around the world 2013/14

Reisezeit: Juli 2013 - Juli 2014  |  von Hans Bütikofer

Costa Rica-Schweiz

Schlussbericht

Wie im letzten Bericht erwähnt, konnten wir nun in Costa Rica unser Campingleben so geniessen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Doch bereits auf der Fahrt Richtung Nicaragua mussten wir leider feststellen, dass Emma's Alternator den Geist schon wieder aufgegeben hatte, unglaublich...
So mussten wir in der Stadt Jaco einmal mehr einen Garagenstopp einlegen. Es stellte sich heraus, dass eine Magnetspule des Alternators defekt war, was zur Folge hatte, dass wir einen weiteren Tag auf die Lieferung aus San José warten mussten. Wenigstens durften wir vor der Garage campen und die freundlichen Besitzer stellten uns sogar eine Dusche zur Verfügung. Abends gesellten sich die Kinder des Quartiers zu uns und wir zeigten ihnen auf der Weltkarte, wo wir schon überall durchgefahren waren und sie staunten nicht schlecht, als wir unsere Dachzelte aufstellten...
Am Abend des nächsten Tages war Emma dann endlich wieder fahrtüchtig und wir fuhren noch bis zur nächsten bewachten Tankstelle, wo wir unser Nachtlager zwischen den Lastwagen einrichteten. Nie hätten wir gedacht, dass wir auch noch, wie andere Reisende, die uns diesen Tipp gaben, an Tankstellen übernachten würden. Doch hier in Mittelamerika schien das eine vernünftige Variante zu den sonst von uns aufgesuchten Plätzchen im Niemandsland zu sein. Bevor wir den nächsten Grenzübergang in Angriff nehmen wollten, gönnten wir uns noch zwei wunderschöne Strandtage an der Pazifikküste bei Liberia, im Norden von Costa Rica.
Zum Glück erreichten wir den Grenzübergang nach Nicaragua vollständig erholt und aufgetankt, sonst hätten wir die insgesamt acht Stunden Wartezeit wohl nicht so locker überstanden...Ärgerlich jedoch war vor allem, dass wir einmal mehr bei Dunkelheit und leerem Kühlschrank in ein "neues" Land einfuhren. Es blieb uns nichts anderes mehr übrig als eine weitere Übernachtung auf einem Fernfahrerparklatz, mit einem Nudelsüppchen zum Nachtessen...

In den nächsten Tagen bestaunten wir die schönen Farben des Nicaragua See's und besichtigen die lauschige Stadt Granada. Da wir inzwischen verschiedentlich auf die Gefährlichkeit der honduranischen Banden hingewiesen worden waren, beschlossen wir, unser nächstes Reiseland an der schmalsten Stelle, innerhalb eines Tages, zu durchfahren. So überquerten wir also an einem Sonntagmorgen etwas ängstlich die Grenze nach Honduras und verliessen dieses "gefährliche" Land bereits am Abend wieder. An der Grenze zu El Salvador machten wir Bekanntschaft mit zwei Franzosen, die mit einem uralten "2CV" in die entgegengesetzte Richtung unterwegs waren und sich die Fussball WM in Brasilien anschauen wollten. Wir gaben uns gegenseitig Tipps für die noch bevorstehenden Länder. Beim Verabschieden schauten wir der, mit Spanngurten zusammengeflickten, "Ente" lange nach und fragten uns, ob sie es wohl noch bis Brasilien schaffen würde...
In El Salvador genossen wir erneut ein paar schöne Pazifikstrände, bevor es nach Guatemala weiter ging, wo unsere Dachzelte erfolgreich einigen heftigen Gewitterregen standhielten.
Auch die Grenze nach Mexiko überquerten wir überraschend schnell, wurden jedoch anschliessend einige Male abwechslungsweise vom Militär und der Polizei angehalten und gründlich kontrolliert, was nicht sehr angenehm war. Immerhin hatten die Behörden nichts zu beanstanden, ausser dass unser Nummernschild vorne nicht, wie nach Vorschrift, in der Mitte , sondern leicht seitlich angebracht war, als ob sie in Mexiko nicht andere Probleme hätten...
Unser Weg führte uns erneut an die Pazifikküste, wo uns ein Schweizer, der in Mexiko City arbeitete und seinen Osterurlaub dort verbrachte, zu sich in seine Ferienresidenz einlud, wo wir von seinem auf einer Klippe gelegenen Pool aus die atemberaubende Aussicht auf das Meer geniessen durften. Den Süden Mexiko's erlebten wir als äusserst friedlich und angenehm zum Reisen. Wir campierten nun sogar wieder wild und die netten Leute gaben uns immer wieder wertvolle Ratschläge, wo wir lauschige Plätzchen finden konnten. Schliesslich erreichten wir Acapulco, verliessen dort die Küste und fuhren Richtung Mexiko City weiter. Einmal mehr musste Emma ein paar tausend Höhenmeter bewältigen, was auch dieses Mal nicht spurlos an ihr vorbei ging. Sie lief wieder heiss und der Alternator gab nun endgültig den Geist auf und war nicht mehr zu reparieren. So mussten wir in der Stadt Tepic wieder einmal einen "Boxenstopp" einlegen, um einen neuen Alternator zu besorgen. Anschliessend campten wir in der Nähe von Mazatlan erneut am Pazifik, folgten nun noch ein letztes Mal der Küste, bevor wir uns endgültig in Richtung Landesinnere vom Meer verabschiedeten.

