Südamerika - von Quito bis Rio

Reisezeit: November 2011 - April 2012  |  von Uta Weißel

4. Woche Fun und Sport

Ja, wir sind jetzt in der 4. Woche angekommen und immer noch in Banjos.
Hier gibt es so tolle Sportmöglichkeiten und wir wollen natürlich noch was davon ausprobieren.

Somit ist der Montag

RAFTINGTAG in wilden Gewässern,

von denen es in der Umgebung haufenweise gibt.

Wir suchen eine geeignete Agentur und treffen dabei auf 5 weitere absolute Rafting-Anfänger, die
zum Glück genauso wenig Erfahrung haben wie wir,

nämlich überhaupt keine.

Unser "Bootsführerguide" übergibt uns sodann das nötige Equipment schon in der Agentur, alles wird in den Van geladen und wir fahren erst mal eine halbe Stunde bis zum Fluss.
Als erstes ziehen wir dort alle unseren "sportlichen" Wasseranzug an, inklusive Schwimmweste, Helm und rutschfeste Schuhe. Als Zugabe erhält jeder noch ein Paddel.

Jetzt sind die Sicherheitshinweise und Trockenübungen dran, was auch schon gewissen Spaß macht. Jedenfalls haben wir genug zu lachen.
Danach das erste Gruppenfoto:

so sehen blutige Anfänger nach den Trockenübungen aus...
ein einziges Chaos und keiner weiß offensichtlich wohin mit dem Paddel

so sehen blutige Anfänger nach den Trockenübungen aus...
ein einziges Chaos und keiner weiß offensichtlich wohin mit dem Paddel

Alle sind nun ganz gespannt und jeder denkt von sich, dass er bestimmt irgendwann über Bord geht.
Auf geht's. Boot ins Wasser und jeder auf seine Position.

Von den hiesigen Schwierigkeitsstufen von 1 bis 6 pendeln wir uns zwischen Niveau 3 und 4 ein.
Es macht einen Heidenspass und ruck zuck sind wir alle nass. Aber die Anzüge halten schön warm.
Auf halber Strecke verlassen wir das Schlauchboot und besuchen einen kleinen Wasserfall mit Bademöglichkeit und "Sprungfelsen".
Wir haben einfach nur Spaß und alle machen mit.
Unser Guide William versteht es ebenfalls uns im Schlauchboot kräftig zu motivieren und die Kommandos kommen präzise und werden genauso befolgt.

Wichtig zu erwähnen wäre, dass uns ein extra kleines Beiboot mit einem anderen Guide begleitet, der vorneweg den Wasserlauf checkt und freie Bahn signalisiert durch die Strudel und Wellen.
Außerdem hat er eine wasserfeste Kamera auf dem Helm und filmt uns fast die ganze Zeit.
Weiß nicht, ob diesen Service noch eine andere Agentur anbietet.
Wir können hinterher alle Filmchen und Bilder kostenlos runter laden.

Über Bord fliegt am Ende natürlich keiner und alle möchten am liebsten noch weiter "raften".
Just vor Fun.

Aber viel zu schnell verfliegt die Zeit und wir müssen das Boot leider nach knapp anderthalb Stunden (inkl. "Pause" am Sprungfelsen) verlassen.
Also am Ufer schnell raus aus den geborgten Klamotten, rein in die eigenen und nach kurzer Autofahrt ran an den Mittagstisch, welcher im nächsten Ort schon fast für uns gedeckt ist.

Wohlbehalten und gut gelaunt kommen wir in Banjos an und buchen für den nächsten Tag gleich die Mountain-Bikes.

Vor uns liegen dann am Dienstag etwa 60 Kilometer gute Straße mit kleineren Fahrradwegabschnitten und meist bergab Richtung Pujo.
Die Landschaft rundherum besteht aus Urwald, riesengroßen Schluchten,

Der ganze Weg geht entlang einer endlosen gewundenen Schlucht...

Der ganze Weg geht entlang einer endlosen gewundenen Schlucht...

und mehreren Touri-Attraktionen.

Eine davon ist

C A N O P Y

Das wird mein neues Hobby.

Wir sind ja schon in der Gondel über die Schlucht gefahren, aber Canopy ist mit Abstand das schärfste hier.
Man wird der Länge nach unter einem Stahlseil arretiert und ab geht die Post.

1. Schritt: gut anschnallen lassen

1. Schritt: gut anschnallen lassen

2. Schritt: den feigen Zuschauern die Rücklichter zeigen...

2. Schritt: den feigen Zuschauern die Rücklichter zeigen...

3. Schritt: den 1 Kilometer langen Flug geniessen!!!!!!
(der lange Punkt am Seil bin ich und hinten in der Kurve das kleine weiße Zeichen kurz über dem Ufer ist das Ziel)

3. Schritt: den 1 Kilometer langen Flug geniessen!!!!!!
(der lange Punkt am Seil bin ich und hinten in der Kurve das kleine weiße Zeichen kurz über dem Ufer ist das Ziel)

Es gibt dabei verschiedene "Postwege". Entweder ganz "langweilig" von einer Seite der Schlucht auf die andere oder ca. 1 Kilometer entlang der Schlucht in luftiger Höhe.
Genau das haben wir gemacht.

Nun bin ich nicht der hysterische Typ, aber als "die Post" abgeht, muss es einfach raus.
Kann mich nicht an meinen letzten Schrei dieser Art erinnern......
Beschalle wohl das ganze Tal mit meinen lauten Juchu und Juche Rufen und werde gar nicht fertig damit.
Der Flug dauert ungefähr eine dreiviertel Minute und ist das bisher Unglaublichste, was ich je gemacht habe.
Fliegen wie ein Vogel.....

Am anderen Ende werde ich sicher empfangen und entfesselt.
Meine Beine zittern noch eine Weile von dem ganzen Adrenalin und mein Geist arbeitet wohl noch nicht ganz präzise. Scheine bestimmt etwas verwirrt.....

Plötzlich kommt noch so ein komischer Riesenvogel an gedüst.
Na klar, Gero!
Er ist ebenfalls total hin und weg. Mann oh Mann.

Nach unserer Landung gehen wir einen schönen kleinen Spazierweg steil nach oben zur Straße, wo eine der jungen Frauen von der "Abflugstation" mit unseren Fahrrädern und dem kleinen Rucksack wartet.
Das gehört hier zum Service, dass solche Sachen im Preis inklusive hinterer transportiert werden.
Wen es interessiert: Der ganze Spaß hat pro Person 10 Dollar gekostet.

Noch völlig unter Einfluss von "Canopy" fahren wir immer weiter die Straße entlang Richtung Pujo.
Es geht fast immer bergab und das meist in rasantem Tempo. Habe zwar keinen Tacho am Fahrrad, aber gefühlte 45 kmh sind es allemal.
Die unsicheren Tunnel können wir zum Glück außen umfahren.

Kurze Pause an einer Tunnelumfahrung

Kurze Pause an einer Tunnelumfahrung

Da mit dem Fahrrad durch zufahren, wäre glatter Selbstmord.
Weil: wir haben kein Licht am Rad und die Autos schalten es teilweise auch nicht ein und die Sonne blendet bei der Ausfahrt, da können die einen schon mal übersehen, zumal es so gut wie keine Ausweichmöglichkeit für uns gibt.
Nach einer Weile bekommen wir Hunger und müssen noch ganz schön fahren, um was ordentliches zu bekommen.
Als wir in "Rio Negro" fündig werden, landen wir einen Volltreffer an einem Freiluftrestaurant.
Die Küchendame bietet uns fangfrischen Fisch aus der eigenen Zuchtanlage hinterm Haus.
"Tilapia entero" - ganzer Fisch, gegrillt. Schnell flitze ich hinters Haus und schaue mir die Anlage mal an. Sie besteht aus einem großen quadratischen Becken mit Frischwasserzulauf und entsprechend Altwasserablauf. Alles bestens.
Zum Fischgericht gibt es die üblichen Beilagen und eine extra Tasse voll Linsensuppe, weil ich danach gefragt habe.
Das ist das bisher beste Essen, was wir in Ecuador bekommen haben.
Gut gestärkt schauen wir mal, wie weit wir überhaupt noch fahren.
Es ist heiß, die Sonne scheint und wir könnten ein Bad vertragen.
Wie ein Wunder finden wir ein "Balneario" im Fluss "Zunjag".
An der Badestelle vergnügen sich schon mindestens 7-8 Frauen, 2 davon im Wasser. Eine sitzt am Freiluftgrill und grillt Fleisch für eine ganze Kompanie. Wer soll das bloß alles essen?????

Wir kühlen uns erst mal im Fluss ab und bewundern die Kulisse rundherum.

wohlverdiente Abkühlung im Fluß Zunjag

wohlverdiente Abkühlung im Fluß Zunjag

Danach lassen wir uns von der Sonne trocknen, packen die Klamotten ein und verabschieden uns von den grillenden Frauen.
An der nächsten Bushaltestelle kommt schon nach 10 Minuten der Bus nach Banjos.
Wir signalisieren Mitfahrbereitschaft und zeigen auf die Räder.
Schneller als wir gucken können sind die Bikes im Bauch des Busses verschwunden und wir sprinten auch hinein auf angenehme Sitzplätze.

Am letzten Abend hier in Banjos gehen wir in ein Restaurant gleich nebenan essen, denn es regnet mittlerweile ganz schön und in der Nacht veranstalten die Hunde ein enormes Konzert, begleitet von Katzenjammer.
Die vorangegangenen Nächte war es immer ruhig.
Gegen 3.00 Uhr gibt es einen Donner und danach Ruhe.
Am frühen Morgen sehen wir die Bescherung:
Die Stadt ist mit einem Grauschleier übersät.
Der Vulkan Tungurahua hat Asche gespuckt. Das erklärt vielleicht den Rumser und das Gekläffe in der Nacht. Tiere haben ja ganz andere Antennen als Menschen.

In diesem Moment sind wir froh, die Stadt zu verlassen, wir wollen nicht auch noch "eingeäschert" werden.
Der Vulkan hat wohl 1999 das letzte Lebenszeichen dieser Art von sich gegeben.

So, die Fahrt nach Quilotoa klappt reibungslos. Wir müssen nur einmal umsteigen, weil wir ja jetzt wissen, wie es geht.
Gegen Mittag sind wir schon da und quartieren uns in einem einfachen Hostal bei
einer Quechua-Familie ein.
Sie sind eher etwas zurückhaltend, aber die beiden Kinder
(Junge 8 Jahre, Mädchen 7 Jahre)
tauen am heißen Ofen im Aufenthaltsraum schnell auf und albern mit Gero herum.
Da sind wieder mal alle in ihrem Element.

Die beiden müssen aufpassen, dass sie ihren Lolly nicht verschlucken....

Die beiden müssen aufpassen, dass sie ihren Lolly nicht verschlucken....

Am Nachmittag beobachten wir quasi vorm Haus eine große Horde Militärs.
Die waren wohl zum Arbeitseinsatz hier und treten an zum Rapport.
Das ganze Dorf scheint zu zuschauen.

Soldaten, Bauarbeiter, alle durcheinander

Soldaten, Bauarbeiter, alle durcheinander

Zuschauer am Rande

Zuschauer am Rande

Nach dem Abendessen fallen wir hundemüde ins Bett.

Am nächsten Morgen starten wir zur Umrundung des Kraters der "Laguna Quilotoa".
Wir müssen zeitig los gehen, denn die Umrundung dauert mindestens 6-7 Stunden und ab spätestens 15.00 Uhr zieht hier Nebel auf.
Der Weg ist ziemlich anspruchsvoll und wirklich nur etwas für geübte Wanderer.
Außerdem muss man die Höhe von fast 3.900 Metern vertragen.
Wir schaffen den Weg zusammen mit Martina, einer Deutschen, die sich uns anschließt, in 6 Stunden und 35 Minuten.
Die unglaubliche Landschaft rundherum immer im Blick, in der Mitte die Lagune, die sich bei Sonnenlicht grün färbt, ist es ein Rausch für die Sinne und wir fragen uns dann schon ab und zu:
wo sind wir hier eigentlich??

die für Ecuador typischen schwarzen Haus-Schweine

die für Ecuador typischen schwarzen Haus-Schweine

Erkennt Ihr die überhaupt noch?????

Erkennt Ihr die überhaupt noch?????

Gratwanderung

Gratwanderung

Blick vom Kraterrand ins Umland

Blick vom Kraterrand ins Umland

sobald die Sonne scheint, beginnt der Kratersee an zu glitzern
(na ja, zumindest unten)

sobald die Sonne scheint, beginnt der Kratersee an zu glitzern
(na ja, zumindest unten)

normalerweise kommen die Wolken erst gegen 15.00 Uhr,
heute schon um eins.
Wir waren zum Glück fast herum um den Krater.

normalerweise kommen die Wolken erst gegen 15.00 Uhr,
heute schon um eins.
Wir waren zum Glück fast herum um den Krater.

Zurück in der Unterkunft wollen wir heiß duschen, aber die Besitzerin ist außer Haus und kein anderer kann die Gastherme anschalten, denn heute früh war das Wasser kalt und als wir nachfragten warum, sagte uns die Besitzerin, wir müssen vorher Bescheid geben, wann wir duschen wollen.
Na toll. So gehen wir noch eine Runde und als wir zurück kommen, gibt es endlich heißes Wasser.

Frisch geduscht setze ich mich in den Aufenthaltsraum und schreibe am Blog, während Gero mit dem Jungen mal drinnen, mal draußen Ball spielt.
Beide haben einen Riesenspaß.
Zwischendurch unterhalte ich mich mit der Schwester der Besitzerin, die neugierig ist und u.a. fragt, was das Netbook gekostet hat und die Kamera. Die sind hier mehr an Preisen interessiert als an allem anderen.
Sie geht noch zur Schule und möchte mal Lehrerin werden.

