Zum Segeln in der Karibik verpflichtet

Reisezeit: Mai 2010  |  von Manfred Sürig

St.Vincent and the Grenadines

Karibischer kann eine Bucht wie die Walliabou-Bay nicht sein. Filmemacher haben das auch schon entdeckt und hier eine Filmkulisse einer Seeräubersiedlung aus Styropor in den Urwald gestellt. Der Film "Der Fluch der Karibik" ist längst gelaufen, aber die Kulissen stehen hier immer noch und der Styropor trotzt der tropischen Feuchtigkeit.

Das Festmachen hier ist eine komplizierte Prozedur, weil das Ufer so steil abfällt, dass kein Anker fassen würde. Man macht an einer Tonne fest und bringt eine lange Leine nach achtern aus und befestigt sie am Strand an einer Baumwurzel. Aber was heißt hier "man" ? Das ist der Job zahlreicher Einheimischer, die mit ihren Booten um uns herumschwirren und ihre Dienste anbieten.
Kaum sind wir fest, liegen mehrere Boote längsseit und wollen uns was verkaufen: Bananen frisch vom Strauch, Muskatnüsse eigene Ernte, frisch gefangene Fische, Gemüse auf Bestellung. Und Andenken zum Mitnehmen.
Handeln lassen sie nicht mit sich, sie haben feste Preise, die sie höflich verteidigen, bis wir dann doch einwilligen. Unser Obstnetz über der Messe hängt anschließend tief durch.

Zwischenablage nach Ernte und Einkauf

Zwischenablage nach Ernte und Einkauf

Als wir an Land einen Drink nehmen wollen, entdecken wir in der urigen Seeräuberkneipe auch eine Speisekarte, die uns so neugierig macht, dass wir unsere Küche heute kalt lassen. Der Chef kocht selbst, seine Frau serviert und wir sind anschließend sehr zufrieden, auch mit dem Preis, besonders des heimischen Hairoun-Bieres.

Doch am nächsten Morgen müssen wir weiter, Bequia Admirality Bay.
Schon mittags sind wir da.
Ich werde zur Auffrischung unserer Rumvorräte mit dem Dinghy an Land geschickt. Dabei bringe ich das mit angebotene Eis in Stücken auch gleich mit.
Zurück an Bord, hat AnnMarie einen Fruchtsalat vorbereitet, bei dem mir die Augen übergehen. Wir veredeln ihn noch mit einem Schuß Rum und untergemischten Eisstücken.
Zum ersten Mal lerne ich, dass man auf Ananasscheiben Salz streut. Als Gegenleistung bieten wir AnnMarie Mangos mit Knoblauch an. Andere Länder, andere Sitten, aber das mit dem Knoblauch will AnnMarie uns nicht abnehmen. In Wolfgangs Salat dagegen findet sie den Knoblauchhauch sehr originell.
Wichtiger ist aber, dass wir alle Knoblauch essen, damit wir uns auch künftig weiter riechen können.
Obwohl wir auf einer Überführungsreise sind, die Tobago Cays dürfen wir nicht einfach links liegen lassen. Dieses Mal finden wir reichlich Ankerplätze im Schutz der Korallenriffe weit draußen, auf denen sich die Atlantikbrandung bricht.
Ausgiebig wird geschnorchelt und getaucht und, nachdem uns der Ranger das Eintrittsgeld abgenommen hat, bleiben wir auch über Nacht hier und erleben wieder einmal eine traumhaft klare Sternennacht.

Kurz vor Ablauf unseres 24-Stunden Tickets verholen wir zur Saline Bay hinter der Insel Mayreau. Hier wollen wir an Land und noch einmal einen Blick "von oben" auf die Tobago Cays werfen.

hier ankern oft auch große Kreuzfahrtschiffe und bringen ihre Gäste an Land, die Bord-Steelband macht die Musik dazu und die Bordküche liefert einen Imbiß. Die Einheimischen dürfen Ansichtskarten verkaufen

hier ankern oft auch große Kreuzfahrtschiffe und bringen ihre Gäste an Land, die Bord-Steelband macht die Musik dazu und die Bordküche liefert einen Imbiß. Die Einheimischen dürfen Ansichtskarten verkaufen

Blick "von oben" auf die Cays, für die Kamera wars zu diesig

Blick "von oben" auf die Cays, für die Kamera wars zu diesig

Wieviel trockener es hier ist, fällt uns erst auf, als wir an Land sind. Die Einheimischen leiten etwaiges Regenwasser in große Behälter und zugleich sieht man tiefe Erosionsfurchen neben der Straße und zwischen den Grundstücken.

Ziegen haben die letzten Reste  der grünen Vegetation abgeknabbert und Hühner haben die Ackerkrume auf der Suche nach Futter aufgescharrt.  Hinter den Häusern Müll. Ein Blick in die Dritte Welt

Ziegen haben die letzten Reste der grünen Vegetation abgeknabbert und Hühner haben die Ackerkrume auf der Suche nach Futter aufgescharrt. Hinter den Häusern Müll. Ein Blick in die Dritte Welt

Mayreau scheint hoffnungslos überbevölkert zu sein. Arbeit gibt es nicht und wenn keine Yachties an Land kommen, können die Einwohner nicht einmal T-Shirts verkaufen. Französisch ist ihre Sprache, weil ihre Vorfahren aus Frankreich kamen. Auf allen anderen Inseln der Umgebung wird englisch gesprochen, so sind sie doppelt isoliert.
Aber wir wissen jetzt, wo wir morgen früh exzellente frische Baguettes bekommen werden!
Zum Ausklarieren laufen wir noch kurz Union Island an. kaufen noch etwas ein, darunter einen frischen Wahoo, den wir nicht selbst fangen konnten.

und der wird uns gleich mundgerecht zugeschnitten

und der wird uns gleich mundgerecht zugeschnitten

Das Ausklarieren ist wichtig, denn auf St.Vincent and the Grenadines wird jedem Besucher pro Aufenthaltstag eine Gebühr abgenommen, die wir als Kurtaxe kennen. Nur hier kassiert sie die Paßkontrolle an der Grenze und quittiert sie dem Skipper. Wehe, ein Skipper, der schon mal auf den Grenadinen war, wird erwischt, weil er die Gebühr nicht bezahlt hatte, der kann "Inselverbot" bekommen.
Unser Ziel, Grenada, kann man am Horiziont schon erkennen, noch heute fahren wir ein Stück darauf zu.

© Manfred Sürig, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In 20 Tagen die AMBASSADOR von St.Marten nach Grenada zu bringen, das hatte uns Sigi angeboten und dazu hatten wir uns - unter seiner Führung- gern verpflichtet. Also mal Sonntagssegeln unter Zeitdruck: 550 Meilen vor uns, nac hts immer ankern, macht pro Tag durchschnittlich knapp 30 Meilen.
Details:
Aufbruch: 03.05.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 25.05.2010
Reiseziele: Niederländische Antillen
St. Kitts und Nevis
Montserrat
Guadeloupe
Dominica
St. Lucia
St. Vincent und die Grenadien
Grenada
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.