zu nieseln, als wir auf der Küstenstraße Richtung Mogan sind.
Hin und wieder steht auf Straßenschildern, dass die Straße bei Regen nicht befahren werden darf, - ein wenig habe ich Angst, schließlich ist so ein Autodach nicht gerade so stark einen Steinschlag auszuhalten! - Es gießt richtig los! -
Die Scheibenwischer leisten gute Arbeit, wir sehen kaum etwas von der Landschaft und in Mogan flüchten wir auf einen freien Parkplatz am hübschen Hafen. Die großen Segelschiffe und die kleinen Boote dümpeln im Wasser, gern hätte ich einen Spaziergang an der eleganten Uferpromenade gemacht, aber von einer Fütze über die andere zu springen, macht sicher keinen Spaß. Schade! - Wir fahren vom Hafen weg in die Region mit kleinen Geschäften, um irgendwo ein schnuggeliges Restaurant zu finden.
Nur Fast-Food und Nass-Foot. Wasserscheue Touristen wandeln in Plastikverpackung herum. - Wir beschwichtigen die Magennerven mit einer Flasche Joghurt und fahren bei strömendem Regen aus Mogan hinaus in Richtung Maspalomas. - Trotz schwingender Scheibenwischer erblicken wir rechts und links der Straße riesige fertige, halbfertige und angefangene Hotelmassenverpflegungsbauten. Für uns ist es grauenvoll, aber anscheinend besteht ja eine Nachfrage,
oder etwa nicht, oder nicht mehr?
Dank Autobahn sind wir in einer halben Stunde in Maspalomas, Abfahrt Maspalomas, Richtung Dunas de Maspalomas, - Fritz fährt an den vielen freien Parkplätzen ganz optimistisch vorbei, bis wir direkt am Kreisverkehr mit der schönen Straßenbezeichnung Bremen landen und schon aufs Meer blicken. - Auch hier gibt es genug Parkplätze, welch ein Glück!

Es hat inzwischen aufgehört zu regnen, es ist "nur" noch feucht und ungemütlich, aber wir mischen uns unter die frustrierten Urlauber, die durch die vielen kleinen Restaurantbuden schlendern. Wir wollen uns ganz was Gutes genehmigen! Aber wo? - Kaum stehen wir an einer der bebilderten 3-5-sprachigen Essens-Anpreisungen, werden wir "angemacht": Sie englisch? - Deitsch? - Versteh? - Sie wollen uns hineinzerren wie auf der Reeperbahn. Sie wollen alle unser Bestes! - Unser Geld natürlich! - Aber wohin wir auch blicken, wir trauen uns nicht. - Es sieht alles so vorgefertigt aus, man riecht förmlich die Einheitsmarinade, beim "eat as much as you want" sind die Gerichte in den offenen Kübeln schon eingetrocknet, - die Pommes auf den Tellern sehen so traurig aus, - Salat, ja, Salat wäre vielleicht noch etwas, - aber 8,- Euro? - Ach Fritz, was machen wir nur? -
Fritz meint, wir sollten vielleicht wieder zum Japaner nach Las Palmas fahren. - Aber ich habe JETZT HUNGER! - Wir gehen zu McDonalds, da weiß man, was man hat! -
Und dann nur schnell weg von hier und die aufkeimenden Gedanken verscheuchen von unserem nächsten Urlaub in einem der riesigen Bettenburgen Hier wären WIR sicher nicht glücklich. - Aber für Familien mit Kindern, die hier Freunde finden, - für Einsame, die gern ein Schwätzchen mit Gleichgesinnten machen, - für alle, die das ganze Jahr über hart körperlich arbeiten und im Urlaub einfach nur sitzen, schauen, genießen und Seeluft atmen möchten, ist das bestimmt ganz super. - Sonst würden nicht so Viele seit Jahren immer wieder hierher kommen. Es ist eben alles Geschmacksache.

Noch ein letzter Blick auf die roten unbenutzten Liegestühle, die zu Hunderten am Strand aufgebaut sind wie in der Oper, - noch schnell die drei Katzen streicheln, die bettelnd herumstreunen, und dann auf die Autobahn und in 90 Minuten in unser Hotel zurückfahren.

