Madagaskar - Jenseits von Afrika

Reisezeit: Oktober 2008  |  von Sarah Paulus

Von Tana nach Antsirabe

Tag 2
06.10.2008, Montag, 169km

Aufwachen. Frühstück mit Omelette, Baguette, Butter und Marmelade. Und voller Ungeduld auf unseren Fahrer gewartet. Für 11:00 Uhr ist das Auto bestellt. Schon kurz nach 10:30 Uhr sind sogar zwei Fahrer da. Mein Gott, die Leute hier sind doppelt pünktlich. Sie stellen sich als Lala und Dama vor. Mein Liebster summt sofort La-Li-Lu und wir werden darüber informiert, daß Lala uns bis Miandrivazo bringt, während Dama ab Antsirabe eine andere Tour übernehme. Das Auto ist ganz ordentlich, mindestens 10 Jahre alt und hat stattliche 150.000km Lebensleistung hinter sich. So tuckern wir herzallerliebst umsorgt in Richtung Antsirabe los.

Raus aus Tana, vorbei an Vorstadtsiedlungen, die aus aneinander gereihten Holzbauten bestehen, in denen Menschen leben, die davor kleine Verkaufsstände eingerichtet haben.

Straßenmarkt

Straßenmarkt

Weiter über das Hochland Richtung Süden, immer die Route Nationale RN 7 entlang. Die Teerstraße ist verhältnismäßig gut erhalten, erlaubt aber dennoch nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60km/h. Sie führt durch Berge und Täler sowie Dörfer, in denen sich das volle Leben am Straßenrand abspielt. Öfter mal ein Päuschen für die Lunge. Und nebenbei kleinere Dorfspaziergänge mit einem Schuß Fotografie. So wird das Objektiv unserer Kamera ab und zu von Solaranlagen angezogen, die scheinbar zum Betrieb von Bahnschranken errichtet wurden. Die Schranken sind noch da, nur fährt, wie wir von Lala erfahren, seit ca. 10 Jahren kein Zug. Egal, das Geld kam bestimmt irgendwie angeflogen und da hat man es halt verbaut.

Landschaft mit Schienen

Landschaft mit Schienen

Öffentlicher Personennahverkehr

Öffentlicher Personennahverkehr

Gegen 14:30 Uhr erreichen wir Antsirabe. Das Städtchen liegt auf 1.500m Höhe und hat daher ein vergleichsweise kühles Klima. Es ist die Hauptstadt der Pousse-Pousse, wie hier die Rikschas heißen. Und jawollo: Es gibt einen Supermarkt, was wir deshalb erwähnen, weil es so etwas nicht in jeder malegassischen Stadt gibt, sowie ausreichend Banken mit Geldautomaten und eine Einkaufsstraße. Erwähnenswert ist das Hôtel des Thermes. Der sehr schön restaurierte Bahnhof ist, aufmerksame Leser ahnen es bereits, nicht mehr in Betrieb.

Hauptbahnhof

Hauptbahnhof

Lala und Dama schlagen liebenswürdig eine Stadtrundfahrt vor. Wir Autisten lehnen aber dankend ab, um selbst die Stadt zu erkunden. So werden wir an der Residence Camelia abgesetzt. Ein nettes kleines Hotel mit Garten, in dem wir eine Art Bungalow vorgebucht haben, für AIR 59.000. An der Rezeption wird Rolfel plötzlich ganz hektisch und zeigt immer wieder auf einen Punkt hinter der Empfangsdame. Wir folgen seinem Hinweis und blicken auf einen Fernseher, in dessen Programm sich Knut rekelt. Der Knut. Der süße kleine Eisbär. Der Weltstar.

Pousse-Pousse

Pousse-Pousse

Abends essen wir aushäusig. Versteht sich. Im Restaurant Mihaja ca. 10 Minuten Fußweg vom Hotel entfernt. Gut, Restaurant beschreibt es nicht ganz. Imbiß paßt wohl eher und ich bin mir nicht sicher, ob jemand mit dem Erscheinen weißer Greenhorns nach Sonnenuntergang gerechnet hat. Entsprechend verwirrt verhält sich der jugendliche Kellner. Die Speisekarte empfiehlt Steak Zebu au poivre ou au cheval. Der Teil mit dem Pferd ist mir unklar und ich beginne mit meinen Fragen. Nach langwierigen Erläuterungen wird klar: Es könnte sich um Zebu Steak mit Pfeffersauce bzw. Spiegelei handeln. Gemüse soll es auch geben. Ganz Gourmet möchte ich auch hier gern wissen, um welche Art Legumes es sich denn handelt? Mein Liebster verdreht unruhig die Augen und dem Kellner werden langsam die Grenzen seines Berufes klar. Er läuft in die Küche und investigiert. Die Antwort klingt recht schwammig, zumindest für mich. Nach vielen Minuten Gemüsediskussion, ich weiß auch nicht was mich geritten hat, ist es vollbracht. Ich bestelle beherzt Steak Spiegelei. Mit Gemüse. Stolz und nur leicht schwitzend lehne ich mich zurück. Eine Zigarette später erhalte ich Zebu Steak mit Pfeffersause. Ohne Gemüse. Rolf schaut mich vielsagend an und ich beschließe spontan, zu essen, was die Küche so hergibt.

Um 21:00 Uhr schließt das Lokal. Wegen mir? Zurück im Hotel köpfen wir noch eine späte Flasche einheimischen Rotweins. Der ist verdammt sauer und die Nacht reichlich kühl.

© Sarah Paulus, 2009
Du bist hier : Startseite Afrika Madagaskar Von Tana nach Antsirabe
Die Reise
 
Worum geht's?:
20 Tage auf der viertgrößten Insel der Welt.
Details:
Aufbruch: 04.10.2008
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 24.10.2008
Reiseziele: Madagaskar
Der Autor
 
Sarah Paulus berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.