Träume leben!

Reisezeit: September 2003 - November 2004  |  von Yvonne Schulze-Schoettler

Seit 10 Monaten bereise ich mit meiner Frau einen Teil der Welt. Unsere Reise führte von Berlin, über London, Peking, quer durch China, Thailand und Malaysia. Wir besuchten das indonesische Sumatra und Westaustralien.
Unter anderem um unsere vom deutschen Mief verstaubten Sinne zu weiten, wollen wir die Welt sehen.

Wir verstehen nur chinesisch.

Montag; 10.11.2003 - Macau/Macau-China

Wir wollten GUILIN langsam den Rücken kehren. Aus lauter Freude über die hier vorhandene Gelassenheit, verfielen wir in ein apathisches Wohlbefinden und schüttelten alle stressbringenden Gedanken, die mit einer Weiterfahrt zu tun hatten, ab. Vorsichtig kam alle paar Tage ein kurzzeitiger Anfall von Regsamkeit über uns. Enthusiastisch gingen wir auf Informationsjagd und fielen erschöpft in unseren Guilin-Alltag zurück. Natürlich musste es weiter gehen, aber wie?
Am 08.11.2003 sollten wir, laut Visa, das erste Mal ausser Landes sein. Doch da waren noch das wundervoll aussehende Yunnan, die verlockende Insel Hainan und viele andere "places of interest", wie man hier sagt.
Des weiteren müssen wir langsam eine Eintrittskarte für Thailand kaufen. Und niemand wusste, wo der Kartenverkauf stattfindet.
Weiterreisen bedeutet, viele Möglichkeiten zu sammeln, auf finanzielle und zeitliche Ökonomie zu prüfen und mit unserem Wunsch nach viel chinesicher Landschaft abzustimmen.
Das ist für uns Analphabeten zeitweise sehr kräftezehrend, aber auch interessant und lustig. Natürlich bei erfolgreicher Jagd auch sehr befriedigend.

Irgend jemand meinte, dass wir in Guangzhou das Thailand-Visa - unsere Eintrittskarte - bekommen würden. Also auf nach Guangzhou! Wir wollten den Zug nehmen. Zugfahren heisst, in einem fahrenden Kino zu liegen. Das haben wir bis jetzt sehr genossen. Doch kein Eisenross fuhr nach Guanzhou.
Dann sollte es der Flieger sein. "Schließlich reist hier jeder so"' meinte die kleine chinesische Reisekauffrau. Für eine Stunde Flug, deeeen Organisationsaufwand und Antjes Flugangst, soviel Geld?! Nö, da sollte es doch noch etwas anderes geben.

Den Doppelstock-Liegebus! Anfangs lachten wir über diese Idee. Wir beide mit unseren riesigen Rucksäcken, einem Rollkoffer und einer Reisetasche, dicht an dicht, zwischen lauter chinesischen M(ännern)enschen.
Nachdem wir uns die dollsten Gerüche, Gespräche und Begebenheiten vorgestellt hatten, grinsten wir uns einmal an, und die Sache war beschlossen. Eigentlich sahen diese Express-Reisebusse ja auch ganz bequem aus. Jeder hat seinen Liegesessel, ein hell, sauber wirkender Bus mit Aircondition und es kostet nur 1/10 des Flugpreises.
10h Fahrt kann man da gut überstehen, dachten wir. Nun bekamen wir raus, dass zwischen 17:40 Uhr und 19:10 Uhr ebenfalls Busse nach Guanzhou fahren. Diese brauchen etwas länger und sind (deshalb) noch billiger. Also kauften wir am Abreiseabend zwei Tickets für einen dieser Busse. Wir hatten ja Zeit.
Gutgelaunt und gespannt gingen wir zum Busbahnsteig. Und da standen sie.
Kleine, hässliche, eckige und kaum beleuchtete Busse. Innen ausgestattet mit 3! Reihen Doppelstockbetten, in denen sich hauptsächlich Arbeiter zwängten. Es war Sonntag abend und anscheinend waren hauptsächlich Pendler in den Bussen. Wir atmeten tief und waren sprachlos.
Antje wühlte sich zwischen Menschen und Bussen, auf der Suche nach unserem.
Ich hockte mich zwischen meiner Burg aus Taschen und hoffte, dass unser Bus doch so groß und schön sei, wie eigentlich erwartet.
Doch das war er nicht!
So etwas habe ich noch nie gesehen. Der ganze Bus bestand nur aus Eisenstangen. An den Fensterseiten standen hintereinander Doppelstockbetten aus Eisen. In der Mitte des Busses ebenso. Dazwischen Gänge, die eigentlich nur ein seitliches Durchgehen zuliessen. Auf den Betten alte, keimig wirkende Stoffdecken und Kissen. Es stank nach altem Dreck und Rauch. In den Kojen lagen oder hockten Arbeiter und eine alte zusammengefallene Frau. Und genau dahinter eine Antje, ebenso zusammengesunken, auf einem Sitz, den Tränen nahe.

Es gab zwei hintereinander stehende Liegesitze zwischen den Doppelstockbetten. Und genau auf diese wurden wir eingewiesen, die weder ein aufrechtes Sitzen, noch ein Liegen ermöglichten. Nach mehreren Diskussionen mit der Busbegleiterin, erhielten wir schliesslich ein Bett. Und nach noch mehr Diskussionen ein weiteres. Nun gehörten uns zwei nebeneinander liegende Betten im Hochparterre. Antje schleppte sich auf ihr Bett. Ein Sitzen war auch hier nicht möglich, aber zumindest die Ausicht auf ein Nebeneinander. Sowie weniger Bettnachbarn um und keine Bettnachbarn über uns.
Schnell erkannten wir, dass ein sicheres Schlafen nicht möglich war. Die Bettbreite liess eine Embryostellung nicht zu, da die Kniee und der Hintern in den Gang ragten. Das behinderte nicht nur den Durchgangsverkehr, sondern war auch recht unangenehm.
Die erkämpften Betten, boten die Möglichkeit sich lang zu legen, doch nicht für eine zu hoch geschossene Yvonne, die ihre Beine nicht austrecken konnte.
In jeder Neigung oder Kurve pressten wir uns auf unsere Unterlage oder hielten uns an den kleinen Sicherheitsgittern fest, die sich am Kopfende befanden.
Beim Schreiben muss ich vor mich hingrinsen. Doch da fanden wir das überhaupt nicht lustig!
Umgeben vom Mief, Schmutz, ein paar lauten Männern und einem Schnarchen tuckelten wir durch die Nacht.
Auf einmal ein Stop. Eine gut getimte Pullerpause stellte sich als Abendbrotzeit heraus.
Ihr müsst euch das mal vorstellen. Ihr hockt mitten in der Nacht vor einer Fresstube, direkt an der Landstrasse und wollt doch eigentlich nur, dass es weitergeht, damit diese Fahrt endet. Innen schart man sich gemütlich um einen HotPot und direkt vor der Nase brausen scharenweise diese schönen, klimatisierten, bequemen Busse in Richtung Guanzhou vorbei.

Und man kann nichts machen, als zu warten!
Wir waren schon 3 Stunden unterwegs und hinter uns lagen vielleicht 150 km.
Irgendwann krabbelten alle in ihre Kojen und wir stuckerten weiter.
Antje schaute die ganze Nacht aus dem Fenster und zählte, von Bauchschmerzen gequält, die Sterne.
Irgendwann wurden ein paar Passagiere geweckt. Unter deren Hintern wurde ein Matraze und ein Brett geklaut. Diese Bretter wurden im hinteren Teil des Busses zwischen die Betten geklemmt. Die Matraze obendrauf. Eine große Liegfläche entstand nun. Es stiegen noch mehr Männer dazu. Diese lagen nun direkt zwischen fremden Reisenden. Auch zwischen uns lag jemand. Doch zum Glück aller, eine Etage tiefer!
Antje wünschte sich ein solche Fahrt mit der Potsdamer Bande. Da wäre der Spass gross!
Plötzlich waren wir da. Schlaftrunken, schlecht gelaunt und stinkend standen wir morgends neben unseren Sachen in Guanzhou.
Hier fuhren wir zur Thailändischen Botschaft, holten Informationen ein, tranken Kaffee, putzten unsere Zähne und beschlossen gleich weiter nach MACAU zu reisen. Gesagt, getan. Zwei Stunden später waren wir da.

Freitag; 31.10.2003 - Guilin/Richtung Süd-China

Ihr habt euch vielleicht auch schon gefragt, wie das so ist, mit der "Community" in China.
Diese Frage hat uns schon vor der Einreise beschäftigt und das Wichtigste für uns war erst einmal, dass es keine strafrechtliche Verfolgung mehr für Homosexuelle gibt.
Obwohl es die ja nie gab, da es offiziell keine Schwulen und Lesben in China gegeben haben soll. Was für ein Land!
Für die Kommunisten war bis vor kurzem Homosexualität eine Krankheit des dekadenten Kapitalismus. Ein paar von diesen schwulen Kapitalisten müssen sich ins Land geschmuggelt und die Einheimischen angesteckt haben. Schließlich wurden bis 1997 chinesische Schwule verfolgt und verhaftet.

Nun können aber auch die Chinesen die tausenden von
AIDS-Kranken nicht mehr verstecken oder verschweigen und deuten zag haft die unterschiedlichsten Übertragungsquellen an. Auch SEX!
Im Fernsehen haben wir einen Bericht über einen Kongress zum Thema AIDS und sexuelle Aufklärung gesehen. Auf jeden Fall wurde irgendwie deutlich, dass auch chinesische Staatsbürger homosexuell sein können.
Laut einer Statistik (Quelle im Internet von 2001) gibt es 30 - 40 Mio Schwule in China. Das stelle man sich mal vor, halb Deutschland (ca. 80 Mio. Einwohner) im Zeichen der Regenbogenflagge. Also Männer auf nach China!
Frauen fanden bisher keine grosse Beachtung. Das war uns nicht fremd. Allerdings für die lesbischen Chinesinnen dieses Mal ein Vorteil, denn sie wurden eher geduldet oder besser gesagt, meistens von Übergriffen verschont.
Wenn unser geschultes Auge, uns bisher nicht täuschte, so sehen wir immer wieder ein paar Brüder und Schwestern. Als Coiffeurmeister oder Restaurantfachmann / -frau scheinen sie ihr täglich Brot zu erwerben. Und die gibt es an jeder Strassenecke. Einen Job in diesen Bereich bietet natürlich die Möglichkeit, immer wieder neue Leute kennen zulernen. Laut Infos im Netz gibt es keine offiziellen Clubs, Kneipen, etc. In Zeitungen könne aber der Eingeweihte hinter dem Vermerk "alternativ" eine Homoszene vermuten. Es gibt eine unzählige Anzahl von Magazinen in China - natürlich in chinesisch... Wir haben nur in Beijing einen englischen Veranstaltungskalender vorgefunden. Dort haben wir nichts Interesantes entdeckt. Aber laut der "GEO Zeitschrift" (die im Sommer 2003 in Deutschland erschien) soll es in Beijing einen von Schwulen betriebenen Club geben.

Öffentliches Outing ist out!
Zu gross ist wahrscheinlich noch die Angst vor Repressalien, ein erneutes Umstürzen der Gesetzeslage oder einem Verstossen werden, aus der Familie. In einem Interview mit einer chinesischen lesbischen Künstlerin war zu lesen, dass Schwule Lesben heiraten (oder umgekehrt), um dem Druck und den Erwartungen der Familien zu entfliehen. Aber wie die das mit den Nachkommen regeln, ist nicht ganz klar, denn keinen Nachkommen in die Welt zu setzen, ist nach wie vor die grösste Sünde gegen die Familie. Gerade auch, da in China die Einkindpolitik herrscht.
Ein paar Potsdamer nennen weibliche Homos "Liesen", Frau Luna brachte aus Magdeburg den Begriff "na, aber!" für Lesben mit und hier nennen sich die Eingeweihten (Männer wie Frauen) "Tong Zhi". Das heisst Genosse.
Und ein offensichtlich schwuler Friseur aus unserem Hotel, hier in Guilin, hat uns erkannt! Er zeigte mir doch tatsächlich in unserem Wörterbuch den Begriff 'Genosse'. Doch zu diesem Zeitpunkt, wusste ich noch nicht um die Bedeutung dessen und zuckte verständnislos mit den Schultern. Aber seither grinsen wir uns immer freudig an.
Schon in Beijing ist uns aufgefallen, dass viele Frauen Hand in Hand gehen. Auch Körperkontakt unter Männern ist völlig normal. Einige laufen Arm in Arm durch Strassen, manche sogar Hand in Hand. Doch mit fortschreitender Aufklärung und vor allem dem verstärkt westlichen Einfluss, wird das Verhalten gewiss bald verschwinden. Denn wer möchte hier schon als schwul gelten!?, auch wenn Homosexualität seit 1991 nicht mehr als psychische Krankheit gilt.
Was müssen das für rosige Zeiten gewesen sein, als schwules Leben im kaiserlichen Reich der Mitte noch ganz normal war. Selbst der letzte Kaiser Puyi hielt wohl mehr vom Spiel mit seinen Gefährten gleichen Geschlechts.

Angeblich soll es auch in den ganz alten Zeiten gleichgeschlechtliche Hochzeiten gegeben haben. Da waren die Chinesen doch eigentlich wieder mal die Innovativsten.
Meine Frau Antje und ich fühlen uns in China sicher und wohl. Natürlich bewegen wir uns nicht so frei, wie im toleranten Potsdam, aber ein Hand in Hand Spaziergang, vorbei an Drachenskulpturen, Rikschafahrern und Ware anpreisenden Menschen, ist auf jeden Fall drin.

Die letzten zwei Tage galten dem Organisieren unserer Weiterfahrt.
Bis zum 8. November müssen wir zum ersten Mal China verlassen, um dann nochmal für vier Wochen im Lande verweilen zu dürfen. So sind die Bestimmungen für unser Visa.
Wir werden am Sonntag nach Guangzhuo reisen und von dort weiter nach Macau. Macau ist eine Insel gleich neben Hongkong und ehemals Portugiesisch.
Somit gelten dort, ähnlich wie in Hongkong (ehemals Britisch), andere Bestimmungen, die einer Ausreise aus China gleichen. Wie Monaco das Spielerparadies von Europa ist, soll es Macau für Asien sein.
Und wir bald mittendrin.

Dienstag; 21.10.2003 - Guilin/Richtung Süd-China

Liebes Tagebuch!

Lange hast du nix mehr von uns gehört, das aber aus gutem Grund.
Lass dir berichten warum:

Wir waren ja nun für eine Weile in Chongqing (Tschong Ching ausgesprochen, wobei das "Q" wie bei dem englischen Cheese gesprochen wird - aus unserem neu erworbenen Handbuch, der angeblich grössten Stadt der Welt.
Hier leben mehr als 30 000 000 Menschen und hat ein Einzugsgebiet in der Grösse von Österreich.

Damit ist nach unserem Verständnis gemeint, dass Chongqing gleichzeitig eine Provinz ist (zu vergleichen mit den Ländern in der Heimat). Diese Provinz untersteht direkt der Zentralregierung Chinas und hat somit, wie Shanghai, Beijing oder Hong Kong, einen Stadtstatus.

Siehe da, so hat China auch noch die grösste Stadt der Welt!

Wenn frau etwas Typisches über China sagen kann, dann ist es der unüberhörbare Schrei nach Grösse und Superlativen. Denn "... jeder fünfte Mensch auf der Welt ist ein Chinese, ... wir sind die grösste Nation der Welt mit den meisten ethnischen Volksgruppen (über 50), ... wir haben das höchste Wirtschaftswachstum der Welt, ... allein in Peking haben sich 500 Welt-Top-Firmen niedergelassen und davon haben bereits 30 ihren Hauptsitz dahin verlegt, ... hier gibt es die meisten Pflanzen und Tiere, die sonst nirgends auf der Welt zu finden sind, ... in China kommen alle Vegetations- und Klimazonen vor, ... das ist der älteste Tempel der Welt, ... das, der grösste Buddha..., ... in China ist eine der ältesten Kulturen der Welt verankert, ... in China ist der höchste Berg der Welt (äh?), ... China hat den drittgrössten Fluss und durch diesen entsteht bis im Jahre 2008 der grösste Stausee der Welt (680 km lang, bis nach Chongqing) ..." usw.

Das sind Originalaussagen aus unserem Handbuch, dem chin. Fernsehen (es gibt einen engl. Kanal und bald auch einen Spanischen) oder den Tourguides. Alles ist einzigartig, besonders und nur hier zu betrachten.
Frau Blond aus Potsdam schrieb, dass in Peking jeden Tag tausend Autos zugelassen werden und VW die Autos in China extra ein paar cm grösser baut, da sie sich so besser verkaufen lassen.

Ich hatte ja schon mal in einer Rundmail erwähnt, dass der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle Chinas ist und genauso verkauft sich das Land auch. Es lobt sich stets in den höchsten Tönen.

So auch kürzlich bei dem Chinesen im All! Wenn wir es richtig verstanden haben, planen sie demnächst mit den Japanern ein bemannte Landung auf den Mars.

Des weiteren hat China, kürzlich im TV berichtet, mit den "wichtigsten" Ländern Asiens einen Pakt abgeschlossen, der so etwas wie die EU begründen soll. In dieser auserwählten Runde soll gerade der Tourismus eine wichtige Rolle spielen.
Also, auf nach China!
Solange es noch bezahlbar ist.
Wer hier alles bucht, ist günstiger dran als bei Buchungen in Deutschland. In den chin. Reisebüros ist es noch preiswerter als in den Hotels und zur Zeit sowieso, da sich China noch immer von dem SARS Schock erholen muss und somit die Ausländer/Langnasen herlocken will.

