Jakobsweg 2011 - Teil I - Camino del Norte - Teil II - Camino Primitivo

Reisezeit: März / April 2011  |  von Uschi Agboka

Camino Primitivo - Cadavo-Lugo-Friol

8./9. April 2011 - 27./28. Tag - Cadavo-Baleira - Lugo - Friol

Freitag, 8. April 2011 27. Tag Cadovo-Baleira - Lugo - 30 km

Um 7 Uhr bin ich aufgestanden, denn bei dem heißen Wetter wollte ich früh losgehen. Heute sind Temperaturen um die 30 Grad im Schatten vorher gesagt. Nach dem Frühstück in einer kleinen Bar (2 Euro) ging es um 8 Uhr auf den Camino. Die größten Höhenmeter hatte ich gleich am Anfang zu bewältigen, 150 m. Da es bereits um 8 Uhr mehr als 21 Grad hatte, konnte ich gleich im T-Shirt los laufen. Heute führt der Weg durch Wälder, Wiesen und kleine Dörfer.

Interessant sind die Friedhöfe, die man hier sieht. Auf fast jedem Grab steht ein kleines Granitmonument. Auf den Friedhöfen in Galicien, wo der auf die Kelten zurückgehende Geisterglaube noch stark verbreitet ist, sieht man riesige Kreuze, die u. a. die Abwehr des Bösen symbolisieren. Als eine weitere Besonderheit der volkstümlichen Architektur in Galicien sind die Horreos, die Maisspeicher aus Granit, zu nennen. Sie sind im Gegensatz zu denen aus Asturien, die quadratisch sind, lang gestreckt und durchbrochen, so dass der Wind die Maiskolben gut trocknen kann. Waagerechte Steinplatten auf den Stützen verhindern, dass sich die Mäuse an dem Mais gütlich tun.

In Castroverde, dem einzigen Ort auf der Strecke, habe ich gleich in einer Bar etwas getrunken. Dort traf ich auf einen Kanadier, der mit Zelt und Fahrrad unterwegs war, um von Malaga nach Wien zu fahren. Die Etappe heute liegt gut, so dass ich schon um 16 Uhr in der Herberge eintraf. Im Gegen-satz zu Gestern war ich noch sehr gut drauf und so habe ich mir nach dem Duschen Lugo angeschaut. Aufgrund de schönen Wetters war halb Lugo auf den Beinen. In einer Tapas-Bar habe ich zu Abend gegessen und bin dann um 21.30 Uhr ins Bett gegangen.

Lugo, die älteste Stadt Galiciens, war zur Zeit der Römer die Hauptstadt Galiciens. Die expansive Politik der Römer unter Kaiser Augustus zielte darauf hin, die Iberische Halbinsel dauerhaft zu befrieden. Von der enormen Bedeutung zeugt noch heute die 2.130 m lange, z. T. 12 m hohe, vollständig erhaltene Stadtmauer aus dem 1. und 2. Jh., die im Mittelalter erneuert und ausgebaut wurde. Die Mauer, zwischen 8 m und 12 m dick, hatte ursprünglich fünf Tore, heute sind es 10. Über eine Treppe gelangt man auf die Stadtmauer und kann auf dieser die komplette Altstadt umrunden. Seit 2000 gehört diese Mauer zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Besonders sehenswert ist die riesige Kathedrale. Sie hat romanische Grundstruktur und einen barocken Überbau. San Froilan ist Stadtpatron von Lugo, ihm ist die nordwestliche Kapelle der Kathedrale geweiht. Die Hauptkapelle gilt als eines der hervorragenden Bauelemente galicischer Gotik.

Samstag, 9. April 2011 28. Tag Lugo - Friol - 30 km

Nachdem es in der ganzen Nacht sehr laut war (es war Freitag und sehr warm, so dass die Spanier im Freien das Wochenende eingeläutet haben), habe ich trotz Ohropax schlecht geschlafen. Alle sind um 7 Uhr aufgestanden, so dass es ein allgemeines Waschen und Packen war. Die Temperaturen haben sich deutlich abgekühlt. Nach einem Milchkaffee und einem Croissant im Cafe Central am Plaza Mayor bin ich um Punkt 8 Uhr los marschiert. Es sollte wieder ein schöner Tag werden, bei angenehmen 20 Grad. Nachdem gestern die Etappe des Camino durch Wald und Wiesen führte, ist heute nur Asphalt angesagt. Allerdings verläuft der Weg auf Nebenstraßen mit wenig Verkehr, so dass ich gut vorankam. Dass ich mich in einem bäuerlichen Gebiet befand, war an dem nicht angenehmen Geruch zu merken. Die Bauern schienen den ganzen Tag die stinkende Gülle auf die Wiesen gebracht zu haben. Für einen Wanderer ist dies kein Vergnügen. Sehr schön ist die Höhenstraße zwischen Valin und Guimarai. Es bieten sich herrliche Ausblicke auf die einsame galicische Landschaft. Am Anfang folgte ich den grünen Pfeilen. Eigentlich wollte ich die ganze Etappen durch Wald und Wiesen diesen Pfeilen folgen, doch da überall die stinkende Brühe versprüht wurde, wollte ich möglichst schnell von dort weg kommen. In Guimarai habe ich den Tipp von Raimund Joss befolgt und habe bei der schönen Dorfkirche 1 Std. Siesta gemacht. Die Sonne schien und bei 22 Grad war es richtig angenehm. Leider hatte die erste Bar auf dem Weg zu, so dass ich bis zur Pension Beningo laufen musste, um etwas zu trinken zu bekommen. In dieser Pension habe ich auch übernachtet, 12 Euro, für ein Einzelzimmer mit eigenem Bad, Handtücher und Fernsehen, alles blitzsauber. So günstig habe ich noch nie mit einer solchen Ausstattung übernachtet. Da das empfohlene Restaurant gegenüber der Pension erst um 21 Uhr etwas zu Essen anbietet, habe ich in der Pension gegessen, es war nicht berauschend, hat aber geschmeckt, dazu gab es eine Flasche Wein, was mir natürlich zu viel war. Gegen 21.30 Uhr lag ich im Bett.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichungen meines Mannes Rolf, von Irun nach Santiago de Compostela, 699 km, 13. März bis 15. April 2011.
Details:
Aufbruch: 13.03.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 15.04.2011
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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