Gunnars Trip durch Californien, Mexico und Cuba

Reisezeit: November 2008 - Januar 2009  |  von Gunnar Fiedler

Roadtrip oder wie blöd muß man sein!

Kurz vorweg, ich bin grade mit dem Schreiben durch, das Internetcafe macht dicht und ich schaffs mit dem Korrekturlesen nicht. Hab aber selber schon nen Haufen Fehler entdeckt. Ich denke Ihr kommt damit klar. Meine Deutschlehrerin kriegt das ganze ja nicht zu sehen .

Irgendwann, zurück im Hostel, spricht mich Shown aus den Staaten an. Wie jedes weitere Mal in den nächsten 4 Tagen muß ich ihn bitten alles nochmal klar und deutlich zu wiederholen. Ich hab das Gefühl mein Englisch ist in den letzten 4 Wochen kein Stück besser geworden . Er ist zwei Tage nach mir hier eingetrudelt, will sich in Mexico irgendwo niederlassen, hat sich gerade für 300 Dollar das älteste, muchtigste und hässlichtse Auto von Ensenada gekauft und sucht Mitfahrer um seine Reisekasse zu schonen.

Ich bin natürlich dabei, wenn man was sparen kann!!! Obwohl uns alle anwesenden Mexicaner für verrückt erklären und behaupten Ausländer(Gringos) können hier nicht mit einem in Mexico zugelassenen Auto fahren. Shown kann daraufhin kräftig punkten indem er erklärt das das Auto ja garnicht zugelassen oder versichert ist. Ich muß etwas schlucken aber nach kurzem Blickkontakt mit Holger aus Australien der auch mit von der Partie ist, bleibts dabei, wir fahren mit. Es werden Wetten abgeschlossen wie weit wir kommen. Entweder das Auto fault uns noch in der Stadt unterm Hintern weg oder die Polizei stopt uns nach den ersten 10 km. Ich setze nicht auf uns!

Ich tippe auf einen Werwolf als Vorbesitzer

Ich tippe auf einen Werwolf als Vorbesitzer

Leider hat Shown das Auto am Tag vor der Abreise vor ner Kneipe stehen lassen und irgendeiner die Heckscheibe eingeschlagen. Es wird immer gemütlicher und auf dem Plan stehen bis La Paz, dem Ziel unserer Reise etwa 1500 Km.

Das Auto wird so gut wie möglich von den Glasresten befreit. Wir kriegen noch eine Einweisung wie wir "vieleicht" durch Taktieren und etwas Schmieren dur Polizeikontrollen kommen können. Wenn wir Mist bauen heißts sonst alle 20 km einen anderen Polizisten schmieren. Der Buschfunk haut hin in Mexico!!!

Bevor wir endlich loskommen, brauch ich noch 3 Stunden um mein Touristenvisum zu bekommen, renne 3 mal hin und her zwischen Behörde und Bank, wo dieses bezahlt werden muß(wohl um der Koruption vozubeugen). Warum?? In meinem Pass fehlt der Name meines Vaters und der meiner Mutter. Gott sei Dank gehts irgendwann auch ohne.....Die fehlende Scheibe wird durch eine Plane ersetzt. Ein altes, zerfleddertes Dokument wird draufgeklebt, das beglaubigt das dieses Auto 2005 mal für 14 Tage zugelassen war(besser als nix). Nummernschilder haben wir nicht, obwohl wir später, nach dem ersten Platten ein altes aus Californien im Kofferraum finden .

Wüste, Wüste, Wüste und die Sonne auf meiner Seite. Irgendwann raucht die Birne.

Wüste, Wüste, Wüste und die Sonne auf meiner Seite. Irgendwann raucht die Birne.

Wir bunkern noch Wasser, Benzin, Oel, diverse Werkzeuge und auf gehts......und wir kommen vorran!!!!!

Der Geräuschpegel im Auto durch die vibrierende Plane läßt uns von dem Plan Abstand nehmen noch ein kleines Radio zu kaufen......Nach einiger Zeit gehts dann ohne die Plane weiter(is ja auch Kaiserwetter)

Bei etwa jedem 2. Stop dauerts etwas bis der gute alte Toyota davon überzeugt werden kann wieder anzuspringen.

Hier verbringen wir die erste Nacht....wie hiess es noch das Dorf???

Hier verbringen wir die erste Nacht....wie hiess es noch das Dorf???

Diverse Male wird man im Auto etwas kleiner wenn man Sirenen hört, die Polizei am Strassenrand sieht oder einer der alle par Kilometer stattfinden Kontrollen durch die Armee entgegen rollt. Die Kameraden der Armee gucken uns mehr oder weniger interressiert an, verwickeln uns einmal kurz in einen smaltalk, winken uns sonst aber immer durch mit den Worten: "Andale, andale"......

Irgendwann weicht das mulmige Gefühl und man fängt an die unfassbar irre Landschaft in sich aufzunehmen. Wenn am Beginn unseres "Roadtrip" die Vegetation noch dürftig und die dominante Farbe Braun war wirds nun immer abwechslungsreicher.

Ab und an knurrt natürlich der Magen, ab und zu wird man enttäuscht da das Dorf oder die alte Fressbude verwaist sind........

Aber irgendwann taucht dann doch wieder ne menschliche Behausung auf.(Ja halt mal, an mein Ohr dringen gerade aus dem mexicanischen TV die ersten Töne deutscher Künstler seit einem Monat..........und wer kanns anders sein..........die 4 Jungs aus Magdeburg)

So sehen sieh aus, die Tankstellen in der mexicanischen Provinz. Man weiß nie genau was man kriegt.

Und wieder halten wir beim Tankwart unseres Vertrauens.

Das Dorf Guerro Negro soll unser Ziel am zweiten Tag sein. Wir halten einen Militärstützpunkt mit angegliedertem Hotel, 10 km vor dem Ort fälschlicherweise für unser Ziel, was sich als Glücksfall rausstellt da 5 min nach dem Einparken der Reifen platt ist.

Was später zur Gewohnheit wird fällt mir hier zum ersten Mal auf, es scheint Tradition zu sein seinen letzten Kaugummi vor der Abreise seinem Nachmieter zu vererben oder sinds die Putzfrauen. Wer das liest und sich mit den mexicanischen Gebräuchen besser auskennt als ich kann ja mal bescheid geben.......!!!

Für diesen Fall haben wir zwei Büchsen Reifendicht oder wie das Zeug heisst dabei. Der Reifen ist schnell wieder i.O. und nach ner kleinen Ehrenrunde hälts hoffentlich bis am nächsten Tag wieder richtige Luft in den Reifen kommt.

Tja Shown, hättest Du den mal gekauft.........

Am nächsten Morgen gehts voller Tatkraft weiter. Im Ort gibts ein anständiges Frühstück und nen klasse Kaffee........danach nimmt mans leichter wenn der Reifen sich wieder verabschiedet.

Der alte Honda an den wir uns mit dem Platten noch ranquälen steht auch zum Verkauf(500 Dollar). Shown meint er kann sich den leisten wenn er den Alten in Zahlung gibt.

Aber so schnell kannst du garnicht gucken wie die erste Hilfe angeboten wird. Heute ist Sonntag, der fachhandel geschlossen. Da müssen wir Jose schon vertrauen, für umgerechnet 50 Euro organisiert er ein Ersatzrad, eine neue Heckscheibe und überlässt uns den Wagenheber. Mit dem Gewinn kann Jose einige Tage blau machen und feiern!!!!!

In den drei Tagen die wir unterwegs sind sind wir mit Abstand die Langsamsten. Ok, Sicherheit geht vor......

Aber wenn einen die Pickups überholen und 14 Mann an Bord sind, dann kommt man schon ins grübeln........

.....oder Brummis mit Hänger.........

.......oder diese Radfahrer.........ok, die waren die Einzigen die wir überholt haben

Ab und zu gings mächtig rauf und runter, insbesondere kurz vor Santa Rosalia(wenn ich den Ortsnamen richtig in Erinnerung habe).

Nicht alle sind auch an ihrem Ziel angekommen.....

Kurz vorm 3. Etappenziel wurds dann fast nochmal brenzlig. In einer Polizeikontrolle am ersten Tag hatten wir Dusel das der Polizist nach nem kurzen Blick auf den Wisch am Fenster zu faul zum lesen war. Jetzt wars ne Kontrolle einer Regierungsbehörde.

Eine Hand am Bleistift, die andere am Gewehr......am Ende kamen wir ohne Beanstandungen durch die Kontrolle, da nur nach geklauten Fahrzeugen gesucht wurde und das einzige Dokument das was taugte, Showns Kaufvertrag, ausreichend war!

Wohlbealten erreichen wir den Ort und ich denke nach drei Tagen muß ich mein Glück nicht überstrapazieren und werde von hier aus mit dem Bus weiter reisen. Mittlerweile sitzt mir die zeit auch etwas im Nacken da ich mich in 6 Tagen mit Christian auf Cuba treffen will und das ist noch weit weg...... jetzt schmeissen sie mich aus dem internetcafe....hasta luego

© Gunnar Fiedler, 2008
Du bist hier : Startseite Amerika Mexiko Roadtrip oder wie blöd muß man sein!
Die Reise
 
Worum geht's?:
Härtetest der öffentlichen Verkehrsbetriebe in Nord- und Mittelamerika und die Fortsetzung des Reiseberichts "Rundreise Peru-Chile" aus dem Vorjahr(immer noch online bei umdiewelt.de), diesmal leider ohne die alten Weggefährten Stepahn, Christian und Richard(seid gegruselt!)
Details:
Aufbruch: 05.11.2008
Dauer: 11 Wochen
Heimkehr: 20.01.2009
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Mexiko
Kuba
Der Autor
 
Gunnar Fiedler berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors