Nomaden-Hochzeit

Reisezeit: April 2011  |  von Alma Fasano

Viele neue Erlebnisse erwarteten mich bei meinem Besuch in M'hamid, der "Pforte der Sahara": eine traditionelle, dreitägige Saharawi-Hochzeit, die Geburt eines Mädchens in meiner Gastgeber-Familie, ein Wüstentrek mit viel Sandsturm.......

Nomaden-Hochzeit und vieles mehr

Marrakech - Hoher Atlas - Tichka n'Tiznit-Pass - Ouarzazate - Mittlerer Atlas - Zagora - M'hamid - Sahara
Eine lange, spannende, abwechlungsreiche, farbenprächtige Reise!

Hochzeit

Kreischende Bremsen, holpern, rumpeln .... das Flugzeug ist gelandet und ich stosse einen Seufzer der Erleichterung aus: es ist alles gut gegangen und, vor allem, ich bin wieder in diesem wunderschönen Land, bereit zu neuen Abenteuern!

Das ganze Jahr 2008 habe ich an einem Naturschutzprojekt in einer Oase inmitten der Sahara gearbeitet, die 45 km Piste von M'hamid, dem letzten Dorf vor der Wüste, entfernt ist.
Der lange Aufenthalt hat es mir ermöglicht, die Bewohner des Ortes, ihr Alltagsleben, ihre Traditionen und ihre Bräuche kennenzulernen.
Auch nach Abschluss meiner Zusammenarbeit in der Oasis Sacrée bin ich oft wieder nach M'hamid zurückgekehrt, als Gast einer der vielen Nomadenfamilien, die in den 80er Jahren sesshaft werden mussten, da die langen Dürre-Perioden in der Wüste keinen Lebensraum mehr boten.

Dieses Mal erwarteten mich zwei aussergewöhliche Erfahrungen: eine tradizionelle Nomaden-Hochzeit und die Geburt eines wunderschönen Mädchens in der Familie!

Die Hochzeit der Saharawi (=Bewohner der Sahara) dauert drei Tage und wird noch nach uralten Traditionen und Riten gefeiert. Frauen und Männer feiern in streng getrennten Zelten. Im Frauenzelt sitzen alle dichtgedrängt in einem grossen Kreis, singen, lachen, schwatzen und trinken den traditionellen Tee, der zusammen mit Erdnüssen und mit Kümmel gestampften Datteln geboten wird. Dann, nach langem Warten, gibt's endlich zu Essen! Hochzeiten sind eine der seltenen Gelegenheiten, sich den Bauch mit dem kostbarsten Lebensmittel zu füllen: dem Fleisch! Es wird in grossen Tellern gereicht, die Frauen sitzen in kleinen Kreisen darum herum und geniessen die schmackhafte Speise, indem sie die Fleischstücke mit Bortstücken aus dem Teller nehmen, ohne die Finger darin zu tunken.
Schade, dass ich die Bedeutung vieler Gesten und Riten während der drei Tage nicht verstanden habe: die Frauen sprechen leider nicht Französisch und so hat mir niemand Näheres erklären können.

Henna-Schmuck für die Hochzeit!

Henna-Schmuck für die Hochzeit!

Sandsturm

Nach den Anstrengungen der Feierlichkeiten war ein Abstecher in die Stille der Wüste genau das Richtige!
Aber gerade als die Mini-Karawane starten wollte, kam die Nachricht der Geburt der kleinen Maryam! Glücklicherweise war es eine einfache Geburt und Mutter und Tochter waren wohlauf. Wie in unzähligen Orten auf dieser Welt ist jede Geburt ein Sieg des Lebens; bei Komplikationen steht der Tod vor der Tür, denn es gibt keine ärztliche Betreuung und das nächste kleine Krankenhaus ist 2 Stunden von M'hamid entfernt!

Schlussendlich hat der lang erwartete Wüsten-Trek nur zwei Tage gedauert, da heftige Sandstürme ein Weitergehen verhinderten. Die Winde fingen am Morgen um 10 Uhr zu blasen und tobten bis gegen 19 Uhr! Dann war Stille und so haben uns vom atemberaubenden Wüstenhimmel mit seiner unermesslichen Tiefe in den Schlaf wiegen können.
(Als ich in der Oasis Sacrée war, hat der Sturm eine ganze Woche ohne unterbruch gedauert - ein schwer zu beschreibendes Gefühl!)

Sonnenuntergang im Sandsturm

Sonnenuntergang im Sandsturm

Rückreise

Die Zeit vergeht langsam in Afrika, aber auch da geht sie früher oder später zu Ende. So musste auch ich nach drei Wochen full-immersion im Alltagsleben M'hamids wieder den Rückweg antreten.

Der Linienbus der CTM startet um 6 Uhr morgens und erreicht Marrakech gegen 16 Uhr. Die Reise beginnt durch verschlafene Dörfer, dann Zagora, kleine Stadt in grossem Wachstum, Agdz, obligater Stop für Frühstück und raschen Besuch des grossen Dattelmarktes, Anti-Atlas mit seiner kurvenreichen Strasse bis Ouarzazate, das marokkanische "Bollywood", dann den Hohen Atlas, noch mehr Kurven, der Tichka n'Tiznit-Pass auf 2100 Metern bis zum Ankunfsort Marrakech mit seinem verrücktesten Platz der Welt.

Die Reise ist recht anstrengend, wenn man sie in einem Tag hinter sich bringt, aber sie bietet jedesmal eine überaus reiche Palette an verschiedenen Landschaften, von der Sand- zur Steinwüste, von den üppigen Oasen und Palmenhainen des Drâa-Tals zu den Wellenförmigen Gebirgsformationen, vom satten Grün der Felder in den Ebenen zu den sanften Pastelltönen der Felsen, von den einfachen Lehmdörfern zu den modernsten Bauten in Marrakech.

Dies ist nur ein kurzer Einblick meines letzten Abstechers nach M'hamid.
Viel gibt es noch zu erzählen, aber nur etwas Geduld, weitere News werden bald folgen!
Herzlichst. Alma

Wer das wohl ist?

Wer das wohl ist?

Kamelreiten

Kamelreiten

Unterwegs in der Wüste

Unterwegs in der Wüste

Ich mag auch ein bisschen Tee!

Ich mag auch ein bisschen Tee!

© Alma Fasano, 2011
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 03.04.2011
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 23.04.2011
Reiseziele: Marokko
Der Autor
 
Alma Fasano berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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