Vier Wochen Altherrensegeln in den Virgin Islands

Reisezeit: Februar / März 2010  |  von Manfred Sürig

British Virgin Islands

Mittwoch, 24.2.2010 Sigi checkt in Sopers Hole, British Virgin Islands, wieder ein, also werden wir wohl hier noch ein paar Tage zubringen. Mittags gehts weiter ostwärts, mal sehen, wie weit wir kommen. Sigi möchte bis Virgin Gorda, um von dort aus morgen den Absprung nach Anegada zu schaffen.
Gegenan ist es ein mühsames Kreuzen, zumal die Ambassador hoch am Wind recht langsam ist, man muss also immer etwas verschenken, um Fahrt zu machen. dennoch sind wir bei Sonnenuntergang hinter Mosquito Island.
14 Meilen sind es von hier nach Anegada, einem grossen flachen Korallenriff, wo die Bewohner Lobster fangen. Ankern geht nur vor dem Strand im Schwellschatten auf weniger als 2,50 m Wassertiefe. Dafür ist das Badevergnügen besonders ausgiebig.

meilenweit am Strand barfuß wandern, ein pures Urlaubsvergnügen, jedoch erst zu empfehlen, wenn die Sonne schon tiefer steht.

meilenweit am Strand barfuß wandern, ein pures Urlaubsvergnügen, jedoch erst zu empfehlen, wenn die Sonne schon tiefer steht.

Die Yachties können im Restaurant per UKW-Funk Plätze bestellen, am Abend werden dann die frisch gefangenen Langusten in Folie verpackt gegrillt serviert.

Die Yachties können im Restaurant per UKW-Funk Plätze bestellen, am Abend werden dann die frisch gefangenen Langusten in Folie verpackt gegrillt serviert.

Reklameprozeduren beim Abschlachten. Wir meinen, vor Jahren hier aber deutlich größere Lobster gesehen zu haben. Der Raubbau ist wohl schon in vollem Gange.......

Reklameprozeduren beim Abschlachten. Wir meinen, vor Jahren hier aber deutlich größere Lobster gesehen zu haben. Der Raubbau ist wohl schon in vollem Gange.......

Bevor der letzte Lobster ausgerottet ist, wollen wir uns doch noch das Vergnügen einer besonderen Mahlzeit gönnen. Am Tag unserer Ankunft ist kein Platz im Restaurant mehr frei, also warten wir einen Tag. Gelegenheit, einmal eine Inselerkundung zu machen.
Doch bei der Sonnenstrahlung ist das zu Fuß nicht zu machen. Eine von Strandgut und wilder Vegetation und ein paar Salzlaken durchsetzte Insel kann man auch per Taxi erkunden, zumal uns der Fahrer an der Nordseite eine Badestelle vom Feinsten, die Lob Lolly Bay, empfehlen kann.
Hier ist Sonnencreme Schutzfaktor 30 oder mehr nötig: strahlende Sonne, schneeweißer Sandstrand, gewaltige weiße Atlantikbrandung an den vorgelagerten Korallenriffen. Wir baden ausgiebig und wandern den Strand ab und auf, bis uns pünktlich am frühen Abend das Taxi wieder abholt und uns zu unseren Lobster-Restaurant bringt.

Ein piekfeines Lokal, in dem der Fliesenboden glänzt und nur barfuß nach dem Abbürsten des Sandes von den Füßen betreten werden darf. Krawatte ist aber nicht vorgeschrieben, im Gegenteil, im leichten Durchzug nehmen wir in Turnhose und T-Shirts Platz. Wir entscheiden uns für einen argentinischen Wein, zu dem Berge von Lobster aufgefahren werden, größere, als wir sie tags zuvor auf dem Schlachtponton gesehen haben. Dazu die raffiniertesten Mayonäsen, hier ist ein Könner als Koch am Werk. Sigi bekommt ein besonderes Lob für die Auswahl gerade dieses Lokals! Die 50 USD pro Person bei drei Flaschen gutem Weißwein tun uns nicht leid. Heute abend entfällt an Bord der Rotwein!
Beiläufig fragen wir Sigi, wie denn der Rest des Winters bei ihm verlaufen werde. Nach uns hat er noch einmal Gäste an Bord, dann könnte es nach Hause nach Trinidad gehen. Da bliebe AnnMarie dann zu Hause und er mache den Törn von St.Marten aus allein in einer Woche vielleicht im April oder Mai. Wenn wir Lust hätten, könnten wir die Überführung ja auch mitmachen. Ohne Charter, versteht sich.
Dieses Angebot wird uns so schnell nicht loslassen !

Gerade rechtzeitig vor Sonnenuntergang kehren wir zurück an den Strand, um zu unserer Ambassador zurückzukehren, ein erneuter Höhepunkt dieser Genußreise !

Gerade rechtzeitig vor Sonnenuntergang kehren wir zurück an den Strand, um zu unserer Ambassador zurückzukehren, ein erneuter Höhepunkt dieser Genußreise !

Der viele Lobster hat mir wohl einen Eiweißschock versetzt. Ich muß nachts fluchtartig raus und greife mir den nächstgelegenen Eimer, um mich zu erleichtern. Nach dem Frühstück noch einmal das Gleiche an der Badeplattform, aber ansonsten fühle ich mich ganz normal. Doch ich habe Spuren hinterlassen, ohne es zu merken, Sigi spült sie diskret weg.
Ein ruhiger Raumschotskurs bringt uns nach Cooper Island zur Hanlover Bay zum Schorcheln im Windschatten vor einem privaten Hotelstrand. Noch einmal genießen wir das Liegen in einer Bucht weit entfernt vom nächsten Ankerlieger. Nur leider dürfen wir hier nicht übernachten.
So segeln und motoren wir am Nachmittag weiter zur Cane Garden Bay, die wir von 1998 noch kennen, als dort gewaltige Dünung an die Mole krachte. Heute regt sich kein Lüftchen, das Boot legt sich an der Muringtonne aber quer zum Schwell, so dass wir die Bay in ähnlicher Erinnerung wie 1998 behalten. Am Morgen gar entdecken wir die vielen Spuren der Ziviliastion in unserem Badegewässer und verzichten erstmals auf unser Frühbad.
Statt dessen verholen wir nach Sandy Island und ankern dort, um das ausgiebige Bad nachzuholen und auf dem Inselchen herumzustreunen. es wimmelt hier von Eidechsen, die hier wohl keine natürlichen Feinde haben. Und rundherum ist sauberstes Atlantikwasser, in das man 8 Meter tief hineinsehen kann.
Unser Tagesziel ist heute Jost van Dyke Island, wo wir vor "Foxys" ankern.
Der legendäre Wirt, der die Insel berühmt gemacht hat, ist nicht da, aber er hat geschäftstüchtige Kellner hinterlassen, die uns schon um 17 Uhr in die Bar bitten wollen.

Wir erkunden aber erst einmal die rundum entstandene Konkurrenz, wo es nach Sonnenuntergang schon ganz schön hoch her geht. Neben ein paar Barhockern tanzen zwei Amerikanerinnen nach karibischen Rhythmen, von den Begleitern an den Biergläsern nur beiläufig beachtet.
Doch die Musik ist mitreißend, besonders für AnnMarie.
Sie bestellt beim Wirt eine ganz bestimmte Platte und dann legt sie auf der Theke einen Bachtanz hin, der im ganzen Lokal Begeisterungsstürme auslöst. Das ist Trinidad!
Die Amerikanerinnen haben sich inzwischen zu ihren Drinks zurückgezogen.
So vorgeheizt, können wir uns bei Foxys sehen lassen.
AnnMarie ist auch dort kaum noch zu halten, ich muss mit ihr einen Bachtanz üben zum Gelächter der Umstehenden.

Irgendjemand spendiert eine Runde nach der anderen bis uns einfällt, dass wir noch an Bord müssen. Dabei wird das Einsteigen ins Dinghy zum Problem. Wolfgang landet mit seiner Kamera am Gürtel im knietiefen Wasser, deshalb gibt es keine Bilder mehr und am folgenden Morgen serviert uns Sigi das Frühstück allein.
Katerstimmung ist aber auch angesagt, weil heute unser letzter Tag in der Karibik anbricht.
Mittags schlafen wir noch einmal gründlich aus, dann gehts nach St.Thomas zurück in die große Bucht, wo heute 3 Kreuzfahrtschiffe liegen.
Gegen Abend aber legen die ab, dann wird es an Land ruhiger und wir finden ein Steakhouse, wo es zur happy hour günstig zu futtern gibt. Sitzen kann man wegen der Fülle nur auf einer Backe, also verschaffen wir uns das nötige Gleichgewicht in einer benachbarten Bar noch mit ein paar Painkillern, die wir an Bord aber billiger hätten haben können. Doch dort ist es nicht so gemütlich, weil wir ja noch packen müssen.
Am letzten Morgen fährt Sigi an die Bunkerstation, wir steigen aus und verabschieden uns stürmisch, bevor uns das Taxi zum Flughafen abtransportiert. In 24 Stunden müssen wir uns wieder an den mitteleuropäischen Winter gewöhnen!
Doch zu Haus lässt uns Sigis Angebot nicht los, sofort werden im Internet Flugverbindungen rausgesucht, bis wir unser Gegenangebot machen können: Wir können zu dritt im Mai dabei sein, haben 20 Tage Zeit, die wir aber dann auch voll zum Segeln nutzen wollen. Sigi, was hältst Du davon ?
Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten, sie heißt schlicht und kurz
OKAY.
Also werden wir ein fünftes Mal dabei sein, mit dieser Vorfreude lässt sich der Rest des Winters leicht ertragen.........

© Manfred Sürig, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Revier gerade mal so groß wie die westliche Ostsee. Und da soll es jeden Tag was neues zu entdecken geben ? Hunderte von Ankerbuchten, Inselchen allein für uns oder Remmidemmi in zünftigen Yachtiekneipen. Wir lassen uns wieder vom Skipper Sigi überraschen und werden nicht enttäuscht.
Details:
Aufbruch: 03.02.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 04.03.2010
Reiseziele: Amerikanische Jungferninseln
Puerto Rico
Britische Jungferninseln
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.