Jakobsweg 2015 - Teil 4 - Via Lusitana

Reisezeit: März / April 2015  |  von Uschi Agboka

Kurzinfos (Entfernung / Übernachtung / Hotels): 15. April 2015 - A Merca – Ourense - 17,3 km

15. April 2015 A Merca – Ourense 17,3 km

15. April 2015 43. Tag A Merca – Ourense 17,3 km
Übernachtung: Pilgerherberge 6,00 Euro

So gut wie heute Nacht habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Nach einen Frühstück in der Pension (Tomatentoast), entschloß ich mich, einen Umweg nach A Mezquita zu machen, so wie im Reiseführer empfohlen.

Dort gibt es eine wunderschöne romanische Kirche – Iglesia San Pedro A Mezquita – aus dem 12. Jh. zu bewundern. Da ich heute nur 17 km vor mir hatte, war der kleine Umweg kein Problem.

Schon bald erreichte ich die prächtige Kirche, die einen einzigartigen Figurenschmuck an der Fassade aufweist. Ich konnte sie von außen und innen anschauen. Im Reiseführer stand, man sollte an einem Haus klingeln, so habe ich es gemacht. Die Frau, die öffnete, hat gefragt, ob ich Deutscher sei. Das habe ich bejaht und den Reiseführer gezeigt. Sie hat geschmunzelt und weiter gefragt, ob ich allein sei, denn normalerweise kämen die Deutschen immer zu mehreren Personen. Da sieht man mal wieder, Ausnahmen bestätigen die Regel.

Nach der Besichtigung machte ich mich wieder auf den Weg. Leider war das Wetter nicht so schön, aber es regnete wenigstens nicht. Die Straße führt bis Ourense.

Damit hatte ich die Via Lusitana beendet. Ich kam auf ihr durch schöne Landschaften, lernte viele herzliche Portugiesen kennen. Leider waren die Wege aber bis zu 80 % Asphaltstraßen, was nicht gerade Gelenk schonend ist.

Und hier dazu eine gute Nachricht die mir Herr Hass mitgeteilt hat: Ab der nächsten Auflage werden mindestens 4/5 des Weges - wenn nicht mehr, genau hat er das noch nicht nachgemessen - auf Feldwegen und Naturpfaden verlaufen. Wenn Teer, dann kleine Alcatroes (Teer-, nicht Asphalt-Straßen) durch ansonsten unwegsames Gelände. Der Camino führt dann durch wunderschöne Landschaften, Städte und Dörfer.

Ich möchte Herrn Hass danken, der eine riesige Arbeit geleistet hat, die „Spuren dieses Jakobsweges auszugraben“.

In Ourense kam ich gegen 13 Uhr an und marschierte gleich zur Herberge. Nach dem Duschen und Bett herrichten, ging ich zum Essen, denn Zeit genug hatte ich ja. Menue de Dia für 11 Euro. Es war sehr gut, gemischter Salat, Gulasch, Kuchen, Wein, Brot und Kaffee. Es waren nur Einheimische im Lokal, was immer ein gutes Zeichen ist. Gegen 16 Uhr war ich mit dem Essen fertig, da fragt man sich, war das nun Lunch oder Dinner – vielleicht „Lunner“.

Nun machte ich einen Rundgang durch die Altstadt.

Obwohl ich schon drei Mal hier war, ist es immer wieder schön, durch die alten Gassen zu laufen.

Dabei habe ich mir nochmals die Catedral San Martin angeschaut, besonders das Portico del Paraiso hat mir sehr gut gefallen. Ich finde des farblich schöner als das in Santiago de Compostela.

Später ging ich zur Herberge zurück um zu lesen. Was neu für mich war, ist, dass man jetzt den Kreuzgang des Franziskaner-Klosters (Herberge) besichtigen kann. Er ist im romanisch-gotischen Stil erbaut und erinnert mich an den Kreuzgang in Moissac. Wunderbare Kapitelle schmücken ihn. Ich hab fotografiert wie ein „Weltmeister“ Dann kann man auch noch ein kleines Museum neben der Herberge mit hervorragenden Kunstwerken besuchen.

Gegen 20 Uhr ging ich mal wieder zum Fußball schauen, Porto gegen Bayer, aber nur die 1. Halbzeit, denn die Herberge schließt um 22 Uhr.

Ourense, am Fluss Mino gelegen, ist mit ca. 100.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Galicien. Der Name der Stadt leitet sich von „la ciudad del oro“ (Auriense, die Stadt des Goldes) ab und beschreibt die enormen Vorkommen des Edelmetalls, das am Fluss gefunden werden konnte. Eine weitere Theorie besagt, dass die Römer der Stadt den Namen Aquae Urentes (brennende Wasser) wegen der As Burgas genannten Schwefel-quellen gaben. Burgas wiederum entstammt dem lateinischen burca für „Becken“.

