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Gästebuch :Das erste Mal in Rom

Ron 1686826328000
Danke ! Hier eine Beschreibung des antiken Forums nach dem berühmten Roman Quo Vadis:

"Über den Vicus Apollinis hinweg wandten sie sich nach dem Forum Romanum, wo an heiteren Tagen vor Sonnenuntergang Scharen von Müßiggängern zusammenströmten, um zwischen den Säulen auf und ab zu gehen, Neuigkeiten zu erzählen und sich erzählen zu lassen, Sänften mit bekannten Persönlichkeiten vorübertragen zu sehen und schließlich in die Gewölbe der Goldschmiede, in Buchhandlungen, in Läden, in denen Geld gewechselt wurde, in Seidenhandlungen, Bronzehandlungen und andere derartige Hallen hineinzugaffen, von denen sich viele in den Häusern befanden, die den dem Kapitol gegenüberliegenden Teil des Platzes umgaben. Die eine Hälfte des Forums, unterhalb des überhängenden Burgfelsens, lag bereits im Schatten; die höher gelegenen Tempelsäulen dagegen hoben sich noch hellschimmernd vom blauen Himmel ab. Die tieferstehenden warfen lange Schatten auf die Marmorplatten – überall stand eine solche Menge von Säulen, daß das Auge sich darin wie in einem Walde verirrte. Es hatte den Anschein, als seien Häuser und Säulen zusammengedrängt. Sie türmten sich übereinander, dehnten sich nach rechts und links aus, zogen sich die Berglehne hinauf, schmiegten sich an die Felswand oder aneinander an wie kleinere und größere, stärkere und schwächere, gelbe und weiße Stämme, die bald mit Architraven und Akanthosblüten geziert, bald mit ionischen Voluten bedeckt waren, bald in eine rechteckige skulpturengeschmückte Steinplatte ausliefen. Oberhalb jenes Säulenwaldes glänzten bemalte Triglyphen, aus den Tympana traten plastische Göttergestalten hervor, auf den Giebelspitzen schienen geflügelte vergoldete Quadrigen sich in die Höhe zu schwingen in den blauen Himmelsraum, der sich so friedlich über der ewigen Stadt wölbte. In der Mitte und an den Seiten des Platzes wogten die Menschen hin und her: scharenweise strömten sie unter die Arkaden der Basilika Julius Caesars, scharenweise saßen sie auf den Stufen der Standbilder des Castor und Pollux und drängten sich um den Vestatempel, von dessen aus riesigen Marmorplatten bestehenden Wänden sie sich gleich Schwärmen von buntfarbigen Schmetterlingen oder Käfern abhoben. Über die mächtigen Stufen zur Seite des dem Jupiter Optimus Maximus geweihten Tempels fluteten neue Menschenmassen herab; vor den Rostra lauschte man den Worten einiger Gelegenheitsredner; hier und da ertönte das Geschrei von Händlern, die Früchte, Wein oder mit Feigensaft vermischtes Wasser feilboten, von Scharlatanen, die wunderwirkende Arzneien anpriesen, von Wahrsagern, die verborgene Schätze verrieten, von Traumdeutern. Bisweilen mischten sich in den Lärm und das Stimmengetöse die Klänge einer Sistra, ägyptischen Sambuka oder griechischer Flöten. Hier und dort brachten fromme oder betrübte Beter Opfergaben zu den Tempeln. In der Mitte der Menschenmenge sammelten sich auf den Steinplatten, voller Begier nach dem verstreuten Opfergetreide, Scharen von Tauben gleich beweglichen hell- und dunkelfarbigen Punkten, schwangen sich hier flügelrauschend empor und ließen sich dort an einem leeren Platz mitten im Gedränge von neuem nieder. Von Zeit zu Zeit öffneten sich die Menschenmassen, um Sänften vorbeizulassen, in denen geputzte Frauenköpfe oder die Gesichter von Senatoren und Rittern mit müden und lebensüberdrüssigen Gesichtern sichtbar wurden. Die vielsprachige Menge rief laut ihre Namen unter Hinzufügung von Spitznamen aus, die entweder Spott oder Anerkennung ausdrückten. Hin und wieder marschierten Abteilungen von Söldnern oder Wachtsoldaten gemessenen Schrittes durch das Gedränge, um die Ordnung auf den Straßen aufrechtzuerhalten. Ringsherum war die griechische Sprache ebenso häufig zu hören, wie die lateinische.

Vinicius, der lange Zeit nicht in Rom gewesen war, betrachtete mit einer gewissen Neugier jene Volksmenge und jenes Forum Romanum, welches im Sturme die Welt erobert hatten, so daß Petronius, welcher die Gedanken seines Gefährten erriet, es ein Quiritennest – ohne Quiriten nannte, In der Tat war das heimische Element beinahe in Gefahr, unter dieser Menge zu verschwinden, die sich aus allen Rassen und Völkern zusammensetzte. Es waren dort Äthiopier zu erblicken, riesige, blonde Gestalten aus dem fernen Norden, Britannier, Gallier und Germanen, schiefäugige Bewohner Sericums, Chinas. Leute vom Euphrat und Leute vom Indus mit rotgefärbten Bärten, Syrier von den Ufern des Orontes mit schwarzen, sanften Augen, bis auf die Knochen ausgedörrte Bewohner der arabischen Wüste, Juden mit eingefallener Brust, Ägyptier mit ihrem ewig gleichmütigen Lächeln im Gesicht, Numidier und Afrikaner, Griechen aus Hellas, welche ebenso angesehen in der Stadt waren wie die Römer selbst, aber in Wissenschaft, Kunst, Geist und List diesen überlegen waren, Griechen von den Inseln und aus Kleinasien, aus Ägypten, aus Italien, aus Gallia Narbonensis. Neben den massenhaften Sklaven mit durchbohrten Ohrläppchen fehlten aber weder die Freigelassenen, Müßiggänger, für deren Unterhaltung, Nahrung und selbst Kleidung der Caesar sorgte – noch auch freie Fremdlinge, welche die Aussicht auf Lebensgenuß und Reichtum nach der Riesenstadt gelockt hatte, ebensowenig fehlte es an bestechlichen Personen, an Serapispriestern mit Palmzweigen in den Händen, an Priestern der Isis, auf deren Altar mehr Opfergaben niedergelegt wurden als im Tempel des kapitolinischen Jupiter – an Priestern der Kybele mit goldenen Reisähren in den Händen, an Priestern wandernder Götter, an orientalischen Tänzern mit grellfarbigen Mitren, an Amulettenverkäufern, an Schlangenbändigern und chaldäischen Magiern, endlich an Leuten ohne jegliche Beschäftigung, welche sich jede Woche in den Speichern am Tiber Getreide holten, sich um Einlaßkarten zum Zirkus schlugen, die Nächte beständig in den verfallenen Häusern am Tiberufer zubrachten und an heiteren, warmen Tagen unter bedeckten Torbogen, in den schmutzigen Schenken der Subura, auf der Milvischen Brücke oder vor den »Insulae« der Reichen verweilten, wo ihnen von Zeit zu Zeit Reste von den Mahlzeiten der Sklaven zugeworfen wurden..."