Libyen - von Sebha bis Kufra

Reisezeit: Februar / März 2005  |  von Hellmut Gutsche

Über den Klingue-Pass ins Dohone-Gebiet

Die Westseite des Jebel Eghei ist eine mit skurrilen Steinformationen (Tiergestalten, Hohlfelsen etc.) und grobkörnigen, weißen Sandtälern durchsetzte Wüstenlandschaft. Salah, unser Führer, der die Ostsahara wie seine Westentasche zu kennen scheint, führt uns oft zu nur wenig abseits der Piste gelegenen fantastischen Versteinerungen unter anderem auch solche von Schilfrohrstängeln. Die "Alleinfahrer" kriegen natürlich mangels Ortskenntnis von dieser Seite der Wüste gar nichts mit und rauschen, den Blick angespannt auf die Spurrillen geheftet, an allem vorbei.

Elefantenfelsen im Jabel Eghei

Elefantenfelsen im Jabel Eghei

Nach einem Abstecher nach Zouma - einer uralten Amazonitabbaustelle - geht es über ein Geröllplateau Richtung Klinguepass. Nach dem Plateau eröffnet sich uns eine grandiose Wüstenlandschaft mit dem Kathedralberg als Mittelpunkt. Da es sich hier mit um die überwältigendsten Formationen handelt, welche wir je in der Sahara gesehen haben, beschließen wir, frühzeitig auf einer sandigen Terrasse mit Panoramablick zu lagern und die einzigartige Landschaft auf uns wirken zu lassen. Die bizarren Steilwände, Zyklopenfelsen und Sanddünen verändern je nach Sonnenstand ihre Farben und geben dem Betrachter das Gefühl, sich in einer unwirklichen Zauberwelt zu befinden.

Kathedralberg nahe des Klingue-Passes

Kathedralberg nahe des Klingue-Passes

Beim Aufbruch am nächsten Tag stehen wir alle unter einer gewissen Spannung, gibt es doch den wenige Kilometer entfernten, verminten Klinguepass zu überqueren. Mein Bruder, der Biker hat Anweisung, in dieser Passage aus Sicherheitsgründen mit seiner Enduro in den Spurrillen der Lkws zu fahren. Wir sehen den Pass vor uns, in der Mitte ein Felssattel und links und rechts die Sandpasagen. Wir sehen aber auch, dass etwas vor dem Pass das Wrack eines Pickups steht und auf der rechten Sandpassage das relativ gut erhaltene Wrack eines Magirus Mercur-Wohnmobils. Hinter dem Toyota kriechen wir neben der verminten Sandpassage auf einer Umgehungspiste mit felsigem Untergrund im Schneckentempo den Pass hinauf. Da die Abfahrt für unsere Brummis teilweise zu eng ist, machen wir den Vorschlag, ganz links abzufahren, dort, wo der Buckel von einer Sandwehe begrenzt ist. Salah schüttelt entsetzt den Kopf und erklärt, überall wo Sand ist, können Minen vergraben sein. So bleibt uns nichts anderes übrig, als die Abfahrt in den Spitzkehren mit Schaufel und Beil abzutragen bzw. mit Felsbrocken zu verbreitern. Durchgeschwitzt aber erleichtert kommen wir endlich unten an, mit der Gewissheit, für Nachfolgende eine gute Passage gebaut zu haben.

Abfahrt vom Klingue-Pass

Abfahrt vom Klingue-Pass

Nach einigen Kilometern kreuzen wir die Piste Richtung Tschad und machen einen Südschwenk, um auf dieser Piste in das Dohonegebirge, den nördlichen Ausläufer des Tibesti, zu gelangen. Das Dohone, welches leider teilweise auch vermint sein soll, ist dem Tassiligebirge ähnlich und gehört mit seinen Felstürmen und gezackten Bergrücken zwischen weiten, hügeligen Sandfeldern mit zu dem landschaftlich Schönsten, was die Sahara zu bieten hat. Auch hier gibt es, teilweise in richtigen Höhlen, wunderschöne Felszeichnungen. Da unsere Begleiter zusehends nervös werden, weil sie in diesem Gebiet Banditen vermuten, machen wir 60 Kilometer vor der Tschadgrenze unseren Umkehrschwung.

Dohone-Felslandschaft

Dohone-Felslandschaft

© Hellmut Gutsche, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit zwei Geländetrucks und einem Motorrad in den Südosten Libyens: über Sebha, Wau en Namus, Dohone und Rebianah nach Tazerbo
Details:
Aufbruch: 18.02.2005
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 28.03.2005
Reiseziele: Libyen / Libysch-Arabische Dschamahirija
Der Autor
 
Hellmut Gutsche berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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