Auch der Grenzübertritt in die USA verlief ohne grössere Probleme. Ein weiterer Meilenstein war geschafft und wir wollten nun noch einmal so richtig unbeschwert die Nationalparks im Land der "unbeschränkten Möglichkeiten" geniessen. Vorerst beeindruckten uns die grosszügigen Platzverhältnisse und die breiten Strassen und auch die vernünftige und gemütliche Fahrweise der meisten amerikanischen Autolenker überzeugten uns. In den Bergen von Arizona machten wir es uns so richtig gemütlich und verbrachten ein paar ruhige Tage mit wandern und biken. Danach ging es weiter via Tucson, Phoenix nach Flagstaff und schliesslich nach Seligman, dem eigentlichen Ursprung der Route 66. Dieser berühmten Strasse folgten wir nun bis nach Kingman und von dort aus ging es via Hoover Damm nach Las Vegas. Dort holten wir am Flughafen meine Freundin Barbara ab, die den Mut hatte, die nächsten zwei Wochen mit uns mitzufahren. Endlich kam unser Zusatzsitz zum Zug, den wir ja ursprünglich für unseren chinesischen Reiseführer installiert hatten. Erstmals auf unserer Weltreise hatte Emma nun drei Passagiere, was ihr sichtlich zu gefallen schien. Auf jeden Fall präsentierte sie sich vorerst von ihrer besten Seite. Offenbar bedankte sie sich bei Bindi und mir, da wir vor Barbara's Ankunft noch einen "Frühlingsputz" durchgeführt hatten...Wir freuten uns auf jeden Fall riesig, dass wir die bevorstehenden Erlebnisse mit jemandem teilen konnten, zumal Bindi und mir nach fast zehn Monaten Zweisamkeit so langsam der Gesprächsstoff ausgegangen war...
Nachdem Bindi in Las Vegas, wie vorausgesagt, ein paar Dollar gewonnen hatte, ging es weiter nach St. Georg, wo wir an einem See campierten und Barbara unsere Feldküche und die Dachzelte präsentierten. Es dauerte nicht lange und sie ging mit unserer Ausrüstung um, als wäre sie schon immer mit dabei gewesen. Weiter ging es zum Grand Canyon, dem wir uns, etwas unüblich, von der Nordseite her näherten. Ein Ranger erklärte uns einen Weg, der nur für Allradfahrzeuge in Frage komme, genau nach unserem Geschmack. Nach stundenlanger Fahrt durch herrliche Nadelwälder erreichten wir endlich eine Plattform, von wo aus wir eine atemberaubende Aussicht auf den imposanten Canyon hatten. Wir sassen eine Weile einfach schweigend da und genossen die Ruhe und die schier unendliche Weite dieses Naturwunders. Sobald die Sonne am Horizont verschwand, wurde es schnell empfindlich kühl und wir wärmten uns noch etwas an einem Lagerfeuer (das uns Feuermeister Bindi wie gewohnt herzauberte), bevor wir uns in unseren Dachzelten einmummelten.

Am nächsten Tag überraschte uns "Emma", die trotz kalter Höhenluft mühelos ansprang und das Parkieren an einer leicht schiefen Ebene, um sie anzurollen, hätten wir uns sparen können. Es ging nun weiter Richtung Bryce Canyon, dessen Anblick uns erneut faszinierte und wir legten einen Ruhetag ein, um diesen mit den Velos zu erkunden. Leider wurde es von Tag zu Tag kühler, da eine Kaltfront über uns herzog und wir staunten nicht schlecht, als am nächsten Morgen Schnee auf unseren Dachzelten lag. Das war nun auch für Emma zu viel und sie machte wieder einmal keinen Wank mehr. Weder Überbrücken noch Anschieben, unterstützt von den hilfsbereiten Amerikanern, nütze etwas und schliesslich war es der Pannendienst, der uns einen Startpilot Spray verkaufte, mit dem wir Emma in den "Rachen" (Luftfilter) sprayen konnten, während gleichzeitig der Anlasser betätigt werden musste. Sogleich begann Emma heftig zu husten und der Motor sprang mühelos an. Wären wir doch schon früher auf diese Idee gekommen, wir hätten uns viel Ärger ersparen können...
Unsere Reise ging weiter nach Boulder und Hanksville, wo wir einen Abend mit einem Ehepaar aus Bern verbrachten, das ihren Camper von der Schweiz in die USA verschifft hatte und hier das erste Jahr ihrer Pension genoss. Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Moab, von wo aus wir den Arches Monument Nationalpark besuchten, was äusserst eindrücklich war. Weiter ging es nach Colorado, wo wir bei kalten Temperaturen und leichtem Schneefall in Glenwood Springs ein Motel nahmen, da noch alle Campingplätze geschlossen waren. Wir beschlossen, uns in den heissen Quellen etwas aufzuwärmen, bevor wir nach Vail, wo nächstes Jahr die Skiweltmeisterschaften stattfinden werden, weiter fuhren. Natürlich wollten Bindi und ich, als begeisterte Wintersportler, unbedingt das Skimuseum besuchen, wo sich eine ältere Dame mit sehr viel Charisma Zeit für uns nahm und uns "Insiderstories" vom amerikanischen Skiteam Preis gab. Weiter ging es auf Schneefahrbahn über zwei Pässe und Emma musste sich noch ein letztes Mal auf mehr als 3000 Meter über Meer hochkämpfen, bevor wir unser nächstes Reiseziel Denver erreichten, von wo aus Barbara ihren Rückflug in die Schweiz gebucht hatte. Da es leider meinem Vater gesundheitlich gar nicht mehr gut ging und er Angst hatte, meine Rückkehr nicht mehr zu erleben, beschloss ich nach Absprache mit meinem Reisepartner Bindi, meine Heimreise gleich mit Barbara zusammen anzutreten. So kam es, dass für mich das grosse Abenteuer etwas abrupt, einen Monat früher als geplant, endete und meine Stimmung natürlich etwas weinerlich war, als ich mich von Bindi und Emma verabschiedete.

Einerseits war ich froh, dass ich mich nun um meinen Vater kümmern konnte und meine Schwester Heidi, die mir 10 Monate lang den Rücken frei gehalten hatte, entlasten konnte. Andererseits hatte ich natürlich auch ein mulmiges Gefühl gegenüber Bindi, der nun Emma alleine an die Ostküste fahren und verschiffen musste. Glücklicherweise unterstütze er meinen Entscheid voll und ganz und es wurde mir einmal mehr bewusst, dass ich das grosse Abenteuer mit dem richtigen Mann gemacht hatte.
Bindi fuhr also Emma alleine nach New York, wo er sie im Hafen ein letztes Mal verschiffte. Danach machte er noch zwei Wochen Kiteferien in Outer Banks, NC, von wo aus er nach Hamburg fliegen wollte, um Emma abzuholen. Doch leider dauerte auch diese Ozeanüberquerung etwa doppelt so lange wie geplant, so dass er vorerst mal zurück in die Schweiz flog und seine Arbeit wieder aufnahm, bevor er unser Fahrzeug Anfang Juli in Bremerhaven endlich abholen konnte. Nach einer äusserst komplizierten Verzollung traf er mit Emma am 3. Juli dann tatsächlich bei mir in Arlesheim ein und wir feierten zusammen unsere erfolgreiche Weltumrundung, die unvergesslich und einzigartig bleiben wird. Ein letztes Mal campierten wir zusammen, dieses Mal bei mir auf dem Parkplatz...

Hier noch ein paar Daten:

Gefahrene Kilometer: 50'000
Nächte im Dachzelt: 200
Kälteste Nacht: Tibet Plateau -7 Grad C.
Heissester Tag: Honduras +40 Grad C.
Höchster Punkt: Grenzgebiet Chile-Bolivien 4670 Meter ü. Meer
Schlechteste Strassen: Kasachstan
Billigster Diesel: Equador 23 Rappen pro Liter

Garagenbesuche: 5
Platte Reifen: 2
Anzahl Streits: 1
Anzahl Tage unterwegs: 330
Besuchte Länder: 33
Kürzeste Aufenthalte: Moldavien, 2 Kilometer
Slowakei, 3 Stunden
Honduras, 1 Tag
Längste Aufenthalte: Kasachstan, China und Chile je
3 Wochen
USA, 6 Wochen
Mühsamste Grenzübertritte: China, 2 Tage
Singapore, 9 Stunden
Nicaragua, 8 Stunden
Ukraine, 7 Stunden
Und ohne Oleg wären wir immer
noch in Kasachstan
Schmiergeldzahlungen: 3
Polizeibussen: 1 (doppelte Sicherheitslinie
überfahren)
Anzahl Diebstähle: 1 (Auto in Peru aufgebrochen)
Anzahl Bedrohungen mit Waffen: 0
Dieselverbrauch pro 100 Kilometer: 12.1 Liter
Durchschnittlicher Dieselpreis: 1.09 Fr. pro Liter
Motorenschäden: 2
Grosser Service inkl. neue Reifen: 1 in Bangkok
Anzahl Regentage: unter 10
Schneebedeckte Strassen: Peru und Colorado
Anzahl Arztbesuche: 2 (1 gemeinsame Behandlung in
Singapore: beide mit
Mittelohrentzündung..., 1
Besuch in Thaiti von Bindi
wegen seinem gebrochenen
Zehen...)
Allgemeiner Gesundheitszustand: beide gesund und munter
zurück in der Heimat, mit
unglaublich vielen guten
Erlebnissen im Herzen und
äusserst dankbar dafür!

Costa Rica

Costa Rica

Zwangspause: Camping vor Garage

Zwangspause: Camping vor Garage

vom Truck abgeschirmt

vom Truck abgeschirmt

Relaxen

Relaxen

Geduld ist wieder mal angesagt

Geduld ist wieder mal angesagt

NIcaragua

NIcaragua

Nicaragua See

Nicaragua See

Honduras: mit der "Ente" an die Fussball WM

Honduras: mit der "Ente" an die Fussball WM

Bindi's Bike wird geschweisst

Bindi's Bike wird geschweisst

Campingplatz in El Salvador

Campingplatz in El Salvador

Guatemala

Guatemala

Küste im Süden von Mexiko

Küste im Süden von Mexiko

So leben Schweizer in Mexiko

So leben Schweizer in Mexiko

Ein lauschiges Plätzchen am Pazifik

Ein lauschiges Plätzchen am Pazifik

Treue Bewacher wärmen sich in der Morgensonne

Treue Bewacher wärmen sich in der Morgensonne

"Frühlingsputz"

"Frühlingsputz"

Arizona USA

Arizona USA

Route 66

Route 66

Weitsicht

Weitsicht

Hoover Damm

Hoover Damm

Las Vegas

Las Vegas

Barbara's Ankunft

Barbara's Ankunft

Bindi gewinnt wie angesagt (ca.30 Dollar...)

Bindi gewinnt wie angesagt (ca.30 Dollar...)

Grand Canyon (Nordseite)

Grand Canyon (Nordseite)

Bryce Canyon

Bryce Canyon

An Bindi's Lagerfeuer aufwärmen

An Bindi's Lagerfeuer aufwärmen

Wintereinbruch

Wintereinbruch

Doppeldecker

Doppeldecker

Arches Monument National Park

Arches Monument National Park

Naturwunder

Naturwunder

Abschied von Bindi und Emma am Flughafen Denver

Abschied von Bindi und Emma am Flughafen Denver

Das sind Züge

Das sind Züge

Irgendwo Richtung Ostküste

Irgendwo Richtung Ostküste

Outer Banks

Outer Banks

Bindi's verdiente Ferien

Bindi's verdiente Ferien

Letztes Mal Campen in Arlesheim

Letztes Mal Campen in Arlesheim

© Hans Bütikofer, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit unserem umgebauten "Heim auf Rädern" unterwegs von Basel nach Odessa
Details:
Aufbruch: 22.07.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: Juli 2014
Reiseziele: Ukraine
Kirgisistan
Singapur
Französisch Polynesien
Costa Rica
Der Autor
 
Hans Bütikofer berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.