Jakobsweg 2012 - Caminho Portuges

Reisezeit: März 2012  |  von Uschi Agboka

12.-13. Tag Pontevedra–Caldas de Reis-Padron

Pontevedra - Caldas de Reis - Padron

Sonntag, 18. März 2012-12. Tag Pontevedra-Caldas de Reis - 22,9 km

Nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte, ging ich am nächsten Morgen als Viertletzter auf die Strecke. Unterwegs traf ich Anastasia und Arnold und gemeinsam suchten wir eine offene Bar, was uns aber erst nach weiteren 2 km gelang. Am Sonntagmorgen sind die meisten Cafes und Bars um 9 Uhr noch geschlossen. Bei gutem Wetter ging es auf den Weg. Doch im Laufe des Tages änderte sich alles: Es war typisches Aprilwetter. Alle Stunde gingen starke Regenschauer nieder, so dass ich nur eine kurze Rast am Parque Natural Ria Barosa gemacht habe. Aufkommender Regen vertrieb mich. Gegen 16 Uhr kam ich an der Herberge in Caldas de Reis, die allerdings nicht so schön ist wie die in Pontevedra. Nach dem Duschen machte ich mich auf, um die Altstadt zu erkunden. Wie so oft in Galicien, ist die Altstadt sehr klein, mit einigen mittelalterlichen Häusern. Während der Römerzeit war die Stadt als Aquis Celenis bekannt. Man nimmt an, dass der Ort vermutlich schon zu Zeiten des ersten rheumatischen Neandertalers beliebt war. Später wurden die Thermalquellen von den Kelten genutzt und dann von den Römern zu einer üppigen Badelandschaft ausgebaut, in der es sich auch die Legionäre, die auf der Römerstraße XIX unterwegs waren, gut gehen ließen. Die Thermalquellen mit ihrem 40 Grad heißen Wasser riechen stark nach Schwefel. Zurück in der Herberge waren inzwischen auch alle anderen eingetroffen. Arnold, Paco und Anastasia wollten vor dem Essen noch ein Bier trinken gehen. Ich schrieb derweil an meinem Bericht. Als sie um 20 Uhr noch nicht zurück waren, schloss ich mich 3 jungen Leuten aus Fulda an. Wir gingen ins Restaurant Lotus, wo ich ein Pilgermenü für 9 € aß. Es gab Suppe, Siedfleisch, Pommes und Gemüse, dazu eine Flasche Wein. Karsten hat mir allerdings beim Trinken geholfen. Während des Essens sahen wir im Fernsehen, dass in O Cebreiro - Camino Frances - viel Schnee gefallen ist. Gegen 21.30 Uhr waren wir zurück in der Herberge und gingen schlafen. Ich muss noch ergänzen, dass ich heute 1 km mehr als nötig gelaufen bin, da ich beim Eincremen auf einer Parkbank meine Uhr vergessen hatte. Zum Glück habe ich das nach 500 m gemerkt, bin umgekehrt und siehe da, die Uhr war noch da!

Montag, 19. März 2012 - 13. Tag Caldas de Reis - Padron - 18,3 km

Da wir heute nur ca. 18 km zu laufen hatten, sind alle spät aufgestanden. In der Bar Sotas um die Ecke gab es Kaffee mit Milch und Croissant für 2 €. Um 9 Uhr machte ich mich auf den Camino. Das Wetter war herrlich, aber ziemlich kalt, so dass ich heute zum ersten Mal meine Handschuhe anzog. Der Streckenverlauf am heutigen Tag war sehr schön, doch der Lärm der nahen Autobahn störte gewaltig. Einmal nicht richtig aufgepasst und schon hatte ich mich 500 m verlaufen. Es ist wichtig, wenn keine gelben Pfeile mehr zu sehen sind, unbedingt bis zum letzten gelben Pfeil zurückzugehen. Man kann sich sonst total verfransen. Nach zwei kurzen Pausen war ich dann schon gegen 14 Uhr an der Herberge in Padron, die wirklich sehr schön ist. Das schlichte urige Gebäude stammt aus dem 18. Jh. und gehörte zu dem oberhalb gelegenen Karmeliterkloster "Convento do Carmen", das man jedoch leider nicht besichtigen kann. Wie immer gab es einen Einmalüberzug, also schnell das Bett gemacht und geduscht, obwohl ich heute kaum geschwitzt hatte. Gegen 15 Uhr machte ich mich auf zur Sightseeingtour in Padron.

Padron gehört zu einem der bekanntesten und geschichtsträchtigsten Orte der Pilgerreise nach Santiago. Der Name stammt von pedrón her, einem römischen Meilenstein am Ufer der Ria, an dem gemäß der Legende das Schiff festmachte, das den Körper des Apostels Jakobus beförderte. Dieser pedrón befindet sich heute in der Kirche Padróns. Dort in der Kirche Santiago Apóstol lassen sich alte Steininschriften über die Heiligenlegende sowie die von Erzbischof Gelmirez veranlasste Rekon-struktion der Kirche besichtigen. Nachdem die sterblichen Reste des Apostels nach Santiago de Compostela überführt waren, wurde Padrón zum Ausgangspunkt der Wallfahrt für die über See kommenden Pilger. Padron wandelte sich im 10. und 11. Jh. in ein beliebtes Ziel für Überfälle durch Wikinger und Normannen. Alfons V. ließ deshalb zu Beginn des 11. Jh. die Verteidigungsanlage "Torres do Oeste", das alte römische Castellum honesti rekonstruieren, was der Stadt zu Ruhe während des 12. und 13. Jh. verhalf. Erzbischof Gelmírez, der in diesen Torres do Oeste zur Welt kam, war ein Förderer dieses Wohlstands. Er ließ am Ufer des Sar einen Kai errichten, so dass Padrón einen Hafen hatte, der aber im 17. Jh versandete. Dort, wo heute die Santiagokirche steht, liefen einst die ersten Galeeren der spanischen Marine vom Stapel. Ein weiterer Erzbischof, Rodrígo de Luna, verbrachte im 15. Jh. zwei Monate in Padrón: er verbarg sich hier mit dem kompletten Compostelanischen Domkapitel Schutz suchend vor den Grafen von Altami.

Zunächst machte ich mich auf zum "Jaköbchen vom Berge", 114 Stufen führen zu der Jakobsstatue mit Steinkreuz. Wenn man die Stufen ohne Pause schafft, werden einem alle Sünden vergeben. Der Aufstieg ist sehr schön und man hat von dort oben einen herrlichen Blick auf die Stadt. Laut der Legende soll der Apostel Jakobus hier seine erste Predigt auf spanischem Boden gehalten haben.

Später besichtige ich den Ort Padron und zum Schluss die Jakobskirche, diese stammt aus dem 15. Jh. Ein Messdiener zeigte mir den Pedron. Dieser Stein war zurzeit der Römer ein dem Neptun geweihter Altar, auf dem Menschen- und Tieropfer dargebracht wurden. Der Legende nach machte an diesem Stein das Boot fest, welches den Leichnam des Heiligen Jakobus über das Meer gebracht hatte, bevor dieser dann in einem Ochsenkarren seinen letzten Weg zum Ort des heutigen Santiago nahm. Der Stein (Pedron) wurde dann angeblich im frühen Mittelalter als Altarfuß der ersten im 9. Jh. gegründeten Jakobskirche verwendet. Heute befindet sich der Pedron in der heutigen Kirche unter dem Hauptaltar.

Nach der Stadtbesichtigung ging ich zur Herberge zurück. Dort wurde besprochen, dass wir in der Herberge kochen bzw. einen spanischen Salat zubereiten wollten. Also ging es wieder in Stadt zum Einkaufen. 8 dunkle Tomaten (sehr gutes Aroma), 2 Gurken, 1 Frisee-Salat, 2 Möhren, 3 frische Zwiebeln, 4 Baguette, 1 Frischkäse und 3 Dosen Sardellen, dazu 2 Flaschen Wein. Paco und ich haben alles klein geschnitten und Anastasia hat den Salat gemischt und gewürzt. Das Abendessen bzw. der Salat hat uns allen gut geschmeckt. Um 21.30 Uhr bin ich schlafen gegangen, denn ich wollte am nächsten Tag früh in Santiago sein, um noch etwas von der Stadt zu haben.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf, von Porto nach Santiago de Com-postela, 7. bis 27. März 2012. Wer Interesse hat, der schaue sich die Diashow auf Rolfs Seite an - www.harley-rolf.de - das macht Spaß und bietet viele Infos!
Details:
Aufbruch: 07.03.2012
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 27.03.2012
Reiseziele: Portugal
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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