Auf der Suche nach...?

Reisezeit: Oktober / November 2011  |  von Carina :)

Meine "letzte Nacht" in Alleppey

Ich könnt Euch heute schreiben wie schön es sich am Strand in der Sonne liegt und wie warm das Meer ist... Aber lassen sich die '"bösen" Geschichten nun mal viel besser schreiben Und so möchte ich Euch die Geschichte "meiner letzten Nacht" in Alleppey und wie es mich nach Kovalam verschlag nicht vorenthalten:
Rakni, die nette Dame von nebenan und ich beschließen einen kleinen Ausflug zum ca 20km entfernten Strand zu unternehmen. Der soll mitten im Nichts und absolut menschenleer sein. Ist auch so, ewig langer Palmenstrand, ein paar kleine Fischerboote und das wars auch schon. Und so laufen wir lange am Strand lang und genießen die Ruhe. Bis irgendwann ein Luxus-Strand-Resort vor uns auftaucht. Das kann man sich ja mal anschauen und Hunger haben wir auch. Das ist wirklich Luxus, die Nacht fängt hier bei 32ooo Rupees (500€) an. Aber der Hunger wird immer größer, also beschließen wir hier zu Essen. Muss mir ja auch mal was gönnen, denk ich mir. Wie viel ich mir damit gönne soll ich später noch erfahren. Trotzdem gibts nur eine kleine Pakora (das ist in Teig gebackenes Gemüse). Zurück aus der Luxus-Welt geht es wieder in unser Hotel

Kilometerlang einfach "Nichts"

Kilometerlang einfach "Nichts"

Dort angekommen uberfällt mich ein seltsames Gefühl. Lege mich ein bißchin hin, war schließlich ein langer Tag. Aber mit Liegen wird es nix - der "Delhi-Belly" hat mich erwischt. Und pünktlich als das große Kotzen anfängt fällt auch noch der Stom aus. Möcht das auch garnicht so genau beschreiben. Aber mein Ende rückt minütlich näher. Ich liege zusammen gekauert auf dem Steinboden im Bad und schaffe es wirklich nicht mehr ins Bett zu kriechen. Strom ist noch immer weg, meine Taschenlampe in die Ecke gerollt, aber zumindest leuchtet sie noch. Hoffentlich halten die Batterien bis ich fertig gestorben bin. Dies ist meine letzte Nacht auf Erden, da bin ich mir ganz sicher. Fieber, Schüttelfrost und Krämpfe - stundenlang. Und vor meinem Gesicht sitzen zwei kleine Frösche und schauen mich mit großen Augen an. Die Beiden leben nämlich in meinem Bad und da sie ja die Moskitos fressen stört mich as auch nicht. Normal haben die auch eine totale Angst vor mir und springen ganz aufgeregt durchs Bad sobald ich rein komme. Jetzt sitzen sie einfach vor mir und schauen mich an - die wissen daß ich ihnen nix mehr tun könnte. Ist das also das Letzte was ich in meinem Leben sehe - Frösche. Irgendwie hatte ich mir mein Ende immer anders vorgestellt... Und natürlich bin ich nicht gestorben, aber noch nie hat es sich so sehr danach angefühlt. Als ich wach werde, ist der Strom wieder da und ich schaff es sogar ins Bett zu kriechen. Eigentlich müsst ich jetzt aufstehen um meinen Zug zu bekommen - aber das wird nix. Ist schon seltsam, wochenlang esse und trinke ich hier alles, Fleisch, Fisch und sogar Salat, und das an jedem kleinen Straßenstand und nix passiert. Und dann geh ich einmal ins 5 Sterne Resort...

