Sachhara - Die Hexe

Reisezeit: September / Oktober 2002  |  von Regine Lorenz

Aberglaube oder gibt es doch Hexen in Tunesien? Diese Geschichte beschreibt meine Begegnungen mit außergewöhnlichen Frauen in Tunesien

Sachara - Die Hexe

Sachara - die Hexe

Tunesien ist ein islamisch geprägtes Land, das zwar sicherlich auch fundamentalistische Züge haben kann, sie aber nur sehr selten zeigt. Dieses Land ist ebenfalls durch sein Vielvölkertum geprägt. Das äußert sich unter anderem in der Toleranz der Ausübung des islamischen Glaubens. Einer dieser Zweige des Glaubens nennt sich Baraka. Wir würden es schlicht als Aberglauben ab tun und dort glaubt natürlich auch niemand, aber wirklich auch gar niemand offiziell an die Hexen und die Schwarzmagier. Besucht werden diese Herrschaften jedoch sehr häufig. Der positive Zweig des Baraka sind die Marabouts und auch diesen wird häufig und sehr gerne zugesprochen. Über die dunkle Seite stolpert man irgendwann zwangsläufig und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Es stand ein dringender Familienbesuch in Tunis an. Dringend deshalb, weil ein Teil der Familie den anderen bereits seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatte und weil eine der Tanten nach Djerba mußte und sich aber strikt weigerte mit dem Überlandbus zu fahren oder gar zu fliegen. Und außerdem bot die Reise in den Norden die Gelegenheit einen der weiter entfernten Cousins, der sich derzeit auf Staatsurlaub befand, sprich im Gefängnis, mit Kleidung, Zigaretten und Leckereien zu versorgen. Als chronisch neugierig bekannt was dieses Land an geht, brauchte ich auch nicht zu fragen ob ich mitfahren könne, sondern es wurde mir freiwillig angeboten. Quält mich doch schon lange die Frage was so hinter tunesisch-schwedischen Gardinen vor geht. Gehört hatte ich bereits Vieles, allerdings nur wenig Gutes. Und so hoffte ich die Gelegenheit zu nutzen so ein Etablissement mal von innen zu sehen, wenn sie mich denn auch hinein ließen. Es wurde also alles für den Kurztripp gepackt, einschließlich zweier großer Körbe für den Inhaftierten. Jetzt ist Kamel aber nicht gerade das schwarze Schaf der Familie und ich wunderte mich wie er den Weg ins Gefängnis gefunden hat. Noch dazu für ein halbes Jahr. Ich wurde darüber aufgeklärt, daß das in Tunesien eigentlich sehr leicht sei. Man müsse nur nicht einer Meinung mit einem Polizei-Beamten sein, der sich gerade anschickt sein Gehalt aufzubessern. Nein - als Bestechung würde das niemand bezeichnen, auch nicht als Bakschisch. In Tunesien nennt man das "Einen Cafe trinken gehen". Wenn man also irgend einer öffentlichen Person von der man sich verspricht, daß sie einem bei diesem oder jenem helfen kann, davon überzeugen möchte, daß sie dieses auch wirklich tut, dann geht man eben einen Kaffee trinken. Der Kaffee fällt dann entsprechend größer oder kleiner aus. Und Kamel war wohl nicht wirklich bereit gewesen, auch nur einen sehr kleinen Kaffee zu spendieren. Der wäre aber aus meiner Sicht vielleicht doch angebracht gewesen. Immerhin hatte er in volltrunkenem Zustand mit seinem Mofa das Kamel des Nachbarn angefahren. Das arme Tier rollt noch heute mit den Augen, wenn es etwas Motor Betriebenes nur hört. Und er hätte vielleicht den Beamten nicht anlügen sollen, daß er das nicht gewesen sein kann, obwohl er sich ein Stück Jeans herausgerissen hatte, das noch immer am Mofa hing. Nun ja...so wurden ihm eben vier Monate aufgebrummt: 1 Monat für das Fahren in betrunkenem Zustand und 3 für den Widerstand gegen die Staatsgewalt. Der Rest der Familie war über das Urteil geteilter Meinung und versuchte aber einträchtig ihm das Leben im Gefängnis erträglich zu gestalten. Soweit das eben möglich war.

Da der kürzeste Weg von Djerba nach Tunis sowieso über Kairouan läuft und Kamel in der Nähe von Kairouan ein saß, lag es also auf dem Weg. Nach ein paar Stunden ruhiger Fahrt kamen wir auch pünktlich zur Besuchszeit am Tor an. Ich wurde angewiesen wie ich mich zu verhalten habe: "Du sagst nix! Du bist unsere Cousine und wir nehmen Dich mit nach Tunis zur Verwandtschaft. Und schau ein bischen doof drein, dann fragen sie nix!" Nun gut....wenn ich mir nur ein Bild machen durfte. Vor den Toren herrschte bereits ein ziemlicher Menschenauflauf. Alle wollten sie die Verwandten besuchen. Auch wir wurden nach eingehender Kontrolle eingelassen. Angesichts der gestrengen Mienen des Wachpersonals war mir doch ein wenig mulmig. Schön ist es nicht gerade. Dagegen wirken deutsche Gefängnisse eher wie gute Mittelklassehotels. Die meisten Räumen sind Gruppenzellen. Kahl, schlecht isoliert, nicht wirklich sauber und vollkommen überfüllt. Hier herrscht das Recht des Stärkeren oder des Reicheren. Und reich ist hier schon wer gutes Essen und ein paar Schachteln Zigaretten hat. Denn damit kann man die Aufseher, die auch nicht gerade fürstlich entlohnt werden, zu ein paar Zugeständnissen bewegen. Dumpf ist es, Angst regiert. Der Geruch sagt eigentlich alles. Manche sind schon länger hier oder werden noch länger bleiben. Wir dürfen mit Kamel sprechen aber nur durch eine Gittertüre, so wie alle anderen auch. Er, der sonst immer fröhlich vor sich hin redet, schweigt jetzt und sieht düster drein. "Lebez Kamel?" " Lebez!" Nach einer kurzen Kontrolle dürfen wir die Körbe an Kamel abgeben. Andere Mithäftlinge sehen noch düsterer drein. Sie bekommen nichts. Keiner kümmert sich um sie. Kamel wird um seinen Korb kämpfen müssen. Er bittet uns zu warten, zieht sich samt der Körbe kurz zurück, kleidet sich um und gibt uns die getragene Wäsche mit der Bitte sie auf Djerba ab zu liefern wieder mit. Traurig verabschieden wir uns mit dem Auftrag an alle Grüße aus zur richten und er werde schon zurecht kommen. Mich hat der Besuch deprimiert. Zu willkürlich wird dort gehandelt und die Häftlinge werden nur dann einigermaßen gut behandelt, wenn sie dafür zahlen können. Unsere Weiterfahrt verläuft recht schweigsam.

Da es noch früh am Tag ist, beschließen wir in Kairouan zu frühstücken und in die große Moschee zu gehen. Herrlich sonnig ist es und die Mimosen blühen. An der Außenmauer der großen Moschee suchen wir uns einen Parkplatz. Die Männer wollten beten gehen, ich wollte mich an der Mauer des kleinen Friedhofes aus ruhen und ein wenig in der Sonne sitzen. Friedhöfe haben für mich immer etwas Beruhigendes. So auch dieser. Die Gräber sind alle weiß gekalkt und da Frühjahr ist, wächst dazwischen Gras. Das ganze Arreal ist von blühenden Mimosenbäumen umgeben. Ich genieße die Sonne. Nach einer Weile öffne ich meine Augen wieder und werde auf eine alte Berber-Frau in traditonellem Gewand aufmerksam. Sie trägt die typischen Tätowierungen im Gesicht. Mit einem kleinen Kanoon geht sie zwischen den Gräbern herum und wedelt Weihrauch darauf. Sie kommt auf mich zu, lächelt mich ast zahnlos an, murmelt irgendetwas und wedelt mir den würzigen Rauch zu. In diesem Moment kommen die Männer aus dem Tor der Moschee. Sie sehen mich und die Alte und fangen an mit den Händen zu fuchteln, rufen ich solle schnell kommen und machen es sehr dringend. Widerstrebend gehe ich auf meine Begleiter zu. Ich möchte mich nochmals zu der Alten umdrehen, aber die Herren sind so aufgeregt und fuchteln so wild herum, daß ich nicht mehr dazu komme. Ich frage sie nach ihrer Aufregung. In ihrer Panik verfallen sie in ihre Muttersprache und das sehr schnell. Ich verstehe nur irgendwas von "Sachara, sachara!" Und ob ich die Khomsa tragen würde und heute wäre sein sehr schlechter Tag. Und so ging die Litanei weiter von der ich nichts verstand. Sie zogen mich mit sich Richtung Moschee. Bis in den Innenhof, wo man sich waschen kann durfte ich ja sowieso mit. Nach dem ein provisorische Waschung auch meinerseits vorgenommen wurde, fragte ich nochmals nach was das denn jetzt für eine Aktion gewesen sei. "Das war eine ganz böse Frau! Eine Sachara! Gut das Du die Khomsa getragen hast und Dich gleich gereinigt hast!" "Aha...und was bitte ist eine Sachara?" Mit viel Umstand und vielen Ausholungen kam ich dahinter, daß es sich hierbei um so etwas wie eine böse Hexe handeln sollte. Dieses Thema fand dann doch sehr interessant und fragte widerum nach. Meine Begleiter fanden das Thema wohl sehr unangenehm und ich bekam nur noch heraus, daß heute sicherlich noch irgendwas schlimmes passieren würde und ich von Glück reden könne, daß die Sachara nicht mehr machen konnte. Was hätte sie den tun können? "Sie hat vermutlich schon versucht, Dir etwas zu schreiben!" Eine sehr merkwürdige Aussage und damit war das Thema beendet, denn schließlich bringt es Unglück über so etwas zu sprechen.

Als wir dann glücklich und ohne weitere schlimme Zwischenfälle in Tunis an gekommen waren, versuchte ich am Abend das Thema mit den weiblichen Familienmitgliedern nochmals auf zu rollen. Ich wurde betreten angesehen und niemand wollte so recht mit der Sprache heraus. Mein Argument, daß ich es absolut unfair finde einen Gast so in sein offensichtliches Unglück tappen zu lassen, brachte dann Tante Dahiba dazu mir zu erklären was es mit den Sacharaoui auf sich hat. Im Islam glaubt man, auch wenn das eigentlich haram ist, daran daß gewisse Menschen einen besonderen Draht zu Allah oder eben dem Sheitan haben. Diejenigen, die einen besondere Verbindung zum Sheitan haben werden eben Sacharaoui genannt. Das einzige deutsche Pedant wäre wohl die böse Hexe oder der böse Zauberer. Diese Menschen hätten den bösen Blick und würden gegen ein nicht geringes Entgelt andere Menschen mit Unglück beladen oder sie sogar zu Dingen und Taten bewegen die sie sonst nie tun würden. Zum Beweis würden sie mir jetzt gleich einen paar Geschichten erzählen. Wir machten es uns bequem, verbrannten ein wenig Pkhuur und bereiteten uns Tee. Tante Dahiba fing damit an was denn gegen eine solche Verhexung helfen würde, wenn man denn weiß, daß man verhext wurde. "Da wäre als wichtigstes Mittel natürlich der Glaube an Allah und an Fatima. Als sichtbares Zeichen tragen deshalb fast alle hier irgendwo am Körper eine Schutzsura und die Khomsa, auch "Hand der Fatima" genannt. Das schütze schon vor vielem. Wenn jetzt jemand glaubt er sei verhext worden geht er zu einem Marabout oder einer heiligen Frau und läßt sich enthexen.

Folgende Geschichten haben sich in der unmittelbaren Verwandtschaft zugetragen. "Ein kleiner Fall von Bösem Blick: Das Baby von Lamiah war von Geburt an kerngesund und bildhübsch. Lamiah kümmerte sich sehr gut um ihr Kind, prahlte aber nicht damit. Zu den Festen nahm sie das Kind aber immer mit, wie das bei uns eben so üblich ist. Die Kleine entwickelte sich sehr sehr gut und konnte schon mit wenigen Monaten ganz alleine sitzen. So feierte Lamiah mit ihren Verwandten und Cousinen das Sitz-Fest. Ein paar Tage später ging es der Kleinen gar nicht mehr so gut. Sie jammerte und bekam leichtes Fieber. Sie wollte nichts mehr essen und fiel beim Sitzen dauernd wieder um. Lamiah ging zum Arzt. Der meinte das wäre sicherlich nur eine kleine Verstimmung und schrieb Lamiah ein Mittel zur Appetitsteigerung auf. Aber es half nichts. Die Kleine jammerte immerzu und das Fieber ging auch tagelang nicht weg. Lamiah ging immer wieder zum Arzt, aber der konnte der Kleinen nicht helfen. Und so beschloß die besorgte Mutter in der Verwandtschaft nach zu fragen, was denn helfen könne. Eine der Verwandten meinte, die Kleine würde vielleicht unter dem Bösen Blick leiden. Das könne schon passieren wenn eine andere Verwandte besonders neidisch sei oder eben vor lauter Mißgunst zu einer Sachara gegangen sei um der Kleinen etwas an zu tun. Nicht viel aber ein wenig eben. Lamiah bat um Hilfe. Ein paar Tage später kam eben besagte Verwandte und erklärte ihr, sie habe eine Frau gefunden, die ihr vielleicht helfen könne. Ob Lamiah damit einverstanden sei, wenn sie die Frau hierher brächte. Nachdem das alles Frauenangelegenheiten sind, wartete man damit bis das Haus Männerfrei war und dann kam die besagte weise Frau. Die Dame besah sich das Kind, das sich merkwürdigerweise auf dem Arm der Fremden gleich etwas beruhigte und sagte "Ja, die Kleine leide unter dem bösen Blick. Aber das könne man beseitigen" Lamiah bat inständig darum, das ihrer Kleinen geholfen werde. Die Frau bat um Salz, um ein Glas Wasser und das der Kanoon angezündet werde. Lamiah brachte das Gewünschte und die Frau zog die Kleine nackend aus. Dann rieb sie sie von oben bis unten mit dem Salz ab, löste das Salz in den Glas Wasser auf und hieß Lamiah das Glas vor dem Grundstück in den Rinnstein zu leeren und das Glas dann weg zu werfen. Danach zog sie die Kleine wieder und verbrannte etwas Pkhuur. Die Kleine wurde noch abschließend mit den Rauch bewedelt. Die Frau sagte Lamiah noch sie solle der Kleinen die Khomsa umhängen und vielleicht noch ein Medaillon mit einer Schutzsura. Damit das nicht noch mal passieren. Die Kleine ist währenddessen friedlich eingeschlafen und als sie wieder aufwachte ging es ihr wieder gut. Wallah!" Alle murmelten zustimmend.

"Oder diese Geschichte ist genauso wahr! Wallah!" Ich sah wohl recht zweifelnd drein. " Jauhara und Omar waren schon ein paar Jahre verheiratet und das sehr glücklich! Omar hatte durch sein Arbeit soviel Geld zurück legen können, daß die beiden nun selbst ein Haus bauen wollten. So konnten sie endlich bei den Schwiegereltern ausziehen, weil es doch ein sehr beengtes Wohnen war. Beide freuten sich sehr auf das neue Heim. Wie wir alle ist natürlich die Verwandtschaft der beiden über ganz Tunesien verbreitet. Und ein Teil der Verwandtschaft von Omar lebt auch in Mahdia. Plötzlich fing Omar an sehr oft nach Mahida zu reisen, obwohl er doch vorher nur sehr selten dort war. Er wurde unleidig, nervös, war nicht ansprechbar und wenn Jauhara ihn fragte, was er denn immer in Mahdia wolle, bekam sie nch nicht mal eine Antwort. Er gab viel Geld aus für die Verwandtschaft in Mahdia mit dem Argument, er habe diesen Teil der Verwandtschaft sehr lange vernachlässigt und er müsse das nun nach holen. Als Jauhara ihn an das Haus erinnerte, meinte er nur, das wäre jetzt nicht wichtig, weil es ja noch eine zeitlang hin sei. Jauhara verstand die Welt nicht mehr. Sie wandte sie sich an ihre eigenen Verwandten. Lange wurde diskutiert und beraten. Die gesamte Familiengeschichte von Omar wurde durchgekaut. Und dabei kam heraus, daß sich damals eine Großcousine von Omar aus Mahdia negativ über die Braut geäußert habe. Vermutlich hätte sie Omar selbst gerne als Ehemann gehabt. Und jetzt schon dreimal. Hatte er doch bewiesen, daß er eine Familie ernähren kann und Jauhara baute er jetzt sogar ein Haus. Sicherlich hätte die Cousine Omar etwas Schlechtes schreiben lassen. Die Verwandten empfahlen Jauhara, sie solle doch die Kleidung ihres Mannes nach einem kleinen Päckchen durchsuchen oder die Wohnung. Besonders an Plätzen die ihr Mann besonders häufig auf suche. Das Päckchen würde wie ein Amulett aussehen. Jauhara machte sich auf die Suche und fand auch tatsächlich so ein kleines Ding in einer der Hosentaschen ihres Mannes. Was sollte sie also tun? Wenn sie jemanden aus Mahdia darauf ansprach oder gar ihren Mann, würde man sie auslachen und nichts würde sich ändern. Sie bat ihre Mutter ihr einen weiteren Rat zu erteilen. Sie meinte geh doch zu Sidi Amor. Das ist der Iman des Stadtviertels in dem Jauhara lebt. Gesagt - getan! Jauhara ging mit dem seltsamen Amulett zu Sidi Amor und erzählte ihre Geschichte. Der gute Mann hörte sich alles an und meinte, das höre sich ganz nach der Arbeit eines Sacharaoui an. Er werde etwas dagegen tun. Jauhara solle nur das Päckchen da lassen und darauf achten was sich in den nächsten zwei Wochen tue und dann nochmals vorbei kommen. Jauhara ging nach Hause. Zwei Tage später kam ihr Mann von Mahdia zurück. Er erzählte, das eine der Cousinen erkrankt sei. Es sei ihr sehr übel und es sei ganz plötzlich gekommen. Jauhara fragte nach, ob es die Cousine sei, die sie nicht leiden könne. Omar bestätigte das. Jauhara dankte laut Allah und leise Sidi Amor und wünschte der Cousine im Geiste Besserung. Omar schien in den folgenden zwei Wochen kein Verlangen nach Mahdia zu verspüren. Und seine Laune verbesserte sich auch! Jauhara ging nochmals zu Sidi Amor und bedankte sich für die Hilfe. Und seit her sind sie wieder sehr glücklich und zufrieden zusammen. Wallah!"

Tante Dahiba lehnte sich entspannt zurück und schlürfte an ihrem Tee. Ich ließ die Geschichten ein wenig sacken. Ist wirklich etwas an diesen Geschichten dran oder wird damit nur etwas erklärt, was sich sonst niemand erklären kann? Ich fragte Tante Dahiba noch nach der Alten am Friedhof. "Männer!" spie sie regelrecht aus. "Die können doch kein Kamel von einem Esel unterscheiden!" Alle grinsten. "Deine Alte war nur eine Alte, die die Gräber besucht hat! Und Dich fand sie wohl nett und hat Dich in ihren Segen einbezogen!" "Aber es könnte doch sein?!" "Warum? Du bist dort nur gesessen. Und außerdem würde sich eine Sachara niemals auf heiligem Boden an jemandem vergehen! Wallah!" Alle stimmten ihr zu und ich war in so fern froh, daß mich mein Eindruck über die Freundlichkeit der Alten nicht getäuscht hatte.

Ob jetzt an diesen Geschichten wirklich etwas dran ist oder nicht, weiß ich nicht. Nur im Laufe der Zeit bin ich immer wieder auf solche Geschichten gestoßen. Der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge.

Dies ist eine Geschichte aus meinem aktuellen Buch "Geschichten aus Tunesien" zu finden unter www.tunesiens-traditionen.de

© Regine Lorenz, 2004
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: September 2002
Dauer: circa 4 Wochen
Heimkehr: Oktober 2002
Reiseziele: Tunesien
Der Autor
 
Regine Lorenz berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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