Andalusien - Spanien - 2016 - Teil 1 und 2

Reisezeit: April - Juni 2016  |  von Uschi Agboka

Teil 1 - Streckenverlauf: Mittwoch - 11. Mai 2016 - 12. Tag - Teil 2

Eingang zum Museum

Eingang zum Museum

Mittwoch - 11. Mai 2016 - 12. Tag - Teil 2 - Iberische Nekropole Tutugi

Wir halten an der Iberisch-Römischen Nekropole von Tutugi. Außer uns ist kein anderer Besucher da. Eine ältere Dame, nur Spanisch sprechend, führt uns im Informationscenter umher und redet wie ein Wasserfall auf uns ein. Völlig unnötig, da dort die Informationen neben Spanisch auch auf Englisch stehen.

Danach geht es steil hinauf zur Besichtigung. Versehen sind wir mit einem Audio-Führer auf Englisch. Das ist sehr gut.
Ich glaube, die ältere Dame langweilt sich, denn sie begleitet uns, was nach einiger Zeit sehr nervt, denn sie quasselt ununterbrochen auf uns ein, obgleich wir ihr klar gemacht haben, dass wir kein Spanisch sprechen und verstehen. Außerdem kann man so kaum den englischen Text mit dem Audio-Führer verstehen. Ich empfinde das wirklich als nervend und störend, was ich auch später der Touristen-Information in Galera mitteile.

Die ganze Anlage ist sehr weitläufig und ihre Geschichte mehr als interessant.

Die an dieser archäologischen Stätte gefundene Siedlung gehörte zur El-Argar-Kultur. Die El-Argar-Kultur ist eine bronzezeitliche Kultur, die im Südosten Spaniens zwischen 2.200 und 1.550 v. Chr. verbreitet war. Sie entstand aus der Los-Millares-Kultur.

Los Millares ist eine kupferzeitliche Siedlung in Andalusien. Los Millares besteht aus einer umwallten Siedlung und einer Ansammlung von Ganggräbern. Sie gab der Los Millares Kultur, deren Einfluss auf die Kulturen Spaniens und Portugals erheblich war, ihren Namen. Los Millares ist der Ort mit der größten bisher bekannten Kuppelgrabnekropole (über 100 Anlagen) und damit der einzige Fundort, von dem Siedlung und Bestattungsplatz gleichermaßen bekannt ist.

Die Kultur des 3. und frühen 2. Jahrtausends v. Chr. baute Wein und Oliven an und hinterließ eine mit Symbolen verzierte Keramik, die sich primär in den Kuppelgräbern fand. Die Siedlung wurde von ca. 3.200 v. Chr. bis 2.250 v. Chr. bewohnt. Nach Einschätzung der Archäologen führte zu dieser Zeit nicht nur der Rio Andarax mehr Wasser, sondern auch die Rambla de Huescar. Das Klima soll damals eine fast tropisch zu nennende Vegetation ermöglicht haben, was angesichts des heutigen Klimas mit einer sehr spärlichen wüstenhaften Vegetation schwer vorzustellen ist.

Die zweite Phase dieser Kultur erlebte einen ungeheuren Aufschwung und zeigte deutlich eine erstaunlich hierarchisierte Gesellschaft. Rund die Hälfte der Bevölkerung war landwirtschaftlich tätig. Ihre Gräber enthielten keine Grabbeigaben.

Weitere 40 Prozent der Bevölkerung sind als schwer arbeitende Handwerkerschicht bzw. Militär anzusprechen, wie die Anthropologin Camila Oliat anhand der Knochenabnutzung deutlich macht. Interessant ist, dass nur rund die Hälfte der Bevölkerung eine Beisetzung erhielt. Warum, ist den Archäologen noch ein Rätsel.

Die restlichen 10 Prozent der Bevölkerung gehörten einer herrschenden Elite an, die große Gebäude und Herrschersitze errichtete. So wurde z. B. ein 100 m² großer Thronsaal ergraben, in dessen Nähe sich große Speicher befanden. Die Herrscherschicht brachte die Nahrungsmittel in ihrer Residenz unter ihre Kontrolle und verteilte sie von dort an die restliche Bevölkerung. Die einfache Bevölkerung beköstigte man recht einseitig mit Getreidebrei, ergänzt durch Bohnen, Linsen und Eicheln, während für die Herrscherschicht auch eine gute Versorgung mit Fleisch und Honig nachgewiesen wurde.

Die Nekropole Tutugi liegt nahe am Fluss und ist auf drei Terrassen verteilt. Auf einigen sind Reste von Hütten und Feuerstellen erhalten. Außerdem wurden hier Reste von Grabstätten (verschiedene Tumuli = Hügelgräber) gefunden, sowie Grabbeigaben, die aus Waffen, Schmuck, Werkzeugen, Keramikbechern etc. bestehen und aus der Zeit zwischen dem 6. und 3. Jh. v. Chr. stammen. Die Siedlung wurde zwischen 1.200 und 1.00 v. Chr. verlassen. Der Archäologe Roberto Risch vermutet dahinter eine Rebellion der hungernden Bevölkerung, die sich ihrer Herrscherelite entledigt und die Siedlungen wütend niedergebrannt hat. Die nachfolgende Zeit ist durch eine einfache ländliche Besiedlung geprägt. Die großartige Kultur von El Argar geriet vollständig in Vergessenheit.

Der wohl schönste Fund dort ist die „Lady von Galera“, eine weibliche Alabasta Figur, die wahrscheinlich die nahöstliche Göttin Astarte darstellen soll. Die Figur befindet sich heute im Nationalen Archäologischen Museum von Spanien in Madrid. Das Haar und die Kleidung der Figur, die phönizischen Ursprungs ist, zeigen ägyptische Einflüsse, aber die robuste Form ähnelt eher mesopotamischen Statuen. Die Göttin Astarte stand für Fruchtbarkeit, Sexualität und Krieg. Ihre Symbole waren Löwen, das Pferd, die Sphinx, die Taube und ein Stern in einem Kreis (Planet Venus).

Eine Nekropole oder Totenstadt ist eine baulich gestaltete größere Begräbnis-und Weihestätte des Altertums und der Ur- und Frühgeschichte. Nekropolen liegen oft abseits der Wohnsiedlungen. In griechischen, römischen, phönizischen und jüdischen Orten war diese Lage aus religiösen Gründen sogar vorgeschrieben.

Ein Tumulus (Hügelgrab oder Grabhügel) ist eine gestreckte, runde oder ovale Erdaufschüttung, unter der bzw. in der sich Grablegen oder andere Vorzeitmonumente befinden. Bei den Gräbern kann es sich um Körperbestattungen, Urnengräber oder ausgestreuten Leichenbrand handeln.

Leichenbrand ist die Bezeichnung für die Asche von Toten nach einer Brandbestattung. Im engeren Sinne bezieht sich der Ausdruck Leichenbrand meist auf die verbrannten und kalzinierten Knochen der Verstorbenen.

Unter Feuerbestattung / Brandbestattung / Kremation / Einäscherung, früher Leichenverbrennung versteht man die Veraschung einer Leiche. In vielen Ländern wird dieser Vorgang in Krematorien durchgeführt.

Das Grab ist die Stelle, an der verstorbene Lebewesen, vorzugsweise menschliche Leichen, begraben werden. Es ist zudem jener Ort, auf den sich der Totenkult von Kulturen bezieht. Meistens liegen Gräber auf Friedhöfen oder Gräberfeldern. Einzelgräber sind selten und oft von ausgezeichneter Bedeutung.

Ein Friedhof (Begräbnisplatz, veraltet Gottesacker, Kirchhof oder Leichenhof) ist ein Ort, an dem Verstorbene, in den meisten Fällen begleitet von einem religiösen oder weltlichen Ritus, bestattet werden. Anlagen aus vorchristlicher Zeit werden in der Archäologie meist als Gräberfelder oder Nekropolen bezeichnet, der Begriff Friedhof findet dennoch auch für antike Anlagen Verwendung.

Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite
Uschi & Rolf – Spanien - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Spanien.

© Uschi Agboka, 2018
Du bist hier : Startseite Europa Spanien Mittwoch - 11. Mai 2016 - 12. Tag - Teil 2
Die Reise
 
Worum geht's?:
Viel Kultur und Natur in Andalusien, abseits der normalen Touristenpfade. Teil 1 - 30.04. - 16.05.2016 Standort Sierra de Maria, Los Velez Natural Park Teil 2 - 17.05. - 08.06.2016 Standort Campingplatz Pueblo Blanco in Olvera
Details:
Aufbruch: 30.04.2016
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 26.06.2016
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors