Träume leben!

Reisezeit: September 2003 - November 2004  |  von Yvonne Schulze-Schoettler

Inmitten der Kreuzung Asiens - Jan. 2004

Freitag; 23.01.2004 - Georgetown/Penang/Malaysia

... wir sind immer noch auf der riesigen Insel Penang in GEORGETOWN.
Eigentlich hatten wir nicht vor, so lange zu bleiben. Es sollte nur ein kurzer Abstecher aufs hoch angepriesene Penang sein, um von dort dann weiter nach Kuala Lumpur zu ziehen.
Wir wollten endlich einen neuen Reisepass bei der dortigen Botschaft fuer Antje beantragen. Ihr derzeitiger hat, durch den chinesischen Langfinger verursacht, nur eine Gueltigkeit von einem Jahr und das macht sich bei unserem Projekt 'Weltreise' ziemlich schlecht.
Bei der Einreise in jedem Land muss der Pass noch 6 Monate gueltig sein.
Gluecklicherweie konnten wir die Beantragung des Passes auf der Insel vornehmen, denn die deutsche Tuechtigkeit hat auch hier ihre Niederlassung. Darueber sind wir sehr froh.
Den neuen Pass holen wir in sechs Wochen in Kuala Lumpur ab.
Das klappte bis jetzt gut. Mal sehen ...

Somit koennen wir frei planen.
Morgen setzen wir mit der Faehre, 4h Fahrt, nach Indonesien ueber. Wir fahren auf die Insel Sumatra zum grossen Vulkansee TOBA. Der soll der groesste seiner Art sein und ist aus einem implodierten Vulkan entstanden.
Wir sind dann in 900 m Hoehe und es soll nachts richtig kalt werden
Mal sehen, wie sich die Kaelte fuer uns Verwoehnte so anfuehlt.
Dort wollen wir zwei Wochen bleiben und dann sieht der Plan vor, hier in Georgetown wieder anzukommen.
Aber ob es bei den zwei Wochen bleibt, ist ganz gewiss offen. Vielleicht nutzen wir die Gelegenheit und bleiben doch laenger dort, denn ab dem 1. Februar werden die Visabestimmungen fuer Indonesien drastisch verschaerft.

Auf die dort lebenden Tiere sind wir beide gespannt. Vor dem knapp 2m grossen Waran unter unserem Bungalow auf Bulon Lae hatten wir natuerlich keine Angst. Wie aufgeregte Weiber sind wir hinterher, um Fotos zu machen.
Hier haben wir in einem Stausee kleine und riesige Schildkroeten entdeckt. Diese Urtiere haben wir sofort in unser Herz geschlossen und sind am naechsten Tag gleich wieder mit dem Mofa hin, um sie, bepackt mit zwei Tueten Brot, zu fuettern. In Deutschland fuettert man Schwaene oder Fische und hier Schildis. War echt cool! Und wie wir so beim Brot werfen sind, kommt eine 1m grosse Echse vorbeigeschwommen. Ganz nah! Wir haben alles auf Foto!

Hier in einem Cafe liegen Buecher aus, in denen die Traveller ihre Erfahrungen aus den einzelnen Laendern und Orten reinschreiben koennen. Sozusagen als Hinweise fuer andere Reisende. Da steht unter anderem, dass irgend eine grosse Echsenart Blut ueber 3km Entfernung riechen kann. Dies bedeutete fuer zwei schwedische Maedels, die ihre Mens hatten, dass sie von so einer Echse verfolgt wurden. Die beiden haetten lange rennen muessen, um sich in Sicherheit zu bringen.
Irgendwie schon ein lustiges Bild. Wir moechten das nicht erleben, obwohl eine von uns zur Zeit aeusserst gefaehrdet ist.

Vorgestern hat unser Guesthouse eine Party gegeben. Das ist wohl so ueblich, wenn das Chinesische Neujahr gefeiert wird. Es wird ueberall Essen verteilt, die Leute lieben es Knaller zu werfen und auf der Strasse werden Loewen- oder Drachentaenze aufgefuehrt. Dieses grosse, bunte und laute Fest dauert ganze drei Tage.
Jedenfalls haben wir jetzt das Jahr des Affen, so hoerten wir.

Vor zwei Tagen lernten wir eine Omi kennen, die ca. 73 Jahre alt sein duerfte und schon seit 10 Jahren in Asien herum reist. Sie kommt aus Wessi-Deutschland und hat nach dem Tod ihres Mannes alles verkauft oder verschenkt, so dass sie nur noch eine polizeiliche Anmeldung bei einer Freundin in Muenchen als Deutsche ausweist. Doch Heimweh nach Old Germany bekam sie angeblich noch nie. Vor fuenf Jahren musste sie wegen einer Passangelegenheit in ihr altes Heimatland, erzaehlte sie kopfschuettelnd. Damit war sie beim Thema 'deutsche Buerokratie' angelangt.
Hier, in Penang, arbeitet sie ab und an im Guesthouse einer chin. Familie. Ihr Lohn beinhaltet lediglich freies Essen und "mehr braucht sie nicht", sagte sie, da ihr die deutsche Rente, ihr asiatisches Leben absichert.
Sie hat schon alle Ecken in Asien gesehen, weiss viel zu berichten und war kuerzlichst erst in Nordvietnam. Eigentlich sollte man und frau, laut Auswaertigem Amt, dieses Gebiet meiden. Zu gefaehrlich, meinen die, aber das interessierte die Omi noch nie. Mit einer unwirschen Handbewegung werden jegliche Bedenken abgetan.
Diese Aussage trifft sie, obwohl sie hier schon ueberfallen wurde - mit dem Moped von hinten angefahren und dann der Tasche geklaut. Und obwohl die Schulter ausgerenkt war, ein indischer Arzt diese mit einem Teil des Muskels wieder einrenkte, welcher jetzt im Gelenk schmerzt, bereut sie keinen Tag ihrer Entscheidung und will noch weiterhin viel sehen.
Nach Suedchina will sie unter anderem auch noch.
Morgen treffen wir sie wieder und hoffen noch mehr zu hoeren.
Sie sieht wirklich aus wie der Prototyp einer Omi: graue, ordentlich frisierte, wellige Haare, dezente Goldbrille, gebuegelte Bluse, einen Rock, der ueber die Kniee geht. Man koennte glauben, sie gehoere einer Rentner-Reisegruppe an. Ist aber nicht so! Sie bedient die Travellers in einem Guesthouse.

Wir haben schon viele solcher Leute kennengelernt. Die Omi fanden wir bisher am beeindruckendsten.

Samstag; 18.01.2004 - Georgetown/ Insel Penang/ Malaysia

Nun sind wir in Malaysia, dem Land, von welchem ich so lange dachte, es existiere nur in Buechern und alten nachkolorierten Abenteuerfilmen, in welchen jeder Sultan viele Prinzessinnen besitzt, die sich den gesamten Tag lasziv auf bestickten Kissen rekeln und einen Tiger als Haustier halten.
Entdeckt habe ich bis jetzt 'Tiger Beer' und viele meiner damaligen Prinzessinnen, stehen hinter ihrem Strassenstand, kreuzen meinen Weg mit einem ueberdimensionalen, futuristisch silbernen Handyheadset im Ohr oder sie sitzen am Steuer eines Mittelklassewagens, bzw. fuehren mit Latschen oder Hackenschuhen routiniert ihre Mofas durch Chinatown, vorbei an wunderschoenen zweistoeckigen Kolonialbauten.
Staub, Abgase und der Zahn der Zeit nagen kraeftig an den Fassaden und in den von schmalen Regenrinnen gesaeumten Strassen, steht drueckender Mief.
Wohlgenaehrte Ratten unterbrechen ihren selbstsicheren Lauf und heben den Kopf, wie zum Gruss.
Am Tage muss jeder eigenverantwortlich die Strasse betreten. Auf der Haut brennender Hitze kann man nur schwerlich entkommen. Nur die Vordaecher der Haeuser versprechen vereinzelt Schatten. Doch bis ich diese erreicht habe, bin ich schon fix und fertig.
Ausserhalb des engen Chinatowns, zwischen den grossraeumig angelegten Hochhaeusern kann man die nahe Seeluft spueren.
Viele entfliehen dem Grossstadtmief und kommen an der Nordkueste in ueberdimensionalen Schnarchkombinaten unter. Inklusive ist die Strandnaehe, Meerblick und 'a lot of englishspeaker-touris'.
Ganz in asiatischer Manier fahren auch wir Mofa und fuehlen uns wie zwei grosse Entdeckerinnen.
Die Landstrasse bietet uns RIESIGE Baeume, die unterschiedlichsten Gruentoene, neonfarbene Blueten, beeindruckende Szenerien und ab und an nichteuropaeische Tiere.
Wenn da meine Angst nicht waere, dass der ADAC zu weit entfernt ist!
Hier zwischen Moscheen, chinesischen und indischen Tempeln, wollen wir ein Gefuehl fuer das neue Land bekommen. Ich bin sehr gespannt, von was und wem, wir uns wohin treiben lassen....

Mehr unter: www.traeume.leben.ms.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Seit 10 Monaten bereise ich mit meiner Frau einen Teil der Welt. Unsere Reise führte von Berlin, über London, Peking, quer durch China, Thailand und Malaysia. Wir besuchten das indonesische Sumatra und Westaustralien. Unter anderem um unsere vom deutschen Mief verstaubten Sinne zu weiten, wollen wir die Welt sehen.
Details:
Aufbruch: 15.09.2003
Dauer: 14 Monate
Heimkehr: November 2004
Reiseziele: China
Thailand
Malaysia
Indonesien
Australien
Der Autor
 
Yvonne Schulze-Schoettler berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.