Jakobsweg von Seant Jean Pied de Port bis ans Ende der Welt

Reisezeit: Mai / Juni 2015  |  von Thomas Eggers

von Rabanal del Camino nach Ponferrada

Heute morgen sollte es noch über das Cruz de Ferro nach Ponferrada gehen.

Ich frühstückte noch im Innenhof der Herberge, bevor ich wieder meinen Rucksack schulterte. Es war eine unglaublich schöne Stimmung als ich durch dieses kleine Dörfchen ging. Ich kam an dem Benediktinerkloster vorbei aus dem gerade ein paar Perigrinos kamen. Hätte stundenlang morgens mit meinem Rucksack durch dieses Dorf gehen können.....aber rucki zucki war ich draußen.

Nach dem Dorf sieht man, was einem an diesem Tag erwartet. Zunächst erstmal eine schöne Naturlandschaft. Aber es wird nach oben gehen!

Mein Outdoor Reiseführer beschrieb es so:
Von Rabanal del Camino (1.156 m) steigt der Jakobsweg über Foncebadon knapp 8 km auf den mit (1.517 m) zweithöchsten Punkt der gesamten Strecke (der höchste ist der Somportpass in Aragon). Es handelt sich um die Berge von Leon welche die Maragateria von der Landschaft des Bierzo (zirka 450 bis600 m) trennen. Diese Felsbarierre ist mächtiger als die, die später den Bierzo von Galicien trennt, sie ist aber nicht so steil.

Der Weg nach Foncebadon ist einfach eine atemberaubende Strecke. Wobei der gesamte Weg bis zirka 7 km vor Ponferrada unglaublich werden sollte. Es wurde ein wunderschöner Abschnitt.

Zunächst ging es aber immer höher bis nach Foncebadon. Hier kam ich aus den Waldwegen dann auf die Straße die nach Foncebadon reinführte.
Foncebadon ist ein kleines Bergdorf. Im 10. Jahrhundert fand in diesem kleinen Bergdorf sogar ein Kirchenkonzil statt und im 11. Jahrhundert gründete der Eremit Gaucelmo hier eine wichtige Pilgerherberge. Bis zum Jahr 2000 lag dieser Ort, der einstmals eine so wichtige Rolle auf dem Jakobsweg bedeutete, in Ruinen und verlassen da. Erst 2000 wurde die Wiederbelebung des Dorfes in Angriff genommen.

In Foncebadon saß ich eine Weile in einer Herberge und trank Cafe. Kurze Zeit später lernte ich eine Brasilianerin mit dem so untypischen südamerikanischen Namen "Erika" kennen
Wir gingen zusammen die letzten 2 km zum Pass.

Der Steinhaufen des Cruz de Ferro ist wirklich ein sehr spezieller Ort. Es gibt viele solcher Orte am Jakobsweg, die wie aus dem nichts auftauchen und die was spezielles haben. Es gibt manchmal Orte, wo auf einmal überall Steine pyramidenartig aufgehäuft wurden oder Orte, wo man auf in Zäunen eingeflochtende Holzkreuze trifft.

Der Ort am Cruz de Ferro ist wirklich einzigartig. Wenn ich nochmal den Weg gehen sollte würde ich von Foncebadon so früh aufbrechen, dass ich hier den Sonnenaufgang erleben würde.

Outdoot Reiseführer:
Dies ist einer der symbolträchtigsten Punkte des gesamten Jakobsweges. Über einen gewaltigen Steinhaufen erhebt sich ein 5 m hoher Eichenstamm, der an seiner Spitze ein Eisenkreuz trägt. Jeder Perigrino fügt einen Stein hinzu und trägt damit einer tausendjährigen Pilgertradition bei. Aber diese Tradition hat viel ältere Ursprünge, angeblich existierte sie schon vor der Romanisierung und wurde im Mittelalter von den christlichen Pilgern übernommen. Heute steht das Ablegen eines Steines als symbolisches Zeichen für das Ablegen innerer persönlicher Lasten.

Ich blieb eine längere Zeit am Cruz de Ferro. Die Braslianerin Erika war schon verschwunden als ich wieder aufbrach, irgendwann traf ich wieder auf sie und ging wieder mit ihr zusammen durch die Berge. Kurz nach dem Cruz de Ferro kam eine kleine Unterkunft, die ein Pilger Namens Tomas mal aufgebaut haben soll. Angeblich wollte er nach Santiago pilgern und ist in der Abgeschiedenheit der Berge hier hängengeblieben.

Wir kamen nach Al Acebo. Hier saßen wir ein wenig an einem Brunnen und kauften was zu essen in einem kleinen Laden. Wir trafen hier auf Charly, einem Londoner mit 2 weiteren Pilgerern im Schlepptau. Erika kannte Charly und erzählte mir, dass er große Tagesdistanzen ging, da er wenig Zeit hätte und unbedingt in Santiago ankommen wollte. Erika blieb mit Charly und seinem Gefolge noch in Al Acebo als ich wieder aufbrach. Wir befreundeten uns über Facebook und wollten uns in Ponferrada treffen.
Sie schaffte es aber an diesem Tag nicht bis Ponferrada. Sie schrieb mir abends das sie es nur bis nach Molinaseca schaffte. Ich sah sie auf dem Weg nicht mehr.
Am Ortsausgang von Al Acebo ging ich hinter eine Böschung um meine lange Hose gegen eine kurze zu tauschen. Als ich mit meiner Hand tief in meinem Rucksack war spürte ich das neben mit irgendjemand stand. Ich erschrak total als ein großer Hund neben mir stand. Der hatte sich so dermaßen angeschlichen, das war echt der Hammer. Dazu kam noch das er seinen Kumpel im Schlepptau hatte. Die beiden standen links und rechts neben mir und schauten mir seelenruhig zu wie ich meine Hose in den Rucksack packte. Als ich wieder alles zusammengepackt hatte begleiteten sie mich auch noch bis zum Ortsausgang.

