Mit dem Motorrad nach Ägypten - über Zypern, Israel und Jordanien

Reisezeit: September - November 2000  |  von Martin Gädeke, Mio Beck

Die Heimfahrt

Für die Nacht vor der geplanten Abfahrt lassen wir uns auf einem Campingplatz 30 km südlich von Haifa nieder. Am nächsten Tag, einem Freitag, wollen wir die Fähre zurück nach Griechenland nehmen.

Am Morgen machen wir uns gemütlich fertig, und fahren die restlichen 30 km zum Hafen. Dort erfahren wir zuerst, dass der Hafen Freitags ab 12 Uhr immer geschlossen ist, wegen Sabbat am nächsten Tag. Aha.
Nach einigem Terz erfahren wir dann desweiteren, dass unsere Fährlinie, die Poseidon Lines, Haifa nicht mehr im Programm hat, also wahrscheinlich nur noch von Piraeus bis Zypern und zurück fährt. Aha.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass auf der Internetseite von Poseidon Lines nichts dergleichen stand. Soviel zum Thema Neue Medien.

Vollkommen deprimiert und ideenlos beim Nudelkochen in Haifa.

Vollkommen deprimiert und ideenlos beim Nudelkochen in Haifa.

Durch die zusätzlichen Tage in der Nähe von Haifa, die wir mit Warten verbringen, habe ich genug Muße, um endlich mal meinen Vergaser auszubauen und die Düsennadeln zu tunen. Entgegen der allgemeinen Weißheit "Never touch a running System".

Mit zerlegtem Motorrad südlich von Haifa.

Mit zerlegtem Motorrad südlich von Haifa.

Prompt reißt mir beim Ausbau auch der sowieso schon spröde, linke Ansaugstutzen auf. Super, mit dem Motorrad kann ich nicht mehr fahren.
Praktischerweise zeitgleich zieht sich Mio einen platten Vorderreifen zu (beim Versuch, zu zweit auf seinem Motorrad nach Elat in die Sonne zu fahren). So sind wir am Sonntag gezwungen, aus zwei kaputten Maschinen eine funktionstüchtige zu basteln, um wenigstens nach Haifa fahren zu können.
Beim Yamaha-Händler ist Mios Reifen auch kein Problem (noch nicht jedenfalls), mein Ersatzteil hingegen schon. Sie haben zwar eins da, Kostenpunkt zuerst 400 DM !!!, nach Verhandlungen (angeblich mit Yamaha Israel) nur noch 150 DM und in der Not zahlt man ja alles. 150 DM für ein Plastik-Teil dessen Herstellung keine 5 Mark kostet, das dann auch das falsche Teil ist (soviel zum Thema Gutgläubigkeit) und sich außerdem bei näherer Betrachtung als gebraucht herausstellt.

Die gute Nachricht des Tages bringt unser Besuch bei der Agentur die für unsere Fähre zuständig ist. Die versichern uns, es sei überhaupt kein Problem, wir könnten am Montag direkt eine andere Fähre nehmen, indem wir denen einfach nur unser altes Ticket zeigen.
Zurück am Campingplatz müssen wir feststellen, dass die Holländer (wie schon seit langem befürchtet) eine erfolgreiche Invasion ausgeführt haben. Unser kleines Zelt ist umgeben von 38 Campingmobilen und ungefähr 100 Holzschuhtragenden Holländern. Aha.

JA! ERLEGT!

JA! ERLEGT!

Die Fähre am nächsten Tag erreiche ich dann mit meinem ADAC-Schutzbrief und einem Abschleppwagen. Bis zum Hafen schafft auch Mio es, aber aus purer Loyalität holt er sich dort einen neuen platten Vorderreifen.

Irgendwie gelingt es uns, uns aus Versehen durch die Israelische Security (die Tourroristenabwehr) zu schmuggeln und Mio schafft es sogar aufs Schiff, während ich noch in der Autoschlange stehe. Dummerweise habe ich keinen von diesen gelben Security-Aufklebern bekommen (woher auch?), darum werden die freundlichen Beamten aufmerksam, kommen her, wollen meine Papiere sehen, sind ziemlich sauer, dass ich ihnen durchgeflutscht bin und wollen unter anderem wissen, ob ich allein reise?
Natürlich will ich nicht, dass sie Mio wieder vom Schiff holen, mit seinem kaputten Motorrad, und da fällt mir folgendes Zitat ein: "Lügen darf man!" (Matthias S. aus Bamberg zum Thema Drogenfahndung in Deutschland).
Nie! Lüge nie die Israelische Security an! Niemals!
GARNIE!!!

