Südostasien 2010 - Der Weg ist das Ziel

Reisezeit: Januar - August 2010  |  von Ines und Livio

Vietnam: Mekong-Delta

10.02.2010

Nach den vier Tagen in Saigon waren wir beide froh, endlich ins Mekong-Delta fahren zu können. Da wir nicht genau wussten wie gut man im Delta alleine unterwegs sein kann (Boote chartern, Überfahrten, usw.), buchten wir kurzerhand eine geführte 2-Tages-Tour bei 'Delta Adventures'. Wir freuten uns auf viele neue Eindrücke und entspannte Tage.

Um 7.30 Uhr ging es los. Mit dem Bus fuhren wir zur ersten grösseren Stadt im Delta 'My Tho'. Unser Guide erzählte uns während der Fahrt viel über die Landschaft, den Reisanbau, die Leute und ihre Sitten und Gebräuche. Im Delta leben um die 12 Millionen Einwohner auf einer Fläche anderthalb mal so gross wie die Schweiz. Den Bewohnern geht es im Vergleich zum restlichen Vietnam sehr gut. Der Mekong beschert dieser riesigen Fläche eine enorme Fruchtbarkeit, so dass hier die Reiskammer Vietnams liegt. Die Bewohner des Deltas gelten als sehr gelassene und offenherzige Menschen. Dies liegt laut unserem Guide daran, dass der Mekong ihnen beim Brötchen verdienen unter die Arme greift. Er sorgt mit seinen braunen Fluten dafür, dass der Reis drei Mal im Jahr geerntet werden kann (einmalig für Vietnam) und macht generell den Anbau viel einfacher und unkomplizierter als im Rest des Landes.

Auf der Fahrt erlebten wir ein weiteres Beispiel, der für westliches Denken völlig unlogischen, vietnamesischen Art des Handelns. Nach einer halben Stunde mussten alle aussteigen um in einen von der Gesellschaft bereitgestellten grösseren Bus umzusteigen. Nachdem wir ausgestiegen waren, etwa 15 Minuten in der Hitze umherirrten, bestiegen wir danach den gleich neben unserem alten Bus parkierten anderen Bus. Er war übrigens um genau zwei Sitze grösser... Keine Ahnung was das sollte. Nach zweistündiger Busfahrt erreichten wir My Tho. Eine uninteressante Stadt die eigentlich nur den ganzen Touris aus HCMC dazu dient aufs Boot zu wechseln. Uns nicht ausgenommen, und so stiegen wir kurz darauf in unseres und befanden uns endlich auf dem legendären Mekong. Jenem Strom der irgendwo in Tibet entspringt, sich an der Grenze zu Thailand und Laos gen Süden schlängelt bis er sich nach Kambodscha und Vietnam in das Südchinesische Meer ergiesst.

Der erste Stopp war eine traditionelle Bienenfarm in der Nähe. Uns wurde gezeigt wie man den Honig gewinnt, ebenso die kostbare Honigmilch der Königin, der Gelee Royale. Traditionellerweise wird der vietnamesische Grüntee bei besonderen Anlässen damit gesüsst. Neben diesem durften wir ausserdem traditionellen Reis-, Bananen-, und Schlangenwein probieren. Letzterer befindet sich in einer Flasche mit etlichen Schlangen drin, wahlweise 'angereichert' mit Skorpionen, Echsen oder irgendwelchen Wurzeln. Der Schlangenwein -oder eher Schlangenschnaps- soll bei vielen Leiden Linderung verschaffen, wie z.B. Magenschmerzen oder Schlaflosigkeit. Anschliessend durften wir tropische Früchte probieren, welche wir aber mittlerweile schon lange kennen und lieben gelernt haben. Jackfruit, Drachenfrucht, Litschee, Papaya, Ananas, Minibananen, Mango, Pomelo usw. Einfach köstlich (und nicht zu vergleichen mit denen die bei uns erhältlich sind).

Snake Wine - Gar nicht mal so schlecht

Snake Wine - Gar nicht mal so schlecht

Weiter ging es zur Kokosnussinsel Con Phung, vorbei am merkwürdigen Kloster des 'Kokosnuss-Mönches' Ong Dao Dua. Nachdem er einige Jahre in Frankreich studiert hatte, kehrte er als junger Mann nach Vietnam zurück, gründete eine Familie und meditierte viel. Während er sich drei Jahre auf einem Berg zurückzog und sich ausschliesslich von Kokosnüssen ernährte, folgte wohl eine Erleuchtung. Denn kurz darauf kehrte er zurück und gründete das Kloster und seine eigene Religion, eine Mischung aus Taoismus, Christentum und Kokosnüssen. Viele westliche Journalisten kamen auf die Insel, um sich vom Krieg zu erholen. In Aufzeichnungen von einem Fotografen steht geschrieben: "Steinbeck entdeckte die Phönix-Insel, als er an einem Buch über orientalische Philosophie arbeitete, und wurde gleich ein Anhänger. Der Kontrast zwischen den Gongs und Friedensgesängen hier, und dem kranken Wahnsinn an den Flussufern wenige Kilometer entfernt hätte den allergrössten Skeptiker bekehrt."
Das Kloster verfiel nach dem Tod von Ong Dao Dua und wurde bis heute teilweise restauriert.

Wir wechselten auf ein kleineres Boot und fuhren in schmalen Kanälen durch dichten Wald ins Innere der Insel und besuchten eine Kokosnuss-Süssigkeiten-Fabrik. Aus Kokosnussmilch die karamellisiert wird, werden köstliche 'Täfeli' hergestellt, ähnlich im Biss wie unsere 'Rahmtäfeli'. Je nach Produktions-Charge werden zusätzlich Schokolade, Erdnüsse oder Durian (eine fürchterlich stinkende Frucht) hinzugefügt. Nachdem wir eine solche Süssigkeit probieren durften konnten wir nicht mehr wiederstehen und deckten uns gleich mit Proviant ein. Nach dem Mittagessen teilte sich die Gruppe auf. Die einen gingen zurück nach HCMC, wir fuhren weiter ins Delta hinein. Auf der dreistündigen Fahrt nach Can Tho, der Hauptstadt des Deltas wo wir unser Hotel für die nächste Nacht hatten, ging es vorbei an wunderschönen Reisfeldern und Kanälen. Leider forderte die Hitze des Tages ihren Tribut, und uns übermannte schon kurz nach der Abfahrt die Müdigkeit, bald schon schnarchte der ganze Bus.

Die Kokosnuss-Candy-'Fabrik'

Die Kokosnuss-Candy-'Fabrik'

Es gibt hier im Mekong-Delta unzählige Brücken, nur jene welche wir gebraucht hätten um zu unserem Nachtlager zu gelangen, wird erst in drei Monaten eröffnet und so muss man noch die Fähre benützen. Wär ja kein Problem, wäre nicht bald das Neujahrsfest.... Nachdem wir ca. eine Stunde im Stau standen erklärte uns der Guide, dass er den Plan geändert habe. Wir sollten nun zu Fuss zum Anleger laufen und mit einem kleinen Boot auf die andere Seite zu unserem Hotel übersetzen. Ansonsten hätten wir noch weitere vier Stunden warten müssen bis wir endlich auf die Fähre gelangen konnten. Also packten wir unser Gepäck und marschierten los. Inzwischen ist es dunkel geworden und es wurde uns ein wenig mulmig, als wir nach 2o Minuten von der Hauptstrasse in einen Trampelpfad einschwenkten. Aber weiter ging's. Ein vorausschauender Kanadier hatte seine Taschenlampe dabei und wir schlossen uns ihm an. Er meinte noch, zum Glück habe er bei 'Refugee-Tours' gebucht..., wir kamen wir uns wirklich wie Flüchtlinge vor. Mit Sack und Pack bestiegen wir bei völliger Dunkelheit das Boot, auf welchem knapp alle Platz fanden. Nach einer mückengeplagten Überfahrt sind wir dann endlich im Hotel angelangt.

Der zweite Tag startete früh morgens. Um 6.30 Uhr gab's Frühstück und eine halbe Stunde später befanden wir uns bereits auf dem Weg zum berühmten schwimmenden Markt von Cai Rang. Es war wirklich einzigartig. Auch wenn anders als wir uns vorgestellt hatten. Von Thailand hatten wir diese kleinen 'Ein-Mann-Boote' im Kopf, hier waren sie grösser, zum Teil lebten die Händler auch auf ihren Booten. Es war faszinierend, überall drängten sie sich um die besten Plätze. Wir wechselten auf kleinere Boote um richtig hineinfahren zu können. Schon bald hatten wir eine 'Floating Bar' neben uns und es wurden Kaffee, Tee und Süssgetränke angeboten. Auf einem anderen Boot wurden Ananas verzehrfertig verkauft, einfach köstlich!!! Die meisten Händler waren aber nicht für das leibliche Wohl der Touris zuständig, denn eigentlich ist der Markt eher etwas für Grosseinkäufe. Unter zehn Kilo geht hier wenig. Die meisten Käufer hier sind wiederum Händler, die ihre Ware auf den Strassen oder Märkten weiterverkaufen. Manchmal konnte man einen Blick in die Ladeluken erhaschen, Tausende Kürbisse, Gurken, Melonen, Drachenfrüchte, und dergleichen. Der Markt beschränkt sich ausschliesslich auf Gemüse und Früchte; Fleisch und Fisch findet man auf anderen Märkten.

Die Floating Bar

Die Floating Bar

Dieser Herr kommt gerade von seinem Einkauf

Dieser Herr kommt gerade von seinem Einkauf

Das gäbe wohl ein paar Liter Kürbiscreme-Suppe - Mhhhhm

Das gäbe wohl ein paar Liter Kürbiscreme-Suppe - Mhhhhm

Frisch geschnitzte Ananas - Einfach köstlich!

Frisch geschnitzte Ananas - Einfach köstlich!

Nach dem Floating Market ging es weiter zu einer Reispapierfabrik. Dort wurde uns gezeigt wie eines der wichtigsten Nahrungsmittelbestandteile des Landes erzeugt wird. Danach besuchten wir eine Reisfabrik in welcher uns erklärt wurde, was mit dem Reis nach seiner Anlieferung geschieht. Sämtliche Reisformen werden hier produziert, angefangen beim Vollkornreis mit seiner Hülle, dem dunklen Reis, weissem Reis, gebrochenem Reis und dem Reismehl. Hier wurde uns weiteres über den Reisanbau beschrieben. War alles sehr interessant, doch langsam meldete sich der Hunger. Nächster Stopp war also das Restaurant. Der Guide klärte uns über die lokalen Spezialitäten auf, wie Schlangencurry, Skorpioneintopf, Elefantenohrfisch usw. Seine Lieblingsspeise, Gebratene Ratte, gäbe es hier in diesem Restaurant leider nicht. Die Ratte die im Delta gegessen wird, sei aber nicht mit der gemeinen Stadtratte vergleichbar, eine solch dreckiges Tier würde auch hier niemals verzehrt werden. Die hiesigen Ratten leben auf den Palmen oder in den Reisfeldern und sind dementsprechend 'sauber'. Naja, wir waren nicht traurig darüber. Zwei nette Schwedinnen, mit denen wir uns sehr gut verstanden, probierten zwei Schlangengerichte. Nachdem wir ebenfalls probieren durften, können wir euch sagen, es ist nichts Spezielles. Wirklich nicht, ein wenig wie Hühnchen vielleicht. Wir genossen unseren Elefantenohrfisch.

Reispapier-'Fabrik'

Reispapier-'Fabrik'

Die Schlangenesser Elisabet & Thelma

Die Schlangenesser Elisabet & Thelma

Nach dem Essen hatten wir noch ein wenig Zeit für uns. So gingen wir mit Elisabet und Thelma, den zwei Schwedinnen, ein wenig durch die Stadt und genehmigten uns eine frische Kokosnuss. Wir hatten es so witzig miteinander, wir waren genau auf einer Wellenlänge! Nach einer langen Fahrt zurück nach Ho Chi Minh City brauchten wir alle erstmals eine erfrischende Dusche. Anschliessend trafen wir uns nochmals mit ihnen zum Abendessen und zogen danach ein wenig durch Saigons Strassen. Wir erzählten uns lustige Reiseanekdoten und Geschichten, wir haben schon lange nicht mehr so gelacht! Es war so lustig! Vielen Dank an dieser Stelle und wir hoffen auf baldiges Wiedersehen!

Nach einer kurzen Nacht wartete endlich der Strand auf uns. Phu Quoc wir kommen!

Beer in Saigon - It was so much fun! Thanks!

Beer in Saigon - It was so much fun! Thanks!

© Ines und Livio, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist ein lange gehegter Traum von uns einmal den südostasiatischen Raum bereisen zu können. Doch man kann soviel lesen wie man will. Man weiss trotzdem nicht was einen da erwartet. So gesehen reisen wir ohne grosse Routenvorbereitung nach Thailand als ersten Zwischenhalt. Alles was dazwischen geschieht ist völlig offen, daher der Titel. Wir versuchen möglichst regelmässig hier zu schreiben, doch wir wissen nicht wie es mit Internetzugang klappen wird. Liebe Grüsse
Details:
Aufbruch: 03.01.2010
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: August 2010
Reiseziele: Thailand
Vietnam
Laos
Kambodscha
Der Autor
 
Ines und Livio berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.