Bhutan und Indien

Reisezeit: Oktober - Dezember 2008  |  von Birgit Leonhard

Bhutan 2

3.11.08, Montag

Bevor wir ins Haa-Tal fuhren, hielten wir noch am Markt in Paro an. (Gute Idee, denn der berühmte Sonntagsmarkt in Thimpu, den wir nachmittags noch anschauen wollten wurde abgerissen).
Die Atmosphäre war grandios. Wir staunten nicht schlecht über das Angebot - außergewöhnlich die Sharonfrucht, sonst nur Äpfel, viel Gemüse, natürlich massenweise die Lieblingsspeise der Bhutanesen, Chillies und Doma (Betel), die leicht berauschende Droge für´s Volk, die die Zähne verfärbt und schlussendlich ausfallen läßt. Machten viele tolle Portraits, die aber für´s Internet nicht tauglich sind.
Dann schraubten wir uns 3 Std. lang auf Haarnadelkurven bis zum Cheli-La-Pass auf 4000 m hinauf, um dort die grandiose Aussicht auf eine Himalaya-Bergkette mit dem zweit höchsten Berg Bhutans zu haben, den Jumolhari, 7.200 m hoch.

Auf dem Weg hinunter sahen wir die indischen Straßenarbeiter aus Bangladesh und Bihar, die seit Jahren Bhutans Straßen bauen. Sie leben in kleinen "Hühnerställen" entlang ihren derzeitigen Baustellen und verdienen ca. 1 US$ pro Tag.

Die Fahrt ging weiter durch das wunderbare Haa-Tal, bis wir am Spätnachmittag Thimpu erreichten. Die Stadt war für Autos gesperrt, da der König sich heute zu Fuß zum Volk begeben hatte. Als Ereignis schlechthin, denn die Bhutanesen vergöttern ihren 29-jährigen König.
Wir waren froh, mal direkt im Zentrum untergebracht zu sein und erkundeten die Stadt, ohne Absprachen mit Fahrer und Führer (ungewohnt, und ganz schön anstrengend manchmal, dieser Luxus einer geführten Tour).
Einfach herrlich, diese kleinen Läden im bhutanesischen Stil. Die Auswahl der Waren ist recht gering und nicht zu vergleichen mit Indien, aber Kaufhäuser gibt es glücklicherweise keine.

Nach dem erfolgreichen Internetbesuch (vielen Dank auch für die Rückmeldungen!) entdeckten Frank und ich eine kleine Karaoke-Bar, wo wir uns endlich mal unter´s Volk mischen konnten. Wir tranken ein Bier und hatten unseren Spaß. Sogar Rauchen war dort gestattet, und die einheimischen Jungs unterschieden sich in ihrer Kleidung nicht sehr von den unseren: Jeans und Sweatshirt.

Helga hatte inzwischen in der Hotelbar den Chef des hiesigen Veranstalters kennen gelernt, der uns zum Essen in ein anderes Hotel mitnahm. Wir hatten viel Spaß mit ihm, er mit uns auch, sogar dann noch, als wir den Tourablauf verändern wollten.

Denn: dadurch, dass der König am 6. + 7. Nov. gekrönt wird (das wurde erst 1 Monat vorher bekannt gemacht), ist ein wichtiges Ereignis (Klosterfest in Bumthang) für uns ausgefallen. Das Fest fand bereits statt, da es nicht gleichzeitig mit der Krönung sein durfte. Nun waren aber 3 Nächte dort eingeplant, was nun überflüssig war. Und wir hatten eigentlich nur 1 Nacht in Thimpu und wollen so gerne noch bleiben, denn in dieser Stadt ist zur Zeit wegen der Krönungsvorbereitung echt was los.

3.11.08, Montag
Helga und ich litten schon nachts unter Kopfweh, was nicht am Bier lag, sondern auf die enormen Höhenwechsel zurückzuführen war. (Wenn man reist, hat man laufend was anderes ...) Ibuprofen half nicht, aber dank Paracetamol war der Tag gerettet.

Auf dem Postoffice in der Philatelieabteilung erstanden wir die verrücktesten Briefmarkensätze von Bhutan, die man sich vorstellen kann. Wie unser Guide schon sagte: We make stamps from everything.

Das neuste Angebot ab 6.11.08: Bring dein Foto, es wird im Fotoladen weiter verarbeitet und abends kann man Briefmarken mit seinem Konterfei abholen!!! Man kann diese Marke sogar auf eine Karte kleben und verschicken! Stellt Euch das mal vor, ihr bekämt eine Postkarte mit meinem Kopf - aber wahrscheinlich würdest Ihr das noch nicht mal bemerken.

Die 2. Nacht in Thimpu war gebongt, und wir fuhren zum Stadion, wo diverse Volksgruppen Tänze für die Krönungsveranstaltung einübten. Ganz Thimpu schaute sich die Vorbereitungen an - für uns eine Fotografierorgie ohnegleichen, einfach traumhaft. Diese Freiheit, überall genüsslich herumzulaufen, hätten wir bei der richtigen Krönung nie gehabt.

Unser anschließendes Lunch fand bei einem göttlichen Inder statt, und das Butter Chicken war einfach der Renner.
Zur Verdauung bekamen wir im Gegenzug für das verpasste Bumthangfestival eine Kurzfassung von Liedern und Tänzen geboten, danach schauten wir uns noch die "Uni für Künstlerische Tätigkeiten" an und bezogen das Hotel am Ortsrand von Thimpu.

4.11.08, Dienstag
Fuhren um 10 Uhr bei wolkenverhangenem Wetter Richtung Punakha-Valley los. Auf dem Dochula Pass (3100 m) stiegen wir kurz aus, um die 108 Chorten zu besichtigen.

Nach einer kurzen Wanderung zum Tempel of Fertility, entdeckten wir Häuserwände mit Penis-Abbildungen, eine
ganz normale Sache für Bhutan. Wir fuhren weiter nach Khuruthang und scheckten dort in einem Hotel ein.

Ein Hightlight war der Dzong von Phunaka, wo der König vor ein paar Tagen den gesegneten Schal für seine Königswürde erhielt. Ein beeindruckendes Bauwerk und wohl der schönste Dzong Bhutans - die Brücke wurde übrigens von Deutschland gesponsort.

Gegen Abend gingen Frank und ich noch kurz auf einen Erkundungsgang ins Städtchen Khuruthang. Eigentlich hatten wir die Dorfkneipe im Visier, Momos essen, Bier trinken und mit Leuten reden. Aber wir kamen nicht so weit.
Der 2. Laden war eine Pharmacy, und ich wollte gerne mal gucken, wie sie im Vergleich zu den indischen ausgestattet war. Da saßen 4 Leute, die Bier tranken und sich unterhielten. Als ich rein ging und grüßte, stellte der eine verschämt sein Bierglas unter den Tisch. Ich lachte und meinte, das sei schon ok. Wir unterhielten uns eine Weile, dann hielt ich den Zeitpunkt für geeignet zu fragen, ob wir uns nicht dazu gesellen könnten - mit Bier natürlich. Frank ging nebenan, 2 Flaschen Bier kaufen, sie brachten Hocker, Chips und Gläser, wir verbrachten eine Stunde bei ihnen und tauschten uns aus. Grandios, dass die Bhutanesen so gebildet sind und fast alle Englisch sprechen. Da erfährt man endlich mal was von den Menschen, genau das, was das Reisen ausmacht. Erfüllt, mal wieder etwas vom wahren Bhutan erlebt zu haben, gingen wir in unser Touri-Hotel zum Essen, wo die Reisegruppen wie immer unter sich waren.

© Birgit Leonhard, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dehli-Amritsar-Bhutan-Guwahati-Rajasthan-Gujarat-Mumbai
Details:
Aufbruch: 24.10.2008
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 05.12.2008
Reiseziele: Indien
Bhutan
Der Autor
 
Birgit Leonhard berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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