Im Land der langen weißen Wolke - Neuseeland

Reisezeit: Januar / Februar 2006  |  von Alex Kriegelstein

Notizen von einem Trip von der Süd- zur Nordinsel am anderen Ende der Welt

Exzessives Gummistiefel-Weitwerfen

Aotearoa

Notizen von während der Reise:

inzwischen bin ich in christchurch gewesen, das an seinem fluß manchmal in der tat ein wenig oxfordian ist (daher der name - christ church, das elitärste von allen, und das einzige, das nicht einladend ist), wo paul theroux diese und alle anderen reisen beenden wollte, bevor er dann die grossen landschaften der südinsel entdeckte, in christchurch also, dessen umgebung, die canterbury plains, englands huegelige landschaften pur sind. in dunedin und rundherum war ich in schottland, dunedin ist edinburgh nachhempfunden und liegt genau wien gegenueber, und dann ein stueck nach links, ich war an weisssandigen pazifikstraenden vor tuerkisfarbenem meer, in den hiesigen suedalpen unter dem mount cook (3700m) und gestern in subtropischem regenwald unter schneebedeckten gletschern und ueber dunkelgruenen fjorden wie in norwegen. nun bin ich in queenstown, das luzern am vierwaldstaettersee gleicht. irre, oder? und natuerlich hatte ich darueber gelesen und sowas erwartet, aber es ist schon ziemlich unfassbar, wenn man es erlebt.

im regenwald haben wir uebrigens eine kleine wanderung von zweieinhalb stunden unternommen. dann kam uns jemand entgegen. um uns dort aus seiner richtung entgegenzukommen, muss er eine achtstuendige wanderung hinter sich gehabt haben. es war ein japaner. mit einem grossen koffer in der hand...
die sind einfach tapferer als wir.

die kiwis jedenfalls sind herrlich unkompliziert und sehr lustig. ausser, sie verlieren im rugby gegen die franzosen. das letzte mal haben sie ihr land umbenannt: aus dem maori-wort fuer das land der langen weissen wolke

wurde das land der langen schwarzen wolke. damals mussten sie sich mit exzessivem gummistiefel-weitwerfen abreagieren. das kann niemand so gut.

ansonsten haben alle einwohner bei den verfilmungen der lord of the rings-trilogie mitgearbeitet oder mitgespielt oder kennen wen, der dabei war. an ein paar drehorten war ich auch bereits, und "deine mutter hat meinen hund gegessen" auf tolkien kann ich auch schon.

pinguine hab ich gesehn und keas (bergpapageien, die alles klauen, was nicht wirklich niet- und nagelfest ist, bis hin zu gummidichtungen von autowindschutzscheiben), robben und 10 mio. schafe, rotwild, huehner, kiwis und noch 10 mio. schafe (teils auf meinem teller).

jutta, unsere einheimische fuehrerin, hat mir erzaehlt, wie sie ihr erstes huhn geschlachtet hat: die bauern rundherum hatten ihr, die aus karlsruhe ausgewandert war, gesagt, es sei ganz einfach: hals dehnen und umdrehen.
jutta hatte alle ihre huehner getauft. sie nahm eine flasche wein zu sich, und dann sollte es ihrer henne henni controlleti an den kragen gehen. als erfahrung blieb, dass huehner ihren hals mehrmals drehen koennen und dabei ziemlich viel mist machen. sie hat henni dann erschossen.

mit solchen und aehnlichen sachen haben ihr mann und sie nachbarn in 200 quadratkilometern umgebung jahrelang unterhalten. die liebten sie. vor allem, als sie nussbaumholz fuer einen zaun verwendeten, der dann prompt
ausschlug. damit kamen sie in die zeitung.

ich war per heli auf dem fox- und dem franz josef-gletscher, jetbootfahren im haast-river, habe die westküste der südinsel genossen, bin nach einer feinen nacht in nelson durch die marlborough-sounds geschippert, eine der wunderbarsten landschaften, die ich je gesehen habe, war in rotorua und an vulkanen und geysiren, bin in wellington (virtuell) bungee gesprungen, habe in auckland das chinesische neujahr gefeiert und hundertwassers klo in kawakawa ausgelacht. sein refugium in der bay of islands kann aber nur herrlich gewesen sein, die bay ist es jedenfalls.

im milford sound, der eigentlich kein sund, sondern ein fjord ist, dort, wo subtropischer regenwald unter schneebedeckten gletschern und ueber dunkelgruenen fjorden zu sehen ist, habe ich japaner gesehen, die aufgehoert haben zu fotografieren. es war ihnen zu viel geworden, oder sie konnten sich nicht mehr entscheiden, welches motiv zuerst, oder sie wollten ihrem tenno danken, oder was auch immer - das ist jetzt fuer mich ein standard: ein japaner, der seine kamera haengen laesst. und vielleicht sogar seinen koffer abstellt. milford sound, unglaublich.

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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 09.01.2006
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 06.02.2006
Reiseziele: Neuseeland
Der Autor
 
Alex Kriegelstein berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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