Zusätzlich entsteht für uns der Eindruck, das China überall mitmischt und nirgends im Weltgeschehen wegzudenken ist. Ständig ist der chin. Chef mit Bush, Putin oder dem japan. Chef im Fernseher zu beobachten. Wir vermuten allerdings, dass es immer die selben Bilder sind.

Von Deutschland ist so gut wie nie etwas zu erfahren, ausser vom "Lufthansa Plaza" in Peking und die Rolle der gleichnamigen Firma im Welttourismusgeschehen sowie irgend welche Abkommen mit China.
Ausserdem ein 2-Minutenbericht über den riesigen Erfolg unserer Fussballdamen beim Worldcup im Amyland.

Was haben wir uns gefreut!
Glückwunsch aus China!

Naja, jedenfalls waren wir ca. sieben Tage in der grössten Stadt der Welt.
Im Hotel konnten wir uns immer gut von den Aufregungen des Tages erholen.
Tag für Tag rafften wir uns zur Suche nach Sehenswürdigkeiten auf und entdeckten sogar welche, aber nur durch Zufall. Manchmal blieben wir auch einfach im Hotelzimmer, spielten Ferienlager oder Kosmetikstudio.

Keine Stadt hatte bisher einen richtigen Stadtplan für uns. Also mussten wir selbständig eine Strategie zum Sightseeing entwickeln. Wir schrieben bisher die Bus-Nummern von der jeweiligen Haltestelle in der Nähe unseres Hotels auf. Dann setzten wir uns in einen x-beliebigen rein und fuhren für 1 Yuan ins Irgendwo. Manchmal auch nur bis zur Endhaltestelle und dann wieder zurück. An Orten, die uns gefielen, stiegen wir aus und betrachteten alles sehr neugierig. So entdeckten auch wir in Chongqing eine richtige Altstadt, direkt am Fluss, mit Tempelanlagen und engen, verwinkelten Gassen. Dieser Ausflug hat uns sehr gefallen. Hier konnten wir uns sogar an feurigen Fleischspießen richtig sattessen, welche wir wie wilde Tiere rissen.

An einem anderen Tag wollten wir gezielt zu einem Park fahren und dachten daran, uns mal ein Taxi zu leisten. Wir fuhren mit dem Taxidriver hin und dann - nix da! Der Fahrer musste schon die ganze Zeit lachen, weil wir staunten und uns darüber lustig machten. Beherzt schlug er einen anderen Ort, ca. 60 km entfernt, vor und zeigte uns auf der Karte selbigen. Wir hatten uns zuvor ebenfalls für diese versprochene Sehenswürdigkeit interessiert und waren geneigt zuzustimmen. Nur klappte es auch diesmal mit der Deutsch-Chinesischen Verständigung nicht und er fuhr einfach mit uns los. Eine Hand am Lenkrad, die andere mit dem Handy am Ohr, raste er aus der Stadt.
Wir wussten nicht so recht, wie wir uns verhalten sollten und fanden alles nur noch komisch. Bis auf einmal der Mann sein Handy nach hinten reichte und Yvonne direkt vor die Nase hielt. Reflexartig nahm sie es entgegen und fing an, zu meinem Entsetzen, eine englische Konversation zu betreiben. Mit dem anderen Menschen am Ohr handelte Yvonne einen Preis (200 Yuan - ca. 20 Euro) aus. Ausserdem forderte sie, dass uns der Taxidriver bei der Suche nach einem Rückbus behilflich sein sollte. Der Mensch am anderen Ende übersetzte alles dem Taximenschen und dieser willigte ein.

Als wir nach einer schönen Fahrt, mit Sinnead O'Connor im chin. Autoradio und einer bezaubernden Landschaft zu beiden Seiten, ankamen, fing es an zu regnen. Das machte uns aber garnichts, denn wir hatten vorsorglich unsere Wetterjacken von Aldi mit und trotzten jedem Tropfen.

Der Regen, später eher Nieselregen, war auch unser Glück, denn wir und ein paar singende Mönche, waren die Einzigen auf dem Gelände. Dieses sogenannte Gelände war eine Schlucht mit grossen Bergen, einer Tempelanlage, vielen kleinen Aussichtspunkten in einer wunderschönen Parkanlage, die mit einer heissen, dampfenden Quelle durchzogen war. Zwischen den Bergen schlengelte sich ein ca. 30 Meter breiter, wirklich gelber Fluss entlang, welcher sich irgendwann auf seinem Weg nach Chongqing in den Jangtze River begibt. Einfach SCHOEN!

Wir haben auf dem Geleande auch ein sehr günstiges und gutes Gasthaus (80 Yuan pro Nacht) entdeckt, was uns beinahe dazu verführte, dort für mehrere Tage einzukehren. Leider besassen wir bereits für unsere Weiterfahrt Tickets.

Eigentlich wollten wir nach Lhasa oder vielleicht in die Provinz Sichuan. Meine Mutter hatte früher ein gleichnamiges Gewürz, was dazu führte, dass ich mit dieser Provinz sympathisierte. Ausserdem pickte sich Yvonne schon viele Sehenswürdigkeiten in dieser Umgebung heraus und wir beide freuten uns auf die Küche, welche einen sehr guten, vor allem scharfen Ruf hat. Lecker!
Deshalb hiess unsere eigentlichen Ziel Lhasa oder Chengdu, die Hauptstädte Tibets und der Provinz Sichuan.

Bei unseren Bemühungen die Tickets diese Ziele zu besorgen, mussten wir hören, dass es angeblich in ganz Chengdu keinen Hotelplatz gebe. Jede grössere Stadt in China hat hunderte von Hotels und Gästehäuser. Aber in Chengdu soll angeblich bis Ende November eine Tourismusmesse (was sonst) stattfinden.

Also entschieden wir uns in der ganzen Aufregung schnell für Guilin (ein mehrfach empfohlender Ort - wieder in einer völlig anderen Provinz). Doch gab es dorthin keine Direktverbindung mit den Zug. Wir müssten einen Zwischenstopp in Guiyang einlegen und von dort weiter nach Guilin.
Schon völlig entnervt vom Hin und Her, da niemand englisch konnte, haben wir Lhasa total vergessen und entschieden uns für diese Variante. Welche?

Also, am 14. Oktober lösten wir die Tickets in einem Nachtzug ein und kamen am Morgen in Guiyang, der Hauptstadt der Provinz Guizhou, an. Ein Taxifahrer, der uns auf dem Weg vom Bahnhof zum Hotel bescheissen wollte, vermieste uns ungerechterweise den ersten Eindruck. Denn das milde und freundliche Klima dieser Stadt bekam uns sehr. Wir checkten also für zwei Nächte ein, nahmen kurz darauf einen x-beliebigen Bus und entdeckten auch diese Stadt.

Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug (vom Hotel aus gebucht) zu einem grossartig angekündigten Wasserfall. Das war dieser auch!
74 Meter hoch und 81 Meter breit und eine wunderschöne Landschaft drumherum. Alleine dafür hätten sich schon die 200 Yuan pro Person gelohnt. Doch wir fuhren noch zu einer gigantischen Höhle und erkundeten diese mit einem Boot. Die einzelnen Grotten wurden mit vielen unterschiedlichen Farben ausgeleuchtet. Die Chinesen stehen auf viel und bunt.
Danach fuhren wir noch zu einen Lime Stone Forest. Das war ein riesiger, sehr schön angelegter Park. Durch diesen wanderten wir mit der gesamten Ausflugsgruppe (ausser uns nur Chinesen und ohne engl. Übersetzung). Aber die auf uns wirkenden Eindrücke, einer nicht wiedergebbaren Landschaft, brauchten keinen Dolmetscher.

Natürliche Steinskulpturen, die über und über mit Kakteen bewachsen sind, Wasserwege, die nur von Stein zu Stein überquerbar sind, völlig von Wurzeln umschlungende Felsen auf denen mächtige Bäume stehen...

Das war ein sehr schöner Tag!

Soll ich jetzt noch von dem gemeinsamen Mittagessen mit den Chinesen berichten?

OK!

Gewöhnlich wird an runden Zehnertischen gesessen. In der Mitte des Tisches stellt das Personal einzelne Teller oder Schüsseln mit jeweils anderen Gerichten hin. Kellen oder grössere Löffel gibt es nicht. Jeder Essenteilnehmer hat seine Stäbchen und ein Schälchen Reis vor sich zu stehen. Es gibt keine Teller. Jede Person kann sich beliebig an den Gerichten bedienen... mit den Stäbchen, die nun benutzt immer wieder in die Schüsseln langen.
Wer mich kennt, weiss, wie ich mit mir kämpfen musste, um über diese Essgewohnheit zu stehen. Ich habe nicht mal mit meiner Mutter aus einer Flasche getrunken und nun mit fremden Menschen aus einem "Topf" essen? Solche Situationen werden in Fachkreisen "Konfrontationstherapie" genannt.
Nun gut, vielleicht hilft es ja.
Uns ist schon öfter aufgefallen, dass die Chinesen in der Öffentlichkeit sehr laut sind und dieses vor allem beim Essen.
An unserem Tisch nicht.
Wahrscheinlich, weil sie sich untereinander nicht so kannten. Desto deutlicher und eindringlicher war das Schmatzen zu hören, was die Situation wieder richtig lustig machte. Yvonne und ich waren ständig bemüht nicht ins Kichern zu verfallen. Ganz aus war es dann, als sich Yvonnes Tischnachbarin genüsslich den übriggebliebenen Fischkopf in den Mund schob und nicht Verwertbares einfach auf den Tisch spuckte.

Die Augen waren nicht dabei!

Trotzdem, ein schöner Tag!

Am nächsten Morgen sind wir dann um 9h mit einem Zug in Richtung Guilin (Provinz Guangxi), unser eigentliches Ziel, gefahren. Auf der Landkarte sind es höchstens 400 km Luftlinie. Wir brauchten aber insgesamt 17h. Der Zug fuhr extrem langsam, was uns jedoch sehr erfreute, denn wieder sahen wir eine wunderschöne Landschaft. Überall diese typischen Reisfelder, arbeitende Bauern, grasende Wasserbüffel und unglaubliche Berge, die mal eben so aus der flachen Erde geschossen sein müssen. Überall in den Bergen waren Höhlen zu sehen sowie Gräber der Verstorbenen. Hier werden die Toten in den Bergen oder direkt auf den Feldern mit einer schönen Steinmarkierung begraben. So hat man die Lieben immer um sich.

Es ist Herbst, wie in Deutschland. Doch hier ist noch fast alles grün. Die Reisfelder sind abgeerntet. Überall stehen eigentümliche Strohgebilde und die Felder werden gerodet. Die Erde hat unterschiedliche Farben. Eine Palette von Brauntönen bis hin zum kräftigen Rot. Wenn die Bauern nicht so ärmlich leben müssten, könnte man sie für dieses, sie umgebende Naturspektakel fast beneiden.

Jetzt sind wir in Guilin und total begeistert von dieser Stadt. Doch dazu beim nächsten Mal mehr.

Freitag; 10.10.2003 - Chongqing/Zentral-China

Wir haben unsere Fahrt auf dem Yangtze Jiang über ein chinesisches Reisebüro in Wuhan gebucht.
Darin sollte enthalten sein:
der Transfer in die nächste Stadt Yichang,
eine Hotelübernachtung in dieser,
die Flussfahrt,
eine 1.Klasse Kabine,
ein paar Sehenswürdigkeiten,

englischsprachige Reiseleitung und ein Transfer zu einem Hotel hier in Chongqing.

Am vergangenen Freitag sind wir mit einem Reisebus zur nächsten Stadt Yichang gebracht worden. Von dort sollte die Flussfahrt starten. Die Fahrt nach Yichang hat 3,5 Stunden gedauert. Die ganze Aktion allerdings den ganzen Tag! Wir mussten ewig auf irgendwelche Busse warten und immer wieder umsteigen. Uns unbekannte Leute, wiesen uns ein. Wir haben beide insgeheim gehofft, dass das alles mit unserer gebuchten Fahrt zu tun hat. Und das hatte es! Unter den Reisenden befand sich ein einheimischer englischsprechender Familienvater, der glücklicherweise genau die gleiche Reise unternahm. Er hat für uns gedolmetscht und sogar geholfen, die Taschen zu tragen. Das war wieder mal eine glückliche Fügung!

Das Resümee:
Es war interessant, wir haben riesige Berge, Schluchten, schöne Plätze, Tempel usw. gesehen. Wie Wolgatreidler, zogen nackte Männer bei einer kleineren Ausflugsfahrt unser Boot. Ein Schiffshebewerk, dass über fünf Etagen ging, liess uns Bauklötze staunen.
Aber wir mussten beide feststellen, dass das Wichtigste immer noch die grossen Kleinigkeiten sind!
Das Hotel in Yichang war die reinste Katastrophe. Wir haben das erste Mal in den Schlafsäcken geschlafen und uns gar nicht getraut, die Wasserhähne zu berühren. Das sollte der erste Vorgeschmack auf unsere 1. Klasse Kabine sein. Diese buchten wir, da nur so die Möglichkeit bestand, alleine eine Kabine auf dem Schiff zu bewohnen sowie ein eigenes Klo und Dusche zu benutzen.
Zweite Klasse hiess, sich mit noch 2 Personen die Kabine, ein Gemeinschaftsklo und ein Waschbecken im FREIEN zu teilen.

Es gab noch die dritte sowie vierte Klasse...
Die Ausstattung unserer Kabine war einigermaßen ok. (Peggy, Danke für das Sakrotan!)
Sie lag im Oberdeck und somit hatten wir eine echt gute Sicht. Allerdings war es arschkalt, da auf dem Boot alles offen war und so etwas wie eine Heizung gab es nicht. Genauso wenig, wie warmes Wasser (somit war kein Duschen möglich), keinen heissen Tee, geschweige denn Kaffee.
Das Essen war nett angerichtet - in Blechschüsseln mit etwas nicht Definierbarem... Grausam!
Unser englischsprachiger Tourguide hatte lediglich aufgepasst, dass wir den Weg von der Sehenswürdigkeit zum Boot finden und umgekehrt. "This way! ... Be careful!"
Wir erhielten keine Infos, weder über die grossen kulturellen Highlights noch den Geschehnissen an Bord.
Es hat uns manchmal ganz schön runtergezogen, wie Analphabten durch die chinesische Landschaft zu latschen und nüscht zu wissen.
Tja, und ein Hotel in Chongqing wurde für uns auch nicht gebucht.
Aber darüber waren wir in keinster Weise betrübt. Erst einmal hatten wir genug, und sehnten uns ausgehungert, zerfroren und zerlumpt, nach ein wenig Komfort.
Zum Glück hatten wir zuvor in Peking, auf dem Bahnhof, einen netten und hilfsbereiten Chinesen getroffen. Damals half er uns beim Einchecken in den Zug. Im Gespräch über unsere Pläne hatte er uns ein Hotel in Chongqing empfohlen und die Adresse auf ein Karte geschrieben. Tja, und genau das ist uns nun zu Gute gekommen. So konnten wir gleich ins Taxi steigen und ins besagte Hotel fahren. Und das ist echt ganz schön. Nur das ungewohnt fettige Essen macht uns ein wenig zu schaffen (ihr wisst schon - Verdauung und so).

ALSO ihr seht, dass die Grundbedürfnisse zu stillen im Moment das Wichtigste für uns ist. Ansonsten kann man nichts geniessen und ist nur unzufrieden...

Aber es ist ok und uns geht es wirklich gut! Kein Grund zur Sorge! Das hörte sich bestimmt dramatisch an, sollte es aber nicht sein. Sobald sich die Möglichkeit ergibt, Bilder ins Netz zustellen, werdet Ihr sehen, es hat sich wieder mal gelohnt.

Mittwoch; 01.10.2003 - Wuhan; Nationalfeiertag in China

Liebes Tagebuch!
Heute wollen wir mit dir einige Themen besprechen, die uns sehr bewegen.

Anstellen, oder sich nicht so anstellen:
In China sich anzustellen, verbietet das Umsetzen jeglich erlernter Etikette. Man/frau sollte sich von Anfang an, in die Pole-Position bringen, um an das ersehnte Ziel zu kommen. Denn jeder frei gelassener mm wird gleich von einer anderen Person ausgenutzt. Das gilt zum Beispiel auch, beim Anstehen in öffentlichen Toiletten. Der Besuch dieser ist nun wirklich nicht erstrebenswert, jedoch gelegentlich dringend notwendig. Hat frau den gewünschten Ort endlich erkämpft, heisst es: die Luft anhalten, die Hose öffnen und über den Hintern ziehen, die Hosenbeine hochziehen, um dann sich über ein stinkendes, mit Emailie verkleidetes Loch in der Erde zu hocken. schleunigst kann das Nötige vollbracht werden. Nach dem Ankleiden schnell wieder raus, ausatmen und nach Luft hecheln. Papier oder der Gleichen ist immer dabeizuhaben, da öffentliche Toiletten mit Selbigen selten gut bestückt sind.
Manche dieser Anstalten sind, im wahrsten Sinne des Wortes, sehr öffentlich. Wir erlebten Clo's, da fehlten die Türen, wurden aber trotzdem genutzt. Ich hätte mich einmal mit meinen Leidensgenossinen, beim Verrichten des Geschäftes, von Angesicht zu Angesicht unterhalten können, da die Seitenwände der Boxen nur hüfthoch waren.

Hier lernen wir Sozialphobikerinnen die kleinen Dinge im deutschen Leben wirklich zu schätzen.