Ich war nun wieder alleine unterwegs und traf auf keinen. Ich hörte laut Musik und ging durch ganz kleine Dörfer. Und bevor ich durch das sagenhafte Nachtigallental kam versperrte mir ein spanischer Freak den Weg. Er schimpfe mit mir und wollte mich nicht vorbeilassen. Ich hätte hier nichts verloren und ich soll doch weitergehen. Er kannte so ne Typen wie mich.....

Spanischer Freak

Spanischer Freak

Und ab ging es durch das magische Nachtigallental. Ich traf hier bis zum nächsten Dorf auf keine Seele mehr. War echt unglaublich.......
Tomte laut auf den Ohren: "und ich wander...."

Ich kam in Molinaseca an, einem kleinen schönen Dorf. Es war nun echt heiß und bis nach Ponferrada waren es noch lange 7 km. In meinem Outdoor Reiseführer wurde mir angedroht, dass die Strecke einen an der Hauptstraße lang führt und der Weg einem lang vorkommt.
Einmal unterwegs konnte ich das bestätigen. Trotz Haupstraße keine Autos zu sehen, trotz weltberühmtester Pilgerweg keine Pilgerer zu sehen. Nur ich, meine Beine, mein Rucksack und die Musik im MP 3!!!!!!!!

Scheiße der Weg zog sich echt. Auf dem letzten Loch pfeifend kam ich in der Stadt Ponferrada an. Am Eingang sah ich einen Zettel an einem Mast. Es war ein Zettel von einer privaten Herberge. Ich folgte der Wegbeschreibung, musste mich aber zwischenzeitig einmal an einer Hauswand auf den Boden runterrutschen lassen. Auf der Straße sitzend eine kleine Pause.

Als ich dann an der Herberge ankam sagten sie mir das sie voll waren. Die Frau beschrieb mir den Weg zu der kirchlichen Herberge. Ich machte mich wieder auf den Weg und kam dann echt mal wieder auf dem Zahnfleisch an.

Es war eine kirchliche Herberge auf Spendenbasis. Es waren große Schlafsäle ähnlich wie in Leon. Ich war begeistert. Ich war so begeistert, dass ich zum ersten Mal in einer Herberge ankam und vor dem Duschen wieder raus ging. Ich setzte mich in eine Bar gegenüber der Herberge und chillte erst mal ein wenig bei einem Glas Wein. Ich schrieb Jatzek und fragte ihn wo er die letzte Nacht in Ponferrada geschlafen hatte. Er schrieb mir, dass er in der gleichen Herberge war wie ich und sich die ganze Sache in der gleichen Bar schön trank. Nun war er in Tricastela gelandet und sagte das er wieder derbe Bergtouren gefahren war. Ok ich ging dann wieder rein. Die Waschräume waren in einem anderen Gebäude, einmal über den Hof rüber. Ich schleppte mich dorthin zum duschen und Wäsche waschen.

Danach legte ich mich zum chillen auf mein Bett. Als ich mich irgendwann umdrehte und nach unten schaute sah ich im unteren Bett nebenan Anton den Spanier auf dem Rücken liegen mich anschauend. Wo kam der Vogel denn schon wieder her. Der Typ war echt ein Mythos. Ich musste echt lachen. Er sagte das er gleich rausgehen wollte um was zu essen und zu trinken. Er fragte ob ich mitkommen wollte. So ging ich mit.

Ich ging mit Anton in eine Bar auf einem Platz im Inneren der Stadt. Zuerst saßen wir draußen und gingen dann irgendwann rein. So erfuhr ich einiges über Anton. Er kam aus Barcelona und hatte zur Zeit keine Arbeit. Er war Ende 30 und sprach kein Wort Englisch. Grundsätzlich fand ich das natürlich gut, da ich so mein Spanisch verbessern konnte. Aber für mich war es unglaublich schwer Anton zu verstehen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube er sprach oftmals katalan. Er kam ja auch aus Barcelona. Ich ging mit Anton weiter in die Bar in der ich schon am nachmittag gewesen war. Hier tranken wir irgendein spanischen Schnaps. Anton war ein Vogel, aber ein wirklich netter Vogel...

Abends als ich ins Hochbett wollte spürte ich echt schon wieder meine Beine. Unter mir war mal wieder ein Kolumbianer der mit dem Fahrrad unterwegs war. Wiedererwarten war die Luft im Schlafsaal nicht so furchtbar wie in Leon. Aber ich hatte morgens einen Stich im Arm. Da hat mich nachts wohl ne Bettwanze besucht!!!

Egal die Tour von Rabanal nach Ponferrada war gigantisch......der Camino ist gigantisch.....

© Thomas Eggers, 2017
Du bist hier : Startseite Europa Spanien von Rabanal del Camino nach Ponferrada
Die Reise
 
Worum geht's?:
880 km zu Fuß über den klassischen Jakobsweg.
Details:
Aufbruch: 07.05.2015
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 10.06.2015
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Thomas Eggers berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors