USA 2011 - Süd- und Nordwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2011  |  von Uschi Agboka

Yellowstone-Earthquake Lake-Virginia City

21. Tag

Mittwoch, 15. Juni 2011 - 21. Tag 160 Meilen (268 km)
West Yellowstone - Yellowstone NP - Virginia City, Montana
kein Hotel - wir übernachten in Reds Haus

Gestern habe ich einen "Apache Tear" Stein erstanden, hier die Geschichte:
In den 1870er Jahren hatten Pinal Apache Indianer Streit mit weißen Farmern und Pima Indianern. Die Arizona Freiwilligen folgten den Apachen auf einem geheimen Pfad zu einem rauen felsigen Berg (Heute: Superior, Arizona), Sie griffen beim Morgengrauen an, töteten mehr als die Hälfte der 75 Apachen. Die überlebenden Apachen entschlossen sich, mit ihren Pferden über die Klippen in den Tod zu springen, denn sie wollten nicht in die Hände der weißen Angreifer fallen und durch sie getötet werden. Die Legende besagt, dass die Trauer der Apache Frauen so groß war, dass sich der Große Vater entschloss, ihre Tränen, die auf den Boden fielen, in schwarze Steine zu verwandeln, die nun am Fuße der Klippen liegen. Wenn man diese schwarzen Steine ans Licht hält, erkennt man die Tränen. Die Apache Tears sind Kügelchen aus Obsidian, dies ist ein natürliches schwarzes vulkanisches Glas. Es entsteht durch flüssige Lava aus einem Vulkan, die an der Erdoberfläche schnell erkaltet ist. Der amerikanische Sänger und Songwriter Jonny Cash schrieb ein Lied mit dem Titel "Apache Tears" für sein Album "Bitter Tears" (Balladen der amerikanischen Indianer). Die Legende sagt auch, dass Apache Tears Glück denen bringen, die sie besitzen. Niemand, der einen solchen Stein besitzt, muss je wieder weinen, da die Apache Frauen diese Tränen schon vergossen haben. Der Apache Tear Stein sorgt für das innere Gleichgewicht, er erhöht die psychischen Kräfte und bringt Dinge ans Licht, die das Bewusstsein ausblendet. Negatives wird in Positives verwandelt.

Auch heute stehen wir früh auf, um 7.30 Uhr geht es zum Frühstück in ein Internet-Cafe nahe am Hotel. Das Frühstück ist teuer und die Portionen sehr klein. Und dann fahren wir erneut in den Yellowstone NP, Gerhard soll "Old Faithful" erleben. Zunächst fahren wir den Firehole Canyon Drive. Der Firehole River ist einer der beiden großen Nebenflüsse des Madison River. Der Fluss fließt durch durch mehrere bedeutende Geysir-Becken, auch das Upper Geyser Basin, welches den weltberühmten Geysir Old Faithful enthält. Der Firehole River sorgt für drei große Wasserfälle im Yellowstone NP: Kepler Cascades, Cascades of the Firehole und Firehole Falls, welche wir auf unserer Rundfahrt durch den Firehole Canyon sehen. Der Wasserfall hat eine Höhe von ca. 13 Metern und ist umrahmt von Lavagestein. Danach geht es zum Fountain Paint Pot (Schlammtopf). Dessen Farben - Rot, Gelb, Braun - entstehen durch verschiedene Oxidationsstufen des Eisens im Schlamm. Aufsteigende Gase führen zu Bläschenbildungen, es blubbert hier mächtig. Nach dem Hebgen Erdbeben 1959 hat sich auch die Geysir-Landschaft im Yellowstone NP verändert. Die Intervalle der Ausbrüche sind kürzer und die Dauer ist länger geworden. Heute ist wieder ein schöner Tag, sonnig, aber kalt. Bereits am Eingang des Parkes zogen ca. 45 Büffel mit ihren Baby-Kälbern an uns vorbei. Ein wunderbares Bild. Ein Murmeltier begrüßte uns am Straßenrand und auch einen Bären konnten wir schon am frühen Morgen fotografieren. Gerhard und ich sind begeistert. Auf dem Firehole Lake Drive kann man an jedem Meter anhalten, so schön ist es hier. Firehole Spring - wunderschöne Farben. Und White Dome Geysir - ein auffälliger Kegelgeysir (mit 12 m einer der höchsten im Park). Wir erfahren, dass er bald ausbrechen soll und setzen uns, um zu warten. Das Warten lohnt sich. Zunächst ist der Ausbruch klein, niedrig, dann wird er größer und höher, bis zu 9 m. Ein wunderschönes Bild. Und weiter geht die Tour durch den Park. Im Jahr 1988 vernichtete ein großes Feuer viele Bäume. Doch in 23 Jahren ist neuer Wald gewachsen. Es sieht zum Teil gespenstisch aus, die jungen grünen Bäume und dazwischen die toten und verkrüppelten Bäume. Am Horizont begleiten uns die schneebedeckten Berge der Rocky Mountains. Gegen 11 Uhr sind wir am Old Faithful, sein Ausbruch wird für 11.45 Uhr erwartet. Zunächst werden noch einige kleinere Einkäufe getätigt (Blumensamen, Shirt, Büffelplüschtier für unser Sofa, Pin). Dann gehen Gerhard und Rolf nach draußen, um zu fotografieren.

Old Faithful - der alte Getreue - ist einer der bekanntesten Geysire der Erde. Er bekam diesen Namen, weil seine Eruptionen häufig und regelmässig auftreten. Old Faithful liegt im oberen Geysir Becken auf 2.240 m Höhe. Untersuchungen zeigen, dass Old Faithful über Jahrhunderte inaktiv war, so konnten Bäume in seiner Umgebung wachsen. Seine spätere Aktivität mit Sinterablagerungen tötete die Bäume, einige versteinerten. Man schätzte das Alter der Bäume und fand heraus, dass Old Faithful nicht länger als 300 Jahre aktiv ist. 750 Jahre vorher war er eine heiße Quelle. Die Eruptionen von Old Faithful erreichen eine Höhe bis zu 35 Metern, sie dauern ca. 2 bis 5 Minuten, dabei werden zwischen 14.000 bis 32.000 Liter Wasser pro Eruption ausgestoßen. Forscher führten Messungen im Schlot des Old Faithful durch, in 22 m Tiefe gab es eine Wassertemperatur von 118 Grad C, die max. gemessene Temperatur betrug 129 Grad C!

Ich habe einen First Class Platz in der Lodge am Fenster und kann bestens alles überblicken. Ein älterer Mann aus New York (Vater Deutscher, Mutter Schwedin) erzählt mir einiges aus seinem Leben. Er war in der Army in Karlsruhe und ist jetzt Rentner, zurzeit mit seinem Sohn auf Reisen durch die USA. In der Zeitung lese ich, dass es in den USA 1,5 Mio. Menschen gibt, die obdachlos sind. Erschreckend. Und ich lese weiter, dass man den Räuber festgenommen hat, der als Motorrad Fahrer verkleidet, maskiert mit Helm, das Bellaggio Casino in Las Vegas überfallen und dort Chips im Wert von 1,5 Mio. Dollar gestohlen hat. Es ist der 29jährige Sohn eines bekannten Richters, der wird wohl nicht erfreut sein. Rolf hat es sich auch bequem gemacht in einem Stuhl, er denkt, es sei ein Schaukelstuhl, lehnt sich zurück und macht einen Salto rückwärts, als der Stuhl umfällt. Dank seiner Gelenkigkeit kann er sich abrollen und es passiert nichts. Als ich zur Behindertentoilette will, versucht eine unfreundliche Koreanerin, sich mit mir zusammen in die Toilette zu drängen! Aber nicht mit mir! Wir verlassen nach dem Ausbruch des Old Faithful den Yellowstone NP, der uns auch langsam zu voll wird. Auf dem HW 287, durch den Gallatin National Forest, am Hebgen Lake entlang, in den Madison River Canyon - Earthquake Area. An einer versteckt liegenden Lodge machen wir um 13.30 Uhr Mittagspause, malerisch direkt am Fluss. Ein Reh beobachtet uns von der anderen Flussseite. Rolf und Gerhard essen warmen Blueberry Pie und ich esse zwei Rühreier. Sehr gut und lecker. Wir genießen das warme Sonnenwetter. Oben auf einem Strommast nistet ein Fischadler.

Unser nächster Halt ist am Earthquake Lake Visitor Center. Dieses bietet interessante Details zu dem Erdbeben. Wir sehen uns auch einen Film dazu an. Gespenstisch der See, aus dem die toten Bäume herausragen. Es ist 14.30 Uhr, sonnig, 18 Grad, aber windig. Der See, 58 m tief und 10 km lang, entstand durch ein Erdbeben (7,5 auf der Richterskala) am 17. August 1959. Dieses Erdbeben ließ einen ganzen Berg abrutschen (80 Mio. Tonnen Erdreich!) und tötete 28 Menschen. Die Nachbeben, Stärke 6,5, dauerten mehrere Monate. Die Schäden an Straßen und Gebäuden etc. beliefen sich auf 11 Mio. Dollar. Nachdem wir uns alles angesehen haben, fahren wir weiter.

In Ennis, einem netten kleinen Ort (Einwohner: 840 und 11.000 Forellen), tanken wir und dann geht es über eine schöne Straße nach Virginia City, Montana. Gegen 16 Uhr sind wir dort und fahren gleich zu Reds Haus, on the top of the hill! Ich bin erschrocken über Reds Aussehen. Er wirkt müde und deprimiert, sein Hund ist vor kurzem gestorben. Auch Gerhard darf in Reds Haus schlafen. Rolf und ich haben unser Appartement im Unterg-schoss, mit eigenem Eingang, wie immer, wenn wir ihn besuchen. Red ist ein sehr warmherziger und freundlicher Mensch, den wir seit Jahren kennen und schätzen. Nach dem Aus-packen und Quatschen wollen wir runter in die Stadt, in die Pioneer Bar, Reds Freund Rosy begrüßen und essen. Zunächst will Red nicht mit-kommen, doch wir können ihn überreden, uns zu begleiten. Rolf und Gerhard entwickeln sich in der Bar zu "Säufern", jeder hat drei Bier, das kenne ich gar nicht von den beiden! Wir gehen in ein nahe gelegenes Restaurant, Pizza essen, ist aber nicht besonders gut, dafür teuer. Mich bedrückt Reds Kummer sehr. Zurück in der Pioneer Bar - Treffpunkt der Einheimischen (ca. 150 Einwohner hat Virginia City) - lachen und reden wir lange, nicht nur mit Red und Rosy, sondern mit anderen, die wir auch seit langem kennen. Es ist spät, als uns Red mit seinem Truck wieder hinauf auf den Berg zu seinem Haus fährt. Hier sitzen wir noch auf der Terrasse und genießen den traumhaften Blick über den Ort und in die Berge. Red, den der Tod des Hundes arg mitgenommen hat, ist durch unseren Besuch ein bisschen aufgeputscht. Er lacht öfter und das macht uns froh. Er ist ein guter Freund und Rolf und ich wünschen, dass es ihm gut geht. Seine OP an beiden Knien ist gut verlaufen, er hat keine Schmerzen mehr. Gerhard hat sein eigenes Zimmer und Dusche im Haus. Die Gastfreundschaft der Menschen in dieser Region der USA ist immer wieder erstaunlich. Gegen 22 Uhr liegen wir alle im Bett. Vorher habe ich noch Reds neuen 4-Wheeler mit Ma-chinengewehr bewundert. Wir haben alle Menschen mindestens eine Waffe im Haus. Die Türen und Fenster der Häuser sind meist offen, nichts ist ver-schlossen, aber mit einem Einbrecher oder Dieb wird kurzer Prozess gemacht.

Virginia City und Nevada City
1863 sorgten Goldfunde dafür, dass sich hier mehr als 10.000 Glückritter trafen und so entstanden über Nacht die beiden Städte. Recht und Ordnung waren Fremdwörter und speziell Virginia City, seit 1865 Hauptstadt Montanas, war das gefährlichste Pflaster des Wilden Westens. Nachdem das Gold zur Neige ging, verschwanden die "Digger" so schnell wie sie gekommen waren. Virginia City hat heute noch ca. 150 ständige Einwohner. Die Stadt hat sich ihren Wildwest-charakter erhalten, dank zahlreicher renovierter Gebäude. Nevada City wurde zur Ghosttown. Zu seinen 14 erhaltenen Gebäuden wurden 100 weitere aus Montana zusammen getragen. So entstand ein wunderbares Freilichtmuseum samt Bahnstation mit Lok und Wagen.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 7.800 Meilen = 12.558 km.
Details:
Aufbruch: 26.05.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 30.06.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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