Sie glauben mir zwar, dass ich allein bin, interviewen mich aber weiter. Das läuft auch soweit ganz hervorragend, eben solange, bis Mio vom Schiff kommt und mich auf Deutsch fragt ob es irgendein Problem gibt. Das finden die Jungs nicht so lustig und es folgen weitere Interviews (mit sehr, sehr ernsten Gesichtern) während Mio separat über jedes meiner Worte ausgequetscht wird.
Eine halbe Ewigkeit später dürfen wir als allerletzte (schiebenderweise) aufs allerletzte Israel verlassende Schiff (laut Besatzung) und die Hollaender kommen auch mit, die wird man so leicht nicht mehr los.

Wir lassen das Land in Wut und Zerstörung zurück. Brennendes Dorf bei Haifa.
Nein - doch nur ein Lagerfeuer.
Zynischer Nachtrag, 07. April 2002: könnte auch ein Palästinenserdorf sein.

Wir lassen das Land in Wut und Zerstörung zurück. Brennendes Dorf bei Haifa.
Nein - doch nur ein Lagerfeuer.
Zynischer Nachtrag, 07. April 2002: könnte auch ein Palästinenserdorf sein.

Die erfreulichste Abwechslung auf der durchweg langweiligen Schiffsreise ist der Zwischenstop in Zypern. Für ein paar Stunden gehen wir von Bord und es ist wie Heimkommen. In unserem Reiseführer steht etwas von Gratis-Weinprobe bei der größten Distillerie, Brauerei und Kelterei Yzperns, das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Der Weg zurück zum Schiff ist danach ausgesprochen lustig. Und wir sind natürlich hackedicht...

Wir sehen auch betrunkene Touristen, bestimmt Deutsche.

Wir sehen auch betrunkene Touristen, bestimmt Deutsche.

Es ist mir unverständlich, wie sich manche Menschen so gehen lassen können...

Es ist mir unverständlich, wie sich manche Menschen so gehen lassen können...

...oder so...

...oder so...

...oder so, bei denen geht ja schon das Licht aus. Es ist eine Schande!

...oder so, bei denen geht ja schon das Licht aus. Es ist eine Schande!

In Piräus wird Mio mit Hilfe seines Schutzbriefes abgeschleppt und ich besorge mir mein Ersatzteil für 40 Mark, neuwertig. Das baue ich dann am Hafen direkt neben unserer Fähre ein und das Motorrad fährt wieder, aber nicht gerade geschmiert. Jaja die Düsennadel, ich weiß, never touch a running system. JA ICH WEISS; JETZT WEISS ICH'S JA! Qualmenderweise und mit einem Benzinverbrauch wie ein Porsche kommen wir in Patras auf unsere Anschluss-Fähre nach Italien, dort schraube ich noch eine Stunde auf dem Autodeck rum. Das ist natürlich viel zu kurz, es langt gerade dazu, den Primär-Vergaser wieder in Ordnung zu bringen. Also ist in Triest erstmal bei strömendem Regen Reparatur in der Fussgängerzone angesagt. Lieblingswort der Italiener: "kabutt?".

Mit der Düsennadel in der linken Hand in Triest.

Mit der Düsennadel in der linken Hand in Triest.

Danach Heimfahrt über den Plöckenpass (arschkalt), Felber-Tauern-Pass (arschkalt, Schneetreiben, 10 cm Schneeschicht, Stau, glatt, fies), München (Frost), Tübingen (1 Uhr nachts, Badewanne). Alles dies in Sommerklamotten in mehreren Schichten übereinander.

Nachmittags Schneeballschlacht am Felbertauernpass.

Nachmittags Schneeballschlacht am Felbertauernpass.

Und dann: Home sweet home.

© Martin Gädeke, Mio Beck, 2002
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Herbst 2000: Noch schnell den Motorrad-Führerschein gemacht und dann auf ins Land der Pyramiden! 10 Wochen Sonne, Sand und Abenteuer.
Details:
Aufbruch: 01.09.2000
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 07.11.2000
Reiseziele: Zypern
Jordanien
Ägypten
Katharinenkloster
Israel
Der Autor
 
Martin Gädeke hat www.umdiewelt.de vor über 23 Jahren gegründet, ist aber nur einer von tausenden Aut­oren - und bei Weitem nicht der Aktivste. Dafür ist er für alles andere auf der Seite zuständig und immer für Dich erreichbar!
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