Spanisch lernen in Spanien

Ein Erfahrungsbericht | 14.11.2019  |  von Martin Gädeke
Aussicht vom Schloss Gibralfaro aus.

Das Schloss Gibralfaro ist einen Ausflug wert. Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick über ganz Malaga.

Im Herbst dieses Jahres habe ich es endlich durchgezogen. Seit Jahren plane ich, einmal eine Sprachreise nach Spanien zu machen. Während meines Studiums lernte ich die Sprache für zwei Jahre und erreichte das B1-Niveau. Allerdings war das in diesem September schon wieder ein Jahr her und das Meiste bereits vergessen. Schade. Denn ich liebe die Sprache und auch die spanische Kultur, die ich bislang nur auf Urlaubsreisen erlebt hatte, wollte ich unbedingt näher kennenlernen. Zudem werden viele günstigere Sprachreisen nur bis zu einem Alter von 25 Jahren angeboten. Also jetzt oder nie, dachte ich mir, und forderte einen kostenlosen Katalog und ein Angebot, abgestimmt auf meine Bedürfnisse, online an.

Spanisch kann man in verschiedenen Orten lernen. Sowohl in Südamerika (z.B. in Argentinien) als auch Spanien selbst findet man zahlreiche Angebote in unterschiedlichen Städten. Für Spanien habe ich mich entschieden, da ich keine ganz so lange Flugreise auf mich nehmen wollte. Ich leide ein wenig unter Flugangst, weshalb mir die drei Stunden bis nach Malaga (von Frankfurt am Main aus) bereits deutlich länger vorkamen. Barcelona kannte ich schon und ich wollte gerne in Meernähe, weshalb Madrid für mich entfiel. Los ging es also: Meine Sprachreise nach Spanien konnte beginnen.

Vorbereitungen

Mein Angebot traf wenige Stunden nach der Bestellung ein. Es enthielt Informationen über den Campus der Sprachschule, zu Unterbringungsmöglichkeiten, zur Anzahl der Wochenstunden und den Arten der Seminare bzw. Vorlesungen sowie zu den Kosten, die auf mich zukommen würden. Ich entschied mich letztlich für folgendes Paket:

  • 6 Wochen-Sprachkurs in Malaga (um meine Kenntnisse auch wirklich um mindestens ein Sprachniveau zu verbessern)
  • Unterbringung in einer Gastfamilie mit Einzelzimmer
  • Hauptkurs (mittleres Niveau, neben den besonders anspruchsvollen Intensiv- und den auf mehr Freizeit ausgerichteten Sommerkursen)
  • 26 Lektionen in der Woche mit 40 Minuten pro Unterrichtseinheit

Fisch am Spieß in Malaga.

Ein typisch andalusisches Gericht: Fisch am Spieß, direkt über dem Feuer gebraten. Eines meiner Leibgerichte in den Bars am Strand von Malaga.

Die Kosten für die Kurse variieren stark und abhängig von den individuellen Wünschen sowie der Art der belegten Seminare, weshalb jeder, der selbst Interesse an einem Sprachkurs im Ausland hat, sich unbedingt vorab ein persönliches Angebot erstellen lassen sollte. Ich habe schließlich gebucht und plötzlich war auch schon der Tag vor meiner Abreise gekommen. Natürlich hatte ich gecheckt, ob mein Personalausweis noch lange genug gültig war (war er leider nicht, weshalb ich noch sechs Wochen vorab einen neuen Ausweis beantragen musste), wie viele Kilogramm Gepäck in meinem Flugpreis enthalten waren und was ich mir in und um die Stadt herum unbedingt anschauen wollte. Leicht neurotisch wie ich bin, wenn es um die Planung von Reisen geht, saß ich also am Vorabend meiner Reise auf dem Wohnzimmerboden, vor mir mein gefüllter Koffer und mein kleines Büchlein, in dem ich eine Checkliste angelegt hatte. Ausweis – check, Koffer gewogen – check, Bikinis – check, kleines Mitbringsel für die Gastfamilie (mit der man bereits vorab per Mail in Kontakt tritt) – check, Geldbörse, Ladegerät, Ersatzladegerät – check. Nachdem ich meinen Abend auf diese Weise verbracht hatte, freute ich mich auf den nächsten Morgen und meinen Abflug nach Malaga, war aber auch etwas aufgeregt. Wie würde die Familie mich aufnehmen? Käme ich in der Sprachschule zurecht? Würde ich mich blamieren? Okay, ich war vielleicht etwas nervöser als ich zugeben wollte.

Unterbringung

Mein Flug verlief problemlos und da ich schon kurz vor sieben Uhr am Morgen startete, stand ich bereits kurz nach Zehn am Gepäckband des Flughafens Malaga. Vorab hatte ich einen Shuttle-Service gebucht, der mich zuverlässig am Ausgang des Flughafens empfing und mich zur Unterkunft brachte. Meine ersten Spanischkenntnisse musste ich bereits während der Fahrt anwenden und auch wenn ich mich nicht besonders gut schlug, freute sich der Fahrer über meine Versuche. Im Verlauf meiner Reise sollte ich feststellen, dass die Spanier im Allgemeinen ein unglaublich herzliches und gastfreundliches Volk sind und wenn man versucht, sich auf Spanisch mit ihnen zu unterhalten, sind die meisten ganz hin und weg.

In der Unterkunft angekommen, empfing mich auch meine Familie voller Herzlichkeit. Ich wurde umarmt und ausgefragt über meinen Flug und meine Pläne und bevor ich meinen Koffer nach oben bringen konnte, saß ich schon mit einem Café con leche auf der Terrasse, umgeben von meiner Gastmutter, meinem Gastvater und meinen zwei kleineren Gastgeschwistern, die mich mit großen Augen anschauten und mir ebenfalls Fragen stellten. In holprigem Spanisch und unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen unterhielten wir uns und ich fühlte mich direkt angekommen. Ein Gefühl, das sich im Laufe der sechs Wochen nur verstärken sollte. Über die Mittagszeit bezog ich mein Zimmer und packte aus. Mein "cuarto" war zwar klein, aber freundlich und hell eingerichtet. Ein kleines Sträußchen stand auf meinem Nachttisch und mich beschlich direkt ein Gefühl von zu Hause.

Wer keine Unterbringung in einer Gastfamilie wünscht, kann auch auf dem Campus ein Zimmer mieten. Allerdings stehen dort ausschließlich Mehrbettzimmer zur Verfügung und hin und wieder brauche ich persönlich mein eigenes kleines Territorium. Ein weiterer Vorteil: Man selbst muss sich nicht um Frühstück oder Abendessen kümmern und das Beste daran: meine Gastmutter war eine großartige Köchin.

Ablauf des Sprachkurses

Am nächsten Morgen startete der Sprachkurs. Der Campus gefiel mir sehr gut. Eine typische Mittelmeer-Villa mit hohen Bogenfenstern, weißen kunstvollen Geländern an Balkons und Treppen und Zitronenbäumchen auf dem Gelände. Die Seminarräume selbst waren sehr hell und modern. Eine perfekte Umgebung, um zu lernen. Doch zunächst einmal musste ein Einstufungstest absolviert werden. Ich hatte das Gefühl, viel weniger zu wissen als ich müsste, aber wurde, entsprechend meines bisherigen Niveaus, in den B1-Kurs eingeteilt, der mich zwar ziemlich forderte, aber den ich letztlich gut meisterte. Die Lehrer waren alle super nett, hatten immer ein offenes Ohr für uns und konnten sehr gut erklären. Je nach Stundenplan hatte man entweder von neun bis etwa halb zwei oder von zwölf bis circa halb fünf Unterricht.

Die Brücke von Ronda verbindet die Stadtteile.

Ein Ausflug nach Ronda lohnt sich auf jeden Fall. Die Brücke, die Alt- und Neustadt verbindet, ist ein beliebtes Fotomotiv.

Malaga erleben

Dank dieser eher kurzen Studientage, blieb außerdem genügend Zeit, die Stadt zu erkunden. Meine Highlights waren

  • der Strand: der Playa de Malagueta, an dem man wunderbar entspannen, mit Freunden picknicken und am Abend lange Spaziergänge machen konnte und der Penon del Cuervo, an dem wir Studenten uns häufiger zu Barbecues trafen
  • der Mercado Central de Atarazanas, den ich hin und wieder mit meiner Gastmutter besuchte, um frischen Fisch und Fleisch fürs Abendessen einzukaufen
  • die Kathedrale von Malaga, die im 15. Jahrhundert errichtet wurde und die unglaublich imposant und gleichzeitig wunderschön aussieht und in der man großartige Kunstwerke bewundern kann
  • und das Picasso-Museum. Der Künstler wurde in Malaga geboren und einige seiner schönsten Stücke werden hier ausgestellt. Im Oktober war es vor allem vormittags weniger besucht, im Sommer sollen die Schlangen allerdings lang sein – also lohnt es sich, früh aufzustehen.

Die Alcazaba, eine alte maurische Festung aus dem 11. Jahrhundert, die über der Stadt thront, und das Schloss Gibralfaro sollte man sich außerdem angeschaut haben. Und auch das Römische Theater und der Botanische Garten sind großartig. In jedem Fall kann ich die Stadt nur empfehlen – ob für einen Urlaub oder eine Sprachreise. Wer sich für einige Tage einen Mietwagen nimmt, wie ich das getan habe, sollte sich auch den Königsweg ansehen, der über wunderbare Schluchten und durch die Berge führt und den man nur mit Helm betreten sollte. Und auch die Nerja-Höhlen nahe der gleichnamigen Stadt sind definitiv einen Abstecher wert.

Das Nachtleben Malagas lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Viele Cocktail- und Sportbars sowie Clubs haben uns Studenten an den Abenden begeistert, nach denen wir am nächsten Morgen nicht bereits um neun auf dem Campus sein mussten. Aber schließlich haben wir uns das ja auch verdient. Letztlich hatte ich eine großartige Zeit in der Stadt, habe tolle Menschen getroffen, großartiges Essen genossen und konnte mein Spanisch auf B2-Niveau verbessern. Eine Sprachreise nach Spanien kann ich jedem wirklich nur empfehlen.

© Martin Gädeke, 2024
Der Autor
 
Martin Gädeke hat www.umdiewelt.de vor über 23 Jahren gegründet, ist aber nur einer von tausenden Aut­oren - und bei Weitem nicht der Aktivste. Dafür ist er für alles andere auf der Seite zuständig und immer für Dich erreichbar!
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