Jakobsweg 2012 - Caminho Portuges

Reisezeit: März 2012  |  von Uschi Agboka

11. Tag Redondela – Pontevedra

Redondela - Pontevedra

Samstag, 17. März 2012 - 11. Tag Redondela - Pontevedra - 17,3 km

Nach dem Aufstehen hörte ich verdächtige Geräusche. Es regnete in Strömen. Deshalb ließ ich mir Zeit mit dem Anziehen und Packen. Gegen 8.30 Uhr ging es zum Frühstück in eine kleine Bar. Paco, Anastasia und Arnold machten sich gegen 9.30 Uhr auf den Weg. Ich blieb noch eine Stunde in der Bar sitzen und hoffte, dass es zu regnen aufhört. Leider war das bis 10.30 Uhr nicht der Fall. Doch es wurde heller. So zog ich meine Regenhose an und marschierte los. Da kein Wind wehte, konnte ich den Regenschirm nehmen. Nach ca. ½ Stunde ließ der Regen nach und hörte schließlich ganz auf. Die Strecke über zwei Bergrücken war wunderschön. Bei Pontesampaio an der Bucht von Vigo kam die Sonne sogar zum Vorschein, so dass die schöne Brücke im Licht hell erstrahlte. Hier brachte die Bevölkerung dem napoleonischen Heer während der spanischen Unabhängigkeitskriege eine der empfindlichsten Niederlagen in Galicien bei. Curceiros, die Jakobswegkreuze und Horreros, die typisch galicischen Kornspeicher, säumen den Weg. Auf der alten Römerstraße XIX, welche von Braga nach Astargo führte, verläuft heute der Caminho. Leider ist die alte Römerbrücke, die über den Bach Ullo führt, Anfang 2010 eingestürzt. Sie wurde durch eine Eisenbrücke ersetzt. Auf der alten Römerstraße kann man sogar noch die Radspuren der Wagen erkennen. Die Anstiege heute waren viel moderater als in den beiden letzten Tagen. Die restlichen 2,5 km des heutigen Tages führten über die Landstraße, was nicht so prickelnd war. Kurz nach 14 Uhr erreichte ich die Herberge in Pontevedra, die leider erst um 16 Uhr öffnet. So setzte ich mich mit Arnold, der auch schon da war, in eine Bar gegenüber der Herberge und trank ein Bier. Kurz vor 16 Uhr konnten wir die Herberge dann betreten. Die Herberge ist sehr schön, sie besitzt wunderbare Aufenthaltsräume. Da Arnold waschen musste, schlossen wir anderen uns der Wäscherei und Trocknerei an. Somit hatte ich mall wieder frische Klamotten. Um 18.30 Uhr lief ich die 1,5 km in die Altstadt von Pontevedra, denn diese bietet viele Sehenswürdigkeiten.

