Spontantrip Polen (August 2013)

Reisezeit: August 2013  |  von Adi Meyerhofer

"und jeder denkt das Eine, doch dafür ist's zu heiß."
Vollkommen ungeplanter Kurztrip "Vater mit dem Sohne" Richtung Osten.

Vorbemerkung und Anreise

"Vorbereitung"

Nachdem am 30. Juli endlich auch in Bayern die Schulferien begonnen hatten entschlossen wir ("Klein-H", inzwischen 14 knapp 1,75 groß und ich) uns ohne jegliche Vorausplanung oder Ziel "Richtung Osten" zu fahren. Wir machten die Reiselänge stattdessen von einem Budget abhängig und einigten uns auf € 600.

Angesichts der Hochsaison haben wir damit gerechnet Schwierigkeiten bei der Suche nach Unterkünften zu finden, daher nahm ich zur Sicherheit das vor drei Jahren in England als Notlösung gekaufte Billigzelt mit.

Die Internet-Wettervorhersage zeigte für Kaliningrad gemütliche 23-26 °C, also deutlich gemütlicher als die drei Wochen zuvor bei uns an. Vorneweg: Denkste!

Die Bilder sind diesmal alle nur mit dem Handy gemacht und teilweise bescheidener Qualität. Dazu kommen noch die teilweise schlechten Lichtverhältnisse bei vollem Sonnenschein. Für Abzüge taugen sie nichts. (Wie immer stehen alle meine Bilder unter der Creative Commons License: BY-SA-NC)

Ortsnamen schreibe ich im allgemeinen in der deutschen Version. Nicht, weil ich als Ewiggestirger die "alte Heimat" vermisse (als Bayern sind mir die vertriebenen Preußen herzlich egal -- die "Fliechtlinge" sind in den 1950ern aus Steuermitteln von der BRD großzügig abgefunden worden -- Stichwort: Lastenausgleichsgesetz), sondern weil ich mit gewissen Konsonantenkombinationen so meine Probleme habe.

Aufstehen "vier Uhr fünfundvierzig" zur Fahrt nach Polen. Los gehen sollte es fahrplanmäßig in München um 6.39. Besagter Zug sollte auf Gleis 25 fahren, kam aber auf 24 an: "Nicht einsteigen." Dann wurde er umrangiert und auf "Gleis 22 vor dem wartenden ICE außerhalb der Bahnhofshalle" bereitgestellt. Da München ein Kopfbahnhof ist, durften also geschätzte hundert wartende Passagiere erst 300 m marschieren. Warum es nicht ging, daß man auf "dem gleichen Bahnsteig gegenüber" (Gleis 24) einstieg, ist eines der Rätsel, die die moderne Bahn aufgibt

Beim Umsteigen in Leipzig gab es den allseits beliebten Schienenersatzverkehr zum Bahnhof Thekla. Beachte die ansprechende Grünflächengestaltung des Bahnsteigs 5 (die andern vier gab es nicht!). 
Mit im Bus ein Pärchen, gerade vom Urlaub in Tunesien zurück, die meinten dort wäre es zwar auch heiß, aber deutlich angenehmer gewesen.

Beim Umsteigen in Leipzig gab es den allseits beliebten Schienenersatzverkehr zum Bahnhof Thekla. Beachte die ansprechende Grünflächengestaltung des Bahnsteigs 5 (die andern vier gab es nicht!).
Mit im Bus ein Pärchen, gerade vom Urlaub in Tunesien zurück, die meinten dort wäre es zwar auch heiß, aber deutlich angenehmer gewesen.

Der zweite Versuch unser vor drei Jahren in England gekauftes Billigzelt aufzustellen. Deutlich besser als beim ersten Mal (siehe drunter) -- oder nicht?

Der zweite Versuch unser vor drei Jahren in England gekauftes Billigzelt aufzustellen. Deutlich besser als beim ersten Mal (siehe drunter) -- oder nicht?

1. Nacht: Frankfurt/O.

In Frankfurt kamen wir kurz vor 19°° an und wir einigten uns darauf, hier zu übernachten. Am Stadtplan vor dem Bahnhof fand sich dann auch ein Campingplatz Am Helenensee eingezeichnet, der letzte Bus (mit gleichnamiger Endstation; 7 km) dort hinaus fuhr um 19.21. Als vorletzen Halt gab es "Eurocamp" was ziemlich gut klang, den wir aber verpaßten.

Aussteigen also Endstation "Helenensee" (links ein Gebäude, mit dem Aussehen eines Freibadeingangs, aber keiner erkennbaren Beschilderung), stapften einen Kilometer bis zur Haltestelle "Eurocamp" zurück: angesichts des ansprechenden Namens hätten wir doofe Wessis doch erkennen müssen, daß dies ein Erlebnispark ist und kein Campingplatz Noch ein paar hundert Meter weiter Richtung See. Eine Wärterin antwortet auf ein "Entschuldigung?" mit ihrem allerfreundlichsten "Was'n?". Langer Rede, langer Marsch -- der Zeltplatzeingang ist eigentlich besagtes "Freibadeingangsgebäude." Nach 20 Minuten Rückmarsch konnten wir in 4 m Höhe auch tatsächlich den 5 cm großen Hinweis am Schild lesen ...

Für warme Duschen nimmt man satte 50 cents pro drei Minuten, dazu muß man eine Transponderchip-Karte aufladen. Für dieses Stück Plastik, das im Großhandel um die 3 cents kostet, wurden unverschämte € 25 Kaution verlangt! Nachdem wir am nächsten Tag mit dem ersten Bus um 8 abreisen wollten, die ach so kundenfreundliche Rezeption am Morgen erst um 9 aufmacht, haben wir darauf verzichtet -- als ich einen Blick in das "Sanitärgebäude" warf war ich auch froh drum. Gebadet wurde im See -- mit schönem Strand -- nackt und nachts. Dem Gelände und den Einrichtungen sieht man die DDR-Vergangenheit noch deutlich an, das gilt für die Beschilderung ebenso wie für die "Freundlichkeit" der Empfangsdamen.

Die Imbißbude verlangte dann für ein Bierchen auch noch echt Münchner Innenstadtpreise: € 3 für ein Bier, das aus von einer Brauerei stammte die nichts mit Scientology zu tun hat -- mithin etwas daß ein echter Bayer nur im Notfall säuft (vgl. Biermösl Blosn - Briefwechsel, 4 min). Wenn uns der Wirt um zehn seine letzten drei Bockwürste zum "dann muß ich sie nicht wegschmeissen"-Preis nicht gegeben hätte nur reine Abzocke.

Fazit: Netter See, aber der Campingplatz ist nicht unbedingt zu empfehlen -- es hängt noch zu viel DDR-Muff drin!

Strand des Helenensee im Morgenrot.

Strand des Helenensee im Morgenrot.

Ich bin dann am Morgen schnell noch über die Brücke nach Slubice, um Zloty einzutauschen. Seit meinem letzten Besuch 1996 eine deutliche Verbesserung. Damals befand sich noch eine Grenzabfertigung auf der Brücke. Man mußte durch eine käfigartige Schleuse gehen. Dort hing damals ein Schild, daß die Einfuhr polnischer Kartoffeln verboten war.

Heute geht es -- EU sei Dank -- ohne Halt per Stadtbus hinüber. Seltsam nur, daß an einem Samstag, wenn halb Frankfurt zum Einkaufen fährt, nur ein Bus pro Stunde eingesetzt wird, der dann indisch vollgepfercht ist.

Im Bahnhof waren sämtliche EC nach Warschau ausgebucht, das moderne Onlinesystem der Bahn läßt die Ausstellung von Fahrkarten dann einfach nicht zu. Die nette Dame am Schalter war dann aber überrascht, daß wir einfach den erstbesten Bummelzug nahmen, ohne überhaupt zu wissen wo der Ort in den er fuhr lag ...

Blick auf die Grenzbrücke von Slubice Richtung Frankfurt/O. Beachte das ordentlich deutsch einbetonierte Ufer, während die polnischerseits undisziplinierter Graswuchs herrscht!

Blick auf die Grenzbrücke von Slubice Richtung Frankfurt/O. Beachte das ordentlich deutsch einbetonierte Ufer, während die polnischerseits undisziplinierter Graswuchs herrscht!

© Adi Meyerhofer, 2013
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 02.08.2013
Dauer: 9 Tage
Heimkehr: 10.08.2013
Reiseziele: Polen
Der Autor
 
Adi Meyerhofer berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.