Andalusien - Maurische Baukunst und Pueblos Blancos

Reisezeit: Mai 1999  |  von Anke Schlingemann

Provinz Granada

Unser nächstes Ziel ist Guadix. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch die Sierra de Alhamilla, Europas einzige Wüste. In der regenärmsten Gegend Europas beträgt der Niederschlag keine 150 mm/Jahr. Die Wüste bot ideale Bedingungen für die Filmindustrie, viele Italo-Western-Filme wurden hier gedreht. In Tabernas besichtigen wir eine kleine Westernstadt - natürlich mit echter Westernshow, die aber ein eher klägliches Niveau hat.

Einige Kilometer vor Guadix fahren wir an der Renaissanceburg Lacalahorra vorbei, eine gut erhaltene Burganlage, die auf einem Berg thront.

Guadix - Höhlenwohnungen

Guadix - Höhlenwohnungen

Guadix ist bekannt durch seine Höhlenwohnungen, die in den porösen Tuffstein hinein gehauen wurden. Das "Troglodytenviertel Barrio de Cuevas ist zu besichtigen. Noch heute sind einige Wohnhöhlen, die häufig mehrere in den porösen Kalkstein gegrabene Kammern umfassen, bewohnt. Eine freundliche Bewohnerin bittet uns zu sich hinein. Inzwischen sind die Höhlen mit Strom ausgestattet, doch der natürliche Kühlschrank wird immer noch benutzt und gekocht wird über dem offenen Feuer unterhalb des Kamins. Die Wohnungen haben eine natürliche Klimaanlage und sind Im Sommer angenehm kühl und im Winter wohltuend warm.

Unser nächstes Ziel ist Granada. Wir beginnen unseren Rundgang am belebten Plaza Nuevo, gehen an der Kirche Santa Ana vorbei am Fluss Carrera del Darro entlang und erreichen El Banuelo, die Überreste arabischer Bäder aus dem 11. Jh. Ein seltenes Relikt, denn in den Augen der Christen waren sie unsittlich wie Bordelle und wurden zerstört. Im nahen Casa del Castril, ein Adelspalast aus dem 16. Jh., befindet sich das Archäologische Museum - sehenswert ist besonders die Fassade und der Portalschmuck. Weiter geht es nun bergauf. Auf dem Hügel gegenüber der Alhambra liegt das Altstadtviertel Albaicin, das von der UNESCO ebenfalls zum Kulturgut erklärt wurde. Wir schlendern durch die verwinkelten Gassen des dörflich anmutenden maurischen Viertels und genießen den schönen Ausblick auf die Alhambra.

Granada - Blick auf die Kathedrale

Granada - Blick auf die Kathedrale

Auch ein Besuch des Höhlenviertels Sacromonte, dass auf dem dritten Hügel der Stadt thront, lohnt sich. Ähnlich wie in Guadix findet man hier in den Tuffstein gehauene Höhlenwohnungen.

Von den Hügeln hat man ebenfalls einen sehr schönen Ausblick auf die Kathedrale, die sich wuchtig aus dem Stadtbild heraus hebt, dahinter liegt der Gebirgszug der Sierra Nevada. Der mächtige Renaissancebau mit Barockfassade wurde fast 2 Jh. (1523 - 1703) gebaut. Besonders sehenswert ist die Capilla Real, die Grabkapelle der katholischen Könige.

Andalusien ist u.a. berühmt für ihre einzigartige maurische Pracht. Über Jahrhunderte haben drei Kulturkreise das Land geprägt. Islamisten, Juden und Christen lebten bis zur Reconquista (Rückeroberung) friedlich nebeneinander. Die Mauren haben in ihrer 750 jährigen Herrschaft eindrucksvolle Werke ihrer Baukunst in Andalusien hinterlassen, zu den berühmtesten gehören die Moschee von Cordoba, die Alhambra von Granada sowie die Giralda in Sevilla. Auch perfekte Bewässerungsanlagen, die das Land in einen blühenden Garten verwandelten, sind den Mauren zu verdanken.

Mit Beginn der maurischen Herrschaft wurde in Granada 1238 die Alcazaba, eine alte Berber-Burg aus dem 9. Jh., zur königlichen Residenz ausgebaut. Aus eisenhaltigen Tonziegeln, die in der Sonne Rot (al hambra = die Rote) leuchten, wurde eine 4 km langen Festungsmauer mit vielen Toren angelegt und ein einzigartiges islamisches Kulturdenkmal auf europäischem Boden geschaffen. Die Alhambra ist die am besten erhaltene Burg der islamischen Welt und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Vom Plaza Nueva gelangt man über die Cuesta de Gomerez steil bergauf zur Roten Burg. Das Herz der Alhambra ist der als Nasriden-Palast bekannte Fürstenpalast. Für die Besichtigung der riesigen Anlage und den wunderschönen Gartenanlagen sollte man sich Zeit nehmen. Sehr gut gefällt uns der Löwenhof mit seinen 124 Marmorsäulen mit filigranen Arkaden und seinem namengebenden Brunnen in der Mitte.

Alhambra - Löwenhof

Alhambra - Löwenhof

Zwölf Löwen aus schwarzem Marmor, die die zwölf Sonnen des Tierkreises (die Monate) symbolisieren, tragen auf ihren Rücken eine mächtige zwölfeckige Wasserschale.
Besonders schön ist ebenfalls der vergleichsweise schlichte Myrtenhof.

Die Gartenanlage ist sehr gepflegt und wird auch heute noch von den maurischen Bewässerungssysteme versorgt. Meterhohe Hecken umschließen säulenumrandete Patios und unzählige Zierbrunnen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Rundreise mit folgenden Stationen: Costa del Sol, Nerja - Cuevas de Nerja, Salobrena, Costa del Almeria, Parque Natural Cabo de Gata-Nijar, San José, Playa de Monsul, Playa de los Genoveses, Guadix, Sierra de Alhamilla, Tabernas, Granada, Alhambra, Cordoba, Mezquita, Sevilla, La Giralda, Costa de la Luz, Chipiona, Jerez de la Frontera, „pueblos blancos, Arcos de la Frontera, Vejer de la Frontera, Cadiz, Conil de la Frontera, Tarifa, Gibraltar, Ronda, Cueva de la Pileta
Details:
Aufbruch: 01.05.1999
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 14.05.1999
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!