Costa Rica 2018

Reisezeit: November / Dezember 2018  |  von Susanne S.

Cerro Cherripo - Jeden Schritt Wert!

Übrigens sämtliche Reiserouten per Bus mit Abfahrtterminal, Zeiten und Fahrtdauer findet man auf www.visitcostarica.com.

Bevor ich zum eigentlichen Reiseabenteuer Chirripó komme, noch mal kurz ein Ausflug in die Online-Welt offizieller Webseiten CostaRicas.

Bereits im Juli wussten wir, dass wir den Chirripó aufgrund der Reglementierung der Besucheranzahl rechtzeitig buchen müssen,
Dafür muss man sich erstmal auf www.sinac.org.cr registrieren. Natürlich auf Spanisch. Unsere erste Hürde. Dann versuchten wir gefühlte 1000 Mal für 2 Personen eine Registrierung auf die Reihe zu bekommen. Es gab Probleme mit der WebSite. Mal konnten wir keine 2. Person angeben, dann keinen Tag auswählen, dann keine Zahlung durchführen. 18 USD/Tag übrigens, nur um sich selbst an die Grenzen zu bringen.
Als es dann endlich mal geklappt hat und ich schon jubeln wollte.... hääää? Warum bestätigen die denn jetzt nur eine Person? Aha: Buche 2 - Bekomme 1. Verrückt! Also Netti angerufen. Gleicher Trick noch mal. Wer übrigens an die Kontaktadresse von sinac.org schreibt, der bekommt keine Antwort.
Dann ist ganz lange nix passiert. Was ist denn jetzt mit der Übernachtung?
Also www.chirripo.org angeschrieben. Diesmal gab es nach einigen Tagen auch eine Antwort und einen Link, der einen mit der Registrationsnummer zur Bezahlung weiterleitet. Auswahlmöglichkeiten für Essen etc. bestehen allerdings nicht. Fast 20.000 CRC für ein Bett in einem 4-Bettzimmer. Nicht gerade ein Schnäppchen, aber wenn man die einzige Lodge auf 3500 m Höhe ist, dann kann man die Preise ja entsprechend diktieren.
Fehlte noch Netti. Sie bekam keine Antwort. Ich habe auch noch mal den Mail-Kontakt gesucht... Noch 2 Tage und es fehlt ein Bett. Langsam machte sich Panik breit. Und dann endlich. Netti bekam den Link endlich. Und los geht‘s.

Dann 21.11.2018 / 8.00 Uhr mit dem Public-Bus nach San Isidro. Schließlich muss man bis 16 Uhr an der Ranger Station in San Gerardo de Rivas sein. Für 1500 CRC / Person eine sehr erschwingliche Reise, zumindest bis zum Busterminal in San Isidro. Der Bus hält an jeder Ecke und so braucht man so seine Zeit. Aber in den 3 Stunden Fahrt kann man wunderbar das saftige Grün der Landschaft bewundern. Uns gefällt alles sehr gut. In den kleinen Orten verbarrikadiert man sich offenbar auch nicht mehr ganz so heftig. Es regnet. Mal wieder. Gut das wir spontan noch Regenponchos gekauft haben. Wer weiß, wie das Wetter auf dem Chirripó ist. Nass und kalt wäre wirklich eine unangenehme Kombination.

An der Busstation in San Isidro hatten wir jetzt die Option 3 Stunden auf den Bus nach San Gerardo zu warten oder ein Taxi zu nehmen. Hhhmmm.... der Reiseführer meint, dass das 25-30 USD wären.
Wir berieten uns bei einer Zigarette und wurden nur durch die freundliche Aufforderung gestört uns noch viel weiter Weg vom Busterminal zu begeben.
Auffällig hier: wenig Raucher und die paar werden nur auf der Straße geduldet. Außerhalb der Hotelmauern etc...
Wir überlegten, was wir bereit wären auszugeben und einigten uns auf 20.000 CRC. Und schon kam einer... Taxi?
Was sagte der Reiseführer? „Nur offizielle Taxen“... haben wir uns nicht dran gehalten.
Er fing mit 50 USD an und wir endeten bei 14.000 CRC für beide zusammen und alles war sehr bequem. Das Auto quälte sich die Berge empor. Mein Gott, hat Costa Rica viele Höhen.

