Perfekte Tage zwischen Aljezur und Praia do Canal
Seit drei Jahren nenne ich Aljezur mein Zuhause. Dieses kleine Juwel an der Costa Vicentina hat mich mit seiner rauen Schönheit und entspannten Lebensart sofort in den Bann gezogen. In diesen Jahren habe ich nicht nur die bekanntesten Strände und Sehenswürdigkeiten erkundet, sondern auch versteckte Ecken entdeckt, die selbst vielen Einheimischen unbekannt sind. Einige dieser Tipps möchte ich heute teilen – für alle, die Aljezur nicht nur besuchen, sondern wirklich erleben möchten.
Du kannst Aljezur auf’s Einfachste zu erkunden – etwa vom eigenen Van aus oder vom Campingplatz. Aber natürlich gibt es auch wirkliche Verwöhn-Orte, etwa die kaum in Worten beschreibbare Oase Praia do Canal (Google Maps).
Was ich empfehlen würde (natürlich komplett abhängig vom Budget), wäre, ganz lokal und einfach zu starten – mit Natur, lokaler Küche und viel Bewegung – Deinen Aufenthalt dann aber mit etwas ganz Besonderem zu beenden: dem Praia do Canal.
Erster Tag: Aljezur & die Rota Vicentina
Das kleine Dörfchen – genauer sind es eigentlich drei Ortsteile – ist schnell erkundet. Ich würde empfehlen, die über dem Ort thronenden Überreste einer maurischen Festung links liegen zu lassen. Das spart locker eine Stunde der wertvollen Reisezeit. Einzige Ausnahme: Du willst Aljezur unbedingt von oben sehen und am westlichen Horizont ganz klein den Ozean. Die Ruine selbst ist Geschmackssache.
Du könntest den Tag mit einem Frühstück im östlichen Ortsteil Igreja Nova beginnen, etwa im Café D’Maria (Google Maps), direkt am „Square“ neben der Kirche. Du kannst es nicht verfehlen. Dieses Café gibt es schon sehr lange, es ist ein Anlaufpunkt sowohl für Touristen, als auch für Expats und Portugiesen. An Samstagen füllt sich der „Square“ ab 9 Uhr morgens mit vielen, vielen Menschen, die gerade vom Markt kommen und noch einen Kaffee trinken wollen. Einen Platz bekommst Du in der Regel trotzdem.
Anschließend gehe schnurgerade nach Westen zum anderen Ortsteil. Sobald Du den Busbahnhof erreichst, halte rechts Ausschau nach der kleinen grünen Fußgängerbrücke: Mit etwas Glück haben die Schildkröten gerade Saison und Du kannst sie überall in ihren Kolonien brüten sehen – direkt neben großen Vögeln aller Art, die absolut friedlich in der Ribeira de Aljezur koexistieren. Einige hundert Meter nach Norden findest Du im alten Ortsteil das Museu Municipal (Google Maps). das Dir einen tiefen Einblick in die Geschichte und Kultur der Region bietet. Mit etwas Glück triffst Du dort Lissia, die das Museum mit großem Engangement leitet und sicherlich gerne Fragen beantwortet.
Für den Nachmittag empfehle ich Dir ein kleines Abenteuer in absolut spektakulärer Natur. Der Ausgangspunkt ist das Örtchen Monte Clérigo, traumhaft am Atlantik gelegen. Wenn Du dort ankommst, hast Du vor Deinem Abenteuer hoffentlich noch genug Zeit für ein leckeres Essen in einem meiner Lieblingsrestaurants, dem „O Zé“ (Google Maps). Das "O Zé" ist nicht überkandidelt und trotz der fantastischen Lage erschwinglich. Ich würde Dir die medalhões de porco com cogumelos empfehlen.
Wenn Du magst, spring nach dem Essen kurz ins Meer. Aber achte darauf, dass Du noch mindestens 3 Stunden Zeit hast bis zum Sonnenuntergang.
Dein Abenteuer beginnt: Über die Rota Vicentina erreichst Du von Monte Clérigo aus in ca. 3 Stunden zu Fuß Arrifana und einen unvergesslichen Ort hoch über dem Ozean. Für den Rückweg zum Auto brauchst Du ein Taxi oder ein Uber, beides ist aber einfach machbar.
Von Monte Clérigo aus gehe nach Süden. Halte Dich so nah wie nur irgend möglich an der Felsküste: Das heißt bereits in Monte Clerigo verlässt Du die reguläre Straße. Und sobald Du den Ort verlässt, bist Du bereits 70 Meter über dem Meer. Ab jetzt folgst Du der Rota Vicentina immer weiter nach Süden und bleibst immer nah an der Klippe. Der Weg ist durchgehend mit zwei blau-türkisenen Balken markiert. Solltest Du mal auf ein rotes „X“ stoßen, dann ist das der falsche Weg. Wichtig: Du kannst Dich unmöglich verlaufen! Auch wenn du den offiziellen Weg mal verfehlst, geh einfach weiter nach Süden und folge der Küste, bis du den Weg wiederfindest.
Nach ca. 90 Minuten erreichst Du die Ponta da Atalaia, ein Aussichtspunkt, erkennbar an ein, zwei Ruinen und einem Parkplatz, den du einfach überquerst. Du hast jetzt etwas mehr als die Hälfte geschafft. Nach weiteren 60 bis 90 Minuten erreichst du Arrifana und rechts von dir auf der Klippe das hervorragende Restaurant "O Paulo". Gönne dir hier einen Aperol Spritz, aber genieße ihn draußen, im Stehen, hoch über den Klippen, während die Sonne untergeht und es langsam abkühlt. Mit etwas Glück - abhängig vom Wetter - wirst du 25 Kilometer weit im Süden den Leuchtturm des Cap São Vicente sehen. Und unter Dir, ganz klein, siehst Du die Surfer auf der weltberühmten Welle von Arrifana.
Ich empfehle sehr, danach auch im "O Paulo" zu essen. Es ist eines der besten Restaurants in der Region und seinen Preis absolut wert.
Am Ende des Abends organisiere dir ein Taxi oder ein Uber für die ca. 8 Kilometer lange Fahrt von Arrifana zurück zu deinem Auto in Monte Clerigo.
Zweiter Tag: Ganz entspannt zum Höhepunkt Deiner Reise
Beginne deinen zweiten Tag mit einem Frühstück im Café Mioto (Google Maps) im alten, westlichen Teil Aljezurs. Es ist ein wenig versteckt und darum selten überlaufen. Du sitzt dort fast in der Natur, während die Sonne langsam steigt und dich wärmt.
Genieße einen Galão, die portugiesische Variante eines Milchkaffees, und versuche, die etwas ältere Besitzerin des Cafés zum Lachen zu bringen: Es ist nicht ganz einfach, aber dann zeigt sich eine wunderbare Seele.
Und wenn du ganz viel Glück hast, ist Miguel da und spielt ganz für sich (aber doch für alle) seine Handpan - einfach wunderbare Musik.
Für den späten Vormittag - wenn es noch nicht zu heiß ist - fahr mit dem Auto zum Praia da Amoreira (Google Maps). Dort kannst du einen wunderbaren Spaziergang entlang des Strandes und dann landeinwärts am Flüsschen von Aljezur unternehmen. Der Strand geht dort einfach weiter, obwohl du schon gar nicht mehr am Meer bist.
Falls Du mit Einkäufen vorgesorgt hast, kannst Du hier picknicken. Ansonsten empfehle ich Dir zum Mittagessen sehr das Museu da Batata doce (Google Maps), das mitnichten ein Museum ist, im Nachbarort Rogil. Ich empfehle ihre fantastische Variante des Nationalgerichts: den Bacalhau do Museu. Dies ist auch ein guter Ort, um nach dem Essen einen Medronho zu probieren: Das ist ein traditioneller portugiesischer Schnaps, der in unserer Region aus den Früchten des Erdbeerbaums hergestellt wird.
Nach dem Essen kannst du einfach noch etwas im schönen Garten des Restaurants entspannen, bis es Zeit ist für den Höhepunkt deines Besuchs:
Das Praia do Canal Nature Retreat
Bereits um 15 Uhr kannst du dort einchecken. Und das solltest du auch tun, denn solch eine Wohlfühloase wirst du selten finden.
Wir haben uns dort - inmitten der Dünen und einen Steinwurf von der Steilküste - so unfassbar wohl und willkommen gefühlt, dass es in Worten kaum zu fassen ist. Die Mitarbeiter, die dir den Empfang bereiten oder das Frühstück, sind so spürbar mit großer Freude dabei und um dein Wohlergehen bemüht, dass allein das für uns eine wirklich authentische, unfassbar angenehme Erfahrung war.
Und nie zuvor haben wir in einem so wunderbaren, ja absolut luxuriösen Zimmer übernachtet. Auf dem Balkon stehend, mit einem freien Blick in die Weite und mit dem Sonnenuntergang über dem Atlantik, der einen absolut vergessen lässt, dass es hier noch andere Gäste gibt.
Auch das Spa des Hotels ist ein ganz besonderes Erlebnis, mit Saunen, verschiedenen Innen- und Außenpools und wieder diesem Gefühl: "Die Menschen, die hier arbeiten, wollen wirklich, dass wir eine außergewöhnliche Zeit erleben."
Den Tag lässt Du mit einem gehobenen Abendessen im Azeitona ausklingen. Achte nur darauf, den auch hier spektakulären Sonnenuntergang nicht zu verpassen.
Ausklang & weitere Tipps
- Eine generelle Empfehlung zum Abendessen – und mein Lieblingsrestaurant in Aljezur - ist das „III Geração“ (Google Maps). Ich finde es deutlich besser als bspw. das „Pont'a Pé“ direkt nebenan. Manuela und ihre Mitarbeiter sind super freundlich. Meine absoluten Favoriten sind die „Lagartos“ und das „Pepper Steak“. Auch das Thunfisch-Steak ist fantastisch!
- Im Ritmo da Terra (Google Maps), 2 km außerhalb von Aljezur, finden regelmäßig alternative oder spirituelle Veranstaltungen statt: ecstatic dance, Yoga oder kleine Konzerte.
- Falls es Dich reizt, zu surfen, kannst Du am Strand von Arrifana oder Odeceixe (etwas nördlicher gelegen) Ausrüstung mieten. Anfängern rate ich, es nur in den Sommermonaten zu probieren, denn Richtung Winter wird es hier sehr herausfordernd.
- Jeden Samstag Morgen gibt es in Aljezur einen Markt (Google Maps) mit vielen frischen, regionalen Produkten. Den Markt empfehle ich sehr zum Einkaufen, aber weniger als touristische Sehenswürdigkeit.