Interessante Notiz am Rande:
Agaete - Küstenstraße über Mogan nach Maspalomas = 2 ½ Fahrtstunden, ca. 100 km
Maspalomas - Las Palmas - Agaete nur Autobahn = 1 ½ Fahrstunden , ca. 100 km

Wir wollen uns ein Geburtstags-Abendessen gönnen und fahren nach San Pedro zum "Casa Tino", wo wir jedes Mal vorbeigelaufen sind, wenn wir von unseren Bergtouren im Camino de las Romeras ankamen.
Hier habe ich zum ersten mal in meinem Leben Pulpo gegessen, ein grausam aussehendes Meeresungetümerl, mit vielen Grrrr-Greifarmen in lila Farbe, kernig im Biss und knofelig im Geschmack!
Fritz hat sich nicht getraut. Vielleicht beim nächsten Geburtstagsessen. Er hatte Gambas und nachher noch Spaß auf spanisch an der Theke mit der Wirtin und den Gästen.

Freitag, 26.1.2007
Heute soll es wieder schön warm werden, sagt der spanische Wetterdienst.
Wir wollen heute den Weg Nr. 8 von Seite 48 machen:
Agaete hoch zur Küstenstraße - quer rüber zum Roque Bermejo - hinunter nach San Pedro.
Wir stellen das Auto am öffentlichen Parkplatz gegenüber vom Huerto de las Flores ab und treffen wieder die junge Mutti aus Wien mit ihren 3 Kindern. - Herrlich! Eine Frau mit DREI eigenen Kindern! Dass es so etwas noch gibt! Die Großeltern sind dabei(Omi freut sich auf Erholungsurlaub hinterher! Pssst!), der Papi kommt demnächst nach. Wir hatten sie am letzten Sonntag auf dem Aussichtsplatz hinter Los Berrazales getroffen und Urlaubserfahrungen ausgetauscht, die man macht, wenn man mehr als 0,5 Kinder hat.

Heute nimmt Fritz keinen Rucksack mit und genießt es wahrlich! - Wir gehen über die Brücke zum Abzweig La Aldea. Da steht ein Haus mit riesigen weißen Eiern, - irgend so ein architektonischer Schnickschnack für ein Politikerhaus. Dort geht es hinauf, und endlich einmal ein Schild nach 50 m , das auf die Richtung Guayedra zeigt. Nach 30 Minuten erreichen wir die Küstenstraße, aber wir gehen nicht zum Strand von Guayedra hinunter, sondern über die Straße und auf der breiten Piste in der gleichen Richtung weiter hoch. Manchmal zweigen Wege ab, aber ich glaube, egal, wie man geht, man kommt doch immer wieder auf den Hauptweg, der nach 25 Minuten zu einem Kalkofen führt (runde, verfallene Steinruine).
Da geht kaum sichtbar der Weg ab, der hinunter nach Agaete führt. Aber wir wollen ostwärts weiter zum Roque Bermejo hinauf. - Der gestrige Regen hat viele kleine Blümchen erblühen lassen, und auch die Sträucher weisen zaghafte grüne Spitzen auf. - Um 14 Uhr erreichen wir den runden gepflasterten Kultplatz und werden beobachtet von einer neugierigen Ziegenherde, die hier oben ihre Freiheit genießt (Tut sie das wirklich?) - Nach 40 Minuten Abstieg (Jetzt kennen wir schon jeden Stein!) sind wir wieder einmal in San Pedro und Fritz fragt beim Wirt vom Casa Tino, wie man am besten zur Parada Bus kommt. Und siehe da, er erklärte ausführlich, dass man im Dorf gegenüber der Eglesia einen Camino (was sich als schier unendliche Steintreppe erwies) hinaufgehen müssen. - Tatsächlich kamen wir um 14.45 beim Restaurant "Casa Romantica" an, ich fragte nach der nächsten Bushaltestelle, - wir marschierten noch ein wenig weiter und wurden gegen 15 Uhr von einem deutschen Ehepaar bis Agaete-City mitgenommen. Hätte mir heute morgen jemand gesagt, dass ich diese lange Tour in 3 ½ Stunden schaffen muss, hätte ich es sicher für unmöglich gehalten!

Wieder die Frage: Wo kriegen wir jetzt etwas zu essen? - Fritz meinte, wir fahren zum "Suerte" und lassen uns das Pfeffersteak OHNE Soße braten. Das funktionierte gut und wir waren zufrieden. - Der Wirt wohl auch, denn er hatte sich die Tütensoße und 10 Pfefferkörner erspart.

Samstag, 27.1.2007
Es hat die ganze Nacht geregnet. Es ist kalt am Morgen. - Trotzdem gehe ich noch einmal im Pool meine Runde drehen. Ich fühle mich zwar am Beckenrand so, als würde ich mich auf meinen Selbstmord vorbereiten, und ich wundere mich, dass beim Heraussteigen nicht Eiszapfen an meinem Badeanzug hängen, aber ich tue es ein letztes Mal! - Mein Schwiegersohn hat einmal gesagt, wer morgens kalt duscht, frisst auch kleine Kinder. - Fritz liegt immer mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck im Bett, wenn ich zurückkomme...
Da man bei dem Regenwetter wirklich nicht hinausgehen kann, fangen wir mal an, unsere Koffer zu packen und freuen uns irgendwie schon auf Zuhause, wo es im Augenblick sogar wärmer sein könnte als hier. -
Dann lese ich noch ein Zeitlang im kalten Salon, wo der Wind durch die dünnen alten Fensterrahmen bläst. Ich habe alle meine T-Shirts übereinander an, die Leggins und die lange Hose, aber ich friere doch irgendwie.
Wir fahren Richtung San Pedro und kehren ein im "Casa Romantiqua" Was für ein toller Name! - Es ist um 13.00 immer noch ganz leer, die drei Riesenräume, die für Bus-Überfälle gerichtet sind, sind kalt. Dafür gibt es hier zum ersten Mal in den zwei Wochen eine exzellente heiße Rinderbrühe mit Julienne-Gemüse-Streifen!!! Fritz hat Ziegenkäse gebacken mit Tomatenmarmelade. Auch Spitze! - Dann haben wir einen gebratenen Fisch, mit einem Löffel voll Paprikawürfeln, die Petersiliensoße war ein wenig pappig, aber ansonsten war alles zwei Nummern besser als das bisher gehabte ringsum. Es war auch 3 Nummern teurer, aber am letzten Tag soll uns das nicht reuen. Allein der Wein Ribera del duero schlug mit 23,oo Euro die Flasche stark zu Buche, - Später erfahren wir, dass dieses Restaurant unter schweizer Leitung ist. Aha! - Aha, die Qualität! Aha, die Preise!

Nachmittags machen wir unseren letzten ausgiebigen Spaziergang: Nr. 9, S. 52
Der Himmel ist grau, die Luft ist feucht, der Wind bläst, die Urlauber halten das für Sauwetter, aber ich fühle mich wohl!!! Es ist ein Hauch von Nordsee in der Luft. Das Meer schmeißt hohe Wellen an die Steilküste, die Vögel krächzen über uns, wir haben unsere warmen Anoraks an und genießen alles noch einmal zwei Stunden lang! Dann ist Schluss!
Als Abendessen ein Rest Rotwein und die letzte Fruchtschnitte. Aus!

Sonntag, 28.1.2007
Gemütliches Frühstück, draußen peitscht der Regen, auf dem hübschen Innenhof stehen Fützen, Fritz krempelt die Hose hoch und geht mit Regenschirm zum Auto, um es bis zum Torbogen heranzufahren. Die Koffer werden unter dem Wandelgang geschützt zum Auto getragen, eingeladen, Zündschlüssel an und ab!
Als wir Punkt 11.00 Uhr beim Orlando-Büro ankommen, sind wir 685 km mit dem Leihwagen herumgefahren. Wir müssen eine halbe Stunde warten, bis uns jemand zum Flughafen bringen kann. - Eilig haben darf man es bei Orlando nicht! -
15.20 Ortszeit Abflug
16.00 Mittagessen auf Wunsch Pasta oder Schweinegeschnetzeltes, hat super geschmeckt!!
19.00 Sandwich zum Einpacken für zu Hause,
19.40 Ortszeit Ankunft Graz, also 20 Minuten früher als angenommen. So gleicht sich die Flugzeit wieder aus mit der Verspätung beim Hinflug.

© Ilse Brandt, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
......meinte Fritz, und zeigte auf die Insel Gran Canaria. Tatsächlich hatten wir alle anderen Canaren-Inseln bereits mindestens einmal besucht. In unserem Reiseführer "Merian Live Gran Canaria" fanden wir eine Hotel-Empfehlung, die uns zusagte: "Las Longueras", ein umgebautes Herrenhaus der Familie Manrique de Lara, landschaftlich schön im unteren Teil des Tales Valle de Agaete gelegen.
Details:
Aufbruch: 14.01.2007
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 28.01.2007
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Ilse Brandt berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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