In und um Ourense treten drei heiße Quellen am Flussufer des Miño aus, die als As Burgas bekannt sind. Der Fluss verläuft durch die Provinz Ourense und etwa in der Mitte seines Verlaufs durch die Stadt selbst. Die Römer ließen sich in dem Gebiet des heutigen Ourense nieder, da sie die heißen Quellen als Thermal- und Heilbrunnen schätzten. Sie errichteten eine Brücke über den Fluss, die Puente Romano (Ponte Vella für „Alte Brücke“), und schufen damit einen wichtigen Verbindungsweg.

Im 4. Jahrhundert wurde Ourense Bischofssitz. Als Hauptstadt des Königreiches der Sueben erlebte Ourense im 5. und 6. Jahrhundert eine Blüte-zeit. Der Suebenkönig Teodomiro († 570) baute nach seinem Übertritt vom Arianismus zum Katholizismus die erste Kathedrale von Ourense. Stän-dige Raubzüge der maurischen Eroberer unter Abdelaziz und dem Almansor sowie der Normannen verwüsteten die Stadt so sehr, dass sie mehrere Jahrhunderte fast unbewohnt blieb.

1071 unter dem persönlichen Schutz des Königs Sancho II. von Kastilien gelang der endgültige Wiederaufbau. Als Bischofssitz erlangte die Stadt in den folgenden Jahrhunderten Bedeutung als geistliches Zentrum, aber zunehmend auch als Handelsstadt. Im 13. Jahrhundert war Ourense aufgrund der geografischen Lage und durch seine große jüdische Gemeinde ein wichtiges Handelszentrum in Galicien. Der wirtschaftliche Niedergang setzte nach der Vertreibung der ourensanischen Juden im Jahre 1492 durch die Katholischen Könige Isabella und Fernando ein.

In den nachfolgenden Jahrhunderten nahm die Bedeutung Ourenses stetig ab. Bis zum 18. Jahrhundert gab es herrschaftliche Rechtsstreitigkeiten; trotzdem gedieh zu dieser Zeit der Handel mit Wein und Öl. Im 19. Jahrhundert stieg die Bedeutung der Stadt weiter, vor allem wegen neuer Verkehrswege. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielte die Stadt eine bedeutende Rolle in der Verwaltung, im Verkehr und beim Handel.

Die neue Brücke Ponte Nova und eine kleine Industriezone bildeten die Grundlage für die Entwicklung im Viertel von Ponte, aber auch die Infrastruktur in der historischen Stadt wuchs weiter. Eine lokale Zeitung und die Sparkasse Caixa de Aforros wurden gegründet, der Kultur- und Freizeitbereich entwickelte sich.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beendete man den Bau der Bahnstrecke Ourense–Zamora und schuf durch den Bau einer neuen Brücke einen weiteren Zugang nach Galicien. 1959 wurde mit der Sierra-de-la-Culebra-Linie eine schnelle Eisenbahnverbindung nach Madrid geschaffen. Diese Maßnahmen führten zu Wirtschaftswachstum, vermehrter Nachfrage nach Arbeitskräften und zu einer Ausweitung des Wohnmarktes.

Die Kathedrale de San Martino ist im romanischen Übergangsstil des 12./13. Jahrhunderts errichtet und weist Einflüsse der Kathedrale von Santiago de Compostela auf. Die Kathedrale steht am Übergang von der Romanik zur Gotik. Ihre Ursprünge reichen bis ins späte 12. Jahrhundert zurück. Aus romanischer Zeit hat sie einen reichen Skulpturenschmuck bewahrt und aus der Renaissance sind bedeutende Altarretabeln und das Chorgestühl erhalten.

1887 wurde der Kathedrale vom Papst der Titel einer Basilica minor verliehen. Am 3. Juni 1931 wurde sie zum Kulturdenkmal (Monumento Nacional) erklärt.

Das Kathedralemuseum bewahrt ein wertvolles Prozessionskreuz, das früher Enrique de Arfe zugeschrieben wurde, ein Kreuz aus Gagat (von einem Atelier aus León), ein Messbuch von 1494, das Missale Auriense, den Schatz des Heiligen Rosendo und eine Prozessionsmonstranz aus dem 17. Jahrhundert auf.

Die Capilla del Cristo (1567 – 74) ist ein Beispiel für den galicischen Barock, sie ist über und über mit Gold verziert. Der hoch verehrte Santo Cristo ist hier zu sehen. Glaubt man der Überlieferung, dann ist die mit echtrem Haar versehene Christusfigur in Finisterre an Land gespült worden.

Die Kathedrale steht an der Stelle einer suebischen, von den Mauren zerstörten Kirche. Der Legende nach soll der suebische Herrscher Carriarico im 6. Jh. den Heiligen Martin von Tours um Hilfe für seinen kranken Sohn angefleht haben. Nach vollbrachter Wundertat liess er dem Heiligendie Kirche errichten.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de
oder auf meinen Facebook Seiten.

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf Kummer Faro – Vila Real de Santo Antonio bis Santiago de Compostela 4. März bis 22. April 2015
Details:
Aufbruch: 04.03.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 27.04.2015
Reiseziele: Portugal
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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