Jakobsweg von Seant Jean Pied de Port bis ans Ende der Welt

Reisezeit: Mai / Juni 2015  |  von Thomas Eggers

von Negreira nach Olveirora

Morgens waren noch ein paar Pilgerer zu sehen die sich von Negreira aufmachten. Es ging durch das Stadttor auf den Camino. Der Weg wurde nach Negreira wieder sehr ländlich. Der Camino hinter Santiago war wirklich anders als der Weg nach Santiago. Es waren nur noch vereinzelt Pilgerer unterwegs und es war somit einsamer.

Ich dachte auf dem Weg oft an diejenigen, die mit mir gegangen sind und nun alle weg waren.
Alessandro und Maria waren schon wieder in Italien.
Nilton ist noch nach Porto, Lissabon und Marokko gereist und musste jetzt wieder nach Hause nach Brasilien
Jatzek hatte sein Fahrrad nach 3 Tagen in die Ecke geschmissen und ist kurz nach dem Cruz de Ferro nach Lissabon gefahren und hatte den Camino abgebrochen.
Anton war mit mir noch auf dem Weg und musste irgendwo in meiner Nähe sein.
Alle anderen denen ich auf dem Camino begegnete waren vielleicht in, vor oder schon wieder weg von Santiago. Ich glaubte nicht, dass sich viele auf den Weg machten um weiter nach Fininsterre zu gehen. Das war ein etwas trauriges Gefühl. Ich dachte an Gabi und Raffael die Brasilianer mit denen ich meinen Camino in St Jean Pied de Port begann. Ich hatte sie das letzte Mal kurz hinter Burgos vor mehr als 16 Tagen gesehen. Das war vor ungefähr 500 Kilometern. Eigentlich eine halbe Ewigkeit. Zwischenzeitig schrieben Sie mir, dass sie das Cruz de Ferro erreicht hatten. Ich hatte ihnen in den Bergen von Galicien hinter Trabadelo einen Stein mit einer, mit einem Eding geschrieben Nachricht auf den Weg gelegt. Ich hatte bisher von ihnen nichts mehr gehört. Ich schickte ihnen eine Nachricht über Facebook. Sie schrieben mir, dass sie kurz vor Santiago seien. Später erfuhr ich, dass Gabi auf dem Weg schwere Magenprobleme bekam und sie eine große Distanz mit den Bus überbrücken mussten.
Wir wollten uns nochmal irgendwo sehen.

Das heutige Stück war ziemlich anstrengend, da es einsam, warm und weit war. Ich hatte oft das Gefühl das ich mich nicht auf dem richtigen Weg befand. Ich kämpfte mich nach Olveiroa. Nachdem ich dann irgendwo auf einer Wiese ein Taschenmesser gefunden hatte, in einer Herberge meinen Wasservorrat auffüllte und mit Texaner in der Sonne brutzelte kam ich ziemlich platt an.

Ich fand eine Herberge mit einem Sechserzimmer. Morgen sollte der letzte Pilgertag kommen. Morgen sollte ich in Finisterre ankommen. Das Ende der Welt. Morgen würde ich ans Meer gehen, am Kap ankommen. Abends saß ich an der Bar der Herberge und ging später in den Schlafraum. Ein Gespräch mit einer Kanadierin im Schlafraum endete mit dem Satz "morgen sind wir da, dass ist das Ende....wie wollen wir das ertragen...". Sie hatte recht. Sie hatte sowas von recht...

© Thomas Eggers, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
880 km zu Fuß über den klassischen Jakobsweg.
Details:
Aufbruch: 07.05.2015
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 10.06.2015
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Thomas Eggers berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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