Aber so schnell und heftig dieses Elend kam, so schnell verzieht es sich auch wieder. Um 8 Uhr bin ich wach und höre die kleine Stimme in mir - "fahr nach Kovalam". Sicher bin ich mir da nicht, aber habe hier gelernt auf die kleine Stimme zu hören. Also mach ich den ultimativen Test, wenn ich´s schaff eine zu rauchen, schaff ich´s auch bis Kovalam. Funktioniert Kovalam ist zwar auch nur ein kleines Dorf, verspricht aber so kleine Annehmlichkeiten wie Internet und einen Flughafen in der Nähe.. Nur wie hinkommen? Zug ist weg und ein Ticket für den selben Tag zu ergattern, fast unmöglich. Bleibt noch ein Lokalbus, hab gehört die fahren zumindest bis Trivandrum, von da wäre es ja nicht mehr weit. Lokalbusse sind übrigens die, wo es auch schon mal vorkommt, daß die letzten Passergiere nur noch auf dem Dach einen Platz finden. Haben aber auch den Vorteil, daß man, sobald man es in den Bus geschafft hat, dort sein Ticket kaufen kam. Also kein elendig langes vorher reservieren und anstehen müssen wie bei den dafür bequemeren Überlandbussen und Zügen. Ich habs mir in den Kopf gesetzt und nun will ich nach Kovalam. Checke aus und dann gehts mit meinem kompletten Gepäck erstmal die 1,5km bis zur nächsten Straße. Habe übrigens keine Ahnung wann und wo die Busse abfahren, aber irgend eine Rikshaw wird mich schon hinbringen. Und so lande ich am Bus-Stop und das große Ratespiel geht los. Denn hier ist die Berschriftung ausschließlich in Malayalam. So spinge ich auf ein paar Busse auf und frage "Trivandrum? Trivandrum?" In den ertsen 4 Bussen besteh die Antwort jeweil zur Hälfte aus ja und zur anderen Hälfte aus nein...??? Im 5. höre ich mehr ja als nein, das soll mir reichen, hier bleib ich einfach. Kann mein Gepäck nich mehr tragen und bin dann doch noch wacklig auf den Beinen. Ist mir jetzt auch egal wo der Bus hinfäht, hauptsache ich kann sitzen. Als wir "voll beladen" sind, gehts los und schon längst raus aus der Stadt, hat der Schaffner sich dann auch bis zu mir vorgekämpft. Ich frag wieder "Trivandrum"? Er verkauft mir ein Ticket, nur das Ziel steht leider nicht drauf. Aber gut 4 Stunden später und ordentlich durchgeschüttelt, weiß ich es war der richtige Bus - Trivandrum Busbahnhof Noch 12km bis Kovalam und für die nehm ich ein Tuk Tuk.

Hier kann man sich noch denken was gemeint ist...

Hier kann man sich noch denken was gemeint ist...

Hier hilft selbst raten nich mehr...

Hier hilft selbst raten nich mehr...

Hier hat "nicht weit" eine andere Bedeutung

Hier hat "nicht weit" eine andere Bedeutung

Hier gefällts mir, morgens schau ich den Fischern zu wie sie mein Mittagessen aus dem Meer ziehen und danach stürz ich mich selbst in die Wellen. Hier ist der Monsum noch nicht richtig vorüber, deshalb gibt es echt meterhohe Wellen. Man steht im knöchelhohem Wasser, dreht sich mal kurz zum Strand um und dann kommt von hinten so eine Mörderwelle aus dem Nichts und überollt einen mal einfach so. Macht schon echt Spaß. Und Nachts krachen die Wellen bis an meine Veranda, das sieht dann schon irgendwie unheimlich aus und hört sich auch so an.

© Carina :), 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung, die der Reisende nicht ahnt. Martin Buber (1878 - 1965) Also, auf nach Indien!!! 6 Wochen, allein mit dem Rucksack einmal queer durchs Land. Start und Ziel ist Delhi und dazwischen gibts auch nen "Plan" (der aber bestimmt täglich wieder umgeschmissen wird) und hoffentlich jede Menge Abenteuer und ein bißchen Freiheit...
Details:
Aufbruch: 16.10.2011
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 27.11.2011
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Carina :) berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.