Paris comme il faut

Reisezeit: Mai 2007  |  von Alex Kriegelstein

Eine kleine Gebrauchsanweisung: Tipps für drei, vier Tage in der Schönheit an der Seine. Man braucht zwar immer NOCH mehr Geld, um Paris halbwegs menschenwürdig zu genießen, aber es ist immer wieder jede Minute wert und jeden Tausender.

Aimer Paris

Beste Aussichtspunkte:

- Galeries Lafayette, hinter der Oper, vom Dach aus
- Eiffelturm (eher abends, eher nur um "oben gewesen zu sein")
- Centre Pompidou, Notre Dame, Sacré Coeur, Tour Montparnasse
- Blick von der Place de la Concorde hinauf auf die Champs Elysées - nachts oder bei Sonnenaufgang

Beste Führer:

- Michelin "Paris": am informativsten, übersichtlichsten und relativ billig, Stadtteilpläne der jeweiligen beschriebenen Gegend, die besser sind als die "normalen" Stadtpläne;
- Eckart Peterich: "Pariser Spaziergänge", Prestel Verlag: die schönste literarische Liebeserklärung, was in diesem Fall etwas heißen will;
- MERIAN-Hefte "Paris": viel Stimmung, mehrere Jahrgänge, zum Schmökern vorher oder nachher;
- Du Mont Visuell, "Paris": der aufwendigste, 3-D-Pläne, man sieht alles, worüber man liest, sehr liebevoll gemacht, allerdings merkt man recht drastisch, wie viel man nicht "unterbringen" kann;

Bestes Ausgehen am Abend:

- Montmartre - nicht ganz oben und nicht um die Place du Tertre, sondern die Westseite des Hügels - dort, wo Amélies Lokal sich befindet...
- Umgebung der Place de la Bastille: seit Mitte der Neunziger sehr trendy, viel los
- Rue St. André des Arts und Umgebung (Ausgangspunkt Place St. Michel): etwas vom alten Paris, zwischen Quartier Latin und St. Germain-de-Prés
- Quartier Latin, insbes. um St. Séverin: gleich daneben, etwas mehr touristisch, gegen Mitternacht rammelvoll, Straßenmusikanten, ...
- Centre Pompidou und Umgebung: jung, chic, cool

Schlechtestes Ausgehen am Abend:

- Montmartre um die Place du Tertre, Pl. Pigalle, Montparnasse, "Nachtclubs" wie Moulin Rouge, Crazy Horse, Paradis Latin, Lido etc.(außer für Wiener Gürtel-Freaks und Grinzing-Liebhaber: aus total verschiedenen Gründen ist jeder dieser Punkte ein Verbrechen gegen den guten Geschmack)

Beste Bootsfahrt auf der Seine:

- Pont de l'Alma, Nordseite: Bateaux Mouches, alle 30 Min., bestens bei Sonnenuntergang (bester Tunnelpfeiler und Diana Spencer- Wallfahrtsort: 3. von links, ganz in der Nähe ...)

Bestes Essengehen:

- Crêpes und Sandwiches (Baguettes) überall, zu jeder Tageszeit; mit Crêpes-Inhalt Vollgesabbertzusein gehört unbedingt dazu; Sandwiches Grecs sind Baguettes mit Kebap und um drei Uhr morgens megawichtig;
- Restaurant Hippopotamus (gibt es viele in ganz Paris, z. B. beim Forum des Halles): relativ günstig, saugute Steaks, trotz Kettencharakter ziemlich pariserisch
- Wirklich gut Essen ist ganz ganz teuer; ein nettes kleines Lokal mit Ambiente und bürgerlichen Preisen kennt jeder Paris-Kenner, aber es ist immer gerade neuübernommen oder heute geschlossen - Glückssache ...;
- Au Pied de Cochon (beim Forum Les Halles, seit 1944 keine Sekunde geschlossen!): elsässische Küche, nicht billig, aber gut und sehr authentisch, auch was den Platzmangel, die winzigen Tische und das gestreßte Personal betrifft - reservieren;
- Tour d'Argent (reservieren!): Bester Ausblick, bestes Essen, beste Enten, Menü ab ca. E 300,-/Person, dafür sind die Enten nummeriert...

