Robert Rauch

ist seit 20 Jahren dabei
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Über mich:
Von klein auf wollte ich immer nur eines: draußen sein. Ich wuchs im südbayrischen Fremdenverkehrsort Mittenwald auf. Vor der Haustüre stand der Wald, der von den Felszinnen des Karwendelgebirges überragt wurde. Dass ich in Wald und Gebirge herumstreifte, ergab sich von selbst. Mit 12 Jahren fing ich dann - zum Entsetzen meines Vaters - mit dem Klettern an. Dabei blieb ich.
Nach meiner unehrenhaften Entlassung aus dem Militär, die eine menschliche Tragödie für mich war, stand ich vor dem Nichts, einen Beruf hatte ich nicht erlernt.
Durch Zufall bekam ich eine Lehrstelle als Landschaftsgärtner, das kam meiner Leidenschaft fürs Draußensein und dem Interesse für biologische Zusammenhänge sehr entgegen. Bald nach meiner Gesellenprüfung machte ich mich selbständig. Mein kleiner Betrieb lief die ersten Jahre ziemlich gut und ich hatte relativ schnell mehr Geld übrig als ich zum Überleben brauchte. Damit reiste ich so oft es ging in ferne Länder, die mir als Kind unerreichbar schienen, von denen ich aber immer schon heimlich schwärmte. Man muss seine Träume verwirklichen, um zu erkennen, dass sie alle wahr sind. Die Reisen verband ich stets mit meiner Kletterleidenschaft, was anderes als Klettern gab's für mich damals nicht und mir erschien mein Leben nur als Kletterer lebenswert. In Kenya brauchte ich dann zum ersten Mal ein teures Permit, um auf die 5000er-Gipfel Nelion und Batian steigen zu dürfen. Das die Berge entwürdigende Spektakel, welches dort abgezogen wurde, widersprach völlig meiner romantischen Vorstellung vom Bergsteigen, deshalb ging meine nächste Reise nicht nach Nepal, sondern nach Bolivien. Dort "kosteten" die Berge nichts und man hatte seine Ruhe. Verrückt nach den Bergen wie nie zuvor fand ich in Bolivien eine Art ewige Jagdgründe: wilde, unvergleichlich schöne Natur, unbestiegene Fels- und Eiswände wohin ich mich wandte. Ich kletterte zahlreiche Erstbegehungen, die auch heute noch die schwierigsten in Bolivien zwischen 5000 und 6500 Metern Höhe sind.



Das Bild entstand bei der Erstbegehung von "Paititi" auf den Punta Badile, 5300m, französischer Schwierigkeitsgrad 7a-plus - die schwierigste andine Freikletterei Boliviens.



Ich war versessen auf die eisgepanzerten 6000er Boliviens und andere Reiseziele gab es für mich nicht mehr. Jede freie Minute widmete ich dem Training für die nächste Expedition und über meinem Bett hingen die Bilder der letzten.
Es war aber auch damals schon nicht leicht, als kleiner selbständiger Unternehmer zu überleben und ich hatte nicht viel Zeit zum Müßiggang. Für den Mittelmäßigen ist das Mittelmaß vortrefflich. Das Mittelmaß entsprach aber nicht meiner Vorstellung, ich strebte in allem was ich tat nach Perfektion und mit weniger als dem für mich persönlich erreichbaren Bestmöglichen war ich nie zufrieden. Anfang der neunziger Jahre lief mein Betrieb nicht mehr allzu gut und auch die Arbeit war nicht mehr das, was sie zu Beginn mal war. Es ging nicht mehr um Kreativität und darum, einen guten Job zu machen, auf den man stolz sein konnte: In Zeiten der beginnenden "Globalisation" (was für ein Wort!) wurde auch die Natur zur Ware herabklassifiziert und es ging nur noch ums Geld. Und ums Überleben. Um es kurz zu machen: Es kotzte mich an, und unter diesen Umständen wäre ich auch unglücklich gewesen, wenn ich das Zehnfache verdient hätte.
Folgerichtig fasste ich den Entschluss, mich als Spezialist für Abenteuer in Bolivien selbständig zu machen. Damit wurde meine lebenslängliche Passion zum Beruf (eigentlich ist Abenteurer kein Beruf, sondern eher ein Zustand).

