La Palma im Oktober

Reisezeit: Oktober 2015  |  von Herbert S.

Parque arqueolologico de Belmaco

Wir starten dort wo wir gestern aufgehört haben, nur dass wir hierzu wieder 1 Stunde fahren müssen. Der Parque arqueolologico de Belmaco, liegt einige Kilometer südlich von Mazo direkt an der Küstenstraße. Neben einem kleinen Museum führt ein mit steilen Treppen versehener Weg unterhalb der Straße zu einer großen Höhle, in der viele z.T. nur mühsam zu erkennende Petroglyphen zu finden sind.

1752 entdeckte Domingo Van de Walle, Bewohner von La Palma, Felsinschriften in Belmaco, die auf vier Steinblöcken verteilt sind, von denen sich einer noch in der Höhle, die drei anderen unterhalb dieser Informationstafel befinden. Wie bei den meisten auf La Palma gefundenen Inschriften handelt es sich um geometrische Formen, vorlegend Spiralen, Kreise, konzentrische Halbkreise und Mäander.
Die Perfektion und Komplexität ihrer Formen sind Hinweis dafür, dass sie zu den ältesten Felsinschriften der zählen und
schätzungsweise vor über 1000 Jahren geschaffen wurden.
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Höhleninschriften immer wieder von Fachleuten, die sich mit der Vorgeschichte der Kanarischen Inseln beschäftigen, erwähnt. 1956 veranlasst der Kanarier Luis Diego Cuscoy die erste Ausgrabung in der Höhle.
Bei der Ausgrabung stellte man drei natürliche Erdschichten fest, aus denen man ein menschliches Skelett barg. Der Rest der gefundenen Materialien bestand aus Keramikteilen, einigen ganz erhaltenen Keramikgegenständen (darunter ein Trichter), Steinmesser, Muschelschalen, einem Löffel, einem Anhänger aus Stein, dreissig aus Muschelschale gefügten Kettengliedern, aus Lederstücken und Teilen von Holzstöcken. Darüber hinaus entdeckten sie eine Reihe von Löchern für Pfeiler, die eine Konstruktion aus Holz oder Leder im linken hinteren Teil der Höhle begrenzten sowie Überreste von drei Feuerstellen, bestehend aus kreisförmig gelegten Steinen.

Die Siedlung von Belmaco besteht eigentlich aus einem Komplex von insgesamt zwölf Wohnhöhlen, verschiedener Grösse und unterschiedlicher Zugänge. Diejenige die wir von uns sehen, gab dem Ort seinen Namen. Sie liegt 380 Meter über N.N. und hat die besten Wohnbedingungen aufgrund ihrer Grösse, ihrer Ausrichtung und dem Lichteinfall. Ausserdem bot sie den besten Schutz bei ungünstigen Witterungsverhältnissen. Zudem erleichterten andere Eigenschaften das Leben in dieser Hohle:
a) Das Vorhandensein einer Quelle, die als Fuente de Los Alamos bekannt ist
b) Das reichhaltige Vorhandensein von fruchtbarem Weideland in der meisten Zeit des Jahres.
c) Die Lage zwischen der Nahrungsquelle "Meer" und den Weideflächen in den Bergen, die während der gesamten Sommerszeit nutzbar waren.
Die Öffnung der Höhle ist gegen Osten ausgerichtet und erstreckt sich über die gesamte Länge von 48 Metern. Die Tiefe ist unterschiedlich, sie variiert zwischen 8,50 Metern ganz links, 15,50 Metern in der Mitte und 19,50 Metern im rechten Teil. Die Höhe beträgt am Höhleneingang etwa sieben Meter und nimmt Richtung Höhleninneres langsam ab, auch wenn man im grössten Teil der Höhle aufrecht stehen kann. Der Grundriss der Höhle ist sehr unregelmässig und weist vor allem auf der rechten Seite, wo sich die Schlafplätze befunden haben mussten, zahlreiche höhlenartige Vertiefungen und Löcher auf. Der Küchenbereich befand sich wohl im mittleren Teil, nahe des Höhleneingangs. Da es sich um eine riesige Höhle handelte, konnte man auch einen Teil davon als Gehege für die Haustiere benutzen. Das Gehege war entweder im linken Bereich der Höhle oder im Flussbett der Schlucht, die so eng und deren Wände so steil waren, dass es genügte, den einzigen Ausgang mit einem Pfahlzaun zu verschliessen. Die Höhle von Belmaco ist gross genug, um einer Grossfamilie von mindestens 15 bis 20 Personen Unterschlupf zu gewähren. Der traditionelle Volksglaube besagte, dass sie einst Sommersitz der Kapitäne von Tigalate, Juguiro und Garehagua, gewesen sei.

Die am häufigsten verwendete Technik ist das Klopfen. Mit einem spitzen Stein wurde auf die Felsoberfläche geschlagen bis eine Furche oder Rille unterschiedlicher Breite oder Tiefe entstand. Die Gleichmassigkeit der Rillen erreichte man mittels Abrasion, d. h. das Schleifen unter Zuhilfenahme eines weiteren Steins.
Parallelen zu anderen geographischen Räumen können hinsichtlich typologischer Ähnlichkeiten, mit der Atlantikküste Europas, dem Mittelmeerraum, Nordafrika und Lateinamerika gezogen werden. Ihre Bedeutung betreffend gibt es diverse Hypothesen. Hinter den Zeichen werden verschiedene Kulte vermutet: Verehrung der Sonne, der Quellen, der Fruchtbarkeit, Bezeichnung von Hirtenrouten, Markierung von Weideflächen usw.
Die meisten Fundorte befinden sich an der Küste oder in der Umgebung von Mazo, wo auch die höchste Bevölkerungsdichte verzeichnet wird.

Außerdem informieren zahlreiche Schautafeln über diverse andere Dinge, z.B. dass sich ein Drachenbaum erst nach etwa 15 Jahren das erste Mal verzweigt. Also sind die einstämmigen hohen Bäume, die mir so gut gefallen, junge Drachenbäume.
Für die Ureinwohner war der Drachenbaum, vor allem wohl seiner Früchte und seines Harzes ('Blut des Drachenbaumes) wegen, von Bedeutung, welche für medizinische Zwecke eingesetzt wurden. In Anschluss an die Eroberung der Insel übernahmen die neuen Siedler diese Kenntnisse. Nach einem Schnitt in den Stamm fing man das "Blut des Drachenbaumes" in einem Behältnis auf. Man verwendete das Harz bei Verbrennungen, gegen Husten, und durch das Kauen der gummiähnlichen Masse stärkte man das Zahnfleisch. Die Früchte dagegen mussten gekocht werden, um sie dann äusserlich oder innerlich anzuwenden.

Interessant ist auch die Tafel über das Alter der verschiedenen Ritzmuster auf den Keramikschalen.

Felszeichnung am Felsen "Roque de Los Guerra"

Felszeichnung am Felsen "Roque de Los Guerra"

Höhlenersatz - Steuinbauten mit Leder-/Fell-Dach

Höhlenersatz - Steuinbauten mit Leder-/Fell-Dach

© Herbert S., 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
die TV-Serie 'Wunderschön' brachte uns auf die Idee eine Woche die grüne Insel der Kanaren zu besuchen. Eigentlich wollten wir etwas wandern, aber das Wetter spielte nicht mit.
Details:
Aufbruch: 16.10.2015
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 23.10.2015
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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