Mauritius - Insel am Wendekreis des Steinbocks

Reisezeit: Juni 2001  |  von Anke Schlingemann

Stationen: Botanischer Garten Pamplemousses, Mon Plaisir, Petit Gamin, Trou aux Biches, Grand Baie, Trou d`Eau Douce, Ile aux Cerfs, Ile de l`Est, Touressok, Mountains Bambous, Domain des Grands Bois, Domain de Casseur, Domain d'Ylang Ylang, Le Val, Mahebourg, Blue Bay, Ile aux Aigrette, Le Souffleur, Cap Le Gris Gris, La Roche Qui Pleure, Roch

Allgemeines

Im indischen Ozean, ca. 900 km östlich von Madagaskar liegt zwischen dem 20. und 21. Breitengrad die Inselgruppe der Republik Mauritius. Mit 1865 qkm (ca. 64 km lang und 47 km breit) ist Mauritius -obwohl touristisch weiter erschlossen- um etwa 30 % kleiner als La Reunion.

Mit der Inbesitznahme durch Niederländer wurde 1638 auf Mauritius die Plantagenwirtschaft und damit verbunden die Sklaverei eingeführt. Die benötigten Arbeitskräfte wurden auf den Sklavenmärkten von Mosambique, Sansibar und den Komoren gekauft. Im 18. Jh. übernahmen die Franzosen die Kolonie. Mit der Übernahme der Verwaltung durch die britische Krone und die Abschaffung der Sklaverei wurden als Ersatz indische Lohnarbeiter nach Mauritius gebracht. Die englische Herrschaft währte von 1810 bis zur Unabhängigkeit 1968. 1992 wurde die Republik Mauritius gegründet.

Zuckerrohrplantage

Zuckerrohrplantage

Rund 70 % der rund 1,1 Mio. Einwohner ist indischer Abstammung und gehört überwiegend dem Hinduismus sowie zu einem kleinen Teil dem Islam an. Die Kreolen (ca. 300.000) - Nachkommen europäischer und afrikanischer Einwanderer - sowie die Francomauritier (ca. 20.000) sind römisch-katholisch. Die Mauritier chinesischer Herkunft (ca. 30.000) sind Buddhisten.

Neben der Amtssprache Englisch wird auf Mauritius Creole -ein vom Französischen abstammendes Idiom- gesprochen. Französisch gilt als Sprache der französischen Oberschicht.

Das Klima auf der Insel ist sehr unterschiedlich. Die flache Nordspitze ist regenarm wohingegen die höheren Regionen und der Süden häufig von Regenwolken eingehüllt sind. Das ganze Jahr über weht eine gleichmäßige Brise aus Südosten. In den Monaten Januar bis März wird der Indische Ozean von Zyklonen heimgesucht. Der mauritianische Winter mit Tagestemperaturen von 25 Grad Celsius ist Nebensaison und stellt sich als äußerst angenehme Reisezeit dar, zumal die tropischen Niederschläge im Juni wesentlich geringer sind als in der Hauptsaison. Einige Eingewöhnungszeit bedarf es zugegebenermaßen, in Deutschland die sich annähernden längsten Tage genossen zu haben und die Tagesaktivitäten nun auf die Zeit von 6:00 bis 18:00 Uhr (mauritianischer Sommer: 5:00 bis 19:00 Uhr) zu beschränken. An der stürmischen Ostküste in Trou d'Eau Douce verbringen wir die lauen Winterabende bei 20 Grad Celsius mit einem Sweatshirt auf dem Appartement- Balkon und genießen den Blick aufs Meer.

Mauritius ist fast komplett von Korallenriffen umgeben, die die Wucht der Brandung Hunderte von Metern vor der Küste brechen und seichte Lagunen bilden. Ursprünglich war Mauritius von dichtem tropischen Regenwald bewachsen, in dem sich riesige Harthölzer von hervorragender Qualität befanden. Leider wurde Raubbau mit Eintreffen der Niederländer auf Mauritius betrieben.

Nachdem die alten Ebenhölzer abgeholzt waren, pflanzte man Nutzhölzer und Zierpflanzen, die aus Indien, Indonesien, Kenia, Madagaskar und anderen afrikanischen Ländern stammten. Die meisten Gewächse, die heute auf Mauritius zu finden sind, sind eingeführt worden. 4 % der Landfläche stehen mittlerweile unter Naturschutz. In den Nationalparks versucht man die ursprüngliche Vegetation zu erhalten und aufzuforsten.

Etwa 50 % der Gesamtoberfläche (80 % der Nutzfläche) von Mauritius wird von Zuckerrohr, dem wichtigsten Devisenbringer, bedeckt -auch weil diese Pflanze den Zyklonen standhält. Weitere Devisen werden durch die Fabrikation von Textilien und den Tourismus erbracht. Die Arbeitslosenquote liegt bei nur 2,5%. Der Großteil der benötigten Waren muss importiert werden. Gerade mal der Kartoffelanbau sowie einige andere Gemüsesorten und Tee reicht mittlerweile für die mauritianische Bevölkerung. Auch die Geflügelzucht ist erfolgreich, wohingegen der Fischfang gerade einmal ein Fünftel des Bedarfs deckt. Nahezu ein Viertel des Gesamtimports besteht aus Nahrungsmitteln, sogar das Grundnahrungsmittel Reis sowie Milch und Mehl müssen teuer importiert werden.

Unterkunft: Wir haben uns für ein Appartement in Trou d'Eau Douce, im windigen Osten von Mauritius gelegen, entschieden. Das Appartement, das wir über das Internet gebucht haben, ist mal wieder eine äußerst positive Überraschung. Die ausgepriesenen 70 qm erscheinen uns wesentlich größer. Es ist nett und praktikabel eingerichtet, die zwei Balkone -einer für das sonnige Frühstück, einer für den plätschernden Meerblick- sind genial.

Der Lebensmitteleinkauf stellt sich allerdings als mühselig heraus, da es in Trou d'Eau Douce nur kleine "Tante Emma"-Läden gibt, die alle in etwa das Gleiche zu bieten haben. An frische Milchprodukte, Backwaren, Fleisch oder Fisch ist nicht zu denken. Dafür stapeln sich Konservendosen in den Regalen. Alle uns bekannten Produkte scheinen einen dreifachen Touri- Aufschlag zu haben. Zum Glück finden wir noch eine kleine Gemüseauswahl -und natürlich herrlich leckere Papayas und Ananas- an einem Gemüsestand. Einen größeren Supermarkt gibt es in Grand Baie -die Preise sind dem touristisch stark erschlossenen Norden der Insel angepasst. Verhungern mussten wir glücklicherweise nicht, denn in Trou d'Eau Douce gibt es bei Chez Tino - gute kreolische Hausmannskost zu günstigen Preisen.

Autofahren auf Mauritius ist eine wahre Herausforderung. Abgesehen davon, dass ein Mietwagen der kleinsten Kategorie (der vorher nie gehörten vermutlich malaischen Marke Kancil) für normalwüchsige Europäer eine Zumutung ist (da sich der Fahrersitz nur sehr eingeschränkt nach hinten schieben lässt, sitzt man mitunter wie ein "Affe auf einem Schleifstein" hinter dem Lenkrad) herrscht auf Mauritius Linksverkehr. Laut unserem Reiseführer gibt es (nur) 100.000 Fahrzeuge auf Mauritius - diese scheinen jedoch ständig im Einsatz zu sein oder stehen parkend an der schmalen Hauptstrasse. Gehsteige gibt es so gut wie keine, so dass die schmalen Strassen zusätzlich von der einheimischen Bevölkerung genutzt werden. Bei einem Schwätzchen auf der Strasse scheinen die vorbeifahrenden Autos nicht zu stören. Neben schlechten Straßenzuständen fehlen auch die halsbrecherisch fahrenden Motorroller nicht. Ohne Hupe (übrigens das erste, was uns vom Mietwagenverleiher gezeigt wurde) sollte man sich erst gar nicht hinter das Lenkrad setzen. Zu Bemängeln ist ebenfalls die mehr als unzureichende Beschilderung. Wenn es Schilder gibt, sind diese in der Regel verblichen, versteckt oder schlichtweg irreführend. Es gibt zwar nicht sehr viele Straßen auf Mauritius, dennoch sind diese auf der Karte des Mietwagenverleihers nicht immer ganz korrekt eingezeichnet. Also - eine wahre Herausforderung!

Trotzdem möchten wir diese Fahrten nicht missen. Ständig fahren wir über schmale Straßen, die von beiden Seiten von bis zu 2,5 m hohem Zuckerrohr eingezäunt sind. Werden die Blüten des Zuckerrohrs von der Sonne angestrahlt, so leuchten sie silbern. Oftmals kommen uns Fahrrad- oder Roller-Fahrer entgegen (oder müssen überholt werden), die mit Zuckerrohr hoch beladen sind.

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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 17.06.2001
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 29.06.2001
Reiseziele: Mauritius
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!