Mein Reisetagebuch

Reisezeit: Juli 2011 - Mai 2012  |  von Fabienne D.

Cucao - Quellón (Insel Chiloé) - Chaiten: Nationalpark Chaitén

unser Schiff in Chaiten

unser Schiff in Chaiten

10.2.12, Nationalpark Chaiten

Um 5.00 Uhr kamen wir in Chaiten an. Doch erst um 7.00 Uhr began das Ausladen der Autos und danach das Aussteigen der Gäste. Warum wir zwei Stunden im Hafen standen wissen wir nicht genau. Wir gehen davon aus, dass dies entweder aus Sicherheitsgründen (da die meisten Passagiere danach in der Dunkelheit zu Fuss weiter gehen) geschieht oder weil es wegen der Meerverhältnissen (Ebbe-Flut) nicht vorher möglich ist anzulegen. Die Nacht war unruhig und ungemütlich. Das Ehepaar, welches am anderen Ende der Linie sass, stand mehrmals in der Nacht auf und quetschte sich neben uns durch. Da es zu wenig Platz hat zum passieren wachten wir so jedes Mal auf.

Wir kamen um 7.30 Uhr in Chaiten an. Man sah überall in den Strassen Mochilleros (Rucksacktouristen) die nach einem Hostal, einem Camping, Tourinformationen, Busabfahrtszeiten suchten oder bereits am Auto stoppten waren. Wir warteten bis um 9.00 Uhr vor dem Touristeninformationsbüro um Infos betreffend dem nahe gelegenen Nationalpark zu bekommen. Als nach einer Stunde immer noch niemand öffnete, entschieden wir Chaiten etwas zu erkunden. Wir durften unsere Rucksäcke beim Busterminal abgeben und liefen so einiges leichter durchs Dorf. Man sieht noch heute das Ausmas des Vulkanausbruchs von 2007. In meinem Guide von 2009 steht noch, dass Chaiten eine Geisterstadt sei und niemand dort wohnen würde. Die Eruption hatte so viel Asche und Gestein auf Chaiten gespuckt, dass der Fluss gestaut wurde. Dieser überlief und brachte erst das grosse Unglück: Schlamm und Gestein wurden ins Dorf gespühlt und begrub die Häuser unter sich. Als im 2008 der Vulkan Chaiten nochmals ausbruch, wurde von der Regierung verboten, wieder ins Dorf zurück zu kehren. Heute im 2011, sieht man daher viele leerstehende Häuser mit der Notiz "Regierungsbesitz, Betreten Verboten". Im hinteren Teil des Dorfes, am Ufer des Flusses, stehen halb in Asche versunkene Häuser. Darin sieht man immer noch die Überreste eines normalen Haushaltes wie Sofa, Betten, Videokassetten etc. Es ist erschütternd diese Bilder zu sehen.

Zurück erhielten wir endlich Informationen im Touristeninformationsbüro. Jedoch wieder so oberflächlich, dass wir nicht genau wussten, wie viele Tage wir im Nationalpark verbringen würden. In einem kleinen Supermarkt kauften wir für zwei Tage Nahrungsmittel ein und liefen danach zur Strasse um zu stoppen. Ca. 20 Minuten später wurden wir ein erstes Stück mitgenommen. Danach warteten wir nochmals ca. 30 Minuten bis wir mit einem Lastwagen mitfuhren, der bereits einen Franzosen im Schlepptau hatte. Wir wurden auch hier nur ein Stück mitgenommen und kurz danach von einem Guardian ein weiters Stück. Hier warteten wir zu dritt eine gute Stunde auf ein weiteres Fahrzeug. Im Gespräch mit dem Franzosen (Benjamin) stellte sich heraus, dass wir uns bereits in San Pedro de Atacama über den Weg gelaufen waren. Im Gegensatz zu mir, war er jedoch nur etwa 3 Tage im Hostal "Casa del Sol naciente". Der Guardian hatte uns angeboten, uns nach seiner Mittagspause weiter zum Nationalpark-Camping mitzunehmen. Wir warteten in der Sonne und wurden von nervenden Fliegen attakiert. Es hatte nicht nur normale Fliegen sondern auch Pferdefliegen, die einem schmerzhaft stechen konnten. Da wir die nächste Stunde keine andere Mitfahrgelegenheit fanden, nahmen wir das Angebot des Guardian an.