Der Legende nach wurde Pontevedra von Teukros, einem griechischen Helden des trojanischen Krieges, um 1200 v. Chr. gegründet. Geschichtlich belegt ist die Präsenz der Römer, die Stadt ging aus einer römischen Siedlung hervor. Die Römer nannten die Siedlung Ad Duos Pontes und Pontis Veteris, woraus sich Pontevedra entwickelte. Ein Beweis dafür, dass Pontevedra schon früh besiedelt war, sind die auf den Terrassen der Flussufer gefundenen Äxte. Es gab eine Kultur der Castros (befestigte Anlagen), wie z. B. die an den Ausgrabungsstätten Mouronte und Salcedo gefundenen Reste zeigen. Dort fand man bronzene Angelhaken und Steine, die zum Fischfang benutzt wurden. Das tief mit der Stadt verwurzelte Wahrzeichen Pontevedras ist die dem griechischen Baumeister Teukros zugeschriebene römische Brücke. Dieser soll nach dem Trojanischen Krieg nach Westen gereist sein, um die Kleinstadt zu gründen. Es waren jedoch die Römer, die die Vorgängerin der heutigen Brücke Burgo über den Lérez bauten und die römische Vila Turoqua an der Römerstraße XIX gründeten. Im 12. Jh. unter der Herrschaft Fernando II. wird die Stadt in einem Dokument des Klosters Poio das erste Mal unter ihrem heutigen Namen - Pontem Vertis - erwähnt. Dieser Name weist auf die alte römische Brücke hin. Im Laufe der Zeit wurden weitere Brücken über den Lérez gebaut. Die Schaffung dieser Verkehrsverbindungen war mit Voraussetzung für das Wachstum und die flächenmäßige Ausdehnung der Stadt. Während des 14. Jh. stärkten neue Privilegien die Vorstadt Pontevedras. Diese betrafen die Hafentätigkeiten sowie die Fischerei. Die Sardinenfischerei bildet das wichtigste wirtschaftliche Standbein: Ihr Fang, der Verkauf des frischen Fisches ins Binnenland, das Pökeln, das Räuchern und der Export über den Seeweg. Dadurch wurde Pontevedra zum wichtigsten Hafen Galiciens. Die wirtschaftliche und soziale Blüte erlebt Pontevedra während des 16. Jh. vor allem durch seine für die Atlantikrouten strategisch günstige Lage und durch den sozialen Frieden. Im krassen Gegensatz dazu steht die Krise der Stadt während des 17., 18. und 19. Jh. In dieser Zeit verlor der Hafen an Bedeutung, klimatisch bedingte Katastrophen suchten Galicien während dieser Zeit heim und das Bürgertum investierte sein Kapital lieber in sicherere Anlagen. Nach zwei Jahrhunderten der Dekadenz und Krise erlebt Pontevedra seit Mitte des 19. Jh. eine neue Etappe des wirtschaftlichen Aufschwungs.

Sehr schön ist das Sanktuarium der Virxe Peregrina, Heiligtum der jungfräulichen Pilgerin. Es ist zweifellos eine der Hauptattraktionen auf dem Caminho Portugues. Die Barockkirche aus dem 18. Jh. wurde in einem Grundriss errichtet, der einer Jakobsmuschel gleicht. Das majestätische Altarbild zeigt die Jungfrau im Pilgergewand. Sie gilt als Führerin der Pilger und Schutzpatronin der gesamten Region. Auch die Klosterkirche San Francisco aus dem 14. Jh. ist einen Besuch wert. Der schlichte geräumige Bau besticht durch seine schönen Glasfenster. Beim Verlassen der Kirche hat man einen herrlichen Blick auf den Hauptplatz des Ortes. Auch die Basilika Santa Maria la Mayor aus dem 16. Jh. habe ich besichtigt. Sie geht auf eine Stiftung der städtischen Seefahrergilde zurück. Besonders schön sind die in den Stein geritzten Zeichnungen links und rechts der Innenseite des Haupteinganges sowie der Fassade der Kirche. Hier wurden, einem Altarbild ähnlich, Szenen aus dem Leben Jesu und der Heiligen dargestellt. Am Hauptportal wachen Petrus und Paulus. Einige Lokalpatrioten behaupten, auch Christopher Kolumbus sei abgebildet. Sie betrachten ihn als Sohn der Stadt. In Pontevedra gibt es viele schöne Plätze, die zum Verweilen einladen.

Nachdem ich im Supermarkt eingekauft hatte, war ich gegen 20.30 Uhr zurück in der Herberge. Ich hatte viel Glück, denn es begann nun zu hageln, blitzen, donnern und es schüttete wie aus Kübeln. Meine Mit-Pilger und ich aßen gemeinsam zu Abend. Ich hatte mir eine gute Flasche Wein aus dem Anbaugebiet Douro mitgebracht und auch die anderen hatten sich mit Wein eingedeckt. So hatten wir genug zu trinken und es wurde ein netter Abend. Erst um 22.30 Uhr ging ich schlafen, die anderen folgten wenig später. Das ist ein Vorteil auf dem Camino, da wird nicht bis morgens gefeiert, sondern alle sind müde und am nächsten Tag warten weitere Kilometer.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf, von Porto nach Santiago de Com-postela, 7. bis 27. März 2012. Wer Interesse hat, der schaue sich die Diashow auf Rolfs Seite an - www.harley-rolf.de - das macht Spaß und bietet viele Infos!
Details:
Aufbruch: 07.03.2012
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 27.03.2012
Reiseziele: Portugal
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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