Rezzo East of Bali - bei Drachen und Walfaengern! Indonesien 1994

Reisezeit: August - Oktober 1994  |  von Ralph Granzow

Lomblen (Lembata): Auf zum Walfang!

Ich stehe auch heute sehr frueh auf...ich gewoehne mich noch daran..hihi...vor allem wenn ich soo frueh ins bett gehe. Heute ist walfangtag! Ich habe noch gar nichts ueber den walfang in diesem dorf gesagt, ok hier also eine kleine einfuehrung:

Erstmal fuer alle aussenstehenden: ich bin natuerlich grds voellig gegen irgendeine art des walfangs, das ist voellig unnoetig (zumindest wenn es um japan oder norwegen geht, die industrialisierten Walfang begehen).
Warum also sollte ich das hier gut heissen?
Nun wer hier herkommt, erkennt sofort, was hier anders ist als in japan:
es gibt nur ein paar kleine RUDERBOOTE! Es gibt keinen aussenmotor, sondern die jungs rudern aufs meer hinaus. Das boot ist keine 10m gross und hat zur unterstuetzung ein kleines segel.
Im boot selber sitzen 12 ruderer, ein steuermann und ein harpunist.
Am strand sieht man viele knochen von erlegten walen...manche sind wirklich beeindruckend gross.

Bevor es gegen 6.30 uhr losgeht, stehen alle zusammen und es wird gebetet. Dann wird das boot ins wasser gezogen und 12 leute rudern los. Als man weit genug draussen ist, wir auch noch das segel gesetzt...deren hilfe ich aber als relativ gering einschaetze...es blaest so gut wie kein lueftchen.

Nun, ich als voellig unerfahrener hoffe natuerlich trotzdem, als erster was zu entdecken, um somit meine indonesischen walfaenger imponieren zu koennen. Ich starre also aufs meer in der hoffnung was zu entdecken.
Eine naive Vorstellung meinerseits....

Als die jungs ploetzlich anfangen, wie die verrueckten loszurudern, habe ich keine ahnung was die da entdeckt haben. Auf jedenfall legen sie sich schwer ins Zeug, in einem unglaublichen tempo gehts ueber wellen...ich versuche immer noch vergeblich irgendwas zu entdecken...nix!

Dann endlich: ich sehe mehrere walfinnen!!! Ich weiss nicht wie es passiert ist, jedenfalls packt mich auf einmal die totale jagdlust! Ich feuere "meine" mannschaft mit den worten "lebih cepat lebih cepat - schneller schneller" an (ich sitze ja nur im hinteren drittel des bootes, zwischen 2 rudernden und tue nichts).

Nur eines ist mir bis heute nicht klar: Wie konnten die Jungs diese Finnen aus weiter Entfernung sehen? Muss wohl einfach mit viel Erfahrung zu tun haben.

Anmerkung:

Ich habe mich vor diesem ausflug natuerlich versucht etwas schlauer zu machen...also habe ich guru ben gefragt, ob der walfang nicht gefaehrlich sei, wie die jungs denn den wal "einfangen", was fuer wale man denn fangen wuerde und wieviele sie den ca im jahr erledigen wuerden.
Nun ja die ersten antworten gefallen mir nicht wirklich...es sei schon etwas gefaehrlich, denn der harpunist auf dem boot hat in seiner hand einen ca 2m langen speer, daran ist ein seil gespannt und wenn sie nah genug am wal dran sind, springt der harpunist vom boot AUF den wal drauf und rammt den speer in den koerper des wales hinein.
Der verwundete wal versucht daraufhin natuerlich abzuhauen...mit dem am boot befestigten seil zieht der wal dann die mannschaft ueber das meer, bevor er ermuedet und dann erledigt werden kann.
Es kann aber auch passieren, dass der wal das boot zum kentern bringt...in diesem jahr haben sie bereits 3 boote so verloren...gluecklicherweise ist dabei kein mensch umgekommen. Die groessten wale die sie hier fangen, koennen bis zu 18m lang werden...mir wird ein wenig anders, wenn ich bedenke, wie klein und schmal unser boot ist.

Eine aussage macht mir klar, warum ich diesen walfang verantworten kann: sie haben dieses jahr gerade mal 5 (!) wale gefangen (und das im Sept), das kann fuer den bestand der wale nicht gefaehrdend sein...zumindest sehe ich das so. Und das fleisch des wales wird nicht fuer kosmetik genutzt, sondern ist ein nahrungsmittel fuer die leute.

Wenn keine wale sich zeigen, machen sie halt jagd auf was anderes...fische. Das land auf dieser insel bietet nicht gerade viel, es ist sehr trocken hier.

Also wieder zurueck zur action: waehrend ich das jagdfieber spuere, kommen mir ploetzlich ganz andere gedanken:

was, wenn die jungs einen grossen wal erwischen der uns dann zum kentern bringt...ein mulmiges gefuehl steigt in mir auf...aber keine zeit weiter darueber nachzudenken...wir naehern uns den walen. Der harpunist macht sich bereit, er steht auf mehreren zusammengeknoteten bambusohren, die ca 1-2m ueber das ende des bootes hinausragen, um besser auf den wal springen zu koennen...er ist ein kleiner vielleicht 25-30 jahre alter mann, locker einen kopf kleiner als ich, aber nur aus Muskeln bestehend - arnold schwarzenegger ist dagegen ein haempfling- nun ja ich bin es auf jedenfall -
Er ist bereit den in der hand haltenden speer in den wal zu rammen, aber kurz bevor unser harpunist zum sprung ansetzen kann, tauchen die wale ab!!!

Ich bin jedenfalls voller adrenalin und hoffe auf weitere verfolgungsjagden!
Und die naechste chance ergibt sich schon bald. Ein anderes boot verfolgt einen wal, wir stossen dazu, mein herzschlag - obwohl ich nicht rudere - ist ungefaehr bei 200, aber auch diesmal sind die wale schlau genug und tauchen ab!

Ich gebe nicht auf und hoffe weiterhin, etwas zu entdecken, bevor es die anderen tun...wir warten und warten und tatsaechlich ich entdecke etwas am horizont!! Aufgeregt gebe ich meine entdeckung an die besatzung weiter...ich bin anscheinend der erste der es entdeckt hat...und ernte....gelaechter!?! Warum das denn???

Man macht mich darauf aufmerksam, dass es sich nicht um wale sondern um lumba -delphine handelt! Die werden von den jungs nicht gejagt, die sind zu schnell, sagt man mir...schade und ich habe schon gedacht etwas entdeckt zu haben...ich mache bilder von ihnen, habe aber kein obektiv, also erkennt man nicht wirklich viel auf den bildern.

Nun beginnt die zeit des nichtstun und wartens...nichts passiert. Endlich zum 3.mal gehts wieder los...ich sehe diesmal gar nichts...spaeter bekomme ich mit, dass es sich wohl um einen manta gehandelt haben soll. Meine frage lautet: wie kann man einen manta im meer erkennen? Keine ahnung, die jungs koennens wohl.

Stunde um stunde vergeht, es ist schweineheiss, kein schatten, kein lueftchen weht...kein wal laesst sich mehr blicken!
Schliesslich versucht sich unser harpunist an einem schwarm vorbeischwimmender delphine. Er springt mit seiner harpune ins wasser, aber zur belustigung der gesamten mannschaft trifft er nichts (wie gesagt werden delphine normalerweise nicht gejagt, war wohl mehr aus langerweile heraus).

Gegen 1 uhr kehren wir mit leeren haenden zurueck. Das boot muss wieder in die "garage" geschoben werden, was nicht so einfach ist, das boot ist nicht wirklich leicht und es den ganzen strand hoch.
Ich helfe natuerlich auch...problem: ich bin natuerlich barfuss, der strand hat schwarzen sand, was bedeutet: er ist schweineheiss um diese zeit. Nach einigen metern fangen meine fuesse zu gluehen an und ich muss zurueck ins wasser springen und sie abkuehlen. Die crew kann natuerlich nur lachen, die haben alle fuesse aus leder, die spueren den heissen sand gar nicht.
Ich zahle dem kapitaen 15,000r fuers mitnehmen, gehe nach hause und mandiere ausfuerlich. Beim mittagessen fehlt mir der appetit, nachmittags lege ich mich auf die terrasse und lese den 3. teil von herr der ringe!

Nachmittags beginne ich ein neues buch " naechstes Jahr in jerusalem", ein witziges buch ueber 2 juedische familien. So vergeht der tag und auch den abend verbringe ich bei kerzenschein mit lesen.

die Boote werden aus der "Garage" rausgeholt!

die Boote werden aus der "Garage" rausgeholt!

Unser Steuermann

Unser Steuermann

Altersgrenze ist hier ein Fremdwort!

Altersgrenze ist hier ein Fremdwort!

Unser Ausguck!

Unser Ausguck!

Lumba lumba...ok man kanns nicht wirklich erkennen!

Lumba lumba...ok man kanns nicht wirklich erkennen!

rechts im Bild...der Wal!

rechts im Bild...der Wal!

der Harpunist steht mit seinem Speer bereit...zu spaet, sie sind abgetaucht!

der Harpunist steht mit seinem Speer bereit...zu spaet, sie sind abgetaucht!

wir rudern in Richtung des anderen Bootes...

wir rudern in Richtung des anderen Bootes...

...denn auch die haben Wale gesichtet!

...denn auch die haben Wale gesichtet!

alles so ermuedend...ich brauch ein Nickerchen

alles so ermuedend...ich brauch ein Nickerchen

Zurueck am Strand...kurz bevor ich mir die Fuesse verbrenne...

Zurueck am Strand...kurz bevor ich mir die Fuesse verbrenne...

© Ralph Granzow, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Indonesien hat es mir einfach angetan. Ich will noch mehr von diesem aufregenden Land erkunden. Mein Ziel: Die Inseln oestlich von Bali, weit ab vom Touristenstrom... Einige Abenteuer sollten uns erwarten, u.a. eine Vulkanbesteigung auf Flores, im Angesicht von Drachen und auf der Jagd mit traditionellen Walfaengern...und noch vieles mehr... Unglaublich schoene Dinge waren zu bestaunen, aber auch schreckliches sollte uns widerfahren. Lest doch selbst:
Details:
Aufbruch: August 1994
Dauer: circa 9 Wochen
Heimkehr: Oktober 1994
Reiseziele: Indonesien
Thailand
Der Autor
 
Ralph Granzow berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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