Bestes Shopping:

- Forum des Halles: vier Stock abwärts, 440 Geschäfte usw.
- Rue de Rivoli, vor allem Höhe Louvre bis Höhe Rathaus

Bestes Relaxen:

- Garten des Palais Royal; gratis, ruhig, supergut (hier gab's die ersten Puffs, die ersten Cafés und den Ausbruch der Franz. Revolution {der von 1789})
- Père Lachaise: Friedhof aller Friedhöfe, Romantiker fallen hier dauernd in Ohnmacht

Beste Kultur-Musts:

- Notre Dame und Sainte Chapelle (beides in 2 Stunden abhakbar, dann sollte sich das Leben allerdings verändert haben; ein früher Morgen in Notre Dame (8 Uhr) entspricht ein paar Ewigkeiten im Paradies)
- Louvre (trotz oder wegen der Größe, ist einfach ein Irrsinn, und ein guter, und so viele solche gibt's nicht auf der Welt)
- Musée d'Orsay (schon allein das Gebäude, natürlich die Impressionisten, ...)

Beste Geheimtips:

- Musée Carnavalet (Historisches Museum der Stadt in einem Marais-Palais, ganz fein!) - Challenge: finde die Proskriptionsliste, die Robespierre gerade unterschrieb, als er verhaftet wurde (inkl. Blutflecken!)
- St. Denis (allerallererste gotische Kirche, (wg. Revolution leere) Grablege der franz. Könige seit dem 7. Jahrhundert, fast nie Touristen, turbogute Präsentation mit Kopfhörer und Infrarot-Berieselung; mit Métro erreichbar, Umgebung typisch pariserische Vorstadt, d.h. siehe Dante, Inferno

Schlechtester Ausflug:

- Versailles (zu weit, zu mühsam, zu teuer, zu überlaufen, zu anstrengend; vielleicht nächstes Mal)

Bestes Spazierengehen:

- die großen Boulevards: Oper bis Place de la Rèpublique
- Marais-Viertel, unbedingt mit Pl. des Vosges, möglichst sonntags
- Canal Saint Martin

Beste Öffibenutzung:

- Carnet (10er-Pack Métrotickets)

Bestens zu vergessen:

- "Normale" Supermärkte (findet man nicht), Taxis (findet man auch nicht, insbes. nach Mitternacht; wenn doch: sie sind leistbar), Pariser Höflichkeit (außer man spricht französisch so richtig gut, dann ist es umgekehrt), Flippern (außer man ist auf dem jeweiligen Gerät GOTT), Bier nach 22.00 Uhr (Preise im Orbit)

Beste Typen, auf deren Spuren man sich befindet:

- Rilke, Hemingway, Fitzgerald, Joseph Roth, Ludwigs (insbes. N° XIV bis XVI), Napoléon, Picasso, Blaise Pascal, Ödön v. Horvath, Gertrud Stein, Edith Piaf, James Joyce - NICHT (wiederhole: NICHT) Diana Spencer

Beste deutsche Buchhandlung:

- (wenn man gerade gemerkt hat, daß einen die Stadt umhaut und man alles über sie auf deutsch nachlesen will, bzw. wenn man gerade gemerkt hat, dass einem fad ist, weil nix los und alles zu teuer ist, und München wäre sicher lustiger gewesen und dort ist das Bier besser und ...): Marissal, Platz des Centre Pompidou, Nordseite

Beste American Bar:

- Harry's, Rue Daunou (Nähe Pl. Vendôme): wenn das Geld eh scheißegal ist, und außerdem war Hemingway hier und hier sprechen alle anderen auch nicht französisch...

Bester Blick auf den Eiffelturm:

- Überraschenderweise nicht von ihm aus, sondern vom Trocadéro-Plateau aus

Beste Klopause:

- Hotel Ritz; Pl. Vendôme: 1. wg. des Platzes, 2. wg. des Hotels, 3. wg. Hemingway, 4. wg. der Auslagen in der Umgebung, 5. wg. Diana Spencer

Beste Cafés:

- Aux Deux Magots und Le Fleur in St. Germain-des-Prés, St. Séverin beim Pl. St. Michel, La Paix vor der Oper, und alle anderen

Beste Aktion in Paris:

- Aufenthalt verlängern

Zweitbeste Aktion in Paris:

- Beschließen, wiederzukommen

Place Furstemberg in St. Germain. Wer hier nie eine Liebste küsste...

Place Furstemberg in St. Germain. Wer hier nie eine Liebste küsste...

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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 01.05.2007
Dauer: 1 Tag
Heimkehr: 01.05.2007
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Alex Kriegelstein berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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