Lust auf Champagne ?

Reisezeit: Mai / Juni 2013  |  von Ralf Beelitz

Route der Fachwerkkirchen

Der Morgen beginnt kühl aber sonnig, als wir unsere Motorroller starten und zu einer ungewöhnlichen Tour auf der "Route des Eglises" aufbrechen. Die im 16. bis 18. Jahrhundert errichteten Fachwerkkirchen der südlichen Champagne, zwischen dem Lac du Der-Chantecoq und den Seen des Forêt d'Orient, sind in ihrer Bauweise einzigartig und entfalten einen ganz besonderen Charme. Kirchen wie Häuser wurden hier fast ausschließlich aus Holz und Strohlehm erbaut, da die finanziellen Mittel für Steinbauten fehlten.

Auf langen Geraden, wellig wie eine Achterbahn und hin und wieder von einer sanften Kurve unterbrochen, gleiten wir südwärts. Unser Weg führt über winzige Landstraßen, gesäumt von Weihern und Seen, Wäldern und Weiden. In Deutschland wären das geteerte Feldwege; hier verbinden sie die unzähligen Städtchen und Weiler der Champagne. Immer wieder goldgelbe Rapsfelder, deren intensiver Duft sich unter die Motorradhelme schleicht.

Im kleinen Örtchen Dorsnay erwartet uns die "Eglise Notre-Dame". Wenige Kilometer weiter dann die Kirche "Saint Léger" in Saint-Léger-sous-Margerie, die wegen des starken Kontrasts zwischen dem hohen, engen Kirchenschiff und dem ungewöhnlich großen und weit ausladenden Dach im Volksmund auch "Dickerchen" genannt wird.
In Mathaux legen wir an der Kirche "Saint Quentin" eine Pause ein und haben unerwartetes Glück: wir werden von einer sympathischen älteren Dame eingeladen, das Kirchlein zu besichtigen und sogar gebeten, uns in das "Livre d'Or", das Golden Buch der Kirche, einzutragen. Diesem Wunsch folgen wir natürlich gerne.

Auf unserm weiteren Weg durch das französische Département Aube tauchen wir in den Naturpark "Forèt d'Orient" ein. Ein Traum aus Wald und blauen Seen: dem Lac Amance, Lac du Temple und dem Lac d'Orient. Die künstlich angelegten Seen dienen als Rückhaltebecken für Seine und Aube und sollen bei Hochwasser eine Überschwemmung von Paris verhindern.

In einem Bistro am Seeufer ist erst einmal Mittagspause angesagt, wenn auch 14 € für eine winzige Pizza wahrlich kein Schnäppchen ist. Dafür entschädigt der herrliche Blick von der Terrasse auf den Lac d`Orient.

Die Kapelle Saint Jean in Soulaines Dhuys (sie diente früher als "Maladrerie", als Refugium für Leprakranke), die Kirche Saint Jacques - Saint Philippe in Lentilles (sie gilt als schönste Fachwerkkirche der Champagne) und die "Kathedrale" von Outines sind die nächsten Highlights der heutigen Tour an deren Ende wir 14 (!) Fachwerkkirchen am Wegesrand bewundern konnten.

Am Nachmittag erreichen wir die Gestade des " Lac du Der", mit knapp 4.800 ha Europas größter Stausee und ein Naturparadies für Kraniche. Zwischenzeitlich blinkt die Tankreserve unserer Motorroller bedenklich. Eigentlich sollte es doch kein Problem sein, neuen Sprit für unsere Motoren zu finden, doch weit gefehlt. Wir sind in Frankreich, es ist Samstagnachmittag, Tankstellen sind rar und die wenigen sind auch noch geschlossen oder seit Jahren nicht mehr in Betrieb. Nach 30 km Umweg kreuz und quer durch die Landschaft erreichen wir praktisch auf den letzten Tropfen einen "Supermarche" und können die Tanks auffüllen. Glück gehabt! Die Sonne versinkt bereits dem Horizont, als wir wieder unsere Unterkunft in La Chaussee-sur-Marne erreichen.
Ein wahrlich "himmlischer" Tag neigt sich dem Ende entgegen.

© Ralf Beelitz, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Champagne bietet malerische Routen durch ein bäuerlich geprägtes Hügelland. Sanft geschwungene Höhenzüge, die gerade so hoch sind, dass der Blick noch über sie hinwegschweifen kann. Wälder, die das Grün, den beherrschenden Farbton, um ein paar Nuancen bereichern und im Mai weite Ebenen mit den gelben Farbtupfern der Rapsfelder.
Details:
Aufbruch: 30.05.2013
Dauer: 4 Tage
Heimkehr: 02.06.2013
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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