Wir essen dann zu Abend und gehen in unser eiskaltes Zimmer bei 9,2 Grad Celsius und schlafen irgendwann ein.

Für den letzten Morgen haben wir zu 7.00 Uhr die heiße Dusche und für 8.00 Uhr das Frühstück bestellt.
Zu unserem Entsetzen kommt fast kein Tropfen aus dem Duschkopf, geschweige denn ein warmer.
Na ja, wir sind bald weg.
Als wir frühstücken wollen, ist keiner da. Wir sind die einzigen Touris hier im Haus.
Gero sieht in der Küche einen Teil des vorbereiteten Frühstücks stehen, deckt damit den Tisch (je eine kleine Schüssel Obstsalat und ein trockenes Brötchen) und setzt Wasser für den Kaffee auf.
Es zuckt und rührt sich außer uns immer noch niemand im Haus.
Wir sind stocksauer, denn wir bekommen auch noch 2,50 Dollar Wechselgeld vom Vortag, als wir bei der Dame des Hauses überteuerte Marschverpflegung gekauft haben und sie keine 10 Dollar wechseln konnte.

Dafür hat sie aber gleich am ersten Abend unsere beiden Übernachtungen abkassiert. Das ging ganz schnell.
Als wir los wollen mit Sack und Pack, taucht sie plötzlich wie aus dem Nichts auf und besitzt sogar noch die Frechheit zu fragen, wo es denn jetzt hin geht.
Als ich sie noch mal auf die nicht funktionierende Dusche anspreche, guckt sie mich einfältig an und da winke ich nur ab.
Wenigstens bekommen wir noch unsere 2,50 und ab gehts.
Also wer jemals dorthin kommt und übernachtet:
das" Hostal Chukirawa" ist das Allerletzte.
Die versprechen alles und halten nichts.
Wir müssen leider auch fest stellen, das so ziemlich der ganze Ort unter einer Decke steckt.
Sobald die einen Turi sehen, flimmern die Dollarscheine in deren Augen.
Jeder will seine Camioneta teuer als Taxi verkaufen, damit man nach Zumbahua kommt, weil von dort der Bus nach Latacunga fährt.
Alle erzählen, es gibt keinen Direktbus Quilotoa-Latacunga.
Das ist eine glatte Lüge.
Wir haben unser Lehrgeld schon beim ersten Besuch ohne Übernachtung bezahlt und eine Weile gebraucht, um die richtigen Infos zu bekommen.
Hier haben wir auch zum ersten Mal aufdringliche Kunsthandwerksstandbesitzer getroffen.

Ansonsten ist es ein wundervoller Ort und sehr kalt
auf 3.900 Meter, was auf die Dauer nichts für uns wäre.
Aber der Rundweg auf dem Kraterrand war alles wert.

Wir stiefeln also nach dem "Frühstück" los.
Es regnet.
Heute wäre der Rundweg z.B. gar nicht möglich, weil das zu gefährlich auf rutschigen Wegen ist und bei Nebel.
Unterwegs nimmt uns dann doch eine Camioneta mit, die sich nach und nach mit Einheimischen füllt. Wieder angemeiert.
Wir dachten, wir fahren allein mit dem und bezahlen wieder ein Vielfaches mehr als die Einheimischen.
Es ist uns aber fast egal.
In Zumbahua geht bald der Bus nach Latacunga und von dort geht es gleich weiter über Ambato (umsteigen) nach Cuenca.
Die ganze Fahrt ab Ambato findet im dicksten Nebel statt.
Wir sehen rein gar nichts von der Landschaft.
Abends um kurz nach 20.00 Uhr sind wir endlich da.
Schnell ein Taxi und zum Hostal. Wir haben Glück und bekommen ein Zimmer in unserem Wunschobjekt.
Wir schlafen sehr gut und können ab Samstag auf unbestimmte Zeit diese herrliche Stadt entdecken.
Da sind wir selber gespannt, was kommt......

was sich hinter dieser Stadt wohl verbirgt???

was sich hinter dieser Stadt wohl verbirgt???

© Uta Weißel, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Rucksack-Rundreise startet am 4. November in Quito und soll dann weiter gehen Richtung Süden über Peru, Bolivien, Chile, Buenos Aires, Montevideo und wenn Zeit bleibt noch ein wenig Brasilien bis dann der Rückflug von Rio de Janeiro unvermeidlich wird. Lasst Euch alle überraschen....
Details:
Aufbruch: 04.11.2011
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: April 2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Brasilien
Der Autor
 
Uta Weißel berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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