Der Camping liegt ein ganzes Stück neben der Hauptstrasse. Vom Campinggebäude mit den Guardians (Leute die den Camping leiten) aus, sind es wiederum ca. 20 Gehminuten bis zu den Zeltplätzen. Für 1500 Pesos bekamen wir einen Platz ganz hinten im Campingareal.
Der Guardian schlug uns vor abends auf den Vulkan Chaiten zu steigen. So hatten wir Zeit uns etwas zu erholen und danach vom Vulkan aus den Sonnenuntergang zu beobachten Obwohl ich ziemlich k.o. war, da wir super schlecht geschlafen hatten, fand ich die Idee toll. Wir machten für um 17.15 Uhr ab. Sie meinten, dies würde zeitlich gut hinkommen um noch in der Dämmerung zurück zu kehren. Auch hier auf dem Camping wurden wir von Milionen Fliegen umschwärmt und mussten schauen, dass wir beim essen nicht plötzlich noch eine Extrafleischanlage auf der Gabel hatten. Nach dem Mittagessen legte ich mich für ein einstündiges Nickerchen hin. Um 17.00 Uhr weckte mich Kevin. Benjamin, Kevin und ich liefen zur Campingrezeption wo wir auf den Guardian warten sollten. Da dieser noch nicht vor Ort war, fingen wir schon einmal an, in Richtung "Hauptstrasse" zu laufen. Benjamin und Kevin liefen super schnell und liesen mich 5m hinter ihnen zurück. Ich fühlte mich total ausgeschlossen und ignoriert. Als ich dies kommunizierte, reduzierten sie ihr Tempo ein wenig, dass auch ich Schritt halten konnte. Irgendwann kam der Guardian doch noch vorbei und lies uns aufspringen. Mit dem Guardian waren noch zwei anderen Arbeiter mitgekommen, die voller Motivation zu marschieren begannen. Marschieren ist wohl etwas untertrieben: sie rannten den Hügel hinauf. Gar Benjamin und Kevin mussten sich stark anstrengen um mit zu mögen. Ich war dem entsprechend nach 2 Minuten bereits am vergeblich hinter her rennen. Da ich bereits durch das Stressen von Kevin und Benjamin angepisst war, brachte dies das Fass zum überlaufen. Ich machte kehrt um und brach in Tränen aus. Ich hatte super Lust den Vulkan hinauf zu steigen, wusste, dass mir dies in diesem Tempo nicht gelingen würde und ich in meinem Tempo erst in der Dunkelheit wieder hinabsteigen würde. Kevin merkte mein Verschwinden nach einigen Sekunden und rannte zu mir zurück. Ich erklärte, dass ich zurück zum Camping laufen würde und lies ihn mit den anderen Jungs zusammen zurück. Ich war erst 40 Minuten zurück als sie hergelaufen kammen. Kevin erzählte mir, dass die Jungs am Schluss wahrhaftig gerannt und gesprungen seien. Selbst er und Benjamin seien einige Meter hinter den Guardians am hinaufmarschieren gewesen und hätten extrem gekeucht und geschwitzt um hinterher zu mögen. Ich fand die ganze Angelegenheit ziemlich mies und ignorant.

Wir kochten zusammen und legten uns danach ins Zelt. Bevor wir uns schlafen legen konnten, mussten wir aber zuerst einmal die ganzen Fliegen, die es irgendwie ins Zelt geschafft hatten, hinauswerfen.

Chaiten - Geisterstadt

Chaiten - Geisterstadt

auf dem Camping im Nationalpark Chaiten

auf dem Camping im Nationalpark Chaiten

der tote Wald

der tote Wald

© Fabienne D., 2011
Du bist hier : Startseite Amerika Chile Nationalpark Chaitén
Die Reise
 
Worum geht's?:
Kurzfristig entschied ich mich nach Südamerika zu reisen. Spontan begleitet mich Lucia die ersten 5 Wochen durch Ecuador. Was weiter noch bereist und entdeckt wird, steht noch in den Sternen geschrieben :-) Let's go!
Details:
Aufbruch: 21.07.2011
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.05.2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Der Autor
 
Fabienne D. berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors