Burkina Faso im Schnelldurchgang - ein westafrikanisches Tagebuch

Reisezeit: November 2001  |  von Uwe Decker

Eine Reise durch Burkina Faso im November 2001.

Ankunft in Burkina Faso

Montag, 19.11.2001

Es geht wieder los !
Neun Monate ist es her, daß ich das erste Mal in Westafrika war, in Accra/Ghana, eine Woche, kostenlos, mit einem Freiflug der Lufthansa. Da ich schon einiges gesehen habe in der Welt, wollte ich nun mal schauen, wie es mir dort gefällt, sozusagen ein Schnupperkurs in Sachen Schwarzafrika. - Es hat mir toll gefallen, Schwarzafrika macht süchtig. Naja, die meisten nicht, daß ist mir schon klar. Viele wird der Lärm, das Chaos, der Dreck auf den Straßen und Märkten abstoßen, das Aussehen der Menschen, ihre Fremdartigkeit wird ihnen vielleicht sogar Angst machen. Und sie werden fluchtartig das Chaos, das sich vor ihren Augen abspielt verlassen wollen, zurück ins Hotel, am besten gleich nach Hause. - Ich nicht. Ich gehe gerne über die Märkte, im Prinzip ist ja jede Stadt in Westafrika ein einziger großer Markt, schaue mir die Menschen an, sauge die Atmosphäre in mir auf, wie eine Droge.

Dieses Mal geht es nach Burkina Faso, ein Land, von dem die meisten gar nicht wissen, daß es das überhaupt gibt, 9 Tage nur, aber immerhin. Ich gebe zu, zunächst bin ich darauf gekommen, weil der Name der Hauptstadt so lustig klingt, Ouagadougou (sprich: Waggaduuguu). Dann habe ich aus dem spärlichen Informationsmaterial, das ich über das Land zusammentragen konnte (die Seiten über Burkina Faso in den Westafrika-Büchern von Reise-Know-How und Lonely Planet sowie einige Infos im Internet) aber auch entnommen, daß es ein politisch sicheres, stabiles Land wie leider derzeit nur wenige im westlichen Afrika, mit für westafrikanische Verhältnisse durchaus annehmbarer touristischer Infrastruktur sein soll.

Die erste Enttäuschung der Reise erfahre ich bereits im Flieger der Air France von Paris nach Ouagadougou - fast alles Weiße, die Schwarzen kann man an zwei Händen abzählen. Mich hatte schon vorher gewundert, daß die Nachfrage nach Flügen in diese Region offensichtlich sehr hoch ist, viele Termine sind schon weit im voraus ausgebucht. Auch die im Vergleich unverschämt hohen Preise haben mich geärgert, 1.700 DM für ein Rückflugticket Frankfurt - Ouaga. Gott sei Dank hatte ich nicht bei der gerade pleite gegangenen belgischen Sabena gebucht, sondern bei Air France, die nun neben Air Afrique die einzige Fluggesellschaft ist, die Burkina, Mali u.a. von Europa direkt anfliegt. Air France ist zwar um 200 bis 300 DM teurer, aber auch zuverlässiger, hat einen besseren Ruf als Air Afrique. Na, wenn ich vorher gewußt hätte ...

Immerhin verläuft der Hinflug planmäßig, allerdings auch weit weniger aufregend wie der Lufthansa-Flug nach Lagos und Accra neun Monate vorher, wo ich vier Stunden lang am Fenster klebte und fasziniert auf die Sahara mit ihrer endlosen Ausdehnung starrte. Gewöhnt man sich so schnell an solch einen Anblick oder ist der Teil der Wüste, den wir dieses Mal überfliegen, nur weniger faszinierend?

Nach fünfeinhalb Stunden Flug von Paris erreichen wir schließlich gegen 16.00 Uhr Ortszeit (MEZ - 1 Std.) Ouaga, die Abfertigung verläuft für afrikanische Verhältnisse zügig. Neuerdings kann man sogar ohne Visum anreisen, am Flughafen bekommt man dann ein Visum für gleich fünf verschiedene westafrikanische Länder. Das soll der Tourismusförderung dienen, wieviel das kostet, habe ich nicht erfragt. Da ja manche Staaten ihren Staatshaushalt größtenteils durch Visagebühren zu finanzieren scheinen, könnte das Ganze aber recht teuer werden.

Burkina Faso macht auch hier eine Ausnahme, ein Dreimonatsvisum für 45 DM, da kann man nicht meckern, und es geht sogar sehr zügig, eine Woche.

Ich hatte mir vorher im Internet schon ein Hotel ausgesucht, das ich ansteuern wollte und brauchte eigentlich nur ein Taxi, das mich dorthin bringen sollte. Die 50m vom Ausgang der Flughalle bis zum Taxistand können aber in Afrika sehr lang werden.
Egal, zum wievielten Male man dort ankommt, man hat keine Chance, es ist immer das gleiche Ritual: Gepäckträger stürzen auf dich zu, der erste trägt dein Gepäck 10 Meter, übergibt es dem nächsten, der dann einen anderen beauftragt, jemanden zu finden, der einen Taxifahrer kennt. Schließlich stellen sich auch noch die Brüder des Taxifahrers vor, sagen, sie hätten ihm gerade den Weg zum Hotel erklärt und so teilen sich schließlich zahlreiche Leute einige der CFA oder evtl. auch frz. Francs, die der Tourist vorab getauscht hatte. Der westafrikanische Francs -CFA-, gültig in sieben Ländern, ist übrigens fest an den französischen Francs, später dann an den Euro, gekoppelt, es gibt also keinerlei Kursrisiko.

Der Flughafen von Ouaga liegt fast mitten in der Stadt, zu vielen Hotels könnte man ohne weiteres auch zu Fuß laufen. Mein auserwähltes, das Hotel Central, liegt beim zentralen Markt, etwas weiter weg vom Airport und bereits die kurze Taxifahrt bestätigt genau das, was ich mir von Ouaga vorgestellt hatte, klapprige Autos, meist Peugeots, Renaults, auch viele uralte Mercedes, allerdings auch einige recht neue, Mopeds, Mofas, Fußgänger, Holzkarren, die sich die Straßen teilen. Ansonsten Hitze pur, 35 Grad, sagte der Pilot vorhin. Über das Wetter brauche ich im Verlauf des Berichtes eigentlich keine Worte mehr zu verlieren, es wird immer gleich bleiben, Sonne, mit ein paar Wolken, schön warm, 34 bis 38 Grad, aber eine trockene Hitze, recht gut auszuhalten. Ich werde in den nächsten Tagen nicht wenige Einheimische mit Mütze und dicker Jacke zu sehen bekommen, vor allem abends, wenn die Temperatur knapp unter 30 Grad sinkt. Es wird ja auch langsam Winter hier.

Das Hotel macht einen ordentlichen Eindruck, 2 Sterne, 80 DM das Zimmer.

Ich muß mal kurz nachrechnen, also 16 Uhr Ankunft, 17.30 Uhr im Hotel, auspacken, etwas ausruhen, dann raus gegen 19.00 Uhr, die Neugier treibt mich, und nach einer Stunde Spaziergang, also vier Stunden nach Ankunft, habe ich das erste Mädel, das, wie sie aufrichtig beteuert, liebend gerne den Urlaub mit mir verbringen und mir gerne das Land zeigen möchte. Nach vier Stunden, nicht schlecht, auch für afrikanische Verhältnisse. Das kann hier, muß aber nicht, ganz schnell gehen, man ist ja aufgrund seines Aussehens eindeutig als Besucher aus dem Paradies, wahrscheinlich mit Taschen voller Geld, zu identifizieren. Auch im Dunkeln. Dann wird man ganz zwanglos angesprochen, man macht etwas Smalltalk, geht ein Stück zusammen und schon hat man was für den gesamten Urlaub. - Oder auch nicht. Ich sage ihr ab, Beatrice, 22 Jahre, sieht aber eher aus wie 18. Auch sprachlich haben wir Probleme, die mich übrigens den ganzen Urlaub begleiten werden. Sie spricht französisch, mit manchmal komischer Aussprache, aber fließend, wie alle hier, mit denen man es als Tourist zu tun hat. Ich spreche auch Französisch, stockend, die Worte muß ich mir eher mühsam aus den Tiefen meines Gedächtnisses hervorholen. Doch dazu später mehr.

Ansonsten kann man die Burkinabes nicht gerade als Energieverschwender bezeichnen, die Straßen sind nur spärlich beleuchtet, es wirkt, wenn man als Neuankömmling zum ersten Mal in der Stadt auf der Straße ist, etwas gespenstisch. Die Abfälle vom Markt werden zusammengekehrt oder liegen noch überall herum, die Bretterbuden am Straßenrand werden nur von schummrigen Öllampen beleuchtet, überall sitzen oder liegen Gestalten, die nur schemenhaft zu erkennen sind. Sicherheitshalber habe ich meine gesamten Wertsachen im Hotel abgegeben, nehme nur ein wenig Geld mit, man weiß ja nie ...

Um es aber gleich vorwegzunehmen, Ouagadougou, und die anderen Städte sowieso, sind sehr sicher, mit freundlichen Menschen, die einem nichts Böses wollen. Mir zumindest nicht. Nicht ein einziges Mal im gesamten Urlaub habe ich mich unsicher oder bedroht gefühlt, habe sogar später immer meinen Pass, Flugticket und gesamte Barschaft mit mir rumgeschleppt, weil mir die Prozedur im Hotel bei der Abgabe der Wertsachen zu umständlich erschien.

© Uwe Decker, 2004
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 19.11.2001
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 29.11.2001
Reiseziele: Burkina Faso
Der Autor
 
Uwe Decker berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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