Jakobsweg 2008 - Via de la Plata - Spanien

Reisezeit: Februar - April 2008  |  von Uschi Agboka

Es handelt sich um eine 1.000 km lange Pilgerwanderung meines Lebensgefährten Harley-Rolf von Sevilla nach Santiago de Compostela.

1.-8. Tag - 27.02. - 05.03.2008 - Sevilla

Jakobsweg Via de la Plata
27. Febr. bis 8. April 2008
Autor: Harley-Rolf - Rolf Kummer

Die Wanderung auf der Via de La Plata hat mir sehr gut gefallen, obwohl sie mit 1.000 km sehr lang ist. Ich habe viele Menschen kennen gelernt. Allerdings nicht so viele wie auf dem Camino Francés. Hier gibt es noch keinen "Kerkeling-Effekt". Aber ich denke, dass, wenn jemand den Camino Francés gegangen ist, er den Camino-Virus im Blut hat und er dann auch auf die Via de la Plata geht. Die Herbergen waren bis auf eine Ausnahme sehr gut und werden weiter modernisiert, wie ich fesststellen konnte. Und es kommen noch weitere neue hinzu. Daher gab es keine Probleme mit Schlafplätzen in den Herbergen. Ich war dankbar, mit Bernd aus Sachsen einen Mitpilger gefunden zu haben, mit dem ich mich sehr gut verstand. Von Sevilla bis Santiago waren wir gemeinsam unterwegs. Jeden Abend trafen wir in den Herbergen wieder zusammen. Ohne ihn wären die Abende sehr einsam gewesen. Mit Philipp aus Melchingen hatte ich das einzige negative Erlebnis meiner Wanderung. Selten habe ich auf meinen Reisen einen so undankbaren Menschen erlebt wie ihn. Und das bei einem Mann, der aus religiösen Gründen den Weg beschreitet.
Ich traf Philipp vor Requejo. Da ich als Erster in der Herberge in Lubián war, habe ich seine Herbergsgebühr gleich mitbezahlt, weil die Hospitalera von der Herberge entfernt wohnte, es regnete und ich ihm den Weg dahin ersparen wollte. Damals konnte ich noch nicht wissen, dass Philipp sich verläuft und er die Herbergsgebühr selbst bezahlt (3 Euro), weil er von der anderen Seite ins Dorf kam. Er hat mir weder die 3 Euro erstattet (wahrscheinlich hat er gedacht, dieser Depp aus einem Nachbardorf ist doch selbst schuld), noch ein Wort des Dankes gesagt. Auf Nachfragen wollte er mich dann auf ein Bier einladen, auf das ich noch heute warte. Zwei Tage später in der Herberge habe ich ihm morgens den Kaffee aufgegossen und ihm an den Tisch gebracht. Dieser Mann hatte nicht mal den Anstand, Danke zu sagen. Da bewahrheitet sich das Vorurteil vom "Stoffel von der Alb". Später habe ich erfahren, dass er Arzt und stellvertretender Vorsitzender einer süddeutschen Jakobusgesellschaft ist. Ihm sind wirklich die einfachsten Benimmregeln fremd. Aber wie gesagt, das war das einzige negative Erlebnis auf dieser Pilgerwanderung.

26.02.2008
Fahrt von Niederbayern nach Wilsingen (Baden-Württemberg)

1. Tag 27.02.2008
Stuttgart - Sevilla

Ich bin um 7 Uhr aufgestanden. Kati hat mich gegen 8.45 Uhr abgeholt und schon eine Stunde später war ich am Flughafen Stuttgart. Der Flieger von Air Berlin ging pünktlich, so dass ich einschließlich Umsteigen um 16.30 Uhr in Sevilla ankam. Mit dem Bus (2,10 €) ging es dann innerhalb einer halben Stunde ins Zentrum. Bei der Besichtigung der Innen-stadt kam ich mit dem schweren Rucksack bei 25 Grad gleich ins Schwitzen. Nach einem raschen Einkauf im Supermarkt war ich um 19 Uhr in der Jugendherberge, wo ich auf der Terrasse gemütlich zu Abend gegessen habe und den Tag gut ausklingen lassen konnte.
Vor dem Schlafengehen noch eine Fußpflege, denn morgen geht es auf die erste Etappe der Via de la Plata. Gegen 21.30 Uhr habe ich mich dann schlafen gelegt.

2. Tag 28.02.2008 23 km Sevilla - Guillena

Um 7.45 Uhr bin ich erst aufgestanden, da ich mich verschlafen habe. Nach dem spanischen Frühstück ging es gegen 9 Uhr zuerst durch den schönen Park der Weltausstellung nach Sevilla, wo ich mir die Kathedrale angesehen habe. Schon während des Frühstücks habe ich Bernd aus Chemnitz getroffen. Wir verabredeten, uns abends in der Herberge zu treffen. Unterwegs sind wir uns mehrere Male begegnet, da er ein langsameres Tempo geht und ich mir die antiken Städte Italica ausgiebig angeschaut habe. Die ersten Blasen haben sich auch schon gezeigt, obwohl ich Sandalen anhatte. Aber das ist eben mein Los. Mit den Sandalen lassen sich die Blasen aber besser ertragen als in den engen Wanderstiefeln. In der Herberge angekommen, war diese geschlossen und weit und breit nichts zu sehen. Den Schlüssel sollte die Polizia Locale habe, aber da es ein Feiertag war, war natürlich das Büro geschlossen. So habe ich einen Spanier mit meinem Telefon die Polizei anrufen lassen und nach einer Stunde war die Unterkunft dann offen. Und da kam auch Bernd. Wir haben dann gemeinsam zu Abend gegessen, geschwatzt und sind früh zu Bett gegangen.

3. Tag 29.02.2008
17,5 km Guillena- Castilblanco de los Arroyos

Nach einer harten Nacht (Sportmatrazen) ging es um 10 Uhr los. Da wir heute nur 17,5 km vor uns hatten, war das ok. Bernd und ich trennten uns nach Guillena. Da meine Blasen sich sehr stark meldeten, kam ich nicht so flott voran. Trotzdem war ich nach 4 ¼ Std. in Castilblanco. Nach einem Barbesuch war ich um 15 Uhr in der Herberge. Zuerst geduscht, gewaschen und dann die Blasen versorgt. Mal sehen, wie es morgen geht. Ich habe noch Proviant gekauft und bin früh schlafen gegangen.

4. Tag 01.03.2008 30 km
Castilblanco de los Arroyos - Almadén de la Plata

Früh aufgestanden und gefrühstückt, dann Kaffee und Saft in der Bar getrunken und um 8.30 Uhr auf den Camino. Die ersten 17 km auf der Landstraße. Nach 3 ¾ Stunden ging es dann in den Naturpark El Berrocal. Dieser Weg war sehr schön. Viele Korkeichen waren zu sehen. An einem kleinen See habe ich gegessen (Bananen und Schokolade), mich eine gute Stunde in den Schatten gelegt und gedöst. Dann weiter bergauf und zum Schluss ein steiler Anstieg von 400 m. Und dann kam Almadén in Sicht. Nach einer halben Stunde war ich in der Herberge. Abends sind Bernd und ich dann mit Spaniern zum Essen gegangen. Da einer gebürtiger Engländer war, konnte man sich gut unterhalten. Um 21.30 Uhr ins Bett gegangen und gut geschlafen.

5. Tag 02.03.2008 15,4 km
Almadén de la Plata - El Real de la Jara

Gegen 8 Uhr aufgestanden, gefrühstückt, aber in der Bar Kaffee getrunken, da es in der Herberge keine Küche mit Herd gab. Dann ging es durch Dehesas (Korkeichenwälder mit Weiden für Schweine) bergauf und bergab nach El Real de la Jara. Unterwegs noch ein kleines Schläfchen gemacht, unter einer Korkeiche bei 22 Grad im Schatten. In El Real brauchte ich dann 1 Stunde, um den Schlüssel zur Herberge zu bekommen. Danach zu Abend gegessen. Duschen war bei Ankunft nicht möglich, da es keinen Strom gab. Nachdem dann der Strom da war, ging der Boiler nicht - er war defekt. So etwas kommt mir irgendwie bekannt vor. Da es ziemlich kalt war, gingen wir nach dem Abendessen gegen 21 Uhr schlafen. Die Räume in der Herberge waren ziemlich feucht, so dass die Nacht nicht angenehm war. Ich habe aber trotzdem gut geschlafen.

6. Tag 03.03.2008 19,7 km
El Real de la Jara - Monesterio

Nach dem Frühstück in der Herberge ging es zuerst zur Post. Bernd hatte zuviel Gepäck dabei. Der Spaß, die Sachen heimzusenden, kostete 25 €. Danach wanderte ich auf land-schaftlich schöner Strecke Richtung Extremadura. An der Grenze zur Extremadura steht eine malerische Burg, Castel de Las Torres, auf deren Türmen Störche gerade ihre Nester bauten. Durch viele Dehesas mit den bekannten schwarzen Schweinen war ich zur Mittagszeit bei der Ermita de San Teodoro, wo ich in der nahe liegenden Bar Migas de Pastor (in Öl geröstet und mit Knoblauch angereicherte Brotkrumen) aß. Es hat sehr gut geschmeckt und war eigentlich als Frühstück gedacht. Das Ganze kostete mit Kaffee 2,50 €! Weiter ging es dann immer an der neuen Autobahn entlang. Die Strecke ist zwar landschaftlich sehr schön, aber durch die Autobahn auch sehr laut, so dass ich auf meinen Mittagsschlaf verzichtete und durchlief bis zum Hotel Extrematura, in welchem das Bett 12 € kostete. Da ich schon um 15 Uhr am Hotel war, konnte ich meine verschwitzen Sachen waschen. Gegen 18 Uhr kam dann auch Bernd. Ich kaufte in der Apotheke Betadine - ein Desinfektionsmittel, denn sicher ist sicher bei meinen Blasen. Später haben wir dann im Hotel gegessen und sind gegen 21.30 Uhr schlafen gegangen.

7. Tag 04.03.2008 20,5 km
Monesterio - Fuente de Cantos

Ich bin gegen 8 Uhr aufgestanden, das Wetter sah nicht so gut aus. Im Laufe des Tages zeigte sich dann aber ein strahlend blauer Himmel. Nach einem Kaffee mit Brot und einer halben Tafel Schokolade als Frühstück bin ich gegen 9.30 Uhr losgegangen. Die Strecke war landschaftlich sehr schön. Zuerst Dehesas und dann Weizenfelder. An einem kleinen Bach habe ich Mittag und ein kleines Nickerchen gemacht. Weiter durch Weizenfelder und stinkende Schweineställe war ich um 15 Uhr in der Herberge. Sie ist in einem alten Franziskanerkonvent, welches sehr schön restauriert wurde. Nach einer ausgiebigen Dusche ging es dann ins Dorf zum Abendessen einkaufen und Dorfbe-sichtigung. Wir sind gegen 21 Uhr schlafen gegangen.

8. Tag 05.03.2008 25,4 km
Fuente de Cantos -Zafra

Nach dem Aufstehen gab es ein 2 Euro Frühstück in der Herberge (war auch dementsprechend). Gegen 8.45 Uhr ging es auf landschaftlich schöner Strecke über Calzadilla des Los Baros nach Zafra. Der Weg führte durch grüne Weizenfelder, Olivenhaine und Weinberge. Es war kein Mensch zu sehen. Eine Ruhe, man hörte nur den Wind, der heute bei strahlend blauem Himmel sehr stark und kalt war. In Zafra angekommen musste ich feststellen, dass die Herberge geschlossen war. Bernd kam inzwischen auch in Zafra an und als ich ihn an-rief, war er gerade in der Touristeninformation. Die nette Dame hatte ihm schon ein Hotel für 36 € für 2 Personen angeboten. Das Hotel stellte sich als sehr schönes kleines Hotel direkt am großen Hauptplatz heraus. Als ich mich erkundigte, ob kommende Herbergen offen sind, telefonierte sie diese an - Ergebnis alle geschlossen!
So suchte sie uns noch eine Unterkunft in Villafranca de Los Barros. So hatten wir wenigstens für den nächsten Tag einen sicheren Schlafplatz. Nach Duschen und Umziehen haben wir einen Stadtbummel unternommen, um uns das wirklich schöne Zafra anzusehen. Ein bezaubernder Ort. Anschließend haben wir auf dem Zimmer gegessen und sind gegen 21 Uhr schlafen gegangen. Trotz des Ärgers mit der Herberge war es ein sehr schöner Tag.

Bilder zu diesem Reisebericht unter www.harley-rolf.de

Catedral de Santa Maria de la Sede (1401-1502) in Sevilla

Catedral de Santa Maria de la Sede (1401-1502) in Sevilla

Römisches Theater - Santiponce

Römisches Theater - Santiponce

Italica - schönes Mosaik eines der alten Häuser

Italica - schönes Mosaik eines der alten Häuser

Wegstrecke zwischen Italica und Guillena - dieser Fluss musste durchwatet werden!

Wegstrecke zwischen Italica und Guillena - dieser Fluss musste durchwatet werden!

Glückliche Schweine

Glückliche Schweine

Schöne Herberge in einem alten Kloster

Schöne Herberge in einem alten Kloster

Festung Alcazar

Festung Alcazar

© Uschi Agboka, 2009
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 27.02.2008
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 10.04.2008
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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