Verkehr:
Wir können mit voller Stolz berichten, bereits acht Taxifahrten überlebt zu haben. Denn auch hier gilt das Prinzip: Keinen mm verschenken! Zweispurige Strassen werden 4-spurig genutzt, Fussgänger sind nicht wirklich ein Hinderniss bwz. Grund zum Bremsen und Radfahrer haben ganze Wohnungseinrichtungen auf ihren Gepäckständern. Verkehrsschilder sind eher die Ausnahme und Ampeln wirken im Vergleich zu den grossen, bunten, leuchtenen Werbereklamen an den Wänden, wie Ost-Disko-Licht-Anlagen, die eh keiner beachtet.
Die Regel lautet: Nobody follows the rules! (O-Ton einer Einheimischen).
Es ist laut, es stinkt, es ist hektisch und unglaublich mit anzusehen, wie es doch funktioniert. Wir haben noch keinen Unfall oder ähnliches gesehen. Uns würden mal einige Statistiken im Vergleich zu den Schilderwäldern, beispielsweise in Berlin, interessieren. In welchem Land gibt es, im Vergleich zur Einwohnerzahl und zugelassener Autos, mehr Unfälle?
Es ist weiterhin bemerkenswert, wie relaxt die Leute, vor allem Fussgänger und Radfahrer, die Sache meistern. Wir sind immer völlig fertig von der Geräuschkulisse und dem Gestank der Abgase.
Auch bei der Kontstruktion ihrer Fortbewegungsmittel beweisen die Chinesen sehr viel Einfallsreichtum. Dies im Detail zu beschreiben, würde kein Ende finden, daher werden wir immer wieder mal einige Schnappschüsse reinstellen, um einen Eindruck zu vermitteln.
Interessant ist ebenfalls, dass alle grösseren Strassen eingezäunt sind, um wenigstens das Fussvolk vom Asphalt fern zu halten.

Essen:
Neue Eindrücke haben wir hier in Wuhan gewonnen. Anfangs waren wir sehr begeistert vom Frühstücksbuffet in unserem Hotel. Auch hier ist, wie in Peking, eine grosse Angebotspalette und die Speisen schmecken meistens sehr gut. Allerdings gibt es jeden Tag das gleiche Angebot, was zur Folge hat, das ich jetzt sogar schon anfange, Müsli (igit!) zu essen und es schmeckt mir immer besser.
In der Stadt trauen wir uns immer mehr an das typisch chinesische Strassenessen ran, was wirklich überall und an jeder Ecke zubereitet wird. Bis jetzt hat alles gut geschmeckt, ist schärfer als in Peking und vor allem ohne leibliche Folgen geblieben. Mit Stäbchen zu essen ist auch kein Problem mehr. Noch zwei Wochen und wir trinken unsere Cola mit Selbigen.

Sauberkeit:
Es ist sehr auffällig, wie viel hier geputzt und gewirbelt wird, um die Städte sauber zu halten. Immer ist jemand am Fegen oder Wischen. Ganze Kolonnen reinigen Strassen, WCs, Busse, Fenster, Autos, Schuhe usw. Das passiert vor allem da, wo sich viele Touristen aufhalten. Ob das mit SARS zu tun hat oder generell so gehandhabt wird, vermögen wir nicht einschätzen zu können.
Natürlich haben wir auch schon gruselige Dreckslöcher gesehen. Vor allem da, wo gebaut wird. Die Bauleute wohnen in selbst zusammengebauten Katen und verrichten ihre Geschäfte gleich daneben. Oder manche Häuser sehen aus, als würden sie gleich auseinanderplatzen, weil sie total vollgestopft wirken.
Hier in Wuhan sind auch diese typischen Hausboote zu sehen, auf denen ganze Familien leben. Auf uns wirkt das alles ziemlich ärmlich und bedauernswert. Leider wissen wir so gut wie noch garnix über die Menschen hier und können so auch nicht beurteilen, wie die Leute selber ihre Situationen einschätzen.

So bleiben, nach wie vor, alle Betrachtungen im Focus zweier verwöhnter, westeuropäischer Mädels, die sich mal eben die Welt anschauen wollen.

Samstag; 27.09.2003 - Wuhan/Mitte-Ost-China
(heute haben wir Jubiläum und sind 17 Monate zusammen, cool wa?)

Habt Ihr schon mal 90 Minuten gewartet, um zu sehen, wie eine Flagge eingeholt wird?
Ich meine nicht, warten im Sinne von entspannt stehen, sitzen und ein Schwätzchen halten. Hier rede ich von engem Körperkontakt mit allem drum und dran!
Wir hatten beim Schlendern über den Platz des Himmlichen Friedens herausbekommen, dass täglich bei Sonnenauf- und untergang die chinesische Flagge hoch bzw. runter bewegt wird. Also morgens rauf und abends runter. Das ist ein kulturelles und, historisch gesehen, wichtiges Ereignis in Peking. Genau daran, wollten wir spontan teilhaben. Es war echt der Wahnsinn! Immer mehr Menschen kamen auf den Platz, eine tierische Lautstärke und nicht gerade angenehme Gerüche dazu. Irgendwann marschierten irgendwo Soldaten und wir, auf dem Boden sitzend, wurden von den hinter uns stehenden Chinesen überrannt. Diese jungen Soldaten, immer mit einem gewissen Stolz im Gesicht, befahlen den vorderen Massen, sich zu setzen. Dazu gehörten auch wir.

Ich glaube, am liebsten wären wir beide gegangen, aber das war erstens nicht mehr möglich und zweitens wollten wir durchhalten!

SPäTER wurden die Strassen abgesperrt; ein weiterer Trupp Uniformierter schritt über die gesperrte Strasse;
die Massen um uns begannen zu schubsen;
die Soldaten vor uns schrien, um Ruhe in die Meute zu bringen;
ich hatte ständig eine fremde Hand auf meinem Tatoo und irgend jemand tippte mir wiederholt auf die Schulter;

Antje vor mir hockend, schickte ab und an einen hilfesuchenden Blick hoch;
die Truppe Uniformierter marschierte zu "unserer" Flagge;
die Flagge wurde langsam eingeholt;
währenddessen Ruhe um uns und 5 Minuten später war alles vorbei.
Und mein Tatoo auf dem Rücken konnte, zum Entsetzen vieler Chinesen, nicht weggewischt werden.

Yvonne

Inzwischen haben wir auch noch andere Sehenswürdigkeiten gesehen und erlebt. Da wären das MUSS, wie die Verbotene Stadt, der Sommerpalast und natürlich die Grosse Mauer. Aber eigentlich sind wir hauptsächlich damit beschäftigt, unser Weiterkommen zu planen, zu organisieren, uns irgendwie zu verständigen... Alleine schon der Besuch im Internet ist sehr aufwendig und dauert meistens 2-2,5 h. Da es oft mit den Fotos nicht klappt oder die "verdammten" chinesischen Schriftzeichen uns dazwischen funken... bla bla bla!

Na jedenfalls haben wir es jetzt geschafft, sind in Wuhan, in einem schönen Hotel, direkt am Yangtze Fluss und betrachten aus der 14. Etage das Geschehen. Die Zugfahrt war sehr interessant. Wir hatten einen totalen Schreck bekommen, als der Pekinger Taxifahrer mit uns zum Westbahnhof gefahren ist... riesengroß! Mit unterirdischen Bahnsteigen und je nachdem, welche Klasse man gebucht hat, gab es unterschiedliche Warteräume. Unser Abteil teilten wir mit zwei älteren Leuten, die ganz nett waren. Es war sehr komfortabel und sauber im Zug. Innerhalb von 12h, die Nacht durch, waren wir in Wuhan. Bis zum Hotel hat auch alles gut geklappt, da uns die ältere Frau aus dem Zug weiter geholfen hat.

Hier wirkt Vieles auf uns wesentlich symphatischer, als in Beijing. Wir haben hier auch noch keine Langnasen (der einheimische Ausdruck für hellhäutige Nicht-Asiaten) auf der Strasse gesehen. Dem entsprechend werden wir beäugt, geradezu mit Blicken verfolgt.

Wenn alles klappt, werden wir bald den Yangtze Fluss hochschippern. Darauf freue ich mich schon sehr. Jetzt wird es allerdings schwieriger werden, da die sogenannte "Alles-fährt-weg-in-China" Woche beginnen wird und wir eigentlich am 2. weiter wollen.

So, das reicht erstmal wieder. Hier nochmal ein Rätsel (nach Infos unseres Reiseleiterin zur Grossen Mauer): Peking hat 14 Mio. , Shanghai 16 Mio. und China insgesamt 1,3 Milliarden Einwohner. Es gibt jedoch eine Stadt, in der sollen 30 Mio. Menschen leben. Wie heisst diese Stadt?
Wer die richtige Antwort weiss, soll sie im Gästebuch veröffentlichen und kann dann mit einer Würdigung unsererseits rechnen.

Antje

PS.: Mit Fotos sieht es gerade schlecht aus. Wir haben zwar ganz viele 'geschossen', aber die entsprechende Software fehlt oft auf den PCs oder es wird uns zu teuer, da es sehr lange dauert und oft nur in den Hotels für viel Geld möglich ist.

Montag; 22.09.2203 - Immer noch Peking/China

Wir haben heute unsere Weiterfahrt beschlossen. Am Donnerstag fahren wir über Nacht nach Wuhan zum Yangtze Jiang, dem drittgrößten Fluss der Welt.

Das Essen und das Rumgerotze der Leute hier geht mir (uns) völlig auf den Geist. Es ist wirklich widerlich, wie die immer die Lungenbutter hochziehen und gekonnt platzieren. Beim Essen schlürfen sie nicht nur die Suppe, sondern alles, was sonst noch so unter bzw. zwischen ihren Stäbchen kommt. Anfangs dachten wir noch: ok, wir sind hier die Fremden und müssen uns mit den Gewohnheiten vertraut machen und ggf. akzeptieren. Aber was zu weit geht, geht zu weit. Unsere Reisetasche ist voller Medikamente, aber keins gegen Ekelgrieben dabei. Gestern habe ich mir meine Näse schnauben müssen. Ich glaube die Chinesen in meiner Nähe kannten dieses Geräusch nicht, denn ich benutzte ein Taschentuch. Gewöhnlich wird hier die Mund- oder die Charlottenburger Technik benutzt, ist ja eigentlich auch viel ökologischer. Ich gelobe Besserung und mehr Umweltbewusstsein. Versprochen!

Beinahe hätten wir in Peking bleiben müssen, da es fast unmöglich war ein Ticket zu bekommen. Am 1. Oktober ist hier Nationalfeiertag, ganz Peking wird geschmückt und jeder in China bekommt eine Woche Urlaub und wird natürlich verreisen. Ausgerechnet dann wollen wir auch los.

Schon sind wir beim nächsten Thema: Verständigung!
Im Grunde sind wir Analphabeten, die nicht sprechen und hören können. Mit der Verständigung ist es echt nervenaufreibend. Ich hätte schön öfter aufgegeben, aber Yvonne hält tapfer durch und nervt alle. An der Rezeption nehmen sie schon immer reißaus, wenn sie die Vonne sehen.

Was ich sonst noch sagen möchte ist, dass ich sehr froh bin, dass es hier an fasst jeder Ecke einen McDoof gibt. Dort gibt es meisstens Wassertoiletten, wie wir sie kennen und bekannte Nahrung dazu. Im Hotel gab es heute beim Frühstück "Steamed Chicken Feet". Soweit sind wir einfach noch nicht.

Wir haben mal spasseshalber ausgerechnet, wenn jeder zweite Chinese im Jahr einen Cheeseburger isst, sind das im Jahr mehr als eine halbe Milliarde. Das wären 3.500.000.000 Yuan Jahresumatz. Der Umrechnungskurs ist ca. 9 Yuan für 1 Euro. Bis ihr das ausgerechnet habt, sind wir wieder im Netz.

Mehr unter: www.traeume.leben.ms.

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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 15.09.2003
Dauer: 14 Monate
Heimkehr: November 2004
Reiseziele: China
Thailand
Malaysia
Indonesien
Australien
Der Autor
 
Yvonne Schulze-Schoettler berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.