Sahara - Grenzfahrten zwischen den Welten

Reisezeit: November 2001 - Februar 2002  |  von Angelika Gutsche

Auf den Spuren der Tuareg durch die Sahara: eine Abenteuerreise durch Algerien, den Niger und Mali.

Durch die algerische Sahara

Anfang November beginnt diese Reise, die uns durch die afrikanischen Länder Algerien, Niger, Mali und Burkina Faso führen wird. Am Grenzort Taleb Larbi reisen wir, von Tunesien kommend, nach Algerien ein. Die Pass- und Zollformalitäten bringen wir problemlos hinter uns und dann geht es auf guter Teerstraße weiter durch den nördlichen Teil der Sahara, der bereits in Tunesien bei Tozeur begann. Dünenhügel, dazwischen Trichteroasen mit kleinen Gruppen von Dattelpalmen, prägen das Landschaftsbild. An den Straßenrändern werden auf wackligen Brettgestellen Sandrosen angeboten, die durch das Anlegen der trichterförmig in den Sand gegrabenen artesischen Brunnen zutage befördert wurden.

Die Einfahrten in die gepflegten und betriebsamen Ortschaften und Städte sind durch große, über die Straße gespannte Torbögen gekennzeichnet. In unserem roten Feuerwehrauto werden wir, mein Mann Hellmut, der diese Reise geplant und organisiert hat, unsere zwei Freunde Fritz und Robert, unser Schäferhund Rex, und ich, von den Menschen freundlich begrüßt. Im Gegensatz zum sich sehr westlich und modern gebenden Tunesien wirkt Algerien auf den ersten Blick traditionell. Am zweiten Tag erreichen wir die Stadt Hassi Messaout, ein neu erbauter Petrol-Wüstenort. Dann zieht sich die Asphaltstraße durch ein sogenanntes Dünen-Gassi des Erg Oriental, Richtung Hassi bel Gebour. Neben uns erheben sich die die höchsten Dünen der Sahara in einen grau umwölkten Himmel.

Die Nächte in der Sahara sind kalt. Wir machen ein Feuerchen. Das Holz dazu haben wir aus Deutschland mitgebracht. Bevor wir in unsere Daunenschlafsäcke kriechen, zum Aufwärmen noch ein Schluck Slivovic aus der Flasche. Die trockene Luft macht nicht nur meinen Augenlidern zu schaffen, sie sind rot geschwollen und entzündet, sondern auch meine Nebenhöhlen schmerzen und müssen sich erst auf die geänderten klimatischen Bedingungen einstellen. Mein Gesicht verträgt kein Wasser mehr. Ob mein mitgeführter Vorrat an Feuchtigkeitscremes ausreichen wird?

Am dritten Tag unserer Fahrt durch die algerische Sahara treffen wir endlich auf die ersten Tuareg! Stolz auf ihren Kamelen sitzend ziehen sie in einiger Entfernung vorbei und würdigen uns keines Blickes. Sie sind in indigoblaue Umhänge, die "Gandura", gehüllt. Ihr Gesicht verdeckt mit Ausnahme der Augen ihr Gesichtsschleier, der "Tugulmust".

Die Fahrt führt über ein steiniges Hochplateau. Aus Geröllfeldern erheben sich Berge. Als es hier noch kein Asphaltband gab, orientierten sich die Reisenden an den "Alam", Steinmännchen, die auf den Bergen aufgeschichtet wurden und schon von weiten sichtbar sind. Wir durchqueren Wadis mit frischem Grün, die erst vor kurzem noch Wasser geführt haben müssen. Auf einem kurzen Spaziergang entdecke ich Versteinerungen, Schnecken und anderes Meeresgetier, das Zeugnis ablegt von Zeiten als sich hier Ozeane ausdehnten. Dann wird die Landschaft wieder flacher. Neben der Fahrbahn verlaufen die dicken, oberirdisch verlegten Rohre der Ölpipelines, in denen der kostbare Wüstensaft von den südlichen Förderstellen in den Norden gepumpt wird.

Die Umgebung erinnert immer mehr an Mondlandschaften. Steilste Serpentinen führen plötzlich hinunter durch tiefe Abbrüche auf die nächste Ebene, auf der sich, so weit das Auge reicht, schnurgerade das graue Asphaltband hinzieht. Im Auto geht die Temperatur bis auf 37° Celsius hoch. Feiner Sand löst das Geröll ab. Vereinzelt ragen Tafelberge aus der Ebene. Dann kommt der nächste Abbruch. Man könnte meinen, die Serpentinen führen hinunter in die nächste Etage des Höllenvorhofs. Endlich taucht hinter einer Düne der Ort In Armenas auf. Nach dessen Durchquerung folgen wir der Straße durch den Erg Bourharek mit wunderschönen Dünen, die ihrerseits von einer Mondlandschaft abgelöst werden, die in Kohlenhalden übergeht, um wiederum in traumhafte Dünen überzuwechseln.

Am nächsten Tag erreichen wir die Provinzhauptstadt Illizi. Ein properer Ort mit nettem Hotel, einladenden Restaurants und Cafés, einer Post und Läden für jeden Bedarf. Es wimmelt nur so von traditionell gekleideten Tuareg, die durch ihren hohen Wuchs, bestimmt ist hier die Durchschnittsgröße 1,90 m, auffallen.

Und weiter führt die Straße immer wieder von hohen Pässen in tiefer gelegene Ebenen hinunter, wo man doch längst dachte, den allertiefsten Punkt schon erreicht zu haben. Die Landschaft wird noch bizarrer: schroffe Stein- und Felsformationen regen die Phantasie an: Man durchschreitet Torbögen, klettert über Felskuppen in Gestalt von Tier- und Menschenköpfen, sieht sich Auge in Auge mit aus dem Fels modellierten Fabelwesen.

In der algerische Wüstenstadt Illizi

In der algerische Wüstenstadt Illizi

Traditionelles Algerien

Traditionelles Algerien

Ein Richtung weisendes Wegzeichen, genannt "Alam"

Ein Richtung weisendes Wegzeichen, genannt "Alam"

Unterwegs in der algerischen Sahara

Unterwegs in der algerischen Sahara

Sandrosen in den Trichteroasen

Sandrosen in den Trichteroasen

Dünenspaß

Dünenspaß

Vor dem großen Abbruch: Sind die Bremsen in Ordnung?

Vor dem großen Abbruch: Sind die Bremsen in Ordnung?

Felsformationen im Tassili-Gebirge

Felsformationen im Tassili-Gebirge

© Angelika Gutsche, 2004
Du bist hier : Startseite Afrika Algerien Algerien: Durch die algerische Sahara
Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 05.11.2001
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 10.02.2002
Reiseziele: Algerien
Niger
Mali
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors