Ägypten 2005

Reisezeit: August / September 2005  |  von Christian Werner

Ägypten 2005: Theben

Am 5. Tag unserer Reise waren wir in Luxor angekommen. Die alten Griechen nannten diesen Ort Theben, und da die meisten Ziele, die wir in den nächsten Tagen ansteuerten nicht in, sondern um Luxor herum lagen, habe ich hier den Namen der alten Griechen übernommen. Wobei auch eine Unterscheidung in Ost (östlich des Nils) und West (westlich des Nils) sinnvoll erscheint. Wir besichtigten zunächst den Tempel von Luxor, der mitten in Luxor am Nil gelegen ist. Er wurde im wesentlichen unter Amenhotep III. in den Jahren 1390-1352 vor Christus erbaut, aber natürlich von späteren Pharaonen bis hin zu Alexander dem Großen und den Römern erweitert. Besonders eindrucksvoll waren die gigantischen Säulen, auf deren Plateau 160 Menschen Platz finden sollen und die riesigen Figuren.

Anschließend fuhren wir weiter Richtung Karnak, einem kleinen Dorf nördlich von Luxor. Der Tempel von Karnak ist der größte Tempel Ägyptens. Und der abwechslungsreichste. Ein jeder Pharao ließ während seiner Regentschaft nicht nur sein Grab im Tal der Könige fertigen, sondern baute auch im Tempel von Karnak ein wenig hinzu, meistens einem der Götter gewidmeten Teil. So finden sich viele verschiedene Bauelemente im Tempel. Am eindrucksvollsten waren die große Säulenhalle, erbaut unter Seti I. und Ramses II. sowie die Obelisken der Hatshepsut. Aber auch sonst bot der Tempel viele kleine oder größere Details, an denen man sich kaum satt sehen konnte. Früher verband eine Straße aus Sphinx Figuren die beiden ca. 3 km auseinander liegenden Tempel von Karnak und Luxor, von der heute nur noch Reste am Eingang beider Tempel vorhanden sind (siehe Bild). Da wir den Tempel gegen 14:00 Uhr besichtigten, hatten wir ihn praktisch für uns alleine. Auf unserem Rückweg zum Ausgang und dem Weg zurück nach Luxor zählten wir dann über 50 Busse, die vor dem Tempeleingang standen oder auf dem Weg dorthin waren. Oh, wie schön ruhig und einsam kann man sich hier doch fühlen, wenn man den Tempel zum richtigen Zeitpunkt besichtigt.

Früh am nächsten Morgen liefen wir zur Bootsanlegestelle in Luxor, um über den Nil nach Gezirat al- Bayarat überzusetzen. Unser erstes Ziel war das Tal der Könige. Dort angekommen mußten wir schnell feststellen, daß 2 der Gräber die wir gerne gesehen hätten, leider geschlossen waren: Ramses VI. und Seti I. So sahen wir zunächst das zwar sehr kleine aber beeindruckende Grab von Ramses I. und anschließend die Gräber Tuthmosis III. und das Gemeinschaftsgrab von Tawosret und Sethnakht.

Unser nächstes Ziel war Deir al- Medina und der Tempel der Hatchepsut. Wir wollten hier aber nicht mit dem gemieteten Taxi hinfahren, sondern zu Fuß über die Berge wandern. Und wir wurden belohnt. Nachdem wir den ersten Aufstieg geschafft hatten, konnten wir die Ruhe scheinbar fern ab vom Massentourismus und eine einmalige Landschaft mit tollen Aussichten über das Tal der Könige und den Tempel der Hatchepsut genießen. Wir konnten die Schauspiele der Natur genießen; Wir sahen den Nil und etwas näher das Überschwemmungs- oder heute besser das Bewässerungsgebiet. Und von einer Sekunde auf die nächste wird die Landschaft grau durch die Wüste.

Nach ca. 1 Stunde hatten wir den Tempel der Hatchepsut erreicht. Nachdem wir dann endlich die Eintrittskasse gefunden hatten, wurde es Zeit für die Besichtigung. Diese war eher enttäuschend. Ok, das schöne am Hatchepsuttempel soll seine in den Fels geschlagene Lage sein, aber selbst diese war von oben, von unserer Bergtour aus, viel beeindruckender als hier unten. Im Tempel an sich gibt es praktisch nichts zu sehen, so daß wir dem Tempel alsbald den Rücken kehrten und unser nächstes Ziel ansteuerten: Medinat Habu, den als Beerdingstempel umgebauten Tempel von Ramses III., den Hatchepsut und Tuthmosis III. erbaut hatten.

Das beeindruckende an Medinat Habu ist, daß, durch die Tatsache daß es hier praktisch nie regnet, Teile des Tempels noch in ihren ursprünglichen bunten Farben leuchten. Doch auch hier standen wir wieder einmal, wie an allen Tempeln der alten Ägypter, und waren begeistert und konnten kaum fassen, wie die Ägypter mit den damaligen Mitteln diese kolossalen Bauwerke erbauen konnten. Noch viel unfaßbarer wird das Ganze, wenn man bedenkt, daß hierfür oft nur wenige Jahre zur Verfügung standen. So wird die Bauzeit der Cheopspyramide in Giseh heute auf ca. 30 Jahre geschätzt.

Da das Grab der Neferteri immer noch geschlossen ist, entschlossen wir uns nicht in das Tal der Königinnen zu fahren, da die anderen Gräber nicht unbedingt sehenswert sind. Statt dessen fuhren wir in das Dorf Gurna. Gurna wurde von den Pharaonen angelegt. Hier wurden die Handwerker angesiedelt, die mit dem Bau der Gräber im Tal der Könige beschäftigt waren. Doch die Einwohner Gurnas sind nicht nur die Nachkommen der Erbauer der Gräber im Tal der Könige, sondern auch die Nachkommen deren Plünderer. Seit Jahren versucht die ägyptische Regierung diese umzusiedeln. Ohne Erfolg. Verständlich auch, denn es verirren sich zwar nur wenige Touristen hier her, dennoch läßt sich mit diesen besser leben als ohne sie. Außerdem liegen in und um Gurna noch viele unentdeckte Gräber, die auch heute noch, wenn entdeckt, meist von den Einwohnern Gurnas ausgeräumt und die Schätze an Touristen verhökert werden. Eine nicht unerhebliche Einnahmequelle, die die ägyptische Regierung nicht bietet. Unser Ziel in Gurna waren die Beamtengräber, die meist kleiner als die im Tal der Könige sind, dafür aber um so schöner erhalten sind. Nicht nur die Pharaonen ließen sich ihre Gräber bauen. Auch die hohen Beamten des alten Ägypten ließen sich hier, in und um Gurna ihre Gräber errichten. Wir besichtigten das Grab von Sennofer, wohl das schönste aller Gräber, die wir heute sahen, und das Grab von Rekhmire.

© Christian Werner, 2005
Du bist hier : Startseite Afrika Ägypten Theben
Die Reise
 
Worum geht's?:
Über Kairo, Memphis, Theben, Edfu, Komombo, Assuan, Abu Simbel ging es zurück zur Sinai Halbinsel...
Details:
Aufbruch: 18.08.2005
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 01.09.2005
Reiseziele: Ägypten
Der Autor
 
Christian Werner berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.