Crazy India, everything is possible

Reisezeit: September 2005  |  von Simone Baumann

Ich war schon des öfteren in Indien und dieser Bericht ist eine Zusammenfassung von zwei meiner Reisen.
An und für sich zieht es mich schon seit 15 Jahren immer wieder nach Asien. Nach den Südostasiatischen Ländern bin ich eigentlich nur mal nach Indien gereist, damit ich halt auch mal in Indien war...jedoch faszinierte mich dieses Land so sehr, dass es mich seither immer wieder dorthin verschlagen hat.

Delhi

Nach einem langen, einigermaßen ruhigen Flug bin ich gut in meiner mittlerweile Lieblingsstadt Delhi angekommen und habe mich im Pahar Ganj (Main Bazar, dem für mich quirrligsten Viertel von Delhi) eingemietet. Am nächsten morgen habe ich mich dann erst mal zum akklimatisieren mit einer Motorrikscha durch das liebenswert chaotische Delhi fahren lassen.
Das laeuft dann so ab, dass man einem lebensmueden Kamikaze-Fahrer ausgeliefert ist, der sich mit diesem Gefaehrt, zwischen Bussen, Lastwaegen, Autos usw. durchdraengelt um auch ja mit dem Vorderrad min. 0,1 m vor dem Nebendraengler zu stehen, denn fahren konnte man das eh nicht nennen. Man selbst draenglt sich unter das Dach denn viele allein im Stau stehenden Maenner stieren einem an und hecheln und zwinkern und wollen signalisieren: sie wären unwiederstehlich .

Die Staus werden meistens hervorgerufen von mueden heiligen Kuehen, die sich zwischen diesem hupenden Chaos ganz gerne mal ausruhen. A Pro Pos Kuehen, da faellt mir grade noch was dazu ein: westliche Tieraerzte sind nach Dehli gekommen um diese teilweise schwer kranken Kreaturen zu operieren. Die fanden in zwei kranken Kuehen jeweils 40 kg!!! Plastik in den Maegen....ähm da wäre mir halt auch schlecht.
Abends bin ich noch mit der Fahrradrikscha ein bißchen auf Tour gewesen. Die zwaengelt sich genauso zwischen den Bussen und LKWs durch, nur mit dem Unterschied, dass die natuerlich laenger braucht und ein äußerst schwaches Glied im Verkehr ist, man merkt das gleich, der staerkere hat immer Vorfahrt. Man sitzt dann ungefähr auf Auspuffhoehe und bekommt die Haare bestaendig mit schwarzen stinkenden Dieselwolken gefoent.Steigt man dann endlich ab, kommen die indischen "Don Juans" strahend auf einem zugelaufen...man koennte ja auf einen von ihnen gewartet haben... und dann gehts los: Where are you from? What is your name? Do you want to see my Shop? Hat man die dann abgeschuettelt kommen die "normalen" Bettler und die Bettelkinder. Da wird dann gezittert, gebibbert (obwohl es hier heiss ist), gehumpelt, manchmal sogar gesungen bis zum Herzerweichen...hat man sich da auch durchgekaempft, kommen die Aermsten der Armen im wahrsten Sinn des Wortes aus den Loechern gekrochen. Ganz ganz armen Kreaturen, teilweise nur aus Rumpf und Kopf bestehend, Leprakranke mit abgefaulten Nasen, Menschen ohne Finger und Fuesse usw. Ich weiss das hoert sich furchtbar an...aber es sieht sich noch viel furchtbarer an! Dem einen oder anderen gibt man dann ein paar Rupies aber mehr kann man nicht tun, man muss sich das taeglich wieder klarmachen, sonst kann man es hier nicht aushalten...und man kann auch das Leid der Welt nicht stoppen. Grundsätzlich halte ich mich daran, dass ich alten und kranken immer was gebe...Kindern dagegen nichts.

Heute war dann auch noch eine Hochzeitsparade. Erst dachte ich ein Stadtteil heiratet den anderen, so viel Volk war unterwegs, ein Chaos, nicht zu beschreiben.
Da waren Pferde dabei, die die Hochzeitskutschen! zogen und eine Musikkapelle lief vorne weg, die Pferde waren so verängstigt (weil der Verkehr ging nach wie vor in alle Himmelsrichtungen quer durch die Menge, ohne Ruecksicht auf Verluste). Jedenfalls ein Pferd (besser gesagt: ein Schimmel eigentlich weiss) war knallrot vor Aufregung und Stress, ich habe nur noch gewartet, dass das Pferd durchgeht, einige hupende Mopedfahrer umreißt, und sich an der naechsten liegenden Kuh die Beine bricht...aber es ist dann doch nichts passiert.
So geht es zu hier in Delhi (eigentlich in allen groesseren Staedten in Indien) Chaos total, reich neben arm, aber trotz alledem, lustig und aufregend und wirklich lebendig (ausser den Toten, die liegen auch manchmal rum, bis sie als solches registriet werden) denn vielen Menschen ihr zu Hause ist der nackte Bordstein mit Hupp Hupp, Droeh Droeh und Dieselwolken 24 Stunden lang!! Aber trotzdem, alles Shantie Shantie, alles ist moeglich, nichts was es nicht gibt, nur mich, mich gibt es hier morgen nicht mehr, ich fahre morgen früh Richtung Puschkar!

© Simone Baumann, 2005
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: September 2005
Dauer: unbekannt
Heimkehr: September 2005
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Simone Baumann berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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