Die Rangerstation erreichten wir kurz vor 12 Uhr. Ein Glück, denn bis 14 Uhr ist Mittagspause.

Sehr nett und unkompliziert das Prozedere. Pass vorzeigen, Einschreiben ins „Goldene Buch“ und Armband erhalten. Wie unkompliziert zum vorangegangen Prozedere.
Jetzt noch weiter die Straße hoch und zum nächsten Office (auf der rechten Seite beim Fußballballfeld). Hier kann man Gepäck aufgeben, dass einem für 2000 CRC / Kilogramm arme Pferde nach oben bringen (bis 17 Uhr). Außerdem bestellt man (sofern gewünscht) die Mahlzeiten. Frühstück 5300 CRC, Lunch oder Diner für 7000 CRC. Muss man aber nicht.

Erledigt. Nun die Unterkunft.
San Gerardo de Rivas liegt auf ca. 1500 m und es geht dort nicht bergab. Entsprechend wenig wollten wir mit den Rucksäcken laufen. Das Wetter war gut und wir erreichten das Haus „Mis Ojos Claro“. Alles verammelt. Na gut. Ein - Drei mal klingeln und „Sesam öffne dich“.
Laura, die Besitzerin hat 25 Jahre in Florida gelebt und spricht entsprechend hervorragend Englisch.
Das Haus ist toll. Alles in Holz, groß, hoch - Tolle Terrasse mit Blick auf den Fluss... einfach zum Wohlfühlen.
Es gibt 4 - Mannzimmer, aber wir bekamen es für uns. Die Küche durften wir komplett benutzen... 20 USD / Person / Nacht.... hui.
Naja, jetzt auch egal. In Anbetracht der Tatsache, dass wir nur 2 Nächte bezahlten, aber für 3 das Zimmer besetzten .... in Ordnung.
Sie hat mir auch meine Euro-Scheine abgenommen. Alles gut.
Einziger weiterer Gast; George. Der muss bei Laura schon ewig wohnen und wartet auf besseres Wetter und trainiert... sagt er. Komischer kanadischer Kauz, der einen die ganze Zeit eine Großpackung Knöpfe an die Wangen laberte. Aber nett war er.

Unsere Vorbereitung für den Chirripó.
Kartoffelbrei zum Abendessen, Nudeln vorkochen, Kekse, Äpfel, Baguette, Magnesium und Wasser.

Eigentlich wollten wir am 22.11. erst um 8 Uhr los. Aber wie immer, waren wir schon wieder kurz nach 5 Uhr wach. Blöd. Senile Bettflucht. Naja, dann mal los-6:45 Uhr.
Bis zum offiziellen KM 0 hat man allerdings von Laura aus schon mal 130 Höhenmeter und 1,3 km weg.
Wir haben offenbar Glück mit dem Wetter. Sonne und Wärme. Was für eine wunderschöne Natur wir sehen dürfen. Ja, es geht bergauf, aber wir sind so mit Bewundern beschäftigt, dass es uns kaum stört.
Kurz nach KM - Marke 7 (jeder KM wird angezeigt) findet man einen Versorgungspunkt. Der jeweilige Betreiber wohnt dort für 6 Tage. Absolut allein. Es gibt Essen, guten Kaffee und sogar diverse Hygieneprodukte oder einen Poncho.
Nach 2 Kaffee ging es weiter und plötzlich ging die Quälerei los. Die Landschaft war immer noch grandios und das Wetter war nach wie vor gut.
Neugierige Vögel (gelb mit rotem Kopf) - sogar Kolibris und eine wirklich tolle Vegetation. Je höher es ging, umso häufiger die Pausen und die letzten 1,5 km haben wir manchmal nur noch 30 Schritte geschafft, bis wir wieder kurz stehen bleiben mussten.
Wir haben zusammen gelitten, aber eigentlich nicht gejammert. Hinter jeder Ecke der Blick und dann das enttäuschte: Och nee, weiter hoch.
Und wenn es mal bergab ging war es zwar erholsam, aber es war auch klar, dass wir das noch mal hoch müssen.
Inzwischen setzte leichter Regen ein und als wir kurz vor 16 Uhr endlich das BaseCamp (ca. 3400 m hoch !!!!) sahen... ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt sooooo dankbar war. Wir hatten 2800 Höhenmeter in den Knochen und waren am Ende.

Kurz nach der Ankunft: Regen waagerecht. Aber da hatten wir schon heiße und süße Schokolade.... mmmmhhh.
Das Camp ist ok. Es gibt einen Aufenthalts-bzw. Speisesaal mit Steckdosen. Im Zimmer, die ab 20 Uhr dunkel sind, gibt es keine. Die 2 dünnen Decken sind in der Nacht nicht genug. Es ist wirklich kalt. Und wir beide haben unsere Mitbewohner schlafen gehört (die um 3:30 Uhr losgewandert sind - Sonnenaufgang), aber selbst kein Auge zugemacht.
Deshalb sind wir auch um 3:30 Uhr aufgestanden und haben bis 5:00 Uhr in einem eisigen Foyer auf Helligkeit gewartet.

Also 23.11.18 / 05:00 Uhr mit null Schlaf und ca. 18 km / 2800 Höhenmeter im dem Beinen. Nun die letzten „lumpigen“ 5 km zum Gipfel des Chirripó. Das ganze natürlich ohne Kaffee, denn die Küche öffnet um 6 Uhr. Schon mal eine schlechte Voraussetzung. Wir gehen nie ohne Kaffee aus dem Haus.
Wir waren kaputt und so schön die Landschaft war... aua. Nur noch da hoch. Wir trafen verschiedene Leute, die auf dem Rückweg waren. Im Dunkeln da hoch? Never!
Es war eine Quälerei und uns überholte problemlos ein junger Kerl.
Der letzte Wegweiser. Noch 340 m zum Gipfel. Aber herrje: auch noch 130 Höhenmeter. Der Blick nach oben? Wir wollten nur noch da durch. Es überstehen. Und da half auch dieses tolle Wetter nix.
Dann hatten wir den Jüngling schon. Alejandro...Höhenangst.
Zu Dritt meisterten wir auch den Kletterabschnitt. Juchz. Glücklich, auch wenn aufgrund der plötzlichen Wolke nix zu sehen war. Eintrag ins Gipfelbuch nach fast 3 Stunden. Genießen und dann runter.
Knappe 2 Stunden bis zum Basecamp. Endlich Kaffee, Sonne, Sitzen und runter unter eine Dusche.
Und dann kam‘s. Die Ponchos kamen zu ihrem vollen Einsatz. Nach 4 km einfach nur noch Regen. Ich meine nicht so eine kleine Husche... nein, richtig fetter Tropenregen.
Nur 2 Pausen haben wir gemacht. Das schmatzende Geräusch in den Schuhen absolut entspannt hingenommen. Aber dennoch... es schmerzt dann eben einfach nur noch und wenn alles entsprechend rutschig ist... nun ja. Es wurde einem noch mal deutlich gemacht, was man einen Tag zuvor eigentlich so am Stück nach oben gelaufen ist.

Endlich angekommen. Supermarkt. Bier gekauft und Zisch.
Im Haus eine Reisegruppe, die 19 Uhr los ist und das ganze Programm ohne BaseCamp in 24 Stunden macht. Verrückte. Aber zum Teil mit 25 Aufstiegen eben alte Hasen.

Die Bilanz nach 2 Tagen:
Knapp 50 km Fußmarsch,
Ca. 3200 Höhenmeter und der Beweis leidensfähig zu sein.

© Susanne S., 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Rundreise Costa Rica
Details:
Aufbruch: 16.11.2018
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.12.2018
Reiseziele: Costa Rica
Panama
Der Autor
 
Susanne S. berichtet seit 8 Jahren auf umdiewelt.