Mit den wirklich schweren Klettereien kann man kein Geld verdienen, da kommt kein zahlender Kunde rauf. Deshalb sammelte ich sämtliche Normalrouten auf alle 6000er und auf die wichtigsten 5000er Boliviens zusammen, und zwar mit derselben Hingabe, mit der ein Briefmarkensammler seine Kollektion vervollständigt. Mit meiner "Sammlung" übertrifft mich nur einer: der Franzose Alain Mesili, ein außergewöhnlicher Bolivien-Pionier, welcher seit über 30 Jahren in Bolivien lebt und den ich zu meinen Freunden zählen darf (Von den 30 Jahren muss man 4 Jahre Flucht und insgesamt 4 Jahre Gefängnis in den U.S.A. sowie im Hochsicherheitsgefängnis Chonchocoro in La Paz abziehen, wobei seine Beteiligung an terroristischen Aktionen gegen bolivianische Einrichtungen der U.S.A. nie bewiesen werden konnte. Um sowas wegzustecken muss man wohl ein Andinist sein!; mehr über Alain: Siehe dessen Homepage www.andes-mesili.com).
Mit meiner "Sechstausendersammlung" konnte ich mit gutem Fachwissen Kunden informieren. Über eine Route zu reden, die ich nur aus zweiter oder dritter Hand kenne, widerspräche meinem Charakter.
Damals war die Welt noch nicht so durch Reisehandbücher kaputtgeschrieben wie es heute der Fall ist. Natürlich haben diese Führer auch unbestreitbar was Gutes und dienen dem "schnellen" Reisen sowie der groben Orientierung in Ländern, die man nicht kennt. Vor allem wenn jemand den Führer dominiert - viel zu oft dominiert aber der Führer den Menschen. Ich habe gottseidank nie jemanden gebraucht, der mir befehlen musste: geh dahin, geh in das Hotel und geh dahin und geh da nicht hin, steige auf diesen Berg und auf jenen nicht, gehe in diesen Wald und lasse den anderen links liegen. Wenn ein Hotel nicht in so einem Führer drin ist, dann geht da heute keiner mehr hin, ich habe es schon erlebt, wie ehrliche und gute Fachleute dadurch in den Ruin getrieben wurden. Ob man mit mir übereinstimmt oder nicht, es kann niemand bestreiten, dass durch Massen und Massenauflagen von Reisehandbüchern, darunter gute und schlechte, sich das Reisen grundlegend geändert hat.
Ob man bei Auflagen ab 10 000 Führerbüchern noch von "individuell" sprechen kann, da will ich mir kein Urteil darüber erlauben, das ist wohl eine Definitionsfrage. Diese Entwicklung hat aber auch seinen Vorteil: Die Masse wird wie eine Schafherde durch nicht existierende unsichtbare schriftliche Zäune in eine Richtung gelenkt und bleibt auf einer unsichtbaren Straße,die nur aüßerst selten verlassen wird. Man könnte mit einiger Phantasie auch von "angewandtem Landschaftsschutz" sprechen.
Ich will niemanden schlecht machen, wenn ein Produkt gut ist, dann geht es nicht durch kritische Worte unter: Es wächst mit der Kritik. Ich will eigentlich auf etwas anderes hinaus:
Weil das "Abenteuer" noch nicht so extrem wie heute in Buchform komprimiert war, bestand eine viel größere Nachfrage an Trekkingtouren wie heute und die Leute waren kritischer was Qualität anbelangte. Das bewog mich, systematisch Trekkingtouren in allen Variationen und Schwierigkeitsgraden zu erkunden, die höchsten Ansprüchen genügten.
Ich habe mir oft überlegt, einige meiner besten Routen in Reiseführern bekannter und damit für die breite Masse zugänglicher zu machen. Heute bin ich wirklich froh, dass ich das nicht tat: Ich hätte den Charakter dieser Routen dadurch kaputtgemacht. Aber wenn niemand diese Wege kennt, dann ist damit auch nichts gewonnen. So versuche ich, einen Mittelweg zu gehen, nicht zuviel und nicht zu wenig Menschen dorthin zu begleiten. Das Wort führen ist zwar allgemein gebrauchlich, aber es gefällt mir nicht so recht - meine Besucher sind doch keine Hunde, oder? In meinem Hirnkasten sind über 50 Trekkingtouren archiviert, die nach einem Baukastensystem untereinander kombiniert werden können: das ergibt eine unendliche Auswahl an Möglichkeiten. Kommen noch Segelboottouren auf dem Titicacasee, Reitausflüge etc. etc. dazu. Ich bin am überlegen, ob ich eine Quattratractour in mein Programm aufnehmen soll oder nicht. Das ist für mich hart an der Grenze. Die Vielfalt der Touren macht es unmöglich, dass ich eine Route zu stark frequentiere und die Natur dadurch spirituellen und körperlichen Schaden nimmt.
Wenn du in einer schweren Route hängst, dann hast du nicht viel Zeit für die Schönheiten der Natur, es geht in erster Linie darum, dass du nicht runterfällst. Da ist auch ein sehr einseitiger Aspekt dabei, mit dieser Einseitigkeit erkläre ich mir auch den exzessiv egoistischen und extrovertierten Charakter vieler "Extremer", selbstkritisch kann das in gewisser Weise auch auf meine Person angewandt werden. Wenn man immer nur dasselbe tut, dann wiederholt man sich irgendwann mal, das gilt doch für alle Bereiche und Facetten des Lebens.

Meine Zeit als bolivianischer Fußgänger eröffnete mir völlig andere Perspektiven und öffnete mir erst wirklich die Augen und Sinne für dieses Land voller Geheimnisse. Ich nahm die Erde unter meine Füße und ging und ging - staunend......, atemlos; jahrelang, allein und in Begleitung, mit Einheimischen und mit Besuchern.
Was oft vergessen bzw. unterschlagen wird, um die eigene Leistung in den Vordergrund zu rücken: Ohne die Hilfe einheimischer Arbeitskräfte und den Einsatz von menschlichen Trägern und Tragtieren wie Maultieren bzw. Lamas wären die meisten Expeditionen nicht möglich. Doch gerade dieser Aspekt bietet Berührungspunkte, gibt dem Besucher die Möglichkeit, Menschen aus anderen Kulturen und mit anderen Denkmustern kennenzulernen. Man ist ja mit diesen Leuten unterwegs! Wandern oder Bergsteigen kannst du in den Alpen auch - aber du lernst dort nicht Miguel Choque oder Jaime Chino kennen. Zu Beginn haben mich die Indios nur am Rande interessiert, mein Interesse wuchs, als mich mein neuer Beruf dazu zwang, mit diesen stolzen Menschen anderer Rasse und Herkunft zusammenzuarbeiten und mich dadurch automatisch näher mit ihnen zu befassen.

