Libyen - von Sebha bis Kufra

Reisezeit: Februar / März 2005  |  von Hellmut Gutsche

Durch die Rebianah-Sand-See

Es geht also wieder nordwärts durch die Dünen der Rebianah Sand Sea zu der Oase Rebianah. Wegen eines Sandsturms verpassen wir den richtigen Einstieg und wühlen und schaufeln uns mit unseren Lkws die ersten 30 Kilometer mühsam vorwärts. Dann haben wir die richtigen Dünentäler gefunden und es läuft ganz passabel. Der Sandsturm ist inzwischen so heftig geworden, dass sogar die Lkw-Spuren nach fünf Minuten zugeweht sind. Aus Sicherheitsgründen ist also Fahren auf Sichtweite angesagt, denn wer jetzt in dem Dünenlabyrinth den Anschluss verpasst, bekommt große Probleme. Dies gilt vor allem für den Motorradfahrer, den wir in die Mitte nehmen. Am nächsten Tag hat sich der Sturm etwas gelegt und wir erreichen nach flotter Fahrt die Oase Rebianah.

Nach Anmeldung bei der Polizei versorgen wir uns mit Wasser, Brot und Keksen. Für den Toyota und das Motorrad gibt es Benzin an der Tankstelle, Diesel erhält leider nur das Militär.

Wir verlassen Rebianah und fahren weiter durch die Dünenlandschaft Richtung Tazerbo. Dann, 40 Kilometer hinter Rebianah, haben wir ein Problem. Bei einem Freifahrversuch nach Einsanden bohrt sich ein Sandblech in die Ölwanne, die platzt. Das war's dann - Ende der Fahnenstange! Von wegen! "No problem!", sagen unsere Begleiter, für die solche Breakdowns auch zur Wüstenroutine gehören. Nach Überwindung des Schocks und kurzer Beratung fährt der Toyota mit Salah und Michael, der die Verhandlungen führen soll, nach Tazerbo, um eventuell einen "Supertruck" aufzutreiben, der den Magirus huckepack nehmen könnte. Am späten Nachmittag bekommen wir über Satellitentelefon einen Anruf von Michael. Salah sei ein guter Freund des Patrons von Tazerbo, der zugleich Fuhrunternehmer ist; der Truck sei organisiert, der Preis (nur 300 Euro) gehe in Ordnung und nachts kämen sie zu uns zurück.

Für alle Fälle beleuchten wir unser Lager und legen uns schlafen. Pünktlich gegen zwei Uhr nachts werden wir durch Motorengeräusche geweckt und der Toyota mit einem 3-Achser-Mercedes 2632 6x6 im Schlepptau rollt ins Lager. Großes Hallo, dann legen sich alle noch mal auf's Ohr.

Bergungsaktion

Bergungsaktion

Am nächsten Vormittag bauen wir mit Sand, Wasser und Sandblechen eine provisorische Rampe, über die dann der Magirus mit Seilwinde und Manpower auf den Mercedes-Truck gehieft wird. Gegen Mittag sind wir mit allen Arbeiten fertig und es geht Huckepack Richtung Tazerbo. Dietschi und ich lassen uns die Gelegenheit des einmaligen Fahrerlebnisses, mit Blickrichtung nach hinten, auf dem festgezurrten Magirus nicht, entgehen. Es ist schlichtweg beeindruckend wie ruhig und sicher der schwer beladene Mercedes - der Standardtruck des Saharahandels - sich durch das Dünenmeer bewegt. Bleiben vor uns der Toyota und der andere Magirus in einem Sandloch stecken, umrunden wir die Ärmsten und entschwinden für lange Zeit aus deren Sichtweite. Bleiben jedoch wir mit den Vorderrädern in einem Sandloch stecken oder schaffte der Mercedes eine Dünenauffahrt nicht, legte der Fahrer den Rückwärtsgang ein, und die beiden zwillingsbereiften Hinterachsen, die sich nie eingraben und immer satt auf dem Sand liegen, ziehen den Truck wieder auf festeren Grund, um anschließend eine leichtere Umfahrung zu suchen. Dies ist für uns eine hautnahe Demonstration, mit welcher Selbstverständlichkeit diese modernen "Wüstenkreuzer" sich ihren Weg bahnen und allenfalls die steileren Dünenzüge umfahren müssen.

Unser Truck - huckepack aufgeladen

Unser Truck - huckepack aufgeladen

Nach sechs Stunden und 160 Kilometern erreichen wir abends Tazerbo. Ersatzteilbeschaffung in Bengasi und Reparatur dauern drei Tage, in denen wir ein idyllisches Lager im bewässerten Palmenhain der Familia Mufta, aufschlagen.

In der Oase Tazerbo

In der Oase Tazerbo

Anschließend geht die Reise über Jalu, Zilla, Misratah, Leptis Magna nach Tripolis, von wo ein Teil der Gruppe nach Hause fliegt.

In Ras Ajdir, bei der Ausreise aus Libyen, müssen wir erstmalig - wie auch alle anderen Touristen - die Autos total entladen, weil auch in Libyen Kulturvandalen versucht hatten, archäologische Artefakte und Felsbilder zu stehlen, um damit auf dem Schwarzmarkt Geld zu machen. Diese geldgierigen Kulturschänder sind der Grund, warum ich in diesem Bericht auf die Angabe von GPS-Positionspunkten interessanter Fundorte verzichtet habe.

© Hellmut Gutsche, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit zwei Geländetrucks und einem Motorrad in den Südosten Libyens: über Sebha, Wau en Namus, Dohone und Rebianah nach Tazerbo
Details:
Aufbruch: 18.02.2005
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 28.03.2005
Reiseziele: Libyen / Libysch-Arabische Dschamahirija
Der Autor
 
Hellmut Gutsche berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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