Andalusien - Spanien - 2016 - Teil 1 und 2

Reisezeit: April - Juni 2016  |  von Uschi Agboka

Teil 2 - Streckenverlauf: Informationen Antequerra

Mit Erlaubnis fotografiert

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Antequerra - Informationen

Antequera, 41.000 Einwohner, ist eine Stadt und eine Gemeinde in der andalusischen Provinz Malaga. Seit dem 16. Jh.
trägt die Stadt wegen ihrer Bedeutung für Kultur und Geschichte des Landes und der geographischen Lage an den Verbindungswegen zwischen den großen andalusischen Städten Malaga, Granada, Cordoba und Sevilla den Beinamen „Herz von Andalusien“. Die Gemeinde Antequera ist mit einer Fläche von 749 km² die größte der Provinz Málaga.

Der Fluss Guadalhorce trägt zur Fruchtbarkeit des umliegenden Landes bei. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 551 l/m² bei 250 Sonnentagen pro Jahr.

In der näheren Umgebung der Stadt befinden sich die Salzwasser-Lagune Fuente de Piedra, einer der wenigen Brutplätze des
Rosaflamingo in Europa und der El Torcal, ein Gebirgsstock aus Kalkstein, der heute ein Naturpark und beliebtes Ziel für Kletterer ist.

Ab dem 7. Jh. v. Chr. besiedelten Iberer die Region, deren kulturelle und wirtschaftliche Kontakte mit den Phöniziern und Griechen durch zahlreiche archäologische Funde belegt sind. Um die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. vermischten die Iberer sich teilweise mit den zuwandernden Kelten und bildeten in Südspanien, dem heutigen Andalusien, das Volk der Turdetaner.

Im letzten Drittel des 1. Jahrtausends v. Chr. wurde die Iberische Halbinsel zu einem Teil des Römischen Reiches. Die Turdetaner übernahmen bald Kultur und Sprache der Römer und der Übergang zur römischen Herrschaft erfolgte weitgehend friedlich. Wie bei vielen anderen Ortschaften in Andalusien, gehen der heute noch sichtbaren Stadtplan und der Name auf jene Zeit zurück. Die Stadt war, wie schon zur Zeit der Iberer und Turdetaner, auch unter römischer Herrschaft ein bedeutender Handelsplatz, insbesondere bekannt für die Qualität des hier produzierten Olivenöls. Im Südosten der Stadt können heute die Ausgrabungen der römischen Bäder besucht werden.

Ab der Mitte des 1. Jahrtausends wurden die Römer zusehends von über die Pyrenäen eingewanderten Völkern wie den Vandalen, Alanen und Sueben verdrängt. Für kurze Zeit übernahmen oströmische Byzantiner, wurden aber ihrerseits von den Westgoten besiegt.

Im Jahr 711 begann die Eroberung der iberischen Halbinsel durch die aus Nordafrika stammenden muslimischen Mauren.
Ab etwa 716 war auch das frühere Anticaria eine maurische Stadt, geprägt von deren Kultur, Tradition und Architektur, und erhielt einen neuen Namen - Medina Antaquira.
Mit der Schlacht bei Las Navas de Tolosa – 1212 -, in der die zu jener Zeit herrschenden Alamohaden den vereinigten Heeren der christlichen Königreiche im Norden der Halbinsel unterlagen, begann der Niedergang des maurischen Al-Andalus.

Medina Antaquira, damals von etwa 2.600 Menschen bewohnt, wurde – als eine der nördlichsten Städte des verbliebenen Königreichs der Nasriden von Granada – zu einer wichtigen Grenzstadt. Zur Verteidigung gegen die Truppen der Katholischen Königreiche im Norden wurden die Befestigungsanlagen ausgebaut und auf dem die Stadt überblickenden Hügel eine Burg errichtet, die Alcazaba. Von dieser Festung sind heute nur noch wenige Teile der Befestigungsmauern und einige Türme zu sehen – darunter der später von den Spaniern aus- und umgebaute Torre del Homenaje.

Rund zweihundert Jahre war Medina Antaquira immer wieder Angriffen der christlichen Könige ausgesetzt. Erst am 16. September 1410 konnte ein Heer unter Führung Ferdinands I. von Aragon (Infante Don Fernando) die Stadt erobern. Durch diesen Sieg erhielt der 1412 zum König von Aragonien erhobene Herrscher auch den Beinamen „Ferdinand von Antequera“ (Don Fernando de Antequera). Die Hauptstraße Antequeras trägt heute noch seinen Namen - Calle Infante Don Fernando. Nach der Schlacht von 1212 gilt die Eroberung Antequeras als zweiter entscheidender Sieg der Christen in ihrem Bestreben, die Mauren aus Spanien zu verdrängen.

Nachdem Antequera Teil des Königreichs Kastilien geworden war, wurde die muslimische Bevölkerung teils ermordet und teils vertrieben. Die Stadt war nun eine Grenz- und Festungsstadt der Katholiken gegen das nasridische Reich von Granada und Ausgangspunkt einer Reihe von Eroberungszügen. Erst nachdem Granada im Jahr 1492 als letzte maurische Stadt des ehemaligen Al-Andalus kapituliert hatte, begann die Stadt sich von den Jahrhunderten des Kampfes zu erholen und zog auch wieder Menschen an, die sich niederließen.

Antequera wurde zur bedeutenden Handelsstadt am Kreuzungspunkt der Routen zwischen Málaga im Süden, Granada im Osten,
Cordoba im Norden und Sevilla im Westen. Diese Position, zusammen mit der florierenden Landwirtschaft, den für ihre Arbeit bekannten Handwerkern und den kulturellen Errungenschaften der Stadt, trugen dazu bei, dass Antequera ab dem 16. Jahrhundert den Beinamen „Herz von Andalusien“ erhielt. In dieser Zeit veränderte sich auch das Stadtbild grundlegend. Moscheen und Häuser wurden niedergerissen und an deren Stelle neue Gebäude, oft Kirchen, errichtet. Die älteste Kirche Antequeras, die spätgotische Iglesia San Francisco, entstand um das Jahr 1500.

1504 wurde „La Colegial“ gegründet, ein humanistischer Lehrstuhl für Grammatik, wo sich in der Folge eine Reihe für die spanische Renaissance bedeutender Schriftsteller und Gelehrter versammelten. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts entstanden auch die Schule der Dichter von Antequera, der neben anderen Pedro Espinosa, Luis Martin de la Plaz und Cristobalina Fernandez de Alarcon angehörten, und die Schule für plastische Künste, deren Künstler vor allem an den zahlreichen Kirchenbauten Beschäftigung fanden und deren Werke auch in den umliegenden Regionen um Sevilla, Málaga und Córdoba gefragt waren.

Unter den neu errichteten Kirchen waren die Stiftskirche San Sebastián im Stadtzentrum und die größte und prunkvollste der Stadt, Real Colegiata de Santa Maria la Mayor (1514–1550) mit ihrer strengen Fassade, die Renaissance- und spätgotische Elemente miteinander verbindet.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein entstanden noch eine Vielzahl weiterer Kirchenbauten (heute befinden sich in der Stadt insgesamt 32) und auch Paläste für die Mitglieder des Adels und für die wohlhabenderen Bürger im Stil des spanischen Barocks.
Die kulturelle Blütezeit Antequeras ging Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts allmählich zu Ende. Spanien musste den Verlust seiner amerikanischen Kolonien hinnehmen und verlor auch eine Reihe entscheidender kriegerischer Auseinandersetzungen in Europa. Damit einher ging eine tiefgreifende wirtschaftliche Krise, die in einigen Regionen des Landes sogar dazu führte, dass die Menschen wieder zum Tauschhandel übergingen. Kirche, Adel und Großbürgertum – die Großgrundbesitzer – zuvor die Auftraggeber und Mäzene der Kunstschaffenden, verloren den Großteil ihrer Vermögen und konnten damit weder weitere Kirchenbauten noch Paläste bezahlen.

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte Spanien durch eine Reihe von Reformen – insbesondere eine Landreform und die Zurückdrängung der Macht der Römisch-Katholischen Kirche (Ausweisung der Jesuiten 1767) – einen langsamen wirtschaftlichen Aufschwung. Für Antequera wurde vor allem die Textilproduktion zum wesentlichen Wirtschaftszweig. 1804 wurde der Aufschwung der Stadt von einer Gelbfieberepidemie und den wenig später folgenden Napoleonischen Kriegen unterbrochen. Eine weitere schwere Krise erlebte die Textilindustrie Antequeras im frühen 20. Jahrhundert. Erst ab den 1960er Jahren, als die nahe gelegene Costa del Sol sich zur internationalen Touristmusdestination entwickelte, erlebte auch Antequera wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung. Heute ist die Stadt sowohl ein touristisches als auch kulturelles Zentrum von überregionaler Bedeutung.

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© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Viel Kultur und Natur in Andalusien, abseits der normalen Touristenpfade. Teil 1 - 30.04. - 16.05.2016 Standort Sierra de Maria, Los Velez Natural Park Teil 2 - 17.05. - 08.06.2016 Standort Campingplatz Pueblo Blanco in Olvera
Details:
Aufbruch: 30.04.2016
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 26.06.2016
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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