Ich verbesserte meine Spanischkenntnisse und erlernte als wichtige Ergänzung die für mich wichtigste bolivianische Nationensprache. Mein engerer Freundeskreis besteht aktuell fast zu hundert Prozent aus Aymara-Indios, wobei man dazu sagen muss, dass man halt mit zunehmendem Alter immer wählerischer mit Freunden wird. In Deutschland habe ich nur noch wenige Freunde, das hat mehrere Gründe: Man lebt sich mit der Zeit und der Entfernung auseinander und dann hat man irgendwann mal ein "Verständigungsproblem". Wenn ich einem Deutschen begeistert von einem schönen starken Maultier mit einwandfreiem Gebiss erzähle, dann stößt das genauso auf Unverständnis, wie wenn dieselbe Person mir von einem Handy erzählt, das einen Fernsehbildschirm hat und welches ich mir unbedingt kaufen muss, obwohl ich es wirklich nicht brauche. So oder so ähnlich redet man völlig aneinander vorbei und versteht einander nicht - obwohl man dieselbe Sprache spricht. Das ist nicht ungerecht, nur unvermeidlich - und das ist wohl mit das traurigste, was es auf dieser Welt gibt. Es ist typisch, dass meine Deutsche Freundin eine Japanerin ist - und dass sie die Deutschen manchmal auch nicht versteht, obwohl sie die Sprache einwandfrei beherrscht. Da staunen wir dann oft beide und manchmal, der Leser möge mir das verzeihen, lachen wir uns hinter zugezogenen Gardinen, fast kaputt. Das bedeutet aber nicht, dass ich keine Deutschen mag (da müsste ich mich ja selber nicht mögen) - mit der Entfernung wächst auch das Verständnis für die guten Eigenschaften der Deutschen, die ich manchmal hier vermisse: Pünktlichkeit und Geradlinigkeit vor allen Dingen.
Die von der höchstgelegenen Millionenstadt La Paz aus leicht erreichbaren Standardtrekks sind vielgepriesene Verkaufsschlager. Ich habe sie alle gemacht, um mich umgehend entäuscht von ihnen abzuwenden, weil sie meinen Qualitätsansprüchen nicht genügen.

Mein Lebensmittelpunkt war lange Zeit das Kolonialstädtchen Sorata in der Provinz Larecaja. Gründe dafür waren eine gute Verkehrsanbindung an La Paz und damit leichter Zugang zum internationalen Flughafen El Alto, das angenehme subtropische Klima, mein geliebter Garten, Sorata als Ausgangspunkt für ca. 50 Prozent meiner Routen, die Nähe des Touristenmagneten Titicacasee.

Wegen schwerer politischer Probleme, die 4 Jahre lang nicht nur mir das Leben schwer machten musste ich nach Copacabana am Ufer des großen Titicacasees umziehen - das ist aber eine andere Geschichte, von der ich vielleicht später mal mehr erzähle.



Mehr über mich und mein Leben als Kletterer: siehe auf meiner Homepage www.bolivia-tours.de.

Meine Reiseberichte

  • Apfelblüte am Titicaca-See

    Apfelblüte am Titicaca-See Begleiten Sie Robert Rauch auf seiner Tour von Copacabana rund um den Titicaca-See: eine Tour, wie sie nur wenige erleben dürften - mit Abstechern in entlegene Dörfer, aber natürlich auch auf die bekannte Sonneninsel.
    Bolivien
    Dauer: 11 Tage Februar 2005 Febr. 2005
  • Schlüssel zum Paradies - Tor zur Hölle: die Apolobamba-Region, Bolivien

    Eine Erkundungsexpedition vom bolivianischen Apolobamba-Gebirge zu den Regenwäldern Amazoniens
    Bolivien
    Dauer: 7 Tage August / September 2004 bis Sept. 2004
  • Bolivien - über alle Berge

    Bolivien - über alle Berge Eine abenteuerliche Reise durch sämtliche Klimazonen und alle Kontraste Boliviens:
    vom subtropischen Sorata geht es hinauf zum höchstgelegenen Passübergang Boliviens (5700m!) und wieder hinab ins Goldgräberdorf Cocoyo, von dort in eine Steppe mit Bären, Füchsen und Pumas, dann zur Entdeckung einer geheimnisvollen uralten Ruine und am Ende in den hitzeflimmernden Urwald.
    Bolivien
    Dauer: 5 Wochen Dezember 2003 - Januar 2004 bis 2004